[wi-wi-käm] – voulez-vous coucher avec moi?
Tom, Verleger für Kunst- und Designbücher, trifft auf einer Vernissage die Juristin Nina. Nach weiteren Zufallsbegegnungen verlieben sich beide überraschend ineinander. Erst kurz zuvor haben sie sich von ihren Ehepartnern getrennt, merken aber sehr schnell, dass die innige Vertrautheit, die von Anfang an da ist, etwas Besonderes ist. Doch Tom zögert, sich endgültig von seinem alten Leben loszulösen und sich voll und ganz zu Nina zu bekennen. Schaffen sie den Start in ein gemeinsames Leben?
Tanja Schmelzer erzählt aus der Sicht von Nina und Tom eine mitreißende Liebesgeschichte in Echtzeit.
In seinem zweiten Roman Ferne Berührung gelingt es Volker Dittrich aus dem Kaleidoskop eigener Erfahrungen heraus, ein Porträt der erinnerungssüchtigen Nachkriegsgeneration zu zeichnen. Eindringlich schildert der Autor die Spurensuche von zwei Menschen, die sich einander als vertrauensvolle Zuhörer gewinnen wollen – aber vorerst wenig Mut zeigen. Was treibt Trautmar dazu von seinem Küchenfenster aus Dias auf die freie Hauswand des Hinterhofes zu projizieren? Und warum ist Marleen, seine Nachbarin, so gespannt auf die nächste Vorführung? Virtuos erzählt Volker Dittrich die Geschichte von Nähe und Distanz und einer späten Liebe, die sich ohne die Erinnerung an frühere nicht entfalten kann. In Rückblenden werden die Geheimnisse um Marleen und Trautmar erzählt und immer mehr bewegen sich ihre Vorstellungen aufeinander zu. Sie erzählen, was sie bewegt, spielen mit dem Gedanken, den Nachbarn anzusprechen, erwägen ein mögliches gemeinsames Leben, stellen Vergleiche mit Partnern an, von denen sie sich getrennt haben. Marleen, seit 20 Jahren im gleichen Frisörladen, unterhält die Kunden mit immer haarsträubenderen Geschichten, bis sie in die Krankheit flüchtet. Ihre Mutter erzählt ihr von ihrer einzigen großen Liebe und deren tragischem Ende. Trautmar reist mit seinem Vater in dessen Heimat, aus der er mit seiner Familie vertrieben wurde. Auch Trautmar wird mit einer ihm unbekannten Familiengeschichte konfrontiert. Die gemeinsame Spurensuche entwickelt sich zu einer zärtlichen Vater-Sohn-Geschichte. Trautmar erkrankt. Am Tag der ersten gemeinsamen Wahl nach der deutschen Teilung begegnen sich Marleen und Trautmar nach ihrer begonnenen Genesung in ihrem Wahllokal.
Bronski hat die elfenhafte Marie bei einer Ausstellungseröffnung erspäht. Eine Bildhauerin, die zupackende Squaw, soll ihm bei der Eroberung der Kindfrau helfen. Bronski begleitet seine Frau, die ein musisches Gymnasium in einem der Neubaugebiete am Rande der Stadt leitet, nur zu solchen Veranstaltungen, um Frauen zu jagen. Die Gattinnen der Maler sind zumeist einsam, ihre malenden Männer trinken oder betrügen sie, da hat Bronski leichtes Spiel. Bronski gibt sich gern als Zyniker und die Frauen verfallen gern dieser Masche. Auf die Verführung folgt eine heftige kurze Berauschtheit, bei der Bronski sich das Hirn herausvögelt, um dann rechtzeitig Schluss zu machen, bevor die Sache Ausmaße annimmt. So erträgt Bronski seit nunmehr dreiundzwanzig Jahren seine Ehe und das Leben überhaupt. Aber dann gerät Bronski, dem Flaneur zwischen den Schößen, sein Leben aus der Bahn. In seinem Beruf macht er ungewollt Karriere, seine Frau trennt sich von ihm und die Squaw rettet ihm das Leben. Und am Ende denkt die Squaw, es wäre doch schade, Bronski jetzt zu verlieren. Sie hat schließlich viel Arbeit in ihn investiert. Da will sie auch mit ihm alt werden. Tapfer hat sich Bronski durch ihre sieben Prüfungen gequält. Er hat sich mit ihrer Hilfe halbwegs von der Gier, von der Hörigkeit, von der Eifersucht, von der Lüge, von der Angst, vom Hochmut und von der Gleichgültigkeit befreit. Kurz, dieser Bronski ist auf dem Weg vom Mann zum Menschen ganz gut vorangekommen. Jetzt muss sie ihn nur noch von der Macht heilen, dann ist alles halbwegs gut. «Dieser Mann, so wie er da oben am Klinikfenster herumschlurft, ist ihr Werk. Da ist sie stolz drauf. Und als er endlich in ihre Richtung schaut, winkt sie deshalb fröhlich. Und an der Art, wie er zunächst ungläubig, und dann aber ausgelassen, zurückwinkt, erkennt sie, dass Frau, wenn sie nur hartnäckig genug ist, doch den einen oder anderen Erfolg erzielen kann. Glück ist machbar, aber es ist anstrengend.»
Das bislang bedeutendste Werk von Christo Karastojanow ist die Trilogie «Teufelszwirn». Die Handlung spielt in einer Kleinstadt vor dem Hintergrund des für Bulgarien traumatischen Jahres 1923/24. Die Politik einer sozialen Marktwirtschaft, maßvoller gesellschaftlicher Reformen und der Aussöhnung mit Serbien durch den damaligen Premier Stambouliski hatte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung geführt, aber auch zu einer unversöhnlichen Opposition seitens konservativer Kreise. Der Mord an Stambouliski im Jahr 1923 stürzte das Land in ein Chaos und in eine Orgie von Gewalt. Karastojanow erzählt die miteinander verknüpften Geschichten einer Reihe von Bürgern in einer Provinzstadt, die – oft ohne es zu wollen – in den Strudel der Ereignisse mitgerissen werden.
Peter Fuhrmann hat über ein halbes Jahrhundert die internationale Musikszene als Publizist beobachtet und in Rundfunk, Fernsehen und Presse darüber berichtet. Neben den traditionellen und zeitgenössischen Geschehnissen waren es insbesondere die Protagonisten, auf die sein Hauptinteresse gerichtet war: Interpreten, Komponisten und Produzenten. Welche Motive und Impulse sie zu ihren einzigartigen Leistungen führten, hat Fuhrmann in vielen Begegnungen und Gesprächen ermittelt und über lange Wegstrecken in den Medien dokumentiert, insbesondere in Hörfunk und Fernsehen des WDR sowie der Wochenzeitung DIE ZEIT. In dieser vom Zufall bestimmten Auslese des Autors wird vieles Unbekannte reflektiert, was jenes gottbegnadete Ausnahmevölkchen bisweilen öffentlich oder privat betreibt. Zugleich entpuppt das Buch sich auch als autobiographisches Bekenntnis des Verfassers, indem es ebenso dessen eigene Vorlieben und Auffassungen offenbart. Viele Leser werden nach der Lektüre von den angesprochenen musikalischen Höhepunkten sicher selbst einige Kostproben hören wollen.
"Der Weg nach Sacramento" ist nach Einschätzung des Autors sein bislang gelungenstes Werk. Der Roman malt ein ungeschminktes Bild von Bulgarien kurz nach der Wende, eine Zeit der Massenarmut, der Massenverstörung. Eine Geschichte von jungen Menschen in der Hauptstadt Sofia, die, jeder Hoffnung und Zukunft beraubt, Drogen konsumieren und verkaufen. Und auch eine Geschichte der Vergangenheitsbewältigung und des Erwachsenwerdens, obwohl für den jungen Protagonisten am Ende nur die Emigration eine Lösung seiner Probleme verspricht. Der zwanzigjährige Pavel lebt nach Beendigung seines Militärdienstes bei seiner Großmutter in einem Plattenbauviertel Sofias, da er zu seiner Mutter, einer gestörten promiskuitiven Frau, nicht zurückkehren möchte. Pavel indes hat ein ganz spezielles Problem: Er ist noch Jungfrau, ein Zustand, den er so bald wie möglich beenden möchte. Er verliebt sich in die drogensüchtige Marianna und schließt sich, um sie zu gewinnen, ihrer Clique an, eine Gruppe von jungen Drogensüchtigen. Parallel zur Gegenwartshandlung wird die Geschichte des Vaters erzählt und dessen Leben im amerikanischen Exil seit seiner Flucht im Jahr 1970. Gegen Ende des Romans bringt sich Marianna um, als einer ihrer Geliebten von der Mafia ermordet wird. Pavel selbst wird von der Drogenmafia verfolgt. Da erfährt er, dass sein Vater in Amerika gestorben ist und ihm Geld hinterlassen hat, wodurch er die Möglichkeit bekommt, Bulgarien und dem organisierten Verbrechen zu entkommen – Richtung Sacramento.
Toni, früher DDR-Landesmeister im Boxen, ist ein erfolgreicher Profitrainer: Er formt aus wütenden jungen Männern zukünftige Champions. Boxen ist Tonis Leben, und so schließt er mit dem undurchsichtigen Box-Manager Bornemeyer einen Vertrag. Zu Tonis hoffnungsvollen Talenten zählt Alex. In kurzer Zeit führt er ihn zum Europameistertitel. Zum Champion aufgestiegen, zeigt Alex allerdings im Kampf gegen seinen Herausforderer Schwäche und gibt ohne Not auf. Neben Alex wirkt Rico wie ein jüngerer Bruder. Toni hat ihn schon als 14-Jährigen in sein Camp und in sein Haus geholt. Rico bringt dem väterlichen Trainer grenzenloses Vertrauen entgegen. Die Wut über den frühen Verlust des eigenen Vaters hat er in seinen Fäusten. Doch dann unterbreitet Bornemeyer – selbst unter Druck – Toni einen unsittlichen Vorschlag: Rico soll in einem spektakulären Schaukampf den haushohen Favoriten Alex herausfordern – Bruder gegen Bruder im Kampf um die Europameisterschaft. Millionen Zuschauer sollen das Duell bei einer Fernsehübertragung verfolgen. Es geht um das ganz große Geld. Toni muss sich entscheiden. Soll er seinen Vertrag hinschmeißen, das Boxen, seine Existenz, aufs Spiel setzen? Oder soll er, wie es Bornemeyer von ihm fordert, den überlegenen Alex auf den ungleichen Faustkampf vorbereiten? Er zaudert. Doch hat der Verrat an sich selbst nicht schon viel früher begonnen? Damals, als sein bester Freund nach dessen Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR in Schwierigkeiten geriet? Der Treuebruch an seinen «Söhnen» wird folgen. Es kommt zum Showdown. Sportliche Werte des Rings, Respekt und Fairness, gelten unter Bornemeyers Ägide nicht. Und Toni hat seine Prinzipien längst im Alkohol ertränkt. Im Boxerroman von Matthias Eckoldt ist jeder Satz ein Treffer. Seine Worte kommen wie Boxschläge, kraftvoll und präzise, wenn er die Duelle im Ring beschreibt. Die schwitzenden Körper, die jubelnde Menge, die Spannung, bevor der Gong ertönt, die krachenden Haken. Der Autor weiß, w
Am Anfang von Anne Dorns neuem Roman Spiegelungen steht das Kind Minza allein am Heck eines die Elbe in Dresden flussaufwärts stampfenden Schaufelraddampfers. Sie beobachtet die Mutter. Unerklärliche Dinge geschehen – Minza begreift nicht, warum gerade jetzt und hier. Hat sie mitverursacht, was mit Wucht ihr Kindsein aus den Fugen hebt? Am Ende von Spiegelungen suchen zwei alte Frauen die gegenseitige Nähe, eigentlich aber die Nähe zu einem Menschen, der schon lange verstorben ist. Es ist die alte Geschichte vom Wunsch nach Zugehörigkeit. In einer klaren Sprache, poetisch schön und direkt zugleich, weit über die eindrücklichen und einprägsamen Details hinaus, lässt Anne Dorn das Kind Minza heranwachsen, zur jungen Frau, zur Partnerin, zur Mutter – und alt werden. Jede Lebensphase trägt einen Neuanfang in sich. "Zu verstehen war da nichts, wie an einem lebendigen Menschen nichts zu verstehen ist, und nur momentweise etwas von ihm festgehalten und an ihm gefunden werden kann." Die Frage: Wer bin ich und wohin gehöre ich? wird in Anne Dorns Roman wieder einmal gestellt – von einer Autorin mit ganz eigener Lebenserfahrung. Der Reiz von Spiegelungen liegt in der Wahrhaftigkeit, mit der Anne Dorn ihre Figuren spiegelt.
Er erwartet sie im Foyer. Ein kleiner Mann, unrasiert, Brille, klobige Schuhe. In Höhe der Knöchel sieht man weiße Bündchen hervorlugen. Du lieber Gott, denkt Regine Lutz, bei der Hitze trägt der Mann lange Unterhosen. Bertolt Brecht hat die junge Schauspielerin in Zürich auf der Bühne gesehen, jetzt will er sie näher kennen lernen. Er ist auf dem Sprung nach Berlin, für sein neues Ensemble braucht er neue Mitarbeiter. Er wird die junge Schweizerin mit dem ausgeprägt kritischen Blick engagieren und andere mit ihr: Schauspieler, Regieassistenten, Mitdenker in jedem Fall. Die Wege seiner Mitarbeiter – aus den verschiedensten Richtungen in Berlin sich treffend – bilden ein Muster, das zu betrachten großes Vergnügen bereitet und darüber hinaus Aufschluss gibt über den Meister. Der Weg zu Brecht ist für jeden einzelnen auch ein Weg zu sich selbst und zu einer revolutionär neuen Idee von Theater. Keiner ist ihm näher gewesen in den Berliner Jahren nach dem Krieg. Die jungen Leute haben – jeder für sich – ihren Brecht entdeckt. Für Käthe Reichel war er die Liebe ihres Lebens. Für Egon Monk ein Anreger, dessen Ideen ihn als Regisseur begleitet haben. Für Manfred Wekwerth einer, der für jeden, der das Glück hatte, mit ihm arbeiten zu dürfen, eine Art Konto angelegt hat: Die Zinsen, sagt Wekwerth, fließen noch immer. Acht ausführliche Portraits laden dazu ein, sich in Menschen hineinzufühlen. Darüber hinaus entsteht ein Portrait des Schauplatzes, der Szene: Berlin heute, Berlin und die Verwüstungen des Krieges, schließlich das Wiederaufleben der Theaterstadt nach 1945.
Am 19. Januar 1939 erreicht Walter Kaufmann mit einem der letzten jüdischen Kindertransporte aus Nazi-Deutschland das rettende London. Es ist sein 15. Geburtstag. Nur kurz währt das Gefühl der Sicherheit in der Internatsschule Bunce Court in Faversham. Im Mai 1940 internieren ihn die britischen Behören als «Ausländer» in Liverpool. Mit zweitausend anderen Flüchtlingen wird er auf dem Gefangenenschiff Dunera nach Australien deportiert. 18 Monate verbringt er in den Wüstencamps Hay und Tatura zwischen Stacheldraht und Wachtürmen. Obstpflücker, Soldat, Hafenarbeiter, Hochzeitsfotograf, Seemann, Schriftsteller – das sind die nächsten Stationen seines Lebens. Unter australischen Seeleuten findet er Anschluss an die Gewerkschaftsbewegung, die KP. In Fabriken und im Hafen liest er aus seinem Roman «Stimmen im Sturm». 1955 kehrt er nach Europa zurück, lebt als Schriftsteller in der DDR. Seine Romane und Reisereportagebände erleben hohe Auflagen – und stoßen doch auch an die Grenzen der Zensur. Seine Auslandsreportagen sind präzise Zeitzeugnisse, hautnah am Leben: Er sitzt im Gerichtssaal in San Jose, als die Jury am 4. Juni 1972 Angela Davis nach spektakulärem Prozess freispricht. 1983, ein Jahr nach dem Massaker von Sabra und Shatila, ist er im Libanon unterwegs. Israel, einst Hoffnungsland für ihn und seine Eltern, fasziniert ihn, und mit wachem Blick erkundet er es. Der Konflikt zwischen Arabern und Juden erschüttert ihn. Längst als Autor erfolgreich, fährt er noch einmal auf verschiedenen Frachtern zur See, erkundet mit der Entdeckerlust eines Jack London oder Somerset Maugham fremde Ufer, schreibt darüber voller Leuchtkraft und Lebendigkeit. Mit demselben neugierigkritischen Blick durchmisst Walter Kaufmann die Spanne von über acht Jahrzehnten in seinem packenden Lebensreise-Bericht.