Was wirklich zählt im Leben. Kathrin Emely Springer

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Название Was wirklich zählt im Leben
Автор произведения Kathrin Emely Springer
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783863744861



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und als sehr unangenehmen Menschen empfunden hatte, riet ihm von einer Einstellung dringend ab. Auch mein Kunde hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, trotzdem bekam der Mann – mehr aus Mitleid – den Job. Was mein Kunde zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Der Mann, den er gerade in sein Unternehmen geholt hatte, hatte in den Jahren zuvor mehrfach die Stelle gewechselt, hatte nicht nur als Makler in verschiedenen Unternehmen gearbeitet, sondern auch in der Gastronomie. Erfolg hatte er nirgendwo gehabt, und jeden, mit dem er zu tun gehabt hatte, beschimpfte und bedrohte er später. In seiner Wahrnehmung hatten ihn alle betrogen.

      Zurück in Deutschland stellte sich schnell heraus, dass die Skepsis meines Kunden und seiner Frau völlig berechtigt gewesen war. Statt, wie vereinbart, Kunden im Auftrag des Unternehmens zu besuchen, blieb der Mann einfach zu Hause – in einer großzügigen Wohnung, die mein Kunde ihm zur Verfügung gestellt hatte. Danach verschwand er für mehrere Wochen. Wie sich herausstellte, war er nach Frankreich geflogen. Zur Rede gestellt behauptete er, dort die ganze Zeit im Home Office gearbeitet zu haben – eine glatte Lüge, denn selbst im Home Office hätte er sich regelmäßig im Unternehmen melden müssen.

      Vorfälle wie diese häuften sich, der Mann wurde immer dreister, und wenn man ihn auf sein Fehlverhalten ansprach, reagierte er aggressiv, nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Wieder einmal fühlte er sich als Opfer, zeigte sich maßlos enttäuscht und stimmte schließlich einem großzügigen Aufhebungsvertrag zu – nur um diesen wenig später als Frechheit zu bezeichnen. Um es kurz zu machen: Irgendwann regelte der Rechtsanwalt meines Kunden die Sache, was den Mann aber nicht davon abhält, auch jetzt noch Droh-E-Mails an meinen Kunden und seine Frau zu schicken. Zum Glück lassen sich die beiden davon nicht beeindrucken.

      Was zeigen diese beiden Geschichten überdeutlich? Wer wie dieser Mann oder wie die Haushälterin meiner Freundin immer krumme Geschäfte macht und andere schädigt, wer auf Kosten anderer erfolgreich sein will, lügt und betrügt, hat nichts verstanden und wird am Ende des Tages auf einen Scherbenhaufen, nicht aber auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken. Weil alles, was wir ausstrahlen, zu uns zurückkommt. Je aufrechter man selbst ist, desto aufrechter kommt man durchs Leben – was manche Menschen leider immer noch nicht verstanden haben.

      Was Erfolg ebenfalls sehr zuverlässig verhindert, ist ein Mangel an Selbstreflexion. Gelegentlich einen Schritt beiseitezutreten und ehrlich zu schauen, wo man gerade steht, verbessert die Chance, seine Ziele wirklich zu erreichen, erheblich. Es gibt zwar Menschen – Sie kennen wahrscheinlich auch den einen oder anderen –, die mit Ignoranz relativ weit gekommen sind, ihr Erfolg ist aber nie von Dauer.

      Ein gutes Beispiel für einen solchen Ignoranten ist der Ex-Freund einer guten Freundin von mir. Während ihres Studiums hatte sie den jungen Mann kennen- und seine unkonventionelle, lockere Art lieben gelernt. Schnell wurden die beiden ein Paar. Die ersten Wochen waren traumhaft, dann aber zogen erste düstere Wolken am Himmel ihres kleinen Paradieses auf. Während meine Freundin ihr Studium sehr ernst nahm (sie ist ein zielstrebiger, engagierter Mensch), sah der junge Mann die Sache deutlich entspannter. Seine Seminare schwänzte er regelmäßig, statt zu lernen, verbrachte er seine Zeit lieber mit Freunden, und zu Prüfungen ging er nur, weil ihm sonst die Exmatrikulation gedroht hätte, er das Studium also hätte aufgeben müssen.

      Während meine Freundin Seminare vorbereitete und ganze Tage in der Bibliothek verbrachte, achtete der junge Mann sehr auf eine »ausgewogene« Work-Life-Balance, mit Betonung auf »Life«. Arbeiten? Durften gern die anderen. Einkaufen? Das erledigte meine Freundin, weil sie keine Lust mehr hatte, hungrig schlafen zu gehen, wenn sie bei ihm übernachtete. Wäsche waschen, Bad putzen, abspülen? Warum denn, irgendjemand in der WG würde das schon erledigen, man musste nur ein bisschen Geduld haben.

      Wer allerdings bald keine Geduld mehr hatte, war meine Freundin. Es dauerte kaum ein halbes Jahr, und sie war so genervt, dass sie ihm drohte, die Beziehung zu beenden, wenn er nicht endlich »erwachsen« werden würde. Der junge Mann zeigte sich durchaus reumütig und gelobte Besserung, selbstverständlich änderte sich aber überhaupt nichts. Er ließ weiterhin seine WG-Mitbewohner alle Arbeit machen, feierte mehr, als dass er studierte, und ließ sich weiterhin den Kühlschrank von seiner Freundin füllen. Deren Geduld war allerdings erschöpft. So lustig und charmant sie diesen Kerl am Anfang auch gefunden hatte, so sehr ging er ihr inzwischen auf die Nerven. Sein ständiges »In-den-Tag-hinein-Leben« machte sie wütend, und für seine Unzuverlässigkeit hätte sie ihm den Hals umdrehen können. Kurz: Was ihr zu Beginn ihrer Beziehung als sehr attraktiv erschienen war, trieb sie nun zuverlässig auf die Palme. Wie konnte dieser Mensch nur so wenig Verantwortung übernehmen, sich so kindisch benehmen und so wenig über die Konsequenzen seines Tuns (oder in seinem Fall eher Nicht-Tuns) nachdenken! Entnervt beendete sie die Beziehung.

      Als sie einige Wochen später nach Hause kam und die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, traf sie beinahe der Schlag: Vor ihr auf dem Fußboden lagen Hunderte Fotos, die sie mit ihrem Ex-Freund zeigten. Die Fotos waren in Herzform auf dem Boden verteilt worden, »umkränzt« wurden sie von dreckiger Wäsche! Ihr Ex hatte sich von ihrem Mitbewohner unter einem Vorwand den Wohnungsschlüssel besorgt und in ihrer Abwesenheit ein wahres »Kunstwerk« geschaffen, eine Installation der Liebe sozusagen. Aber warum die dreckigen Socken, die verschwitzten T-Shirts und die benutzten Handtücher? Offensichtlich hatte der »Künstler« einfach verwendet, was ihm gerade in die Hände fiel. Die Reaktion meiner Freundin? Sie brach in schallendes Gelächter aus, etwas so Absurdes hatte sie noch nie gesehen. Sie lachte, als sie das Chaos beseitigte, und sie lachte immer noch, als sie mir die Geschichte zwei Tage später erzählte.

      Unnötig zu erwähnen, dass die Bemühungen des »Künstlers« nicht zu einer Neuauflage ihrer Beziehung führten. Meine Freundin ließ die Schlösser austauschen (nur für den Fall) und schärfte ihrem Mitbewohner ein, niemals wieder, unter gar keinen Umständen, an irgendjemanden den Schlüssel auszuhändigen. Ihrem Ex machte sie unmissverständlich klar, dass er sich von ihr fernzuhalten habe und dass weitere Aktionen wie diese einen Anruf bei der Polizei zur Folge haben würden.

      Durch Zufall erfuhr sie Jahre später, wie es mit ihm weitergegangen war. Seinen Abschluss machte er irgendwann mehr schlecht als recht, seine Freundinnen wechselten in dieser Zeit wöchentlich. Mit seinem »mittelprächtigen« Zeugnis hatte er Mühe, eine Arbeit zu finden. Er schrieb haufenweise Bewerbungen, aber keine der Firmen, bei denen er gern gearbeitet hätte, stellte ihn ein. Irgendwann war er es leid und nahm einen Job an, für den er aufgrund seines Studiums überqualifiziert war, der aber seinen tatsächlichen Fähigkeiten entsprach und den er von ganzem Herzen hasste. Was seine ernsthafteren Beziehungen anging, hatte er auch hier kein Glück. Als er endlich eine Frau gefunden hatte, die bereit war, ihn zu heiraten, hielt die Ehe nur kurz.

      Warum wollte ihm einfach nichts gelingen? Mit seinem Charme und seiner unkonventionellen Art, die Welt zu sehen, hätte er Karriere machen können – vorausgesetzt, er hätte diese Talente mit Wissen und Engagement untermauert. Hätte er sich die Mühe gemacht, sein Verhalten zu hinterfragen (Kritik von außen kam ja genug), hätte er gute Chancen gehabt, sich positiv weiterzuentwickeln. Weil er aber so zufrieden mit sich und seiner Art zu leben (und andere auszunutzen) war, weil er dachte, mit seiner »Masche« würde er bis zum Rest seines Lebens durchkommen, hat er jede Gelegenheit, etwas zum Positiven zu verändern, ungenutzt verstreichen lassen.

      Nun steht er vor den Scherben seiner Träume und hadert mit der Welt. Selbstverständlich könnte er immer noch das Ruder herumreißen, für eine Veränderung zum Guten ist es nie zu spät. Voraussetzung dafür wäre aber, dass er anfängt, sich und sein Tun kritisch zu beleuchten. Er muss sich seiner Verantwortung stellen – die Schuld bei anderen suchen führt zu nichts.

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