Der Weg … zurück zu meinen Ahnen. Artur Weiß

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Название Der Weg … zurück zu meinen Ahnen
Автор произведения Artur Weiß
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783961451968



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Tisch und ermunterte die Männer zu Tisch zukommen. Sie waren überrascht, ein typisch bessarabisches Gericht verspeisen zu dürfen. Julijana servierte Käsknöpfle, dazu wird Schmant und Marmelade gereicht. Während sie für ihr leibliches Wohl sorgten, rissen die Gespräche nicht ab. Denn jeder lebte in einer Großfamilie, die inzwischen durch Heirat kleiner geworden war. Darüber sprach das Trio bis tief in die Nacht und es war nicht immer nur Oberflächliches. Alfred hatte das Bedürfnis sich zurückzuziehen. Er begründete es damit, dass seine Arbeit auf dem Bau einen ausgeruhten Maurer verlangt. In Anbetracht der vorgerückten Zeit hielt Julijana es für angebracht, dass Gottlieb in ihrem Haus übernachtet. Es fand sich schnell ein Schlafplatz in der geräumigen Wohnung. Gottlieb war nicht nur froh, dass er in dem Haus der Frau schlafen darf, die er nicht nur mag.

      Schon am frühen Morgen des Folgetages verließ Gottlieb das Haus, um seine Pferde am Marktplatz zu versorgen. Während die Tiere ihr Futter aufnahmen, verpackte er alle seine Gegenstände auf dem Wagen. Nachbarn sprachen ihn an: „Gottlieb, willst du uns schon verlassen?“ „Ja, ich habe meine Geschäfte erledigt.“ Gut gelaunt spannte er seine Pferde an und verließ den Pferdemarkt. Gottlieb schlug nicht den Weg nach Hause ein, sondern fuhr zu dem Haus, in dem er die Nach verbracht hatte.

      Alfred, der Sohn des Hauses, verließ gerade den Hof, als er vorfuhr. Mit einem Händedruck begrüßte Alfred den Gast aus Klöstitz. Indessen war Julijana aus dem Haus gekommen und bot Gottlieb ein Frühstück an, welches er freudig annahm. Alfred hatte sich bereits zu Fuß auf den Weg zur Arbeit begeben. Im Haus machten es sich die beiden Elternteile am Frühstückstisch bequem. Es blieb nicht aus, dass im Laufe des Gesprächs das Wort „Alleinsein“ fiel. Hier hakte Gottlieb mit dem Einwand ein: „Das könnten wir, wenn du das willst, abstellen.“ Damit erhob er sich, ergriff ihre Hand und sagte: „Ich will es.“ Auf dem Weg nach draußen rief er ihr zu: „Auf Wiedersehen in vierzehn Tagen!“

      GOTTLIEB MESSINGERS HEIMKEHR

      Leise wiehernd empfingen ihn seine Pferde, als er seinen Wagen bestieg und seiner Gastgeberin zuwinkte. Sein Gespann schlug gleich die richtige Richtung ein, als ob sie wussten, dass es nach Hause ging. Im leichten Trab verließ das Gespann Tarutino und erreichte die offene Steppe, wo der Kutscher von den wärmenden Strahlen der Frühlingssonne begleitet wurde. Gottlieb befand sich im siebenten Himmel und machte der strahlenden Sonne Konkurrenz. Bei seinen Überlegungen und Träumereien merkte er nicht, wie die Zeit verging.

      Bald sah er die Klöstitzer Feldmark. Wenig später fuhr er an der Kirche vorbei, deren Turmspitze in den blauen Steppenhimmel ragte. Als das Gespann seinen Hof erreichte, hatte ihn der Alltag wieder, das bemerkte Gottlieb, als seine Kinder ihn stürmisch umringten. Sie überschütten ihren Vater mit Fragen und wollten gleich Antworten darauf. Die will er ihnen geben, aber erst nach dem Abendessen, wenn alle da sind. Zunächst musste der Wagen entladen und das Vieh versorgt werden. Vater Messinger brachte in der Zeit seine Geschenke ins Haus. Anna und ihre Schwerster beschäftigten sich in der Küche mit dem Abendessen. Nur Benjamin und der Knecht waren noch nicht von der Feldarbeit zurück. So hatte Gottlieb noch Zeit, einen Kontrollgang durch die Ställe zu machen, Pferdewiehern kündigte das Kommen Benjamins von der Feldarbeit an.

      Mit eiligen Schritten ging er auf seinen Sohn zu, der auf den Hof fuhr. Mit den Worten: „Ihr kommt spät“, begrüßte er die beiden.

      „Ja Vater, wir haben unsere Arbeit zu Ende gebracht.“

      „Dann wart ihr also fleißig in der Zeit, während ich in Tarutino war.“

      Mittlerweile hatten sie die Pferde ausgespannt und sie in den Stall gebracht, um ihnen das Futter zu reichen. Auch den Männern knurrte der Magen und sie gingen ins Haus, um sich frisch zu machen. Wenig später saß die Familie wieder vollzählig am Tisch. Im Tischgebet äußerte Anna die Freude darüber, dass ihr Vater wieder bei ihnen ist. Während des Essens machte sich eine allgemeine Zufriedenheit in der Wohnküche breit. Das trieb dem Vater ein Lächeln in sein Gesicht, was seinen Kindern nicht verborgen blieb. Dass veranlasste Anna nach dem Grund der guten Laune ihres Vaters zu fragen. Richtig erleichtert nahm er diese Frage auf, weil sie es ihm leichter machte, seinen Kindern die Neuigkeit zu vermitteln. In die Runde schauend, blickte er in gespannte Gesichter. An seine Tochter Anna gewandt: „Du hast Recht, es hat sich in Tarutino für mich und euch etwas Gutes ereignet. Ich habe eine Frau kennen gelernt und werde sie euch in vierzehn Tage vorstellen. Es ist nicht nur mein Eindruck, sondern meine Überzeugung, dass sie euch gefallen wird. Sie hat auch einen großen Sohn, der noch in ihrem Haus wohnt. Mehr kann ich euch noch nicht sagen, was daraus wird, werden uns die nächsten Wochen zeigen. Vorerst freut euch über die nachträglichen Ostergeschenke, welche ich euch mitgebracht habe.“ Aus einem Sack entnahm er diverse Geschenke und verteilte sie an seine Kinder.

      Wie immer am Sonntagmorgen erklangen die Glocken und Alt und Jung strömten zur Kirche. Nur Anna und ihre Schwester Emma nicht, sie sorgten für ein schmackhaftes Mittagessen. Dabei hat Emma sich ihrer Schwester anvertraut, dass sie noch in diesem Jahr heiraten wird. Vor Schreck ließ Anna den Kochlöffel fallen und beide Schwestern lagen sich in den Armen. Sie konnten ihre Freudentränen nicht aufhalten und Anna wünschte Emma alles Glück der Welt. Es wird so sein, dass dieser Tag in der Familie noch für mehr Wirbel sorgen wird. Nun verriet der Glockenklang, dass die Kirche zu Ende war und der Rest der Familie sich im Anmarsch befand.

      Weil alle einen guten Appetit mitbrachten, nahmen sie gleich am Tisch ihre Plätze ein, wo Anna und Emma das Essen servierten. Das Gebet zu Tisch sprach der Herr des Hauses und wünschte allen einen guten Hunger. Benjamin hatte wohl den größten Appetit, denn er füllte noch einmal seinen Teller. Er beeilte sich mit seiner zweiten Portion und wollte den Tisch verlassen, ist aber von Emma gestoppt worden. Verwundert sahen alle Emma an, die dann etwas verlegen sagte: Es gibt Neuigkeiten. Ich mache es kurz, lieber Vater und Geschwister, es ist so weit, ich werde heiraten, und zwar noch in diesem Jahr. Das war für die Familie eine echte Überraschung, so dass zunächst keiner ein Wort herausbrachte.

      Als sich alle wieder gefasst hatten, gratulierten sie ihrer Schwester und wollten wissen, wer der Glückliche ist. „Es ist ein Bauernsohn aus dem Oberdorf, sein Name ist Friederich Uhlich und er ist achtundzwanzig Jahre alt.“ „Ich kenne den Bauer Uhlich“, bemerkte ihr Vater, „es ist ein tüchtiger Mann und sein Sohn als Nachfolger auch.“ Nun hatten Messingers für den ganzen Nachmittag Gesprächsstoff. Für Benjamins Ohren war das noch nichts, er ging ins Dorf zu Seinesgleichen. Dort schauten die Achtzehnjährigen zwar nach den Mädchen, aber erst wollen sie noch einige Zeit ihre Jugend genießen. Beim Weintrinken gab Benjamin das Neueste zum Besten, was morgen das ganze Dorf weiß.

      Als zu Emmas Vorhaben alles gesagt war, erinnerte Vater Messinger seine zwei Töchter daran, dass jetzt im April die Geflügelaufzucht anstehe. Darauf erwiderte Anna, dass sie bereits drei Hühner-Klucken mit je fünfundzwanzig Eiern gesetzt hatte, weitere folgen noch. Die Gänse, Enten und Puten werden in den nächsten Tagen mit der Brut beginnen. Dies ist eine sehr wichtige und mühsame Frauenarbeit, denn damit wird die Fleischversorgung für den Winter gesichert. Das trifft auch für die Schweine und Rinderzucht zu, die den Männern vorbehalten ist. Dagegen in der Feldarbeit sowie bei der Ernte wird Jung und Alt, Groß und Klein eingesetzt, denn eine Selbstversorger-Großfamilie hat immer nur das, was sie sich erarbeiten oder ernten. Die schwerste Zeit für alle bessarabischen Familien beginnt im April und endet im Winter. Bei nur geringer Technik ist die menschliche Arbeitskraft voll gefordert und jedem wird alles abverlangt. Der Arbeitstag beginnt bei Sonnenaufgang und endet bei -untergang. Eine weitere immer wiederkehrende Arbeit besteht darin, morgens das Vieh (Rinder) nach dem Melken auf die Straße zu treiben. Ab Mai treibt ein gedungener Hirte das Vieh täglich auf die Weide und bringt es zum Melken abends wieder. Aus der gewonnenen Milch wird in eigener Regie Butter und Käse hergestellt. Mit den Schafherden wird ähnlich verfahren, mit deren Milch wird der spezielle Schafkäse gewonnen.

      Nachdem in den vergangenen Monaten die Weinstöcke beschnitten sind, wird jetzt zwischen den Weinstockreihen die Bodenbearbeitung vorgenommen. Dem folgt das Säen der verschiedenen Getreidesorten. Auch den Mais brachte man in den Boden, ein Hauptnahrungsmittel für Mensch und Tier. Anna und ihre Schwester bestellten den Gemüsegarten (Krautgarten), unter anderem mit Paprika und Tomaten.

      Auf