Der letzte Funke Licht. Jana Pöchmann

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Название Der letzte Funke Licht
Автор произведения Jana Pöchmann
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783962298098



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sagte ich und Riley antwortete mit einem aufgeregten: „Jippi!“

      Ich war froh, dass ich so leicht zwei Menschen gefunden hatte, die mich anscheinend mochten. Ich mochte die beiden auch und fand sie direkt sympathisch, jedoch wollte und konnte ich sie noch nicht meine Freunde nennen, denn ich hatte bis jetzt gerade mal um die zehn Minuten mit ihnen verbracht. Außerdem konnte ich Leuten immer noch nicht leicht vertrauen.

      Es dauerte nicht lange und dann kam unsere Mathelehrerin herein. Sie hieß Frau Masadri und war außerdem noch unsere Klassenlehrerin. Natürlich sagte sie direkt nach der Begrüßung: „Wie manche vielleicht schon mitbekommen haben, haben wir seit heute eine neue Schülerin in unserer Klasse“, und setzte mit einem Lächeln an mich gewandt hinzu, „Avery, schön dich kennenzulernen. Willst du dich einmal kurz der Klasse vorstellen?“

      Da ich nicht unhöflich rüberkommen wollte, stand ich auf und ging vor die Tafel. Als ich einmal tief ein- und ausgeatmet hatte, fing ich an, ein bisschen über mich zu erzählen: „Hallo, mein Name ist Avery Kingston, ich bin sechzehn Jahre alt und lebe seit drei Monaten in Norddeich. Früher habe ich in Ehringshausen gewohnt, ich weiß nicht, ob es jemand kennt. Ehringshausen ist circa fünf Stunden von Norddeich entfernt.“ Als ich fertig gesprochen hatte, setzte leises Gemurmel ein und ein Junge in der ersten Reihe hob die Hand. Als die Lehrerin den Jungen drannahm fragte er: „Hallo, darf ich fragen, warum du hierhin gezogen bist?“ Ich biss mir auf die Zunge. Ich wusste zwar, dass diese Frage irgendwann kommen würde, aber dass sie so früh gestellt werden würde, hätte ich nicht gedacht.

      Als ich gerade antworten wollte, wurde die Klassenzimmertür aufgerissen. Als ich meinen Blick in Richtung Tür warf, kam ein Junge herein. Er hatte schwarze Haare und grüne Augen. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, denn er strahlte eine gewisse Autorität aus.

      Er wirkte stark und mysteriös. Als er in der Klasse stand, murmelte er nur: „‘Schuldigung für die Verspätung“ und lief zu seinem Platz. Er setzte sich neben ein Mädchen mit hellblonden Haaren und gab ihr erstmal einen Kuss. Diese schlang die Arme um ihn und es kam ein tiefes Seufzen aus ihrer Kehle. Meine Lehrerin räusperte sich: „Grace, es wäre vielleicht besser, wenn du dich mal genauso gut auf den Unterricht konzentrieren würdest wie auf Knox.“

      Eins war mir klar, ich hasste diese Grace jetzt schon.

      Kapitel 6

      Als die Stunde endlich rum war, wollten mir Niclas und Riley gerne die Schule zeigen. Ich fand die beiden wirklich nett und freute mich tatsächlich darauf, mir die Schule von ihnen zeigen zu lassen.

      Als erstes führten die beiden mich in die Cafeteria. „Dieser Ort ist der Wichtigste, das musst du dir merken. Hier ist das Essen einfach wunderbar“, sagte Riley zu mir und ihr Bauch fing an zu knurren. Daraufhin mussten wir laut loslachen. „Du musst wissen, dass Riley ein Vielfraß ist. Sie frisst mir noch die Haare vom Kopf“, sagte Niclas. „Hey, das stimmt gar nicht!“, widersprach Riley und schlug ihm gespielt auf die Schulter. Ich musste schon wieder lachen.

      Obwohl ich Menschen nicht so leicht vertraute und ich mich auch nicht so gerne mit anderen anfreundete, war es mit den beiden genauso wie mit Cass. Die beiden waren witzig und hatten mich direkt so akzeptiert, wie ich war. Sie wussten zwar noch nicht so viel über mich, aber sie wollten trotzdem etwas mit mir unternehmen und wenn sie mir eine Chance gaben, wollte ich ihnen auch eine geben.

      Als nächstes bekam ich von den beiden noch die Sporthalle, die Toiletten, die Aula und vieles mehr gezeigt. Nach unserem Rundgang hatten wir noch fünf Minuten Pause. Da wir in der Nähe des Sekretariats standen, holten wir noch schnell die Schulbücher für mich ab, bevor wir zurück in die Klasse gingen. Die letzten vier Schulstunden gingen recht schnell um. Ich musste mich zwar bei jedem neuen Lehrer kurz vorstellen, aber das machte mir nicht mehr so viel aus. Ich musste schließlich nicht mehr vor der ganzen Klasse vor der Tafel reden.

      Als die letzte Stunde endlich vorbei war, packte ich schnell meine Sachen zusammen und Riley fragte mich, ob ich heute Mittag mit ihr und Niclas an den Strand gehen mochte. Ich war überrascht, sagte aber: „Ja, gerne. Wann?“ Daraufhin sagte Riley, sie und Niclas würden mich um halb drei abholen. Ich gab den beiden meine Telefonnummer und schickte ihnen meine Adresse. Danach verabschiedeten wir uns und ich ging aus dem Klassenraum.

      Als ich schnell nochmal auf dem Weg zur Toilette war, rempelte mich jemand von links an. „Mann ey, kannst du nicht aufpassen?“, blaffte der Typ mich an und als er mich ansah, bemerkte ich, dass es dieser Knox aus meiner Klasse war. Eins war mir jetzt klar, er war ein arrogantes Arschloch!

      Ich schüttelte nur ärgerlich den Kopf, da es nichts bringen würde, einen Streit mit ihm vom Zaun zu brechen. Ich sah ihm noch einen Moment nach, bis er zu Grace lief und diese ihm wieder um den Hals fiel. Ich konnte da nicht mehr zusehen. Die beiden passten perfekt zusammen: Ein arrogantes Arschloch und eine eingebildete Zicke.

      Als ich ein paar Minuten später an der Bushaltestelle stand und auf Cass wartete, kam ein Junge aus meiner neuen Klasse auf mich zu. Es war der Junge, von dem ich mich den ganzen Tag schon beobachtet gefühlt hatte. Nicht das noch! Auf ein Gespräch mit ihm hatte ich jetzt gar keine Lust. „Ähm, hallo, ich bin Jack aus deiner Klasse“, stotterte er vor sich hin und versuchte sich an einem Lächeln. Ich nickte nur kurz und er ergriff leider wieder das Wort: „Ich bin Jack und möchte nur sagen, dass du voll korrekt rüberkommst und dich fragen, ob du Lust hast, morgen mit mir Eis ...“

      Weiter kam er zum Glück nicht, da Cass ihn unterbrach: „Hi Ave!“ Ich war gerade echt froh, dass mein Bruder genau in diesem Moment auftauchte, deshalb sagte ich schnell: „Jack, darf ich vorstellen, das ist Cass, mein kleiner Bruder. Cass, das ist Jack, mein Klassenkamerad.“ Ich setzte noch schnell hinzu: „Wir sehen uns dann ja morgen in der Schule, hat mich gefreut dich kennenzulernen Jack.“ Auch wenn Jack mir zwar nichts getan hatte, fand ich ihn trotzdem nicht sehr sympathisch. Deshalb war es mir gerade auch sowas von egal, das ich ihm einen Korb gegeben hatte.

      „So, Cass, wie war dein Tag?“, fragte ich ihn und dieser erzählte mir: „Heute war eigentlich ein ganz toller Tag, wir hatten heute Mathe, Sport und Kunst. Obwohl das zwar, außer Mathe, nur Nebenfächer sind, haben wir allerdings richtig viele Hausaufgaben auf. In Mathe müssen wir zwei ganze Seiten in unserem Arbeitsheft erledigen, in Sport sollen wir etwas zu unserer Lieblingssportart recherchieren, was total unnötig ist und in Musik ein Plakat machen.“ Wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass er später in den höheren Klassen noch viel mehr aufbekommen würde, wäre er noch deprimierter, also antwortete ich nur: „Das ist ja nicht so toll.“ Daraufhin nickte Cass nur und umarmte mich erst einmal.

      „Wie war dein Tag so?“ Ich antwortete ihm mit einem Grinsen im Gesicht: „Nicht so anstrengend wie deiner, aber die Einzelheiten erzähle ich dir und Oma beim Mittagessen. Eins kann ich dir aber schon mal sagen, ich habe bereits zwei Freunde gefunden.“ Cass freute sich für mich und als der Bus kam, setzten wir uns ganz hinten in die Sitzreihen, da Cass es immer sehr cool fand, hinten zu sitzen.

      Warum? Keine Ahnung.

      Als wir nach circa zehn Minuten Busfahrt wieder zu Hause waren, klingelte Cass an der Haustür und unsere Großmutter machte auf. Sie hatte heute mein Lieblingsessen gemacht: Pellkartoffeln mit Quark. Als wir endlich am Tisch saßen, verlangte Cass von mir eine ausführliche Zusammenfassung meines ersten Schultags.

      Ich erzählte von Riley und Niclas, daraufhin sagte meine Großmutter: „Ich kenne die beiden. Ihre Großmutter, Sahra, ging früher auch in meinen Buchclub.“ Ich erzählte noch von meinen neuen Lehrern und von Jack, Grace und Knox. Ich ließ jedoch aus, dass ich Knox und Grace nicht leiden konnte. Anschließend fragte ich meine Großmutter, ob ich mit Niclas und Riley zum Strand dürfe. „Natürlich darfst du, amüsiere dich ruhig mit den beiden“, antwortete sie. Als wir alle fertig gegessen hatten, half ich noch schnell, den Tisch abzuräumen.

      Pünktlich halb drei klingelte es an der Haustür. Ich zog mir schnell eine Jacke und meine Schuhe an, sagte meiner Großmutter und Cass, das ich jetzt weg sei und ging nach draußen. „Hey“, begrüßten mich die beiden. „Ist es nicht ein bisschen zu warm für eine Jacke?“, fragte mich Riley. Tatsächlich, es war bestimmt um die