Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert

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Название Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts
Автор произведения Katja Brinkert
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957442468



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Chief nun, »wie genau hatten Sie sich diese Unterstützung vorgestellt?«

      Bei diesen Worten ließ er den Geldbeutel seines Gegenübers nicht aus den Augen. Charles öffnete langsam seine Börse und holte ein Bündel Scheine hervor.

      »Wie ich bereits versucht habe ihrem Officer zu erklären bin ich davon überzeugt, dass mein Neffe nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.«

      Er legte das Geld zwischen ihnen auf den Tisch. Der Chief blickte die Scheine einen Moment gierig an, dann griff er zu, und steckte sie schnell ein.

      »Ja, Sir, ich glaube auch, dass es sich hier um ein bedauerliches Missverständnis handelt«, sagte er.

      »Dann sind wir uns also einig, dass mein Neffe mich begleiten wird, wenn ich jetzt gehe?«

      »Selbstverständlich, Sir«, antwortete der Chief.

      Charles erhob sich, und lächelte zufrieden.

      »Vielen Dank für Ihre Kooperation, Chief Hillard. Ich freue mich immer, wenn ich die Arbeit der Polizei unterstützen kann.«

      Gemeinsam verließen sie das Büro und gingen nach vorne in den Hauptraum der Polizeistation, wo die Polizistin noch immer ihren Bericht diktierte. Auf einem Stuhl in der Ecke saß Luke zusammengekauert wie ein Häufchen Elend. Er blickte nur kurz auf, als sein Onkel zusammen mit dem Chief den Raum betrat, dann senkte er wieder beschämt den Kopf.

      Charles blickte zu ihm hinüber, dann wandte er sich zur Tür.

      »Komm Luke, wir gehen«, sagte er knapp.

      Luke zuckte zusammen, sprang dann abrupt auf, und folgte seinem Onkel nach draußen ohne sich noch einmal nach den Polizisten umzublicken. Als sie das Revier verlassen hatten, versuchte Luke, ein Gespräch mit seinem Onkel zu beginnen.

      »Onkel Charly?«, fragte er vorsichtig.

      »Steig in den Wagen«, sagte Charles in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

      Luke ließ niedergeschlagen den Kopf hängen, nickte und tat wie ihm geheißen. Ohne ein weiteres Wort setzte Charles sich ans Steuer, startete den Motor und gab Gas. Sie fuhren etwa zehn Minuten schweigend, bis Charles den Wagen an den Straßenrand steuerte und den Motor abstellte.

      Es war mittlerweile kurz vor sechs und die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne glitzerten durch die Bäume. Sie standen am Rand einer großen Wiese, am Horizont konnte man die ersten Häuser von Medikon-City erkennen.

      »Lass uns ein Stück zu Fuß gehen«, sagte Charles, ohne seinen Neffen anzublicken.

      Er stieg aus und entfernte sich vom Wagen, wohl wissend, dass Luke ihm folgen würde. Nach ein paar Minuten blieb er stehen und drehte sich zu seinem Neffen.

      »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, fragte er und sah Luke nun zum ersten Mal direkt an.

      »Es tut mir leid, Onkel Charly«, sagte Luke leise und Tränen traten ihm in die Augen.

      »Glaubst du jetzt immer noch, dass du alles im Griff hast?«, fragte Charles weiter.

      Luke schüttelte den Kopf, während eine Träne an seiner Wange hinunter lief.

      »Ich habe gar nichts mehr im Griff«, antwortete er schluchzend.

      Charles zögerte einen Moment, dann nahm er seinen Neffen in den Arm. In diesem Moment brachen bei Luke alle Dämme und er begann hemmungslos zu schluchzen.

      »Du bist so ein verdammter Idiot«, flüsterte Charles ihm ins Ohr.

      Als Luke sich beruhigt hatte, ließ Charles seinen Neffen los und legte seine Hände auf Lukes Schultern.

      »Das nächste Mal werde ich dir nicht mehr helfen«, sagte er.

      Luke schüttelte energisch den Kopf.

      »Es wird kein nächstes Mal geben, das verspreche ich dir.«

      »Das will ich hoffen. Hoffentlich hast du aus dieser Geschichte etwas gelernt.«

      Luke nickte und wischte sich die letzte Träne von der Wange.

      »Onkel Charly«, begann er vorsichtig, »müssen wir Dad davon erzählen?«

      Charles seufzte, und senkte kurz den Blick, bevor er Luke wieder direkt ansah.

      »Eigentlich sollte ich es ihm erzählen«, begann er.

      »Bitte, Onkel Charly«, flehte Luke und erneut traten ihm Tränen in die Augen.

      »Ich bin unter zwei Bedingungen bereit, diese Geschichte zu vergessen.«

      »Alles«, versprach Luke.

      »Erstens wirst du diese Jungs nie wieder sehen. Wenn mir zu Ohren kommt, dass du dich noch einmal mit ihnen triffst …«

      »Ganz bestimmt nicht«, fiel Luke ihm ins Wort.

      »Außerdem wirst du dich bei deinem Vater für dein unmögliches Verhalten entschuldigen«, fuhr Charles fort.

      »Ich war wohl ein ganz schöner Dummkopf«, murmelte Luke.

      »Dein Vater hat sich wirklich Sorgen um dich gemacht. Ich glaube nicht, dass er so eine Behandlung verdient hat.«

      Luke atmete tief durch.

      »Du hast Recht, ich werde mich entschuldigen«, sagte er schließlich. »Aber was soll ich ihm erzählen, wo ich heute Nacht war?«

      »Das musst du schon selbst wissen. Doch ich würde zumindest bis zu einem gewissen Punkt bei der Wahrheit bleiben.

      Und ich erwarte, dass du den Hausarrest, oder was immer Albert sich für dein Fortbleiben und deine Aufsässigkeit einfallen lässt, klaglos annimmst.«

      Luke nickte erneut.

      »Ja, Onkel Charly«, sagte er ergeben.

      »Guter Junge«, sagte Charles lächelnd und packte Luke freundschaftlich am Genick.

      Gemeinsam gingen sie weiter den Wiesenweg entlang, doch jetzt war die Stimmung gelöster.

      »Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt«, sagte Luke nach einer Weile.

      »Nein, das hast du nicht«, bestätigte Charles.

      »Danke«, murmelte Luke.

      Charles lächelte erneut.

      »Was wäre ich für ein Onkel, wenn ich meinem Lieblingsneffen nicht ab und zu aus der Patsche helfen würde«, erklärte er.

      »Aber ich bin dein einziger Neffe«, entgegnete Luke verwirrt.

      Charles zwinkerte seinem Neffen zu und Luke musste gegen seinen Willen ebenfalls lächeln. Dann griff Luke in seine Tasche, und holte ein kleines Päckchen hervor. Charles erkannte es sofort, es war das Päckchen, das er Luke vor zwei Wochen, nach ihrem gescheiterten Gespräch, gegeben hatte.

      Die Verpackung war noch unangetastet, Luke hatte es noch nicht geöffnet.

      »Ich glaube, ich sollte langsam mal hier rein schauen«, sagte er, und riss das Papier auf.

      Als er auf den Inhalt starrte, schnappte er überrascht nach Luft.

      »Ein 5000 Exabyte Speicherchip?«, fragte er.

      »Ich dachte, er würde dir gefallen. Es ist ein Prototyp«, antwortete Charles.

      Luke starrte noch immer auf den kleinen Chip.

      »Wow, Onkel Charly, das ist der Hammer«, japste er begeistert.

      »Verdient hast du ihn nicht«, sagte Charles.

      Luke schwieg betreten.

      »Aber ich hoffe trotzdem, dass du ihn gebrauchen kannst«, fügte Charles nach einer kurzen Pause lächelnd hinzu.

      »Und ob«, sagte Luke, und strich mit einer Hand ehrfürchtig über den Speicherchip.

      Wie zu erwarten war, hatte Albert sich über den nächtlichen Ausflug