ALs die Zeit zu Ende war. Doreen Brigadon

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Название ALs die Zeit zu Ende war
Автор произведения Doreen Brigadon
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748597704



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ist keine Französin. Was ist da jetzt wieder schiefgelaufen?“, fragte er, mehr zu sich selbst.

      Auch Adolf konnte nur mit den Schultern zucken. Ich verhielt mich jetzt lieber still, bevor Alfons noch wütender wurde. Was hätte ich jetzt auch tun können? Es dauerte nicht lange und wir fuhren bei einem nicht so teuren Lokal vor. Zumindest sah es von außen so aus. Adolf beeilte sich, uns die Tür aufzumachen. Er half zuerst mir, dann Alfons raus. Er parkte die Limousine dann woanders. Hier durfte er nicht stehen bleiben. Alfons nahm mich beim Arm und zog mich ins Restaurant mit. Drinnen legten wir die Jacken ab. Er hatte einen silbergrauen Anzug an. In dem sah er noch hervorragender aus. Auch er begutachtete mich.

      „Darf ich?“, fragte er und griff mir auch schon in meine Haare und holte die Spangen raus. Dann wuschelte er sie noch etwas.

      „So gefällst du mir doch besser. Und lass dir nie so eine Frisur einreden.“

      Er war nicht sauer auf mich, sondern sauer auf die anderen, weil die etwas verbockt hatten. Dann gingen wir weiter. Ein Kellner brachte uns zu unserem Tisch. Der gab uns die Speisekarte.

      „Wissen die Herrschaften schon, was sie trinken möchten?“

      Nach der ganzen Aufregung brauchte ich etwas zum Runterkommen. Ich bestellte mir ein Bier. Der Kellner starrte mich an und Alfons sah mich amüsiert an. Ich sah in meine Karte und fragte den Kellner gleichzeitig: „Sie haben doch Bier, oder?“

      „Ja, sicher“, sagte er verstört.

      Alfons nickte ihm zu.

      „Mir bringen Sie die Nummer 4 und zwei Gläser bitte.“

      „Ja, sehr wohl, Herr von Behringen.“

      Er kannte sogar seinen Namen. Also musste er öfter hier sein. Aber wieso hatte er so erschrocken dreingesehen? Ich musste das sofort Alfons fragen.

      „Wieso hatte mich der Kellner so angestarrt, als ich Bier verlangte?“

      „Weil die Damen, mit denen ich sonst hierherkam, immer nur Sekt oder Champagner schlürften. Es ist neu, dass sich eine Frau Bier bestellt.“

      „Aber ich habe gerade Lust darauf. Sollen wir es noch ändern?“

      „Nein, lass es. Es amüsiert mich immer wieder, wie du die anderen schockst und du mit manchen Situationen zu recht kommst, wo so manch andere Frau zur Hysterie neigt.“

      „Vielleicht bin ich anders aufgewachsen?“

      „Ja, das wird es sein. Und bleibe bitte so! Egal, was passiert. Wenn du Bier willst, bestelle es dir. Wenn du Huhn möchtest, dann iss es mit den Händen und nicht mit Gabel und Messer. Das halte ich sowieso für übertrieben!“, und zwinkert mir zu.

      Der Kellner brachte das Gewünschte und stellte mir das Bier vorsichtig auf den Tisch. Wovor hatte er Angst? Er schenkte Alfons den Wein ein und wartete, ob es sein Geschmack war.

      „Haben die Herrschaften schon gewählt?“

      Ich sah Alfons an und er mich.

      „Was möchtest du gerne? Gebratenes oder gebackenes Huhn? Oder doch lieber Rippchen oder gar Beuschel?“

      Wen wollte er jetzt pflanzen? Mich oder den Kellner? Ich sah noch einmal in die Karte. Ich sah leider weder Huhn noch Beuschel. Nur Rippchen für zwei.

      „Wo siehst du das alles?“, zischte ich hinter der Speisekarte zu ihm.

      „In meiner Speisekarte. Ich lese mehr als du.“

      Jetzt wusste ich, dass er mich aufzog. Laut sagte ich: „Die Rippchen wären nicht schlecht. Isst du bitte mit, Schatz?“

      Jetzt hatte ich ihm wieder den Ball zugeworfen.

      „Ja! Bringen Sie bitte die Rippchen Platte für zwei.“

      Jetzt hatte er mich. Er hatte sie wirklich bestellt. Als der Kellner weg war, fragte ich ihn: „Ist das jetzt dein voller Ernst?“

      „Ja. Ich will sehen, wie du sie mit Messer und Gabel isst. Mein Schatz!“

      Er griff das Kosewort sofort auf.

      „Schatz, ich werde sie essen so wie immer.“

      Jetzt konnte er grübeln wie ich es mache, hob mein Glas, prostete ihm zu und machte einen großen Schluck. Der Schluck war köstlich. So gut hatte mir Bier schon lange nicht mehr geschmeckt.

      „Du hast ein kleines Bärtchen, mein Schätzchen“, sagte er leise zu mir.

      Ich tupfte es mir rasch mit der Serviette ab. Er lächelte mir zu.

      „Du bist immer wieder gut für Späße, oder?“

      „Sicher! Das Leben ist viel zu trostlos, darum sollte man es nehmen wie es ist und daraus das Beste machen.“

      Jetzt lächelte er nicht mehr so. Ihm war es wieder vergangen. Was hatte ich gesagt? Es war ja nichts Schlimmes! Er war oft sprunghaft. Von freundlich zu böse, von lächeln zu Trübsal blasen. Er verheimlichte etwas. Niemand sprang ohne Grund von einem Extrem zum anderen, so schnell. Außer er wusste etwas Schlimmes. Er prostete mir wieder zu, mit seinem Glas Wein. Ich lächelte ihn noch mehr an. Er machte es mir nach. Aber es fiel ihm schwer. Da war etwas, definitiv. Aber jetzt fragen wäre sicher der falsche Zeitpunkt. Also musste ich es auf später verschieben. In meiner Tasche hörte ich es surren, bzw. vibrieren. Wer konnte das jetzt sein?

      „Entschuldige!“, und sah rasch nach.

      Und wer war es? Michi! Natürlich! Ich habe mich ja noch gar nicht bei ihr gemeldet. Ich schrieb ihr zurück, dass ich gerade beim Essen bin und ich es ihr am Sonntagabend alles erzählen werde. Bin noch voll eingespannt! Ich drehte das Handy sofort ab.

      „Entschuldige noch einmal. Es war meine neugierige Freundin.“

      „Die sich auch beworben hatte und nicht genommen wurde?“

      „Ja, genau die.“

      „Könntest du mir ein Foto von ihr zeigen, bitte?“

      „Ich habe leider das Handy schon abgeschaltet, denn sie wird sonst nie Ruhe geben.“

      „Ach schade. Ich hätte sie gerne gesehen.“

      „Vielleicht später.“

      „Ist auch gut“, meinte er nur.

      Dann kam auch schon unser Essen, und diesmal war es nicht so klein. Ich nahm mir sofort ein Rippchen, schnitt es. Dazu nahm ich mir noch einen Maiskolben und fasste mir noch Pommes dazu. Alfons machte es ähnlich. Ich genierte mich nicht und biss von den Rippchen und dem Maiskolben einfach ab. Zum Maiskolben gab es sogar noch Stäbchen dazu, dass man sie nehmen konnte, ohne fett zu werden. Ich sah mich lieber nicht um, ob mich die anderen beobachteten. Alfons aß wenig Fleisch, dafür mehr Gemüse. Alles konnten wir leider nicht aufessen. Nach dem Essen nahm ich meine Tasche und ging kurz zur Toilette. Ich musste meine Finger waschen, und auch für „kleine Mädchen“. Da kamen gerade zwei Frauen rein und sprachen wohl über mich. Wie man nur mit den Fingern essen konnte, wenn man als kultivierter Mensch Messer und Gabel hatte. Ich wollte diese Frauen sehen, und genierte mich nicht, raus zu kommen und mir die Hände zu waschen. Als sie mich sahen, verschwanden sie sofort. Über einem hinter dem Rücken reden konnte ein jeder, aber ihm es auch ins Gesicht zu sagen, das trauten sich die wenigsten. Ich ging hoch erhobenen Hauptes wieder raus. Als ich zu unserem Tisch kam, fragte mich Alfons: „Bist du fertig? Dann können wir fahren.“

      „Wo geht es jetzt hin?“

      „Das wirst du sehen, wenn wir dort sind.“

      Und schon gingen wir dem Ausgang zu. Da fiel mir ein.

      „Musst du nicht bezahlen?“

      „Habe ich doch schon gemacht, mein Schätzchen, während du auf der Toilette warst.“

      Draußen erwartete uns schon Adolf mit der Limousine. Wir stiegen ein und Adolf fuhr los.

      „Jetzt hätten wir kurz Zeit. Da könntest du mir ja