Das Collier der Lady Ira. Mara Laue

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Название Das Collier der Lady Ira
Автор произведения Mara Laue
Жанр Языкознание
Серия Ein Edinburgh-Krimi mit Glen Kincaide
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783948483500



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Kolleginnen abgefangen, zu Boden gerungen und mit Handschellen fixiert.

      »Unschuldige laufen in der Regel nicht weg«, meinte Morven und wandte sich an die Kolleginnen. »Ziehen Sie ihm die Handschuhe aus. Die müssen wir auf Spuren untersuchen. Und jemand soll nach einem Strick, Seil oder ähnlichem Ding suchen, mit der die Tote erdrosselt worden ist. Falls sich hier im Geschäft nichts findet, suchen wir auch in den Abfallbehältern der Umgebung. Und ich besorge einen Durchsuchungsbeschluss für Mr Harringtons Auto.« Allerdings glaubte sie nicht daran, dass er so dumm gewesen war, das Mordinstrument in seinen Wagen zu legen. Oder vielleicht doch, wenn er davon ausgegangen war, dass die Polizei ihm seine Story glaubte. Morven war jedenfalls zuversichtlich, Gwyn Harringtons Tod sehr bald aufgeklärt zu haben.

      ***

      Glen öffnete die Eingangstür zur Agentur, und Shade rannte ihm erwartungsvoll voraus. Der Hund blieb vor dem Schreibtisch der Empfangssekretärin stehen und wedelte mit dem Schwanz.

      Bell Robertson nickte ihm lächelnd zu. »Guten Tag, Mr Kincaid.« Sie stand von ihrem Platz auf und ging in die Knie. »Hi, Shade!«, säuselte sie. »Ja, wo ist denn mein süßer Hund?« Gesprochen in einer Fistelstimme, die bestimmt nicht nur Glen in den Ohren schmerzte. Außerdem war Shade nicht ihr Hund, sondern seiner.

      Er fand die sinnfreie Ausdrucksweise, mit der manche Erwachsenen mit Hunden sprachen, ebenso lächerlich, wie wenn sie die Babysprache imitierten. Aber Shade gefiel sie. Oder ihm gefielen die Leckerli, die Bell immer für ihn parat hatte, und er ignorierte deshalb ihr Gesäusel. Er trabte zu ihr, ließ sich umarmen, die Ohren wuscheln, einen Kuss auf die Stirn drücken, nahm gleich darauf drei Hundekuchen in Empfang und forderte hechelnd mehr.

      »Fresssack«, beschied ihm Glen. »Sie verwöhnen ihn viel zu sehr, Ms Robertson.«

      Die Tür zu Carsons Büro wurde schwungvoll geöffnet, und der Vorraum wurde spürbar kälter; zumindest fühlte es sich für Glen so an. Seine Schwägerin Blair erstarrte bei seinem Anblick mitten im Schritt. Ihr eben noch lächelndes Gesicht wurde eisig. Wenn Blicke töten könnten, wäre Glen in diesem Moment tot umgefallen, durchbohrt von Dolchen aus Eis, die aus Blairs Augen schossen. Shades Nackenfell richtete sich auf. Er zog die Lefzen hoch und grollte tief in der Kehle.

      »Wie wäre es, wenn du deinen Köter mal erziehst?«, zischte Blair. »Oder noch besser: Lass ihn einschläfern.« Hoch erhobenen Hauptes marschierte sie an ihm vorbei.

      »Ich wünsche dir auch einen guten Tag, Blair«, schickte Glen ihr hinterher. Obwohl er sich beherrschen musste, um nicht heftig auf ihren Anwurf zu antworten, würde er ihr doch niemals den Triumph gönnen, ihn aus der Fassung gebracht zu haben.

      »Blair!« Carsons Stimme hätte vorwurfsvoller nicht klingen können.

      Doch seine Schwester zeigte ihm, vielmehr Glen, lediglich den Stinkefinger, ohne sich umzudrehen.

      Carson schüttelte den Kopf und bat Glen mit einer Kopfbewegung in sein Büro. Shade folgte dieser Aufforderung als Erster, denn Carson hatte nicht nur ebenfalls Leckerli für ihn, sondern immer auch eine Wasserschüssel für Besucherhunde bereitstehen. Glen setzte sich unaufgefordert vor Carsons Schreibtisch und schnalzte missbilligend mit der Zunge, als Shade an der Schublade mit den Leckerli schnüffelte. Shade ließ die Ohren hängen und legte sich seufzend neben ihn.

      Carson lächelte flüchtig und setzte sich ebenfalls, ehe er Glen ernst ansah. »Ich wünschte, du würdest Blair endlich die Wahrheit sagen. Oder mich das tun lassen.«

      »Nein.«

      Carson seufzte und schüttelte den Kopf. »Aber warum denn nicht, um alles in der Welt? Soll sie ewig glauben, dass du an Davinas Tod schuld bist, und dich hassen bis zum Jüngsten Gericht?«

      »Damit kann ich leben.«

      Carson seufzte erneut und sah ihm eindringlich in die Augen. »Ich weiß aber nicht, ob ich das auf Dauer kann.«

      »Wirst du wohl müssen«, meinte Glen, zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema. »Ich kann einen vollen Erfolg für uns vermelden.« Er holte den Vertrag und das Gutachten aus der Aktentasche und reichte beides Carson zusammen mit Ian Craigs Scheck. »Das Collier ist laut Gutachten echt und mindestens die anderthalb Millionen Pfund wert, für die wir es versichern. Liebhaber würden garantiert noch mehr zahlen, wenn es versteigert wird. Allein schon wegen der mit ihm verbundenen Gruselgeschichte.«

      Carson zog die Augenbrauen hoch. »Gruselgeschichte?«

      Glen berichtete ihm, was Craig über Lady Ira de Monncrefes mysteriöses Verschwinden erzählt hatte.

      Carson nickte. »Gruselig in der Tat. Wie sieht es mit der Sicherheit für das Collier aus?«

      »Solider, in die Wand gemauerter Safe, hinter einer Standuhr verborgen. Man muss schon detektivisches Gespür aufwenden und an ungewöhnlichen Stellen nach einem Safe suchen, um die winzigen Spuren auf dem Boden zu bemerken, mit der die Uhr zur Seite gerollt werden kann. Und Mr Craig versichert, dass er der Einzige ist, der die Kombination kennt, die aus elf Zeichen – Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen – besteht und angeblich nicht so leicht zu erraten ist.« Er nickte. »Das Collier ist darin mindestens so sicher wie in einem Bankschließfach.«

      Carson seufzte erleichtert. »Beruhigend. Anderthalb Millionen Pfund auszahlen zu müssen, würde uns zwar nicht ruinieren, aber doch ein empfindliches Loch in die Kasse reißen. Zumindest für dieses Jahr.«

      Das war auch Glen bewusst. »Das Collier wird wohl nicht lange dort bleiben. Mr Craig will es versteigern lassen. Zumindest hat er die Möglichkeit angedacht. Und er möchte gern heute noch die Police haben, weil er morgen beruflich verreisen muss.«

      Carson stand auf, nahm den Vertrag, ging ins Vorzimmer und beauftragte Bell Robertson, unverzüglich die Police dafür zu schreiben. Anschließend kehrte er zu Glen zurück und setzte sich wieder. »Und wie geht es dir so, alter Freund?«

      Glen hörte einen gewissen Unterton in Carsons Stimme, der seine inneren Alarmglocken schrillen ließ. »Warum fragst du so scheinheilig? Was hast du vor?«

      Carson machte ein unschuldiges Gesicht. »Scheinheilig? Also bitte! Darf ich mich nicht nach deinem Befinden erkundigen? Schließlich bist du mein bester Freund.«

      Glen nickte. »Und das letzte Mal, als du das in demselben Ton getan hast, hast du mich scheinheilig zu einem gemütlichen Fernsehabend eingeladen, um uns ›mal wieder einen tollen Männerabend zu machen‹ – und rein zufällig tauchte dann deine attraktive Nachbarin auf, die angeblich Hilfe brauchte, weil sie eine schwere Kiste nicht in den Keller bekam und du ebenfalls ganz zufällig dringend aufs Klo musstest, weshalb nur ich als Helfer übrig bleib.« Er schüttelte den Kopf. »Dein Manöver, mich zu verkuppeln, war mehr als deutlich. Und du erinnerst dich noch bestimmt, wie das ausgegangen ist.«

      Carson errötete. »Tut mir wirklich leid. Ich konnte nicht ahnen, dass Billie so eine gefühlsblinde Idiotin ist. Den Eindruck hat sie auf mich nie gemacht.«

      Vermutlich, weil sie noch nie mit einem »Krüppel« zu tun gehabt hatte, als den sie Glen ungeschminkt bezeichnet und taktlos gefragt hatte, wie es sich denn als solcher lebe und ob die »hässlichen Narben« in seinem Gesicht nicht durch eine Schönheits-OP getilgt werden könnten, damit sein Gesicht wieder »halbwegs gut« aussehe. – »Gefühlsblind« in der Tat! Glen hatte ihr kommentarlos die Kiste in den Keller getragen, sich höflich verabschiedet und ihr Angebot, mal gemeinsam essen zu gehen, ignoriert.

      Carson machte ein reuiges Gesicht. »Aber diesmal …«

      »Nein!« Glen hob abwehrend beide Hände. »Lass es! Ich bin durchaus in der Lage, mir selbst jemanden zu suchen, wenn ich das will.«

      Carson nickte nachdrücklich. »Genau das ist das Problem: wenn du willst. Du willst aber offensichtlich nicht.«

      »Was mein gutes Recht ist.« Er blickte seinen Schwager ernst und, wie er hoffte, warnend an. »Carson, wenn du mein Freund bleiben willst, dann unterlass bitte alle Verkupplungsversuche.«

      Carson seufzte. »Es ist für mich nur schwer zu ertragen,