Oooh, Dicker, mein Dicker .... Jamo Mantam

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Название Oooh, Dicker, mein Dicker ...
Автор произведения Jamo Mantam
Жанр Короткие любовные романы
Серия
Издательство Короткие любовные романы
Год выпуска 0
isbn 9783960081067



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zu tun habe …

      So. Habe ich das nicht schön gemacht? Schön behutsam angefangen mit unseren kleinen Geschichten, die sich alle noch quer Beet durch des Dicken Hier und Jetzt hindurchziehen werden. Ja, ich denke, der Einstieg ist geschafft.

      Ach, ja! Wenn Sie meinen, diese meine Unfallfahrt habe mich für immer von der Radfahrerei kuriert, dann täuschen Sie sich. Ich fahre wieder. Ja. Ich fahre wieder …

      So kam es also, dass ich zum Radler wurde. Nicht unbedingt passioniert, doch es geht so. Zwar nicht ganz freiwillig, bleibt aber im Rahmen des Erträglichen. Mein Stichtag ist der Sonntag. Sonntag früh um 10.30 Uhr heißt es radeln! Radeln, was das Zeug hält! Das tut gut, sagt der Dicke. Das hält jung und gesund! Auch wenn ich persönlich das etwas anders sehe.

      Seit meinem Unfall mag ich nämlich nicht mehr radeln. Ich habe Angst. Habe Respekt. Ich MAG nicht radeln, aber ich MUSS. Hat jemand anders über meinen Kopf hinweg beschlossen. Das geht dann immer ein paar Wochen am Stück, bis ich wieder gänzlich sowohl Lust, Freude als auch Risikobereitschaft verliere und kurzfristig in den Streik trete. Ich WILL nicht radeln! Ich habe Angst davor. Diese Dispute arten dann immer wieder in einem kurzweiligen, verbissenen Kräftemessen untereinander aus, in welchem ich meist die Oberhand gewinne. Denn eines ist sicher: Ich bin sowohl rhetorisch als auch, was die blanke Sturheit anbelangt, meinem Herrn und Meister haushoch überlegen. Doch er wiederum verfügt über einen unglaublichen Trickreichtum, mit welchem er mich immer wieder zum Einlenken animiert. Was meine permanente Weigerung, mit dem Rad zu fahren, angeht, so weicht er diese immer wieder von innen heraus auf, indem er mir im Vorbeigehen auf meinen prachtvollen Bauch haut und im flotten Jargon anmerkt: „Na, Speckschwaa’tä? Alled im jrün’ Bereich?!“

      Spätestens dann hat er mich wieder im Griff. Er legt da eine ganz bezaubernde und einfühlsame Art an den Tag, andere in ihrem Entscheidungsvermögen zu unterminieren. Zumindest bei mir funktioniert das ganz hervorragend. Vor allem dann, wenn er mich in seiner herrlichen Diskretion daran erinnert, dass ich figürlich mehr in Richtung Komplett-aus-dem-Leim tendiere, statt feengleich einher zu schweben wie die von ihm so heiß geliebte Andrea Berg.

      Und da ist es dann wieder, das schlechte Gewissen! Ich schaue an mir herunter, tief traurig und resigniert, denn ich versuche dieser Ringe und Wölbungen nun bereits seit acht Jahren mit einem wöchentlichen Fahrrad-Martyrium entgegen zu wirken. Das funktioniert nicht! Allein schon, wenn ich mir ansehe, was da in so reichlichem Überschuss an mir dran hängt, frage ich mich, wie das um Himmels Willen in den Griff zu bringen sein soll bei einem regelmäßigen Training einmal die Woche drei Stunden lang. Da kann man es doch eigentlich auch gleich ganz bleiben lassen, oder? Was soll das? Warum tue ich mir das an? Und dann, während dieser kummervollen Eigenbetrachtungen, kreuzt wieder ER meine Bahnen, kneift im Vorbeirennen meine beachtlichen Schwimmringe, die sich im Lauf der Jahre schützend um meine einstige Taille herumgeschmiegt haben, und kräht vergnügt: „Na, Knackwurscht! Bisse wieda am Jirübl’n?!“

      Das nennt man psychologische Kriegsführung, wissen Sie das? Das ist nicht schön, das tut weh! Und was noch viel schlimmer ist: es wirkt! Nach einigen dieser fröhlich-giftigen Verbalattacken denkt man sich: Na ja, man KANN’S ja noch mal probieren. VIELLEICHT bringt’s ja doch irgendwann mal was …

      Und weil man schon selber bei jedem Blick in den Spiegel vor Selbstzweifel und Scham fast zerfließt, lässt man sich halt doch wieder weich klopfen und schwingt mit müden, viel zu schweren Knochen seine Pfunde und Kilos auf den Sattel, in der Hoffnung, mal wieder halbwegs heil aus dieser dreistündigen, sonntäglichen Misere herauszukommen.

      Denn man darf eines nicht vergessen: Nach meiner Erste-Mal-Radtour mit dem Herrn Glaubert trage ich meine Narben noch immer. Man kann sie sehen, ich kann sie sehen, und die angebrochenen Gräten von einst spüre ich ab und an noch immer. Vor allem, wenn ich nachts zu lange auf der rechten Seite geschlafen habe. Rechts rutscht mir seit acht Jahren ständig der BH-Träger. Weil mein Schlüsselbein nicht mehr wieder ganz gerade zusammengewachsen ist.

      Ich habe einfach kein gesteigertes Interesse daran, mir weitere dieser Blessuren einzuhandeln, obwohl die Gefahr ständig gegeben ist, sobald ich auf dem Rade hocke. Weil ich bei einer jeden weiteren Tour, die wir gemeinsam unternehmen, tatsächlich sozusagen hart am Wind segle. Ich habe zum Beispiel seit acht Jahren ständig offene Knie. Aufgeschlagene Ellbogen. Aufgeschrammte Handflächen. Ich komme daher wie ein kleines Kindchen, das derzeit damit beschäftigt ist, das Rollschuh-Laufen zu erlernen. Und das mit über 50 Jahren! Wirklich! Das wird auch nicht besser, solange ich mich allwöchentlich am Sonntag genötigt sehe, meinen Drahtesel zu besteigen, um eine Gesundheitstour auf die Matte zu legen.

      Ich kann’s einfach nicht richtig. Es ist zwar schon erheblich besser geworden, ich habe auch wieder einiges mehr an Sicherheit auf meiner Mühle erlangt, aber passieren tut es doch immer mal wieder. Irgendwo lege ich mich immer mal wieder hin. Wälze mich in Dreck, Staub und Morast. Nur um mein wöchentliches, ach so gesundes Pensum abzuspulen.

      Das ist echt zum Heulen. Ich mache das auch wirklich nur dem Dicken zuliebe. Und der ist dann auch immer ganz stolz auf mich, wenn ich verdreckt und verpflastert und mit zerrissenen Klamotten aus einer solchen Odyssee zum Vorschein torkle. Dann sagt er zu mir, ich sei tapfer und fleißig gewesen und habe mir ein Bienchen ins Bummi-Heft verdient. Ich sage darauf dann immer gar nichts mehr. Anders: würde ich mich nach solchen Gewalttouren nicht jedes Mal sowohl körperlich als auch moralisch so derart derangiert fühlen, ich hätte ihm sein Bienchen samt Bummi-Heft längst in den Rachen gestopft.

      Was soll ich da noch sagen? Dabei war ich nach meinem blutigen Crash vor acht Jahren eigentlich davon überzeugt gewesen, ich hätte es überstanden. Das würde mir nie wieder passieren! Nie wieder aufs Fahrrad! Aber nee, der Dicke meinte, ich müsse unbedingt üben! Viel öfter fahren! Damit ich Sicherheit erlange. Ausreden und Wenns und Abers ließ er nicht gelten. Er stellte sogar in den Raum, all sein Flaschengeld zu sparen, um mir ein eigenes Fahrrad zu kaufen. Ein Damenrad, extra nur auf meine Belange zugeschnitten! Erst da gestand ich heulend die Existenz meines alten Rades in Piepshausen ein. Ein altes Tourenrad, 30 Jahre alt, drei Gänge. Der Dicke war begeistert! In Piepshausen nahm er an meinem alten Vehikel eine Generalinspektion vor, befand das Ergebnis für einwandfrei, trampelte damit höchstpersönlich einige Proberunden und überführte das Gefährt dann in den heimischen Keller nach Brummelbach. Wo es von nun an einen jeden Sonntag morgen auf mich warten würde …

      Ich hätte mich zur Wehr setzen sollen! Mit Klauen und Zähnen! Gleich ganz zu Anfang! Hätte auf einem entschiedenen Nein beharren sollen! Statt dessen sitze ich auf. Rücke mich auf dem Sattel zurecht. Und fahre. Ich fahre, so gut es eben geht. Und ich fahre so, dass es bei Hautabschürfungen und blauen Flecken bleibt. Und bei offenen Knien.

      Wie das aussieht? Nun, das kann ich Ihnen genau schildern. Das sieht so aus, dass der Dicke mit seinem 27-Gang-Arbeitspferd ganz langsam vorne weg fährt, und ich auf meinem 3-Gang-Damenesel ganz langsam hinterher zittere. Den Blick habe ich stur vor meinem Vorderrad abwechselnd auf den Asphalt gerichtet – um nicht die Bodenhaftung zu verlieren –, und auf des Dicken vor mir her zuckelnden Hinterrades. Um nicht die Richtung zu verlieren. Denn hauptsächlich bin ich während dieser legendären Ausfahrten damit beschäftigt, den Weg vor mir penibel nach Steinchen oder anderen Stolperfallen abzuscannen. Für einen Blick in die freie Natur habe ich keine Zeit. Ich muss aufpassen, nicht umzufallen, irgendwo gegen zu fahren, wo reinzufahren oder über was drüber zu fahren.

      Ich bin vollauf damit beschäftigt, nach einer solchen Tour nicht allzu viele Pflaster zu brauchen. Denn Pflaster sind teuer! Aber ab und an wickelt es mich doch. Die besten Wickler sind die, in die mein Dicker mit hinein verwickelt wird. Da ist er aber selber schuld. Denn er besteht darauf, immer schön knapp vor mir zu fahren, um mich notfalls auffangen zu können, wenn mich mal wieder der Drang zu Salto Mortale überkommen sollte. Doch manchmal ist er selbst gezwungen, abrupt in die Bremse zu latschen! Was dann passiert? Nun, Sie brauchen nicht zu denken, dass mein Reaktionsvermögen perfekt auf die akuten Bremsvorgänge meines Vorfahrers abgestimmt ist. Das Ergebnis liegt dann ineinander verkeilt wie Kraut und Rüben auf dem Radweg und bezichtigt sich gegenseitig schreiend und kreischend der Unfähigkeit, eine Radausfahrt halbwegs unbeschadet zu überstehen. Dann