Anaconny. Lewis Cowley

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Название Anaconny
Автор произведения Lewis Cowley
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753187853



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mitten im Raum stand und schloss kurz die Augen. Dann öffnete er sie und sagte leise:

      „Auf geht´s.“

      In diesem Moment läutete sein Telefon. Er nahm ab.

      "Firma Reiner." meldete er sich.

      "Ich bin´s, Christoph Kramer."

      "Hi Christoph." sagte Hubert. "Was verschafft mir die Ehre?"

      Kramer war Inspektor der Wache, die genau gegenüber der Tierärztin Lydia Heffner lag, mit der Hubert seit vielen Jahren sehr befreundet war.

      "Wir haben eine neue Spur bezüglich deiner Schwester." kam es zurück. "Könntest du morgen Vormittag zu mir auf´s Revier kommen?"

      "Ja, kann ich." antwortete Hubert. "Ich werde so gegen 11 Uhr kommen, aber vorher werde ich Lydia besuchen."

      "Wieso, hast du wieder ein Haustier?" fragte Christoph.

      "Nein, eigentlich nicht." gestand Hubert. "Aber da euer Revier um die Ecke der Praxis ist, sollte ich doch vorher bei ihr auftauchen."

      "Kannst du machen." sagte Christoph. "Also dann bis morgen."

      Schon am nächsten Vormittag fuhr Hubert mit seinem Wagen nach Augsburg. An einem großen Altbauhaus hielt er an und stieg aus.

      "Na, die wird sich freuen." dachte er sich.

      Unten am Zaun war ein Schild befestigt. "Dr. LYDIA HEFFNER, TIERÄRZTIN" stand darauf. Er läutete an der Klingel. Schon öffnete sich die Tür. Er trat ein und meldete sich bei der Sprechstundenhilfe.

      "Hallo, Herr Reiner." begrüßte sie ihn. "Haben Sie heute kein Haustier dabei?"

      "Nein, ich bin aus einem anderen Grund da." sagte er. "Wo ist Lydia?"

      "Sie behandelt gerade einen Hund." antwortete die Frau. "Sie wird gleich für Sie da sein."

      Es dauerte tatsächlich nur ein paar Minuten, als eine bildhübsche Frau um die 50 heraustrat und einen Hund bei sich führte.

      "Mich laust der Affe. Hubsi!" rief sie erfreut.

      "Tag, Lydia!" begrüßte er seine beste Freundin. Beide fielen sich in die Arme.

      "Wo kommst du denn her?" fragte sie.

      "Von da." sagte Hubert und wies nach hinten.

      "Und du willst sicher nach da." fuhr Lydia fort und wies in die andere Richtung.

      "So ähnlich." grinste er.

      Lydia holte tief Luft und fragte:

      "Hast du etwas über den Mörder deiner Schwester gehört?"

      "Nein." gestand er. "Aber vielleicht erfahre ich heute etwas. Ich muss zu Christoph. Er hat mich bestellt."

      "Bist du deshalb hier?" fragte sie.

      "Ja." sagte er. "Aber ich wollte nur so sehen, wie es dir geht."

      "Arbeit hab ich genug, ich kann nicht klagen." entgegnete sie.

      "Kein Wunder, warum Norbert dich verlassen hat." meinte Hubert.

      "Er hat alle Tiere meiner Praxis als Konkurrenten gesehen." sagte sie. "Aber jetzt musst du zu Christoph."

      "Bin schon unterwegs." rief Hubert und verschwand aus der Praxis. Wenige Minuten später stand er vor einem Poizeirevier.

      "Ich bin Hubert Reiner." meldete er sich am Empfang an. "Inspektor Kramer erwartet mich."

      "Bereits seit zwei Minuten." kam es von dem Pförtner zurück. "Kommen Sie rein."

      Hubert ging durch den langen Gang, bis er vor einer Tür stand. Auf dem Schild konnte man lesen: "Inspektor Christoph Kramer". Hubert klopfte an.

      "Herein."

      Hubert öffnete die Tür und fragte:

      "Stör ich?"

      "Hubsi." sagte der Inspektor erfreut. "Nächstes Mal sagst du es, wenn du wieder in die Stadt kommst."

      "Tag, Christoph." grüßte Hubert und gab dem Inspektor die Hand.

      "Hast dir keinen schönen Tag ausgesucht." sagte Christoph.

      "Tja, das Wetter kann ich auch nicht beeinflussen." meinte Hubert. "Aber sag mir, warum hast du mich kommen lassen?"

      "Ich weiß, wo Richard Hamann ist." erklärte Christoph.

      "Dick?" fragte Hubert zurück. "Der hat doch meine Schwester nicht umgebracht. Das mögen die anderen glauben, aber ich nicht."

      "Du weißt, dass er seit zwei Jahren steckbrieflich von uns gesucht wird." erinnerte ihn der Inspektor. "Die Bundesregierung hat eine hohe Belohnung ausgesetzt."

      Hubert schüttelte nur leicht den Kopf und erwiderte dann:

      "Nein, nicht Dick. Der gehörte doch zur Familie."

      "Kann sein." meinte der Inspektor. "Trotzdem finde ich, du solltest mit ihm reden."

      "Wo ist er?" fragte Hubert.

      "Seit längerer Zeit gibt es in den Schweizer Bergen einen Tierhändler." erklärte Christoph. "Ein Kunde, der bei ihm war, sagt, das wäre der Mann auf dem Steckbrief."

      "Und warum schickst du nicht einige Beamte hin?" wollte Hubert wissen.

      "Weil ich möchte, dass du mit ihm redest." sagte der Inspektor. "Außerdem will die Kantonspolizei nicht mit uns zusammenarbeiten, weil sie den Fall nicht kennt."

      "Das verstehe ich nicht." meinte der Unternehmer. "Ich dachte, ihr arbeitet eng mit der Kantonspolizei zusammen."

      "Das ist in diesem Fall etwas schwerer." erklärte Christoph. "Ich nehme an, dass Herr Hamann dort einen hohen Stellungswert hat."

      "Und ich soll jetzt mit ihm reden." stellte Hubert fest. "Wo finde ich ihn?"

      Christoph holte eine Karte hervor und faltete sie auf.

      "Da hinten im Kanton Graubünden gibt es zu den Bergen nur eine Auffahrtsmöglichkeit mit dem Auto. Dort hat er seine Hütte. Ich kann dir von dem Ausschnitt eine Kopie machen."

      "Ja, tu das." bat Hubert. "Mit meinem Auto komme ich nicht sehr weit. Vielleicht kann ich noch heute hinfahren."

      "Das solltest du machen, ehe ich mich gezwungen sehe, die Beamten zu benachrichtigen." sagte Christoph. "Du weißt, ich muss mich an die Vorschriften halten, aber ich dachte, zuerst redest du mit ihm."

      "Nett von dir." entgegnete Hubert. "Ich krieg das schon hin. Nur würde mich interessieren, warum ihr gerade auf ihn kommt."

      "Weil er abgehauen ist, als deine Schwester starb." erklärte Christoph. "Nun, er mag andere Gründe gehabt haben, aber daran glaube ich nicht."

      "Das werde ich herausfinden." sagte Hubert. "Mach mir die Kopie, ich fahr sofort dorthin."

      Eine Stunde später jagte Hubert in Richtung Schweiz. Bald darauf war er in Graubünden angekommen. Dort besuchte er jenen Kunden, den Christoph erwähnt hatte. Die Adresse hatte er vom Inspektor bekommen.

      "Man sagte mir, dass Sie wissen, wo Herr Hamann lebt." begann er.

      "Sie müssen nur die Straße nach oben befahren." erklärte der Mann. "Es ist die einzig hier, die zu ihm führt. Seine Hütte liegt am Ende der Straße. Dort hat einst der alte Gretli gewohnt. Der war nämlich auch Tierhändler."

      "Alles klar." sagte Hubert. "Haben Sie vielen Dank."

      Schon war Hubert unterwegs, nachdem er seine Batterie wieder aufgeladen hatte. Es war schon Nachmittag, und es würde mit Sicherheit spät, wenn er heimkam, doch das war ihm egal. Die Sache mit Richard Hamann zu klären schien ihm wichtiger. Er brauchte auch nicht lange zu fahren, bis er oben ankam.

      Hubert stieg aus und holte erst einmal tief Luft. Wie würde Richard auf ihn reagieren nach zwei Jahren?

      Er öffnete die Ladentür und sah ihm gegenüber einen großen bärtigen, langhaarigen Mann.