Seelensplitter. Mitra Devi

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Название Seelensplitter
Автор произведения Mitra Devi
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783858825872



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Mord nicht absolut ausschliessen konnte, würde sie der Sache nachgehen.

      Sie las die Namen:

      Maximilian Kowalski, 59, Geschäftsführer, verstorben

      Cedric Stark, 45, Leiter PR, wird evtl. Kowalskis Nachfolger

      Roland Wehr, 38, Rechnungswesen

      Ruth Mäder, 58, Sekretariat

      Claudia Campanini, 26, Sekretariat

      Marco Benedetto, 27, Empfang

      Tim Stalder, 36, Leiter Lagerhallen

      Gerhard Furrer, 52, Mitarbeiter Lagerhallen

      6 weitere Mitarbeiter in den Lagerhallen

      13 Männer für Umzüge und Transporte

      4 Personen der Reinigung

      Dann fand sie das Gebäude an der Hohlstrasse beim Bahnhof Altstetten. Wie abgemacht würde Sarah Dobler den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Nora als Versicherungsdetektivin vorstellen. Das war nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt und würde Nora die Möglichkeit geben zu ermitteln, ohne dass sich jemand bedrängt fühlte.

      Nora nahm den Personenaufzug neben dem Warenlift. Ein Schild gab Auskunft darüber, was wo zu finden war. Das 2. Untergeschoss war mit «Garage» und das 1. Untergeschoss mit «Grosse Lagerhallen» angeschrieben. Zwischen Erdgeschoss und 6. Stock befanden sich die mittleren und kleinen Lagerräume, im 7. war die Administration. Die Dachterrasse war nicht aufgeführt, anscheinend führten dort Treppen und kein Lift hoch.

      Nora fuhr in die 7. Etage und betrat einen grosszügigen Empfangsraum. Hinter einer Theke sass ein junger Mann an einem Computer und telefonierte. Er hatte ein Kinnbärtchen, schwarze Haare und trug ein Goldkettchen mit einem Kreuz. Sie warf einen Blick auf die Liste. Das musste Marco Benedetto sein.

      Als er sie sah, bedeutete er ihr, er sei gleich für sie da. Während seine Finger über die Tastatur rasten, sprach er ins Headset: «Kein Problem, Signor Colla, Sie können den Raum jederzeit Ihrer neuen Situation anpassen. Sì … selbstverständlich… mittelgross … » Er klickte auf eine andere Bildschirmseite, dann sagte er: «Es sind noch sechs mittlere Räume frei. Bis fünfunddreissig Kubikmeter. Sì. Grazie. Arrivederci. » Er legte den Kopfhörer zur Seite und kam strahlend auf Nora zu. «Guten Morgen, wie kann ich Ihnen helfen?»

      «Mein Name ist Nora Tabani, ich bin mit Frau Dobler verabredet. »

      «Sie sind die Dame von der Versicherung?» Sein Gesicht verdüsterte sich. «Grässliche Sache, die da passiert ist. Un momento, ich rufe sie gleich. »

      «Warten Sie noch», bat Nora. «Wenn ich Sie schon vor mir habe… Sie sind doch Marco Benedetto, oder?»

      «Wie er leibt und lebt. » Er lächelte wieder und zeigte ihr eine Reihe schneeweisser Zähne, um die ihn ganz Hollywood beneiden würde.

      «Darf ich fragen, was Ihre Aufgaben bei ‹Store & Go› sind?»

      «Ich bin das Herz der Firma», sagte er mit stolzgeschwellter Brust. «Il cuore della compagnìa. Bei mir laufen alle Fäden zusammen. » Er zählte seine Aufgaben an den Fingern auf: «Anfragen für Raummiete. Termine. Umzugsvereinbarungen. Kundenbetreuung. Individuelle Lösungen bei Sonderwünschen. » Als er alle fünf Finger hochgestreckt hielt, machte er eine schwungvolle Bewegung mit der Hand, stützte sie in die Hüfte und sagte: «Haben Sie ein Problem, Signora, wenden Sie sich an Marco!»

      «Ich werd’s mir merken», lachte sie. «Könnten Sie mir aus Ihrer Sicht erzählen, wie sich das Ganze abgespielt hat?»

      «Natürlich. Geht es darum, ob sich Herr Kowalski fahrlässig verhalten hat? Dann zahlt die Lebensversicherung nicht, nehme ich an. »

      «Haben Sie eine gute Auffassungsgabe?», fragte Nora zurück.

      «Ich denke schon», meinte er selbstgefällig. «Wenn Sie meine Meinung hören möchten: Herr Kowalski hat sich an diesem Abend eine Blösse gegeben wie nie zuvor. Ich glaube, er wollte Eindruck schinden und hat seine Trinkfestigkeit überschätzt. »

      «Bei wem?»

      «Wie bitte?» Benedetto schien etwas aus dem Konzept geworfen.

      «Bei wem wollte er Eindruck schinden?»

      «Ach so, bei Claudia Campanini, natürlich», sagte er, und sein Blick wurde sanft. «Sie arbeitet erst seit ein paar Monaten bei uns. Er hat bis jetzt noch kaum ein Wort mit ihr gewechselt, wie ich weiss. Da war die Party eine willkommene Gelegenheit für einen kleinen Flirt. » Er schaute Nora verschwörerisch an. «Natürlich ist Claudia nicht darauf eingestiegen. Kowalski hätte ja ihr Vater sein können. Ausserdem hat sie einen ganz anderen Geschmack bei Männern. »

      «Darf ich raten?»

      Benedetto lächelte mit dem Charme eines Latin Lovers. «Sie haben mich durchschaut. Klar gefalle ich ihr. Sie mir auch. Doch deswegen hab ich den Kerl noch lange nicht übers Geländer gestossen. »

      «Wer behauptet denn so was?»

      «Na, ich zähle eins und eins zusammen, Signora Tabani:Kowalski ist tot. Ein paar Tage später tauchen Sie auf und befragen mich. Versicherungen brauchen normalerweise Wochen, bis sie reagieren, da denke ich mir, Sie kommen von einem anderen Dienst. » Er kam näher, schaute kurz nach rechts und nach links und flüsterte verschwörerisch: «Sie sind eine Undercover-Agentin, stimmt’s?»

      Nora grinste. «Lassen Sie mich nicht auffliegen!»

      «Ich behalt’s für mich, Ehrenwort. » Er hob die Finger augenzwinkernd zum Schwur wie einer, der genau weiss, wie er auf das andere Geschlecht wirkt. «Allerdings muss ich Ihnen ehrlich sagen: Wundern tät’s mich nicht, wenn ihn jemand umgelegt hätte. »

      «Haben Sie etwas in dieser Richtung beobachtet?»

      «Lassen Sie mich überlegen. » Er starrte zur Decke und runzelte die Stirn. «Also. Kowalski rannte zur Brüstung. Einige versuchten, ihn von seinem Sprung abzuhalten. Sarah Dobler griff nach ihm. Tim Stalder. Roland Wehr, so viel ich weiss. Cedric Stark war auch in der Nähe. Und Claudia. Es war ein richtiges Menschenknäuel um ihn. Also, wenn einer gewollt hätte… Es wäre möglich gewesen. Oder sogar alle miteinander, wie in diesem Krimi… wie hiess der gleich, der im Zug spielt?»

      «Mord im Orient-Express», half Nora nach.

      «Genau. »

      «Und wo hielten Sie sich auf, als Kowalski stürzte?»

      «Oh, ich seh schon, worauf Sie hinaus wollen! Aber ich befand mich auf der anderen Seite!» Er senkte erneut die Stimme: «Mein Onkel Carmine in Sizilien erzählte mir kürzlich, aus welch trivialem Anlass die Mafia ihre Feinde kaltmacht. Bei Kowalski hätten einige Leute triftigere Gründe gehabt, glauben Sie mir. Ich tippe auf … »

      In diesem Moment kam Sarah Dobler zum Empfang und begrüsste Nora. «Da sind Sie ja! Darf ich Sie in mein Büro führen?»

      «Ja», antwortete Sarah Dobler. «Seine Eltern haben im Krieg alles verloren. Er hat bei null angefangen. »

      Nora schloss die Schublade wieder und durchsuchte die anderen Laden. Überall herrschte eine unbeschreibliche Unordnung; Gegenstände waren angehäuft, die überhaupt nichts miteinander zu tun hatten.

      «Ich werde Jan Berger in den nächsten Tagen vorbeischicken, um diese Dinge einzeln zu begutachten», sagte Nora. «Vorläufig reicht mir der erste Eindruck. Wer leitet jetzt eigentlich ‹Store & Go›?»

      «Bis wir wissen, wie es weitergeht, mache ich, was ich kann. Cedric Stark übernimmt den Rest. »

      «Hat Kowalski ein Testament verfasst?»

      «Ja. Es lag im Safe. Ich kenne den Inhalt. Kinder hat er keine, seine Frau Antje ist Alleinerbin. Neuer Geschäftsführer der Firma soll Cedric Stark werden, das war Kowalskis Wunsch, auch wenn er Stark darüber im Ungewissen liess. »

      «Kann ich das Testament sehen?»

      «Seine Frau