Dr. Patchwork und die Insekten. Gordon Goh

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Название Dr. Patchwork und die Insekten
Автор произведения Gordon Goh
Жанр Языкознание
Серия WarTimeSaga
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742795625



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die in der Lage sind, Software mit ihren Gedanken zu steuern. Diese Anomalie hat sich seit der Ankunft der Kolonisten auf Eden-2 entwickelt. Wie viele andere Cyberkinetiker ist auch Esa der Scientology beigetreten, nachdem er seine Fähigkeit bemerkt hat. Er ist ein narzisstischer Kontrollfreak und kann schlecht mit Kritik oder Beschämungen umgehen. Wie viele andere Scientologen auf Eden-2 trägt er einen blauen Trenchcoat mit goldenen und silbernen Flicken als Verzierung. Er gehört zur Forschungsabteilung, die für das elektronische Verteidigungssystem und der Kolonie zuständig ist und trägt als Anstecknadel einen goldenen Computerchip nebst den schwarzen SOD-Initialen. Er ist auch dafür zuständig, gesellschaftliche Freidenker aufzuspüren und gegen aufständische Gruppierungen vorzugehen. Am liebsten tut er das über das NeuroNet. Seine Forschungsabteilung arbeitet eng mit der von Victoria und mit BrainConnection zusammen. Er ist etwas blass im Gesicht und trägt kurze schwarze Haare mit einigen Haarsträhnen, die an seiner Stirn einzeln herunterhängen. Die nächste erwähnenswerte Person am Tisch ist Charlotte Hubble. Sie ist christlichen Glaubens und soll die Energieversorgung der Stadt, den Zustand der Stadtkuppel und Transportwege zu den Außenposten unter Beobachtung halten. Sie trägt fuchsrotes langes Haar und macht einen tollpatschigen, manchmal sogar sehr naiven Eindruck. Ihre Anstecknadel ist ein schwarzes SOD nebst einem goldenen Halbkreis, der die Stadtkuppel darstellen soll. Dann wäre da noch Adam und Marias Vater von der Genetik-Abteilung, die auch nicht direkt dem SOD untergeordnet ist, aber daran arbeitet, seine genetisch veränderten Menschenratten als Arbeiterklasse für gefährliche Einsätze zu züchten, die den Kolonisten ein angenehmeres Leben verschaffen sollen. Deshalb wird er, Kane Steinberg, vom SOD finanziell unterstützt. Er ist dunkelhaarig, etwas übergewichtig und Jude. Seine Anstecknadel ist eine silberne Doppelhelix. Die letzte und populärste Person ist Gabriel Voyage. Er ist Adams stärkste Konkurrenz. Mit ihm muss Adam bei jeder Sitzung ausdiskutieren, von welcher Lebensform die stärkste Bedrohung für die Kolonie ausgeht. Der Plage oder der Matrix. Er hat den Plan, die Matrix zu erforschen, abzuernten und als Energiequelle für die Kolonie einzusetzen. Er trägt einen lila Laborkittel und eine Stecknadel mit dem schwarzen SOD und daneben ein lila Dreieck mit einem lila Ring in dessen Mitte. Sieht aus wie ein Illuminatenabzeichen, doch jedes Mal, wenn man Gabriel fragt, was es damit auf sich hat, antwortet er „Das Dreieck ist nun mal die stabilste Form und der Kreis hat die perfekte Symmetrie. Die Matrix nimmt diese Formen stets an und erreicht damit ebenfalls einen nahezu perfekten Zustand. Die Matrix steht für alles, was vollkommen ist.“.

      Wann immer ihn jemand eine Frage über die Stecknadel stellt, antwortet er immer exakt mit dieser Wortwahl und zwar in genau der Reihenfolge. Gabriel Voyage ist ein Neurotiker. Einer der Gründe, warum Adam Steinberg ein Misanthrop ist. Seine braunen Haare mit den grauen Strähnen hängen ihm links und rechts herunter, in der Mitte durch einen Scheitel getrennt und erreichen knapp vor den Augenbrauen ihre Haarspitzen. Vor dem Tisch steht noch Sinclair mit den Händen hinter dem Rücken und der Brust herausgestreckt, wie ein dominantes stolzes Kerlchen. Das ist SOD mit ihren Forschungsabteilungen.

      Mit Sinclair an der Spitze.

      Victoria Belgrad und Nikolai Wolga, die Waffen bauen.

      Kalle Erlmeyer, der den Himmel und den Boden beobachtet.

      Mihamoto Sakurada von BrainConnection.

      Esa Spencer der Cyberkinetiker.

      Die tollpatschige und naive Charlotte Hubble.

      Adams Vater, der Ratten züchtende Kane Steinberg.

      Adams Erzkonkurrent Gabriel Voyage.

      Adams Assistentin, die Ratte Ivy.

      Und Jeremy Needle, der Ivy schon etwas zu nahegekommen ist.

       4

      »Wo steckt denn Steinberg schon wieder?« fragt Sinclair.

      »Er, äh... er müsste...« stottert Ivy nervös und fast schon verzweifelt.

      Da unterbricht Victoria Ivy im Hintergrund und äfft sie scherzhaft und fies nach »„Äh, äh, äh!“«.

      Ivy möchte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, beißt die Zähne zusammen und erhebt die Stimme, um zu verkünden »Ich soll ausrichten, dass er sich etwas verspätet, weil er sich einen Kaffee holt.«.

      Das war alles genau so, Wort für Wort, wie Adam es ihr gesagt hat. Nur das „etwas“ hat sie selbst hinzugefügt. Sinclair verstärkt seine Stimme und brüllt laut aus »Einen Kaffee? Wir besprechen hier die Zukunft der menschlichen Zivilisation und dieser Penner verspätet sich wegen eines Kaffees?«.

      Ivy zuckt vor Schreck den Kopf leicht nach unten mit zugekniffenen Augen und fügt noch hinzu »Ja, und ich soll ebenfalls von ihm ausrichten, wenn Sie ein Problem damit haben, dann sollen Sie nicht so eine Pussy sein und können sich ins Knie ficken. Zitat Ende!«.

      Warum sie das jetzt auch sagen musste, hat Ivy selber nicht ganz kapiert. Es ist ihr einfach wie eine Tomatenscheibe aus einem zu grob belegtem Sandwich rausgeflutscht. Aber sie hat ihn nur zitiert und noch nicht mal übertrieben. Die Pussy hätte ein Affenficker werden sollen und die Sache mit der Kastration hat sie ganz weggelassen. Und dann waren da noch ein paar Sätze mit dem A-Wort, die sie sich eh nicht merken konnte. Sinclair kommt mit gesenktem Kopf nachdenklich auf sie zu spaziert und massiert sich die eigenen Finger. Er läuft ein paar Mal an ihr vorbei, während die anderen Sitzungsteilnehmer noch nicht ganz verarbeitet haben, was Ivy da bekanntgegeben hat. Ivy ist nervös. Da bleibt Sinclair direkt vor ihr stehen und hat einen Entschluss gefasst. Den Entschluss, ihr eine saftige Maulschelle zu verpassen, die auch sofort schneller auf ihre linke Rattenbacke zugeflogen kommt, als sie reagieren kann. Ihr Fell im Gesicht hat die Wucht etwas gedämpft, jedoch nicht die Schande, der sie sich bewusst wird, zwei Sekunden, nachdem sie den Schreck begriffen hat. Der Schreck wird zu einem psychischen Schock, der sich langsam in Unbegreiflichkeit und Verzweiflung entwickelt. Denn jeder hat es gesehen und schließlich verwandelt sich der Druck auf ihrer Wange zu einem pochenden Schmerz. Sinclair hat doch eine heftigere Maulschelle drauf, als sie anfangs bemerkt hat. Das merkt sie vor allem, nachdem sie ihre blutige Schnauze bemerkt. Ivy wurde geschlagen und sie kann sich nicht dagegen wehren. Sie würde den Kürzeren ziehen. Niemand würde hinter ihr stehen und sie unterstützen. Das tut auch jetzt niemand. Jetzt kommt auch noch ein freches schadenfrohes Kichern und Gelächter aus Seiten der russischen Homo faber und Esa. Sie lachen sie aus und das macht es nur noch schlimmer. Gabriel wirkt etwas genervt und rollt mit den Augen. Ein paar einzelne Tränen sind jetzt unvermeidlich, nur Geheule und Geseufze kann und muss sie sich verkneifen. Mit ganzer Kraft schluckt sie es runter und erduldet es. Sie richtet sich wieder auf und bemerkt erst jetzt, dass Sinclair sich bereits fünf Meter von ihr distanziert und ihr den Rücken zugekehrt hat. Er schenkt ihr keine Beachtung mehr. Dann öffnet sich die Tür und Adam betritt den Raum. Mit einer vollen Kaffeetasse in der einen Hand und zwei Donuts in der anderen. Einen Donut hält Adam zwischen Daumen und Zeigefinger und einen weiteren hat er sich auf den Mittelfinger gesteckt. Das erste was Adam sieht, ist die blutige Rattenschnauze seiner Assistentin. Das zweite sind die armseligen Arschgeigen, die er genau so nennt.

      »Hey, Arschgeigen!« begrüßt er seine Kollegen und wendet sich dann seiner Schwester und seinem Vater zu »Maria! Dad!«. Dad schüttelt seinen gesenkten Kopf und stöhnt.

      Nun kommt Adam zur Sache und fragt »Also, wer war der intelligente Vollidiot, der meine Ratte geschlagen hat?«.

      Sinclair neigt seinen Kopf in seine Richtung und antwortet erbost »Setzen Sie sich, Steinberg!«.

      »Ach kommen Sie, Sincli! Ich hab mir nur einen Donut geholt. Sehen Sie?« erwidert Adam.

      Sinclair blickt zu ihm rüber und sieht dabei, wie Adam ihm den Donut zeigt, den er sich um den Mittelfinger gesteckt hat, nur damit er Sinclair den Mittelfinger ausstrecken kann, ohne dass es zu offensichtlich wird.

      »SETZEN SIE SICH, STEINBERG!« brüllt Sinclair.

      Damit das Ganze nicht eskaliert und Adam wissen will, was die anderen Vollidioten zu sagen haben, geht er ohne weiteres Aufsehen auf den Tisch zu. Jeremy sitzt zwischen den zwei einzigen unbesetzten Stühlen, so dass sich Adam und Ivy separieren müssen. Jeremy zieht einen Stuhl nach hinten und bietet