Название | Der Weg … zurück zu meinen Ahnen |
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Автор произведения | Artur Weiß |
Жанр | Историческая литература |
Серия | |
Издательство | Историческая литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961451968 |
DIE MEINE ELTERN WURDEN
Aus den Kolonisten, die 1813 aus Deutschland Baden-Württemberg, nach Bessarabien ausgewandert sind, wuchs aus Folgegenerationen eine starke Gemeinschaft heran. Sie schufen sich mit der Unterstützung des Zaren Alexander I. eine neue Heimat. So entstanden landesweit viele deutsche Dörfer, in denen sie ihre Gewohnheiten, Sprache und ihren christlichen Glauben integrierten. Auch bauten sie Kirchen, Schulen und Gemeindehäuser, in die ihre Gemeindevertretungen und Ordnungshüter einzogen. Auf dieser Grundlage entstand auch die Mustergemeinde Klöstitz und wurde zu einer der größten Kirchspiele Bessarabiens. Die Landwirtschaft entwickelte sich prächtig, so dass Großbauern und Gutsbesitzer entstanden. In der Familie des Großbauern Gottlieb Messinger erblickte Anna Maria am 12. 10. 1904 das Licht der Welt. Anna war das vierte Kind von zwölf Geschwistern. Sie wuchs in Klöstitz auf, wo sie auch die örtliche Schule besuchte. Die Gemeinde Klöstitz hatte zu dieser Zeit um die 3000 Einwohner.
Klöstitz im Winter um 1910
Anna Messinger drei Jahre alt
Im Nachbarort Tarutino, der sich mittlerweile zur Stadt entwickelt hatte und die Stadtrechte erhielt, ist Alfred Gottfried Weiß als neuntes Kind am 04. 09. 1909 zur Welt gekommen. Seine Kindheit verlief nicht so hart wie auf dem Lande. Alfred wuchs umsorgt von seinen Geschwistern heran, wo er dann mit sechs Jahren die Grundschule in Tarutino besuchte. Von seinen großen Geschwistern erfuhr er jegliche Unterstützung. So konnte er sich zu einem Spitzenschüler entwickeln und verließ nach acht Jahren erfolgreich die Schule.
Es war nicht nur üblich, dass die Schüler den Konfirmandenunterricht besuchten, sondern sie wurden auch konfirmiert. Sein Wunsch war es, den Maurerberuf zu erlernen, sein Vater beschaffte ihm eine Lehrstelle. Seine Ausbildung dauerte drei Jahre, die er auch problemlos bestand. So war Alfred mit siebzehn Jahren ein Fachmann in seinem Beruf. Inzwischen haben seine Geschwister alle das Haus verlassen und eigene Familien gegründet. Alfred wurde von seinem Betrieb übernommen und wohnte weiter bei seinen Eltern. Die Arbeit auf dem Bau machte ihm Spaß, so dass er sich fortbildete, um Karriere zu machen.
Elternhaus von Alfred Weiß in Tarutino
Alfred Weiß drei Jahre
Der Ort Tarutino bot der Jugend die verschiedensten Klubs, Vereine und Vergnügungsmöglichkeiten an, damit sich die Jugend nach getaner Arbeit mit Freunden vergnügen konnte. Die Zeit ging ins Land und Alfred feierte seinen achtzehnten Geburtstag, an dem unter anderen sein Vater als kranker Mann teilnahm. Es hat dann auch nicht lange gedauert, bis dieser verstarb. Das brachte große Trauer über die Familie Weiß, war er doch der Vater von neun Kindern, die nun zu Halbwaisen wurden. Einige kamen mit Pferdewagen aus den umliegenden Dörfern zur Beerdigung. Sie, die Großfamilie, nun mit Schwiegertöchtern, Schwiegersöhnen und Enkeln trugen ihren Vater sowie Großvater zu Grabe. Auch die Brüder und Schwestern des Verstorbenen kamen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Zu bemerken ist, dass die Familie Weiß in Tarutino stark vertreten war und der traurige Anlass alle wieder einmal zusammengeführt hat. Lange noch hat sich die Verwandtschaft Groß und Klein, über das aktuelle Geschehen unterhalten. Nachdem die Ersten mit ihren Gespannen den Hof verlassen hatten, sich Haus und Hof leerten, hielt der Alltag wieder Einzug. Mutter Weiß und Sohn Alfred stellten eine gewisse Leere fest. Das steigerte sich noch, wenn Alfred tagsüber zur Arbeit ging und seine Mutter allein zu Hause blieb. Wenn dann noch Alfred abends seinem Vergnügen nachging, fühlte sie sich allein gelassen. Es blieb nicht aus, dass sich eine gewisse Einsamkeit im Hause breit machte, war sie doch ihr Leben lang an das pulsierende Leben durch ihre Großfamilie gewöhnt.
ANNAS KONFIRMATION
In Klöstitz auf dem Bauernhof Messinger blieb die Zeit nicht stehen, auch dort hat sich alles weiter entwickelt. Aber nicht so positiv wie bei der Familie Weiß in Tarutino, weil die Entwicklung in der Familie ganz anders verlaufen ist. Auf dem Hof des Großbauern waren strenge Regeln angesagt, die Anna ganz besonders trafen. Es war ihr zur Auflage gemacht, mit Hilfe ihrer älteren Geschwister vor Schulbeginn die jüngsten Geschwister zu versorgen und mit ihnen zu frühstücken. Die gegenseitige Hilfe untereinander war in den Großfamilien selbstverständlich. Es war normal und üblich, den Kindern frühzeitig Verantwortung und Arbeit zu übertragen. Die Familie war im ständigen Wachstum begriffen, so dass ihre Arbeit nicht weniger wurde. Ausgiebig Schulaufgaben machen war nicht immer gegeben, die Kinder schafften es aber stets versetzt zu werden. In den bessarabischen Familien war es nicht allen Kindern vergönnt, bis zur achten Klasse in die Schule zu gehen. Oft haben die Eltern ihre Kinder schon mit zehn oder zwölf Jahren aus der Schule genommen, weil sie in der Landwirtschaft als Arbeitskraft gebraucht wurden.
Schule in Klöstitz
Annas Schulklasse Klöstitz um 1916
Dieses Schicksal traf auch Anna, was sie als Zwölfjährige ohne Widerspruch hinnahm, weil ihre Eltern es so wollten. Fortan war sie in Haus, Hof und Feldarbeit eingesetzt, wo ihr alles abverlangt wurde. Zunächst nahm ihre Mutter sie unter die Fittiche, um ihr das Kochen beizubringen und sie mit der Wäsche, die von Hand gewaschen wird, vertraut zu machen. Zu ihrer Mutter hat Anna einen guten Draht, sie wurden schnell zu einem Team. Von nun an bekam Anna all das beigebracht, was sie später als Hausfrau in ihrem Haushalt verwenden kann. Dafür aber braucht sie Jahre des Lernens, bis sie all das so beherrscht wie ihre Mutter: Kochen, Wäsche waschen,