Wenn Liebe nicht genug ist. Martina Leitner

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Название Wenn Liebe nicht genug ist
Автор произведения Martina Leitner
Жанр Короткие любовные романы
Серия
Издательство Короткие любовные романы
Год выпуска 0
isbn 9783957161475



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eilte Miranda die massive, breite Eichentreppe hinauf in den ersten Stock, über die Galerie in eines der drei Gästezimmer der Stadtvilla. Sie beeilte sich, die Tagesdecke und die Laken zurückzuziehen und die dunklen Vorhänge, die vor den Fenstern hingen, zu öffnen. Thomas war ihr gefolgt und legte Susan behutsam auf das große, weiche Bett.

      „Miranda, helfen sie mir, ihr die nassen Sachen auszuziehen und rufen Sie Dr. Lexington. Schnell!“

      Miranda nickte und griff nach dem Telefonhörer, um den Arzt zu informieren. Danach machte sie sich daran, der jungen Frau die nassen Kleider auszuziehen. Thomas stand daneben und beobachtete sie dabei.

      Als Miranda bei der Unterwäsche angelangt war, wandte er sich höflich ab und sagte:

      „Geben Sie ihr eines meiner Hemden.“

      Danach ging Thomas nachdenklich aus dem Zimmer. Wer war Susan Walsh und was tat sie hier? Warum schickte sein Vater sie zu ihm?

      Wenige Minuten später klingelte es erneut an der Tür. Da seine Haushälterin immer noch damit beschäftigt war, Susan Walsh zu versorgen, ging Thomas die Treppe hinunter und öffnete Dr. Lexington die Tür. Der ältliche Mann hatte eine kleine, runde Nickelbrille auf der Nasespitze und er sah ihn prüfend aus stahlblauen Augen über den Brillenrand hinweg an. Während er Thomas die Hand schüttelte, sagte er:

      „Guten Tag, Sir Stanton. Sind sie krank? Sie sehen gar nicht krank aus.“

      „Guten Tag, Dr. Lexington. Nein, nein, mir geht es blendend. Es geht um eine junge Dame, die vorhin bewusstlos in meinem Flur zusammengebrochen ist. Kommen Sie mit, sie ist oben in einem der Gästezimmer. Ich fürchte, sie ist krank.“

      Dr. Lexington nickte, nahm seinen schwarzen Arztkoffer und folgte Thomas hinauf in den ersten Stock. Thomas führte ihn in das Gästezimmer.

      „Hier liegt die junge Frau.“

      Thomas deutete auf Susan, die immer noch bewusstlos im Bett lag.

      Dr. Lexington trat an das Bett und überprüfte Puls und Atmung der Frau. Ziemlich blass lag sie in den weichen Kissen und rührte sich nicht. Der Arzt beugte sich über sie und tastete ihren Körper ab. Mit einem Thermometer maß er ihre Temperatur und blickte prüfend auf das Gerät.

      „Hmmm. Die Lady hat ziemlich hohes Fieber und ist dehydriert. Ich werde ihr eine Infusion anlegen und etwas gegen das Fieber geben. Sonst kann ich nichts feststellen. Vermutlich hat sie einen grippalen Infekt. Kann sie hier bei Ihnen bleiben? Sie wird einige Tage strenge Bettruhe benötigen.“

      Der Arzt blickte Sir Stanton fragend an. Thomas überlegte kurz und antwortete, ohne zu zögern: „Selbstverständlich kann sie hier bleiben. Tun Sie, was Sie tun können.“

      Der Arzt nickte und griff in seiner großen Tasche nach einer Infusionsflasche. Er nahm Susans linken Arm und setzte einen Venenzugang. Danach schloss er die Flasche mit einem langen, durchsichtigen Schlauch an den Zugang an und regulierte die Tropfgeschwindigkeit an einem kleinen Plastikschieber. Die Flasche drückte er Miranda in die Hand, damit sie diese hielt. Mittels einer Spritze setzte er der Infusionslösung noch ein Medikament hinzu, das das Fieber senken sollte. Als er fertig war, schloss er seine Tasche und trat zu Thomas.

      „So, das hätten wir. Achten Sie darauf, dass sie genug trinkt, falls sie in der Zwischenzeit wach wird. Ich komme in einer Stunde wieder und entferne den Zugang.“

      Der Arzt schüttelte Thomas die Hand und sagte weiter:

      „Ich finde alleine hinaus.“

      „Vielen Dank, dass sie so schnell kommen konnten. Auf Wiedersehen.“

      Thomas verabschiedete den Mediziner und nickte ihm freundlich zu. Dr. Lexington ging aus dem Gästezimmer und verließ die Stanton-Villa.

      Thomas wandte sich Susan zu und sah besorgt auf sie hinab. Sie wirkte sehr zerbrechlich, wie sie so in den weißen Kissen lag. Susan trug eines seiner hellblauen Hemden, das Miranda ihr übergestreift hatte. Thomas betrachtete ihr Gesicht und stellte fest, dass sie sehr hübsch war. Ihre Wangen waren rosig und gaben dem ansonsten sehr blassen Teint ein wenig Farbe. Sie hatte volle, wohlgeformte Lippen und mit ihren hohen Wangenknochen erinnerten ihre Gesichtszüge ein wenig an das exotische Aussehen einer Indianerin. Er setzte sich an die Bettkante und strich ihr gedankenverloren über die rotbraunen Locken. Jetzt, wo die Haare getrocknet waren, konnte man ihre wahre Farbe erkennen. Ihr Haar war nicht dunkelbraun, wie er ursprünglich angenommen hatte, sondern hatte einen warmen, golden schimmernden, rotbraunen Farbton, der ihrem Teint schmeichelte. Auf der Nase hatte sie ein paar klitzekleine Sommersprossen.

      Er wusste nicht, wie lange er so da gesessen und sie betrachtet hatte. Nach einer ganzen Weile hörte er, wie es erneut an der Tür klingelte und wie Miranda die Tür öffnete, um Dr. Lexington einzulassen. Sie begleitete den Arzt in das Gästezimmer.

      „Wie geht es der Patientin?“, erkundigte sich Dr. Lexington bei Thomas der immer noch auf der Bettkante saß.

      Thomas erhob sich, ehe er antwortete.

      „Unverändert. Wann, denken sie, wird sie aufwachen?“

      Der Arzt entfernte den Zugang und versorgte die Einstichstelle mit einem Pflaster. Danach überprüfte er erneut die Vitalwerte der Patientin und antwortete:

      „Das Fieber ist bereits gesunken. Ich denke, sie wird bald zu sich kommen.“

      „Gut. Vielen Dank noch einmal, dass Sie so rasch kommen konnten!“

      Thomas schüttelte dem Arzt dankbar die Hand.

      „Keine Ursache. Für Sie bin ich doch immer da, wenn Sie mich brauchen“, antwortete Dr. Lexington mit einem Lächeln und blickte Thomas über den Rand seiner Nickelbrille hinweg freundlich an.

      „Gut, wenn sonst nichts mehr ist, mache ich mich wieder auf den Weg. Es warten noch andere Patienten auf mich. Sollte sich der Zustand der Patientin verschlechtern, rufen Sie mich bitte sofort an. Und achten Sie darauf, dass sie genügend trinkt, wenn sie wach wird, das ist enorm wichtig.“

      „Ja, o. k., das mache ich. Vielen Dank und auf Wiedersehen.“

      Thomas schüttelte noch einmal zum Abschied die Hand des Arztes. Miranda begleitete Dr. Lexington nach unten und verabschiedete ihn an der Tür.

      Thomas wandte sich erneut Susan zu und wartete gespannt. Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine. Ihre Hand war schlank und sie hatte schmale Finger. Sanft begann er ihre Hand zu tätscheln und er rief leise ihren Namen.

      „Miss Walsh. Susan. Bitte wachen Sie auf.“

      Aber sie reagierte nicht. Thomas tätschelte erneut ihre Hand, aber wieder keine Reaktion. Also begann er, sanft ihre Wange zu streicheln.

      „Miss Walsh! Susan!“

      Plötzlich regte sie sich. Susan blinzelte und öffnete langsam ihre Augen. Es dauerte einen Moment, ehe sie klar sehen konnte. Verwirrt blickte sie sich in dem großen Zimmer um und ihr Blick blieb schließlich an Thomas hängen.

      Susan wollte sich aufrichten, sank aber sofort wieder kraftlos in die Kissen zurück.

      „Immer schön langsam, Miss Walsh“, hörte sie Thomas sagen.

      „Sie haben mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Sie sind bewusstlos in meinem Flur zusammengebrochen. Es war vorhin ein Arzt hier und er hat Ihnen eine Infusion und ein fiebersenkendes Medikament verabreicht. Wie fühlen Sie sich?“ Thomas blickte ihr besorgt in die grünbraunen Augen, die ihn prüfend ansahen.

      „M-m-mir …“, sie schluckte hart, weil ihre Kehle ganz trocken war und ihre Zunge am Gaumen klebte.

      Hilfesuchend sah sie Thomas an.

      Thomas griff nach der Wasserkaraffe, die auf dem Nachttisch stand und füllte etwas Wasser in ein Glas und reichte es ihr. Dankbar griff sie nach dem Glas und wollte sich aufsetzen, um daraus zu trinken. Aber sie hatte nicht genug Kraft. Hilfsbereit griff Thomas unter ihren Nacken und richtete sie auf, damit sie trinken konnte. Sie nahm einen großen Schluck und reichte ihm