London. John Sykes

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Название London
Автор произведения John Sykes
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783968551364



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hohen Richters. In seiner Obhut lagen die Gerichtsdokumente des Landes auf Schriftrollen („rolls“). Das Haus mit Säulenportikus auf der Chancery Lane gegenüber der Maughan Library gehört dem Verband britischer Rechtsanwälte (Law Society). Etwas weiter nördlich liegt ein 1689 gegründetes Geschäft: Ede & Ravenscroft, ein auf die Berufskleidung von Rechtsanwälten spezialisierter Schneider. Im holzgerahmten Schaufenster sind Talare und aus Pferdehaar hergestellte Richterperücken zu bewundern.

      Ede & Ravenscroft verkauft Talare und Perücken für Rechtsanwälte

      Diese historische öffentliche Toilette wird nicht mehr benutzt

      Kurz dahinter führt die Passage Chichester Rents links zur Gasse Star Yard und einem seltenen Relikt. Die Hütte aus verzierten grünlichen Gusseisenplatten ist eine öffentliche Toilette des 19. Jahrhunderts. Am Ende von Star Yard biegen wir rechts in die Carey Street ein. Wer eine Pause braucht, geht geradeaus an einem alteingessenen Geschäft für Silberwaren vorbei zu einem stimmungsvollen Pub, The Seven Stars. Seit 1602 stillt eine Taverne an dieser Stelle den Durst der Juristen. Sonst geht es nach wenigen Metern nach rechts durch ein klassizistisches Tor mit dem Jahresdatum 1848 zum New Square.

      Jetzt befinden wir uns im Lincoln’s Inn, einer der vier historischen Institutionen für Anwälte (Inns of Court), die jeweils eine ruhige Enklave mitten in London besitzen. Lincoln’s Inn wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert gegründet und verweist auf viele prominente Ehemalige, zum Beispiel den Staatsmann und katholischen Märtyrer Thomas Morus und fünf Premierminister, darunter Margaret Thatcher und Tony Blair. Früher wohnten Jurastudenten in den Inns, heute werden sie dort ausgebildet. In den Höfen mit Rasen und Bäumen sind Anwaltskanzleien angesiedelt, außerdem hat jeder Inn eine Kapelle und eine Aula (Hall) für Feierlichkeiten – die Old Hall von Lincoln’s Inn wurde 1490 erbaut. Öffentlich zugänglich sind in Lincoln’s Inn nur die Höfe und die Kapelle, letztere 1623 errichtet. Das Interieur mit Buntglasfenstern und dunklem Holz ist gut erhalten.

      Höfe im Lincoln's Inn mit Rasen und Bäumen

      Neben der Kapelle verlassen wir den Inn durch ein Torhaus aus der Zeit um 1520 und halten uns links. Wir befinden uns wieder auf der Chancery Lane, die im 12. Jahrhundert den Tempelrittern als Verbindung zwischen ihrem „Old Temple“ weiter nördlich und dem Gelände südlich der Fleet Street (heute Inner Temple und Middle Temple) diente. An der Ecke Chancery Lane/Southampton Buildings lohnt es sich unbedingt, die gut bewachten Gewölbekeller der Silver Vaults zu besuchen, wo etwa 30 Spezialgeschäfte kostbare Silbergeräte verkaufen: Schmuck, Teeservices, Tafelsilber, kostbarer Schnickschnack aller Art – eine Warenauslage, über die man nur staunen kann. Southampton Buildings führt weiter zum Staple Inn, einer ehemaligen Rechtsschule. Durch Garten und Hof gelangt man zu einer prächtigen Fachwerkfassade an der Straße Holborn.

      Gewölbe unter der Kapelle des Lincoln's Inn

      Fachwerkfassade des Staple Inn an der Straße Holborn

      INFO

      Adresse: Start: Fleet Street/Chancery Lane, EC4Y 1AA, Ende: High Holborn

      Anfahrt: U-Bahn: nach Temple (Circle, District Line), viele Busse fahren vom Trafalgar Square entlang The Strand und Fleet Street zum Anfang des Spaziergangs, z. B. die historischen Routemaster-Busse der Linie 15; Abreise: ab Chancery Lane (Central Line)

      Dauer: ca. 45 Minuten, Weglänge: ca. 1,5 Kilometer

       Sehenswertes:

       Lincoln’s Inn: Höfe Montag bis Freitag 7 bis 19 Uhr, Kapelle Montag bis Freitag 12 bis 14:30 Uhr; lincolnsinn.org.uk

       Silver Vaults: Montag bis Freitag 9 bis 17:30 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr; silvervaultslondon.com

       Essen & Trinken:

       The Seven Stars: Montag bis Samstag 11 bis 23 Uhr, Sonntag 12 bis 22:30 Uhr; 53 Carey Street, thesevenstars1602.co.uk

       The Knights Templar: einfaches Pub-Essen in einer umgebauten Bank, Montag bis Freitag 8 bis 23 Uhr, Samstag 11 bis 18:30 Uhr; 95 Chancery Lane, jdwetherspoon.com/pubs/all-pubs/england/london/the-knights-templar-near-fleet-street

       Fitzrovia präsentiert sich als ein lebendiges Stadtviertel, das mit seiner Mischung aus Wohnhäusern, Geschäften, Büros, Kneipen, Cafés und Kunstgalerien zu einem Bummel einlädt. Unübersehbar thront über allem der 189 Meter hohe BT Tower.

      Berühmte Wohnstätte: Virginia Woolfs Domizil von 1907 bis 1911

      Zu den Stadtentwicklern im 18. Jahrhundert gehörte Charles FitzRoy, der spätere Baron Southampton, der den nördlichen Bezirk Fitzrovia gestaltete. Die Anlage des Fitzroy Square ließ er vom damaligen Stararchitekten Robert Adam entwerfen, der für die prachtvollen georgianischen Häuser hochwertigen Portland-Kalkstein verwendete. Gedacht waren die Häuser für die Oberschicht, die sich hier ansiedeln sollte. Die zog es jedoch vor, in die benachbarten Stadtviertel Marylebone und Bloomsbury zu ziehen. Stattdessen etablierten sich französische und andere Einwanderergruppen und begannen Möbelhandel zu betreiben.

      Berühmtheit gelangte das Viertel im 19. und 20. Jahrhundert, als es viele Künstler und Intellektuelle in dieses Viertel zog, darunter der Autor E. M. Forster, der Maler Roger Fry und der Ökonom und Mathematiker John Maynard Keynes. Bekannte Persönlichkeiten wohnten am Fitzroy Square. Im 19. Jahrhundert war es der irische Dramatiker George Bernard Shaw und Anfang des 20. Jahrhundert Virginia Woolf, die hier mit ihrem Bruder lebte. Eine blaue Plakette an Haus Nr. 29 erinnert an sie. Von hier aus organisierte sich die Bloomsbury Künstlergruppe. Vorher hatte George Bernard Shaw von 1881 bis 1882 in der Fitzroy Street 37 residiert. In den 1950er-Jahren zog der Begründer der Scientology, L. Ron Hubbard hier ein. Heute ist das Haus ein kleines Museum, das eine Ausstellung über sein Wirken zeigt.

      Anders als in Marylebone und Bloomsbury, die Grundbesitz von Herzögen und Grafen waren, gab es in Fitzrovia auch kleinere Landbesitzer, die das Aussehen des Viertels weniger einheitlich mitgestalteten. Die idyllische Fußgängerstraße Colville Place mit einer Reihe zum Teil farbig gestalteter Häuser gegenüber einer hübschen Grünanlage ist ein Beispiel dafür.

      Den Namen Fitzrovia trägt der Stadtteil vermutlich erst seit den 1930er-Jahren. Damals traf sich eine Gruppe von Schriftstellern regelmäßig in der Kneipe Fitzroy Tavern.

      Museum und Spielzeugladen in einem: Pollock's Toy Museum

      Schriftstellerdomizil: Fitzroy Tavern

      Zentrale Straße in Fitzrovia ist die Charlotte Street, in der viele Medienunternehmen ansässig sind. In ihrer Verlängerung folgt der Rathbone Place. Der angrenzende Rathbone Square wurde 2015 bis 2017 komplett saniert; das frühere Royal-Mail-Gebäude musste weichen und ein neuer Gebäudekomplex entstand, in das unter anderem das Hauptquartier von Facebook Großbritannien