Anaconny. Lewis Cowley

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Название Anaconny
Автор произведения Lewis Cowley
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753187853



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er.

      Erst jetzt erkannte Richard, wen er vor sich hatte.

      "Hubsi, du?" fragte er gedehnt. "Verdammt, bin ich erleichtert. Ich dachte schon, die Bullen hätten herausbekommen, wo ich jetzt wohne."

      "Das haben sie bereits." erklärte Hubert. "Zumindest weiß Inspektor Kramer Bescheid. Er hat mich geben, dich aufzusuchen, bevor er die Beamten informiert."

      Dabei entdeckte er den Steckbrief, der an der Wand hing.

      "Tut mir leid." begann er. "Das da hat jemand veranlasst, ohne, dass ich es wusste. Als man den Wagen meiner Schwester abgedrängt hat, bist du verschwunden. Da hat natürlich jeder geglaubt, du wärst es gewesen."

      "Aber du hast doch nicht an mir gezweifelt, oder?" fragte Richard.

      "Ach komm schon, Dick." beruhigte ihn Hubert. "Das weißt du doch besser als ich. Aber warum bist du angehauen?"

      "Ich wollte nicht ausreißen." schwor Richard. "Aber ich hab´s im Radio gehört. Da wurde auch gemeldet, das man mich verdächtigt. Und da hatte ich Angst, dass mir niemand glauben würde. Seitdem bin ich hier."

      "Armer Dick." sagte Hubert bedauernd. "Die zwei Jahre allein gewesen für nichts. Das heißt, du weißt auch nicht, wer es war."

      "Woher denn?" fragte der Tierhändler. "Ich hab´s doch aus dem Radio erfahren."

      "Also weißt du nichts." Hubert setzte sich auf einen Stuhl und fuhr fort:

      "Und ich hatte gehofft, du könntest mich weiterbringen."

      "Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann." sagte Richard. "Aber ich fürchte, es bleibt bei der Polizei. Sie hätte damals die Spuren sichern sollen. Zumindest hätten sie herauskriegen müssen, von wem die Farbe des anderen Autos war. Aber die hatten ja nichts Eiligeres zu tun, als mich zu jagen."

      "Was ist dann passiert?" fragte Hubert.

      "Ich habe meine Zelte dort abgebrochen und bin dann in die Schweiz geflohen." berichtete Richard. "Einfach so, ohne Perspektiven. Ich kam dann hier bei dem alten Gretli unter, der mich aufnahm. Du siehst doch, dass die Hütte groß genug für zwei ist. Vor einem Jahr ist er gestorben. Herzversagen."

      "Hat denn keiner auch nur den leisesten Verdacht geschöpft, du könntest etwas mit seinem Tod zu tun haben." fragte Hubert.

      "Es wurde einwandfrei Herzversagen festgestellt." erklärte Richard. "Aber das hilft mir auch nicht mehr. Fest steht, dass die Bullen mich suchen."

      "Ich nehm dich einfach mit zurück." sagte Hubert.

      "Wie stellst du dir das vor?" fragte der Tierhändler. "Sobald ich in Deutschland auftauche, werde ich sofort festgenommen. Nein nein, ich muss abwarten, bis man den richtigen Mörder findet."

      "Das kann doch ewig dauern." meinte der Unternehmer. "Nein, es geht nicht anders. Ich bringe dich zurück und rehabilitiere dich."

      "Wie willst du das denn anstellen?" wollte Richard wissen.

      "So genau weiß ich das auch nicht." gestand Hubert. "Aber irgendwie schaffe ich das schon."

      "Irgendwie, du hast also keine Ahnung." gab Richard zurück. "Mein Gott begreifst du das denn nicht. Ich sitze hier fest. Außerdem kann ich in Augsburg keine neue Existenz mehr aufbauen. Nein, ich muss hier ebenfalls weg. Wahrscheinlich ziehe ich woanders in die Berge hin."

      "Aber gib mir wenigstens Bescheid, wenn es soweit ist." sagte Hubert. "Ich fahre inzwischen zurück und überrede den Inspektor, dass er die Anklage fallen lassen soll. Schließlich ist er ein Freund von mir."

      "Das schaffst du doch nur, wenn du den wahren Mörder ablieferst." entgegnete Richard. "Außerdem habe ich dir gesagt, dass ich keine Perspektive in Augsburg habe."

      "Wenn´s nur was nützt." meinte Hubert. "Also ich schau, was sich machen lässt. Als erstes werde ich den Inspektor aufsuchen, aber das geht erst am Montag. Morgen arbeitet er nicht."

      "Ich hoffe, du erreicht was, bezüglich dieser Sache." sagte Richard. "Sonst sieht´s schlecht für mich aus."

      "Ich mach das schon." versprach Hubert. "Schon am Montag werde ich ihn aufsuchen. Dann werden wir sehen."

      Bald darauf war Hubert wieder auf dem Rückweg. Zum Glück schaffte sein Wagen mit einer Stromfüllung locker seine 500 Kilometer. Als er zuhause ankam, war es schon spät geworden. Er stellte seinen Wagen in die Garage und steckte ihn an. Dann ging er in sein Haus.

      Zwei Tage später suchte er die Polizei auf. Sein Freund hatte gerade Dienstschluss, als Hubert dort ankam.

      "Ich muss dringend mit dir reden." sagte er bestimmt.

      "Geht es um Herrn Hamann?" fragte der Inspektor.

      "Genau um den." erwiderte Hubert. "Ich habe ihn am Samstag aufgesucht und mit ihm gesprochen. Er war´s nicht."

      "Wer soll es denn sonst gewesen sein?" wollte Christoph wissen.

      "Fest steht, dass damals der Wagen nicht genau untersucht wurde." stellte Hubert fest. "Sonst hätte man das Unfallauto gefunden und den Mörder gestellt."

      "Ich habe damals die Ermittlungen geführt, wie du weißt." erinnerte ihn der Inspektor. "Und das nur, weil du mich darum gebeten hast, weil du nicht an einen Unfall glaubtest."

      "Ich bin heute mehr denn je überzeugt, dass es Mord war." sagte Hubert. "Ich weiß nur nicht, warum."

      "Wir hielten es nicht für nötig, den Wagen auf Fremdspuren zu untersuchen." erklärte Christoph. "Für uns war klar, wer der Täter ist."

      "So ein Blödsinn." verwarf sich Hubert. "Und das glaubt ihr nur, weil Dick abgehauen ist. Ich sagte doch, er hat es im Radio erfahren."

      "Das hat er dir jedenfalls gesagt." wehrte Christoph ab. "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass da was dran ist. Ich sehe mich nun genötigt, ihn in der Schweiz festzunehmen."

      "Das wird nicht mehr gehen." sagte Hubert. "Er will jetzt untertauchen, bis der Fall geklärt ist."

      "Hat er dir gesagt, wohin er flüchten will?" fragte Christoph.

      "Wenn ich ihn richtig verstanden habe, nach Südamerika." log Hubert. "Die liefern nicht aus, das weiß er. Wahrscheinlich ist er schon drüben."

      "Und sein Hab und Gut lässt er hier?" fragte Christoph etwas ungläubig.

      "Wer auf der Flucht ist, kümmert sich nur um das nackte Überleben." erklärte Hubert. Schließlich hat er damals auch alles aufgegeben und ist verschwunden."

      "Na also, das heißt, er ist schuldig." meinte der Inspektor.

      "Eben nicht." entgegnete Hubert. "Er ist untergetaucht, weil ihn jeder für schuldig hält. Er hat nicht die Möglichkeit, seine Unschuld zu beweisen, das ist Sache der Polizei."

      "Warum lässt du nicht deine Fähigkeiten als Detektiv spielen so wie damals?" fragte der Inspektor.

      "Du weißt, ich befasse mich nicht mehr mit solchen Sachen." sagte Hubert bestimmt.

      "Du bist also immer noch der Überzeugung, dass der Mordanschlag eigentlich dir galt." meinte Christoph. "Aber was macht dich so sicher."

      "Ich war dicht an einer Bande dran." erklärte Hubert. "Wahrscheinlich haben sie Wind bekommen und sind untergetaucht. Dann wollten sie mich beseitigen, erwischten aber meine Schwester."

      "Die Theorie ist nicht uninteressant, aber eben nur eine Theorie." sagte Christoph.

      "Aber Christoph." entgegnete Hubert. "Angenommen ich habe recht, dann heißt das, dass sie es wieder versuchen werden."

      "Dann hätten sie es längst gemacht." erwiderte der Inspektor. "Hubsi, es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken. Tatsache ist, dass Herr Hamann untergetaucht ist seit den Mord an deine Schwester. Solange wir keine verwertbaren Spuren haben, die darauf hinweisen, bleibt er der einzig Verdächtige."

      "Ich sehe schon, es hat keinen Sinn, mit dir darüber zu reden." meinte Hubert.

      "Nein,