Dionarah - Das Geheimnis der Kelten. Aileen P. Roberts

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Название Dionarah - Das Geheimnis der Kelten
Автор произведения Aileen P. Roberts
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783941963153



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begann zu zucken und rang nach Worten. »Ich … nein … ich kann nicht«, stammelte er mit verzogenem Gesicht, dann hellten sich seine Züge auf.

      »Nehmt meinen Leibdiener, er kann für mich gehen.« Harakoel schrie nach einem Pagen. Dieser kam hereingehuscht, nur um sofort wieder zu verschwinden und einen gelangweilt dreinblickenden Mann zu holen. Der Mann stellte sich neben Harakoel und machte ein finsteres Gesicht, während sich der Page in eine Ecke drückte. Er wusste nicht, ob er noch bleiben sollte.

      »Er kann ins Felsenreich reisen«, sagte Harakoel erleichtert. Nun begann Harakoel seinen Diener in den Hintern zu treten, was dieser merkwürdigerweise gar nicht zur Kenntnis nahm und nur vor sich hin starrte.

      Skeptisch betrachtete Hauptmann Sigurd den großen, hageren Mann. »Der Hochkönig sagte ausdrücklich: Harakoel!«

      Harakoel wand sich und begann nun, den kleinen Pagen zu treten. »Nein, nein, nein … er soll gehen! Ich kann hier nicht weg … Ich werde gebraucht!«

      Mit einem Achselzucken packte Sigurd Harakoels Diener am Arm. »Gut, ich werde ihn mitnehmen.«

      Erleichtert seufzend verbeugte sich Harakoel. »Meine hochachtungsvollsten Grüße an den werten König.« Dann ließ er sich auf einen der mit Samt überzogenen Sessel sinken und nahm eine Schriftrolle in die Hand. Seine Miene verfinsterte sich.

      »Page!«, schrie er und der noch immer am Boden liegende Junge erhob sich mühsam. »Hol sofort den Schreiber! Er hat einen Fehler gemacht. Die Ausgaben für das Mehl stehen auf der falschen Seite der Schriftrolle.« Harakoels Züge wurden immer angespannter. »Das darf nicht passieren!«

      Der Tag verging und Harakoel war am nächsten Morgen gerade dabei, seinem Schreiber einen Vortrag zu halten, als es an der Tür klopfte. Der Page führte den wutschnaubenden Hochkönig herein.

      Harakoel verbeugte sich tief. »Eure Majestät, was für eine Ehre …«

      Adamath baute sich in seiner ganzen Größe von zwei Metern auf und blickte den buckligen kleinen Mann mit vor Wut glitzernden Augen an. »Sagte man Euch nicht, ich verlange, dass Ihr ins Felsenreich reist?«

      »Ja, ja aber …« In letzter Zeit war er immer damit durchgekommen, all seine Aufgaben und Pflichten an seine Untergebenen weiterzuverteilen. Er saß nur noch faul in seinem Herrenhaus. » ... ich dachte nur, für einen Mann in meiner Stellung geziemt es sich nicht, in ein Land zu reisen, in dem es vor Orks wimmelt!«

      »Die Orks unterstehen mir, du Narr, wie alles andere auch!«, schrie der König und Harakoel wurde immer kleiner und buckliger.

      »Ähm, aber … ich habe hier wichtige Aufgaben zu erfüllen«, versuchte Harakoel es weiter. »Natürlich würde ich mich gerne dieser ehrenwerten Aufgabe annehmen, doch ich dachte, ich könnte Euch hier besser dienen.« Unterwürfig verbeugte er sich.

      Adamath packte Harakoel am Kragen. Der hing nun mit den Füßen zappelnd in der Luft. »Wenn du deinen Hintern weiter in diesem prächtigen Haus wissen willst, dann reise ins Felsenreich – und zwar sofort!« Plötzlich war die Stimme des Königs gefährlich ruhig.

      »Natürlich, natürlich, mein Herr«, stammelte er kriecherisch. Als der König ihn wieder auf den Boden ließ, wagte er jedoch zu fragen: »Wäre es wohl möglich, eine Kutsche zu bekommen? Meine sind, äh, momentan nicht verfügbar.«

      Missbilligend zog Adamath die Augenbrauen zusammen, nickte dann jedoch. »Nehmt die Kutsche eines der Lords und sagt, ich hätte es befohlen.« Mit donnernden Schritten verließ der Hochkönig den Saal und Harakoel begann auf seinen Schreiber einzutreten.

      »Ich muss in das verfluchte Felsenreich – und du bist schuld!«, schrie er.

      Der Schreiber machte sich ganz klein und wagte zu fragen: »Warum denn ich?«

      »Weil du alles falsch aufschreibst! Ihr seid alle unfähig!«, tobte Harakoel und sein Gesicht verzerrte sich bei jedem Wort.

      So reiste Harakoel in einer geliehenen Kutsche und das obwohl er drei eigene besaß am nächsten Tag in Richtung des Schlosses von Wyrrd im Felsenreich. Er wurde von drei Dämonenreitern eskortiert, welche die Orks sammeln sollten.

      Der König von Wyrrd, ein weißhaariger, dicklicher Mann im sechzigsten Lebensjahr, empfing Harakoel in seinem Thronsaal. Dieser war sehr viel weniger pompös ausgestattet als der in Huellyn.

      »Hattet Ihr eine angenehme Reise?«, fragte König Assan.

      Harakoel verzog das Gesicht. »Diese Kutsche war nicht sehr bequem, aber was tut man nicht alles für seinen König. Er hat natürlich mich gesandt, da er nur mir die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen kann, die Rebellen zu überführen, die sich wohl hier herumtreiben.«

      König Assan winkte einem Diener. »Bringt reichlich Speisen.«

      Sofort begannen Harakoels Augen zu glänzen und als das Festmahl aufgetragen wurde, verschlang er alles so gierig, als hätte er mehrere Tage gehungert. König Assans Sohn, Prinz Trian, dessen Gattin Seora, eine hübsche blonde Frau, und ihr kleiner Sohn Ergon waren ebenfalls anwesend.

      »Wer sind denn diese Rebellen?«, fragte Prinz Trian interessiert. Er war Anfang dreißig, hochgewachsen und schlank, mit kurzgeschnittenen, dunkelblonden Haaren.

      »Oh, widerliche Geschöpfe. Sie haben den Zauberer Myrthan aus dem Turm von Keradann befreit und nun, nun wollen sie wohl irgendwelche Runen an sich bringen und unseren werten Hochkönig stürzen.«

      Für einen Augenblick überzog Prinz Trians Gesicht ein Anflug von Begeisterung, den er jedoch rasch wieder verbarg. Im Gegensatz zu seinem Vater, der um ihren Wohlstand zu sichern, stets König Adamath die Treue gehalten hatte, war Prinz Trian mit den Machenschaften des Hochkönigs alles andere als einverstanden. Doch er hatte bisher nie gewusst, wie er sich gegen Adamath stellen sollte, ohne seine Familie zu gefährden.

      »Und was sollen sie ausgerechnet hier wollen?«, fragte der Prinz.

      Harakoel trank gierig einen Becher Rotwein und die Reste liefen ihm über das Kinn. »Es könnte sein, dass im Felsenreich eine dieser Runen versteckt ist, die sie suchen. Ich weiß es nicht genau. Mein Diener ist schuld, er hat mich nicht ausreichend informiert.« Harakoels Gesicht zuckte nervös. »Auf jeden Fall sammeln Hochkönig Adamaths Dämonenreiter nun Orks und suchen nach diesen Weltenwanderern und den anderen Aufrührern.«

      »Was ist ein Weltenwanderer, Vater?« Der kleine Prinz Ergon blickte seinen Vater mit großen blauen Augen an.

      Bevor Prinz Trian jedoch antworten konnte, beugte Harakoel sich zu dem Kleinen hinunter. »Sie sind Abschaum, sie gehören nicht hierher.« Mit seiner feuchten Aussprache befeuchtete er das Gesicht des kleinen Prinzen, der angeekelt den Mund verzog.

      König Assan unterhielt sich noch eine Weile mit Harakoel, der immer wieder nervös seine Nase putzte und kurz darauf das Taschentuch ausschüttelte und es zum Trocknen über seinen Stuhl hängte. Seora zog ein angeekeltes Gesicht und wandte den Blick ab.

      Als Harakoel mit seiner dritten Portion Wildschweinbraten beschäftigt war, flüsterte Ergon seinem Vater zu: »Ich mag diesen Harakoel nicht, er sondert Schleim ab.«

      Nur mühsam konnte sich Prinz Trian das Lachen verbeißen und nickte Ergon grinsend zu.

      Später, in seinem Privatgemach, sagte Trian zu seiner hübschen jungen Frau: »Ich werde diese Weltenwanderer suchen und ihnen helfen.«

      Seora stieß einen erstickten Schrei aus. »Das ist gefährlich. Wenn das herauskommt, wird König Adamath uns vernichten«, flüsterte sie.

      »Aber sonst bleibt alles, wie es ist. Natürlich, uns geht es einigermaßen gut. Denk nur an die vielen unterdrückten Sklaven, die in unseren Minen arbeiten, die Landbevölkerung in Huellyn, und die Orks, gegen die wir uns nicht zur Wehr setzen dürfen, weil sie Adamath unterstehen ― das sind doch alles keine Zustände!« Der Prinz hatte sich richtig in Rage geredet.

      Seine Frau legte ihm beruhigend eine schlanke blasse Hand auf den Arm. »Das weiß ich alles. Nur müssen wir auch an unsere Kinder denken!«