Dr. Patchwork und die Insekten. Gordon Goh

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Название Dr. Patchwork und die Insekten
Автор произведения Gordon Goh
Жанр Языкознание
Серия WarTimeSaga
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742795625



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zur spontanen Weiterentwicklung auf genetischer Ebene bezieht, dann könnten wir mit Hilfe des genetischen Chaos diese Fähigkeit ausschalten oder uns sogar zu Nutze machen. Wie würde Ihnen das gefallen?«.

      Sogar Needle gibt dem Ganzen auch noch eine Befürwortung »Na ja! Mit den Proben aus meinem Labor wäre das durchaus machbar. Zumindest wenn Steinberg Recht behält.«.

      Ich nicke ihm zustimmend zu, während ich mit erhobenem Hauptes und ausgestrecktem Brustkorb auf seinen kleinen Affenkopf herabschaue. Auch wenn er sich jetzt auf meine Seite stellt, darf ich nie vergessen, dass auch er nur ein Sterblicher ist. Zumindest für diesen einen Moment bin ich für ihn wie ein Gott. Diesen Moment koste ich aus. Dann wird der triumphale Augenblick jedoch von seitens Gabriel ruiniert, als er sagt »Falls Steinberg Recht behält, Needle!«.

      Der Blick, den Gabriel mir nun zuwirft, gleicht einer Speerspitze aus Verachtung und Gegenwehr.

      »Erstens bezweifle ich, dass ein Trupp der Interstellar Force lebendig das Hive verlassen kann, zweitens sehe ich ein Problem darin, ein lebendes Exemplar der Plage zu fangen, geschweige denn in der Kolonie zu beherbergen und drittens glaube ich nicht daran, dass die Flora für uns ein Problem darstellt. Zumindest nicht auf diesem Planeten. Die Flora ist auf der Erde. Und wenn wir die Proben in Needles Labor beseitigen, wird es auch hier kein Problem mit der Flora geben. Ich habe schon viel zu oft sagen müssen, was für ein idiotischer Fehler es war, überhaupt Proben von ihr mitzunehmen.« fügt Gabriel hochnäsig hinzu.

      Jeremy Needle steht auf und antwortet mit einem Finger, den er auf Gabriel richtet »Die Flora wurde von einem außerirdischen Wesen namens Ilmatar auf die Erde gebracht, das ganz offensichtlich ein Problem damit hatte, wie wir mit dem Ökosystem umgegangen sind.«.

      Sinclair fügt hinzu »Bitte! Das sind doch alles nur Gerüchte. Ich sage, es war das jüngste Gericht, das die ungläubigen Sünder bestrafen sollte. Dann hat Gott uns auserwählt, damit wir eine neue Zukunft aufbauen können. Unsere Vorfahren wurden in den Himmel geschickt und haben uns durch das Tor in unsere neue Heimat gebracht. Gott allein hat uns diesen Ort hinterlassen, damit seine größte Schöpfung, der Mensch, aus seinen Fehlern lernen kann.«.

      Charlotte Hubble fügt noch mit hoch wedelnden Armen ein predigendes »Gelobt sei Jesus!« hinzu.

      Ich muss mich danach setzen und packe mir an die vor Wut pochende Stirn, während ich mir bei diesem Gespräch nicht sicher bin, ob ich lachen, weinen oder mal kräftig zuschlagen soll. Pah, jedes Mal wenn Hubble eine ihrer klischeehaften Kirchenmonologe von sich gibt, wird meine Neigung zur Menschenverachtung noch stärker. Ja, ich glaube sogar, dass mein größter Wunsch in Erfüllung ginge, wenn Polizeibeamte eines Tages ihren aufgedunsenen Leichnam im dreckigen Keller eines perversen Sexualtriebtäters identifizieren.

      »Was soll dieser Blödsinn mit Jesus?« sagt ein jüdischer Interstellar Force-Soldat mit Davidstern um seinen Hals zu Hubble und fügt hinzu »Es ist ein Wunder, dass Gott so viele Heiden am Leben gelassen hat, die einen Propheten als Halbgott anbeten. Wegen Heiden wie euch, wird die Plage doch noch über unsere Kolonie trampeln.«.

      Ach, zum Teufel! Auch ihn soll dieser Sexualtriebtäter erwischen. Ich kann einfach nicht glauben, welch einen Schrott ich da höre. Diese Torfnasen haben das Sagen über die Kolonie und benehmen sich wie Straßenprediger, die sich gleich mit ihren religiösen Protestschildern erschlagen. Aber in einem Punkt hat dieser jüdische Offizier namens David Recht. Diese religiösen Meinungsverschiedenheiten könnten tatsächlich mal der Grund dafür sein, weshalb die Kolonie eines Tages zu Grunde gehen könnte. Wenn die Plage oder die Matrix es nicht schaffen sollte, uns zu vernichten, dann geben wir uns einfach selbst den Rest. So eine verdammte gequirlte Scheiße! Und genau aus dem Grund gehe ich nicht gerne zu diesen Sitzungen. Weil eh nichts Intelligentes dabei herauskommt. Wie gerne würde ich doch einer anderen Spezies angehören. Dann rutscht es mir plötzlich aus dem Mund.

      »Ihr Flachzangen seid der Grund dafür, wenn wir eines Tages noch vor die Hunde gehen! Ihr Arschlöcher!« rufe ich und die Nulpen in diesem Raum blicken alle verwirrt zu mir.

      Dann fahre ich fort »Zunächst einmal haben wir uns selbst in den Himmel geschickt. Die Raumflotte für das Exodus-Projekt haben wir selbst auf die Beine gestellt. Und dieses ringförmige Nemesisobjekt war nichts anderes als Alien-Technologie. Irgendeine außerirdische Pappnase hat das Teil dort positioniert, um interstellares Reisen zu ermöglichen oder zu beschleunigen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern, die ihr ja leider nicht für die Forschungsabteilung einstellt, weil sie eure religiösen Ansichten in Frage stellen, konnte das mit logischen Ansätzen rational erläutern. Und wenn die Recht behalten, existiert auch außerhalb dieses Sternensystems ein solches Nemesisobjekt. Das heißt, egal wer das Ding oder diese Dinger gebaut hat, kann sie jederzeit benutzen, um auch hier her zu kommen und uns einen Besuch zu bestatten. Womöglich ist dieses Ilmatarwesen so zu uns kommen. Also kann sie jederzeit hier aufkreuzen und das Spiel fortsetzen, das sie auf der Erde begonnen hat. Wenn das passiert, sollten wir besser gegen sie gerüstet sein und das Genom auf molekularer Ebene so beherrschen, dass wir gegen ihre Floramächte anstinken können.«.

      Esa wirft mir einen neugierigen, aber dennoch arroganten Blick zu und fragt mich »Warum sollte Ilmatar hier herkommen?«.

      Ich packe mir mit aller Geduld an die Schläfe und hebe erklärend die Hand, während ich diesem Vollidioten antworte »Warum? WARUM? OK, wo fange ich an? Ach ja, wie wär´s damit, dass ihr alle EIN HAUFEN GEISTLOSER UND SELBSTSÜCHTIGER SPINNER SEID? Ja, es stimmt, dass wir eine zweite Chance auf einem neuen Planeten haben. Wir können nochmal ganz von neu beginnen und alles besser machen. Wir könnten nachhaltige Ressourcen nutzen, unseren neuen Heimatplaneten pflegen und mit Bedacht fürs eigene Überleben nutzen, eine ordentliche kriegsfreie Zivilisation aufbauen und uns weniger gegenseitig anpimmeln ... ABER VON DIESEN GANZEN SACHEN DRINGT NICHTS IN EURE VERDAMMTEN HOHLSCHÄDEL EIN. NEIN! DEN GANZEN PROBLEMATISCHEN KURZSICHTIGEN SCHEIß, DEN WIR DAMALS AUF DER ERDE GEMACHT HABEN, MACHEN WIR GLEICH NOCHMAL AUF DIESEM PLANETEN. WIR HOLEN RESSOURCEN VOM KOHLENSTOFFPLANETEN, UM SIE ALS EMISSIONEN IN DIE SOWIESO SCHON VERSEUCHTE ATMOSPHÄRE ZU PUMPEN UND HETZEN ZU ALLEM ÜBERFLUSS AUCH NOCH DIE EINHEIMISCHEN LEBENSFORMEN AUF UNS. Ist euch eigentlich mal in den Sinn gekommen, dass das hier noch nicht einmal unser Planet ist? Wir haben hier noch nicht mal was zu suchen. Aber trotzdem machen wir uns hier gleich breit, als wären wir hier zu Hause wie ein ungebetener Schmarotzer, machen hier auch gleich alles kaputt und bauen eine Gesellschaft auf, die sich religiös so stark differenziert, dass religiöse Streitereien und Schlägereien zum Alltag werden.«.

      Hubble unterbricht mich und sagt »Adam hat Recht. Es wäre alles viel einfacher, wenn wir alle der gleichen Religion angehören.«.

      Sinclair erwidert diesen Kommentar »Gut, Hubble! Dann konvertieren Sie doch ins Judentum!«.

      Ich rede einfach rein »Nein! Ihr dämlichen Hornochsen! Seht ihr? Genau diesen Scheiß meinte ich. Ich finde, wir haben momentan weitaus größere Probleme als uns mit religiösen Differenzen zu befassen. Auf der Erde haben wir uns tagtäglich darüber aufgeregt, dass ein anderer nicht denselben Glauben oder die gleiche politische Meinung hat wie man selbst oder weil er eine andere Hautfarbe hat oder einer anderen Kultur angehört. Dann haben wir uns deswegen gleich gegenseitig abgeknallt. Und genau den gleichen Scheiß machen wir jetzt schon wieder. Ihr wollt mich doch alle verarschen!«.

      Sinclair erwidert meinen Kommentar mit folgenden Worten »Passen Sie auf, was Sie sagen, Steinberg! Ich weiß, dass Sie hinter unserem Rücken über unsere Glaubensrichtungen lästern, aber...«.

      »Hinter eurem Rücken? Ich sage euch das ins Gesicht!« rede ich dazwischen.

      »...,ABER« ergreift Sinclair erneut das Wort »...denken Sie daran, dass sich der Mensch immerhin durch seinen Glauben definiert! Denken Sie daran, dass uns der Glaube immer vorangetrieben hat! Gerade in solchen Zeiten dürfen wir nicht den Glauben aufgeben, dass wir aus einem bestimmten Grund hier sind. Und ich glaube, Gott will, dass wir diesen Planeten nutzen. Alles, was wir über die Plage und die Matrix wissen müssen, ist wie wir sie besiegen und nutzen können. So will es Gott! Daran glaube ich fest und mein Glaube wird uns die Kraft geben dieses Ziel zu erreichen.«.

      Ich gebe noch einen philosophischen Denkzettel von mir