Alfi, der Chaot. Inken Weiand

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Название Alfi, der Chaot
Автор произведения Inken Weiand
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783865067128



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seines Zeichens einer der Prediger unserer Gemeinde, meinte heute, er habe darüber nachgedacht. Ganz bestimmt hätte ich auch ein Pfund von Gott verliehen bekommen, auch wenn es schwierig sei, dies zu entdecken. Und ob ich nicht in der Gemeinde mitarbeiten wolle. Ehrenamtlich. Solche Menschen wie mich brauche man dort.

      „Menschen mit nicht erkennbaren Pfunden?“, fragte ich verwirrt.

      Pa kratzte sich am Kopf. „Menschen mit Einsatz und Herz“, murmelte er schließlich. Und fragte dann noch mal, ob ich bereit wäre, mitzuhelfen.

      Ich erklärte ihm, von mir aus gerne, aber es geschehe auf seine Verantwortung.

      Da sagte er, es würden für Samstag noch Leute gebraucht, die die Stühle stellen für eine Kinderveranstaltung.

      Ahaaa … Hey, Gott, meinst du wirklich, dass das mein Pfund ist? Stühle stellen? Ich hätte lieber etwas Cooleres …

      Ob ich in dem Theaterstück eine Rolle bekomme?

      Bestimmt, sagt Pa. Betti blickt bedenklicher drein.

      Hoffentlich nicht einen Baum.

      Es hat ein wenig Stunk gegeben wegen der Fünf in Mathe, nachdem ich sie denn heute doch zur Unterschrift vorgelegt habe. Ma hat losgezetert, Pa hat geschimpft, und Betti hat erklärt, ich sei einfach blöd. Wobei ich ihr da nur zustimmen kann. Ich bin eben zu blöd für Mathe.

      Hab mir die Sache eine Weile angehört und bin dann Gitarre spielen gegangen. Ohne Stöpsel, damit die Eltern nichts mitbekommen. Zur Dummi-CD. Der Name “ Dummi” passt zu mir, finde ich.

      Jugendgruppe. Christian hat “ David und Goliath – ein geistliches Heldenstück” für uns ausgesucht, weil es so unheimlich gut zu unserer Gruppe passt und so unheimlich viel Tiefgang hat. Und weil es so unheimlich toll zum Thema des Wettbewerbs passt.

      Das teilte er uns direkt am Anfang mit.

      Dann erzählte er uns, was in dem Stück vorkommt. Keine große Überraschung, wenn man mich fragt: Goliath verspottet Sauls Krieger; David kommt und wundert sich; David besinnt sich darauf, dass das nicht geht; David bekommt eine Rüstung und ein Schwert und kommt damit nicht zurecht; David nimmt seine Schleuder und haut Goliath um.

      Alle wollten natürlich sofort David spielen. Mir war schon klar, dass ich höchstens auf eine kleine Rolle hoffen durfte. Also meldete ich mich für Saul, aber die Rolle bekam Markus. Ich meldete mich für Soldat eins, zwei und drei, aber die Rollen bekamen andere. Ich meldete mich sogar für Goliath, aber die Rolle wurde für Bertram reserviert. Ich meldete mich für Davids Brüder, aber Christian übersah mich einfach und erklärte, dafür finde sich schon jemand.

      Ich überlegte gerade, ob ich vielleicht plötzlich unsichtbar geworden sei, aber da sprang Betti – sie darf übrigens Sauls Tochter Michal spielen – plötzlich für mich ein und sagte, warum ich einfach ignoriert würde, das sei voll unchristlich.

      Christian schien mich jetzt erst zu bemerken, fuhr sich verlegen durch das Haar, meinte, ich sei vielleicht unbegabt, überlegte dann und meinte, Pa habe auch schon so etwas gesagt, und wenn ich unbedingt wolle, könne ich Davids Bruder Eliab spielen. Aber nur, wenn es unbedingt sein solle.

      Ich erklärte, es solle unbedingt sein. Und jetzt darf ich wahrhaftig Theater spielen. Einen der großen Krieger. Wow!

       Danke, Gott!

      Ich hätte nicht gedacht, dass Stühlestellen eine so anspruchsvolle Aufgabe ist! Pa hatte mich ja angeworben, um 10 Uhr sollte ich erscheinen. Ich machte mich auch tatsächlich pünktlich auf den Weg, aber dann waren ein paar Ampeln rot, und ich traf Andrea aus meiner Klasse und musste mit ihr über das Wetter reden. Aber um zehn nach zehn war ich da.

      Da rannte bereits Frau Hasenberg wie ein aufgescheuchtes Huhn herum und sagte, sie vermisse diejenigen, die die Stühle stellen sollten.

      Ich erklärte, ich gehöre dazu. Da sagte sie, ich solle loslegen.

      Ich: „Wie denn?“

      Sie: „Na, in Reihen.“

      Ich: „Aha.“

      Ich nahm also den ersten Stuhl und stellte ihn irgendwohin. Den zweiten daneben. Und so weiter.

      Als ich ungefähr hundert Stühle gestellt hatte, kam Frau Hasenberg wieder angerast.

      Sie: „Wie hast du denn die Stühle gestellt?“

      Ich: „Na, in Reihen.“

      Sie: „Aber wir brauchen sie ganz anders!“

      Ich: „Wie denn?“

      Sie: „Na, in Reihen quer dazu. In die andere Richtung eben.“

      Ich: „Aha.“

      Ich nahm also den ersten Stuhl und drehte ihn um. Den zweiten daneben. Und so weiter.

      Irgendwann kam dann Frau Hasenberg wieder.

      Ich: „Ist es richtig so?“

      Sie: „Ja. Aber es sind zu viele Stühle.“

      Ich: „Wie bitte?“

      Na ja, das Ende vom Lied war, dass ich die Hälfte der Stühle wieder wegräumte, bis sie endlich zufrieden war.

      Und dann kam Otfried, unser Küster. Der sah sich den Raum mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte dann, welcher Volltrottel die Stühle gestellt habe.

      Frau Hasenberg erklärte mit fester Stimme: „Dieser junge Mann da.“

      Worauf Otfried mir erklärte, nach Brandschutzrichtlinien müssten die Stühle auseinander und in die andere Richtung stehen.

      Was ich Otfried erklärte, möchte ich hier nicht wiederholen. Aber ich glaube, dass ich nie wieder Stühle stellen darf. Hey, Gott, kannst du mir bitte eine andere Gabe zeigen?

      Habe heute meinem Papa erklärt, meine unsichtbare Begabung liege auf einem anderen Sektor als dem Stühlestellen. Woraufhin er meinte, es finde sich sicherlich noch etwas, und das Lobpreisteam werbe im Moment heftig um Verstärkung, und sicher sei das etwas für mich, ich habe doch ein Interesse für Musik.

      Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass Interesse und Begabung nicht dasselbe seien und dass ich außerdem nicht singen könne.

      Das war Pa egal. Noch vor dem Gottesdienst schleppte er mich zu Guido, unserem Lobpreisleiter. Nun muss man dazu sagen, dass Guido echt gut singen kann. Dementsprechend ist unser Lobpreis nicht schlecht. Mir war natürlich klar, zu welcher Katastrophe es kommen musste.

      Guido war erst einmal begeistert, teilte mich direkt in die Männer-Hintergrundgruppe ein und erklärte, ich müsse nur mit den anderen, uahhh uahhh’ singen, und zwar leise und gefühlvoll.

      Ich war total aufgeregt, denn ich hatte nicht kapiert, wann ich den Text von mir geben sollte. Ich sah die ganze Zeit über nach links und rechts, um zu sehen, was die anderen taten. Und dann, als Helga ihr Solo anstimmte – sie sang übrigens gut – da hatte ich das Gefühl, Christian