Echnaton im Feuersturm. Mario Monteiro

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Название Echnaton im Feuersturm
Автор произведения Mario Monteiro
Жанр Исторические приключения
Серия
Издательство Исторические приключения
Год выпуска 0
isbn 9783957444875



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      »Hm, machte Hellwig und sah zu Bellinghaus hinüber. Wenn man als Arzt immer nur Tote angucken muss …« Aber wenn es darum ging, die Todeszeit zu ermitteln, dann war Bellinghaus einsame Spitze.

      »Wer hat den Toten denn zuerst entdeckt«, wollte der Kommissar als erstes wissen.

      »Der Gärtner, Herr Kommissar«, meldete sich ein Wachtmeister, der vom Nachtdienst kam und sich auf dem Heimweg befand. Der Gärtner sei auf die Straße gerannt und ihm geradewegs in die Arme gelaufen. Ganz kopflos sei der Mann gewesen, behauptete der Polizist.

      Friedhold stand in seinen Gummistiefeln und mit der grünen Schürze an der Wand des kleinen Gartenhauses, den Blick starr auf den Kiesweg gerichtet. Kriminalassistent Besserer beobachtete ihn und vermutete, der Gärtner lausche angestrengt. Hellwig stopfte seine Pfeife und ging langsam auf den Mann zu.

      »So, so. So war das also! Sie haben Herrn Birnbaum als erster gesehen?«

      Der Mann mit dem sonnengebräunten Gesicht und den kräftigen Armen traute sich nicht, sofort zu antworten. Vielleicht überlegte er lange, was er sagen sollte. Die Falten auf beiden Seiten der Mundwinkel vertieften sich. Endlich nickte er stumm.

      »Und dann rannten sie im Eiltempo auf die Straße?«, drängte der Kommissar. »Warum denn so eilig?«

      »Ich … ich wollte doch Hilfe holen.« Der Gärtner Friedhold zitterte und sah ängstlich in das Gesicht des Kommissars. »Polizei … Polizei holen wollte ich gleich.« Und plötzlich richtete er sich steil auf und flüsterte kaum hörbar: »Er hat Herrn Birnbaum umgebracht.«

      »Umgebracht?«, fragte Hellwig schnell. »Woher wollen Sie wissen, dass Herr Birnbaum umgebracht wurde?«

      Der Gärtner sah auf seine Gummistiefel, zog an seiner Mütze und fuhr mit beiden Händen aufgeregt über seine Schürze. Er wollte es doch sagen, wollte wirklich alles erzählen. Elfriede hatte ihm doch das mit dem Bild erzählt. Dieses schreckliche Gesicht von dem Kerl. Und dass Herr Birnbaum solche Angst gehabt hätte. Deshalb hätten die beiden Herren auch die Fenster so gut verrammelt.

      »Warum sagen Sie nicht alles?«, fragte ihn Hellwig schroff. »Woher wissen Sie, dass Herr Birnbaum umgebracht wurde?«

      »Ich … nein, Ich habe nichts getan.« Friedhold hatte solche Angst.

      »Was ist mit dem Foto?«, machte Hellwig weiter.

      »Kein Foto«, sagte der Gärtner leise. »So ein Bild … ein furchtbares Bild!«

      Na ja, sagte sich Hellwig. Man muss ihm etwas Zeit lassen. »Was für ein Bild denn?«, hakte Hellwig nach.

      »Aber ich weiß es doch nur von Elfriede«, sagte der Gärtner schnell.

      »Wer ist Elfriede?«

      »Die Köchin«, murmelte der Gärtner. »Sie kommt immer um acht.«

      Hellwig sah auf die Uhr, betrachtete nebenbei die Schwielen an den kräftigen Händen des Gärtners. Wenn man sich diesen Mann genau ansah … Hellwig verjagte den Gedanken so schnell wie er gekommen war.

      »Auf jeden Fall waren Sie als erster im Garten«, stocherte Hellwig weiter. »Vielleicht sogar zur gleichen Zeit, als Birnbaum sterben musste?« Hellwig sah ihn seltsam an, neigte den Kopf etwas zur Seite und stieß eine Tabakwolke aus. »Oder lebte er sogar noch, als Sie in den Garten kamen?«

      »Nein Herr …« Ängstlich beteuerte er, nichts gesehen und nichts gehört zu haben und dabei fing er an zu weinen ohne vom Anblick auf den Toten loszukommen.

      Ein greller Schrei riss Hellwig aus seinen Gedanken. Wie aus dem Boden geschossen, stand Elfriede plötzlich auf dem Rasen und sah sich der Truppe Hellwigs gegenüber, die hinter dem toten Birnbaum standen.

      »Na erst mal guten Morgen«, wurde sie von Hellwig begrüßt. »Wie sind Sie denn hier hereinspaziert?«

      »Mit dem Schlüssel natürlich«, japste sie. »So wie jeden Morgen.« Trotz des Entsetzens in ihren Augen, schien sie die Frage Hellwigs entrüstet zu haben. »Schließlich hab ich Schlüssel fürs ganze Haus«, sagte sie wichtig. »Und das seit zwanzig Jahren!«

      Hellwig sah sie schweigend an, musterte nebenbei ihre Schuhe. Peinlich sauber geputzt, fiel ihm auf.

      »So lange arbeite ich schon für Herrn Birnbaum.« Dann heulte sie los, nachdem sie erfahren hatte, was geschehen war. »Schrecklich, wie schrecklich das mit dem Herrn Birnbaum!«

      »Aha«, meinte Hellwig leise. »Sie haben also Schlüssel für das ganze Haus?«, wollte Hellwig wissen.

      »Natürlich … das heißt«, und damit verbesserte sie sich, »nur nicht zu den beiden Zimmern von Herrn Backhaus.« Es klang verbittert. »Der Herr Backhaus ist doch immer so komisch«, klagte sie.

      Dann blickte sie ängstlich auf die Gruppe der Mordkommission und flüsterte Hellwig zu, dass Backhaus sie nur auf seine Zimmer lasse, wenn er dabei sei.

      »Und wo ist denn dieser Herr Backhaus jetzt?«, wollte Hellwig wissen.

      »Um diese Zeit ist er immer zu Hause«, setzte sie dreist hinzu und zeigte dabei auf die oberen Räume der teuren Villa. »Sein hellblauer Ford steht doch in der Garage.«

      »Ach!«, rief Hellwig überrascht. »Da schläft der Vetter seelenruhig und im Garten liegt ein Toter!«

      »Schläft wie ein Murmeltier«, bemerkte Kriminalassistent Besserer, als sie zum sechsten Mal an die Türen von Friedrich Backhaus klopften.

      »Aufbrechen in diesem Fall!«, befahl Hellwig.

      Dann standen sie vor dem Bett von Friedrich Backhaus. Der Gesuchte lag vollständig angekleidet auf dem Bett. Sein Mund war leicht geöffnet, doch er schnarchte nicht.

      »Er kann nicht schnarchen«, erklärte Dr. Bellinghaus. »Denn er ist tot.«

      »Ach du grüne Neune«, entfuhr es Hellwig und dabei blickte er auf die halb ausgetrunkene Tasse auf dem kleinen Ecktisch. Dr. Bellinghaus roch am Mund des Toten. »Wahrscheinlich ein schweres Alkaloid«, vermutete er sofort. »So vor knapp einer Stunde vielleicht.«

      Elfriede saß weinend in der Küche, als sich Hellwig um sie kümmerte.

      »Haben Sie endlich Herrn Backhaus geweckt?«, fragte sie leise.

      Hellwig überhörte die neugierige Frage. »Sagen Sie mal, Frau Elfriede … wie ist das eigentlich mit dem Kaffee?«

      Sie schien ihn nicht zu verstehen. »Ich meine, tranken die Herren denn morgens immer Kaffee? Sie hätten doch dann und wann auch Tee trinken können … oder Schokolade? Oder heiße Milch? Oder so etwas?«

      »Nein, nein«, erfuhr er von Elfriede. »Kaffee, immer nur Kaffee«, bestätigte sie. »Immer Kaffee. Jeden Abend muss ich die Kanne vorbereiten. Kaffeepulver hinein geben und sonst nichts.«

      Hellwig stützte sein Kinn in die Hand und überlegte. »Jeden Abend, sagten Sie?«

      »Ja. Jeden Abend. Sehen Sie, Herr …«

      »… Hellwig … sagen Sie immer nur Hellwig, das genügt.«

      »Also abends, sehen Sie Herr Hellwig. In dieser Thermos-Kanne hier …« Elfriede wollte die Karaffe nehmen und offenbar fiel ihr erst jetzt auf, dass die Kanne auf dem Spülstein stand. »Das Ding steht doch sonst immer auf dem Küchentisch«, sagte sie nebenbei. »Haben Sie vielleicht …?«

      »Nein.« Hellwig lächelte zum ersten Mal. »Ich habe nicht.« Warum wunderte sich die Frau? Warum stand die Kanne nicht auf dem Tisch? So wie immer?

      »Nescafé«, erklärte sie. »Immer die gleiche Menge Pulver in die Kanne und kochendes Wasser drüber«, belehrte sie den Polizisten. »Jedes Kind kann das.«

      Hellwig sah sie seltsam an. Jedes Kind kann das! Hatte sie nicht das gesagt? »Und wo haben Sie denn das Kaffeepulver stehen?«

      Elfriede zeigte ihm die Dose.

      »Die muss ich leider mitnehmen«, erklärte