Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert

Читать онлайн.
Название Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts
Автор произведения Katja Brinkert
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957442468



Скачать книгу

      Charles seufzte, und ging zurück zu seinem Schwager ins Wohnzimmer. Doch auch hier war die Stimmung nicht besser als in Lukes Zimmer, und so verabschiedete Charles sich schon bald mit dem Vorwand, noch arbeiten zu müssen.

      Im Laufe der nächsten Woche musste Charles oft an seinen Neffen denken, der sich so zu seinem Nachteil verändert hatte. Natürlich war es nicht normal für einen Jungen seines Alters gewesen nur zu Hause vor dem Computer zu sitzen und niemals Freunde zu treffen. Aber es war auch nicht normal, dass er nun alles, was er in den letzten Jahren verpasst hatte, auf einmal nachholen wollte.

      Charles hatte seine Kontakte ein bisschen spielen lassen, und dabei herausgefunden, dass drei der fünf Mitglieder von Lukes neuer Gang mehrfach wegen Diebstahls vorbestraft waren. Sie hatten bereits mehrere Wochen im Jugendarrest verbracht, und es sah nicht so aus, als hätte dieser Aufenthalt irgendetwas an ihrer Gesinnung geändert.

      Charles hatte seinem Schwager nichts von diesen Erkenntnissen erzählt, Albert machte sich bereits genug Sorgen um seinen Sohn. Aber Charles befürchtete, dass das dicke Ende bald kommen würde. Und er musste nicht lange warten.

      Zwei Wochen nach seinem letzten Besuch bei Albert und Luke klingelte mitten in der Nacht sein Telefon. Benommen griff er zum Hörer.

      »Dumare«, meldete er sich verschlafen.

      »Guten Morgen, Mr. Dumare. Hier spricht Officer Falk vom Cleveland Police Department.«

      Mit einem Mal war Charles hellwach.

      »Es tut mir leid, dass ich Sie zu dieser frühen Stunde stören muss, Sir, aber hier ist ein junger Mann, der behauptet, er sei ein Verwandter von Ihnen.«

      Charles schluckte. Er wusste bereits, wessen Stimme er hören würde, noch bevor das erste Wort gesprochen war. Nach einer kurzen Pause erklang Lukes Stimme. Der Junge wirkte kleinlaut und es hörte sich an, als könne er nur mit Mühe die Tränen zurückhalten.

      »Onkel Charly?«

      »Was ist passiert, Luke?«, fragte Charles.

      »Ich wollte das nicht, Onkel Charly, wirklich. Aber sie haben mich dazu überredet, ich wollte dabei nicht mitmachen«, jammerte Luke, ohne auf die Frage seines Onkels einzugehen.

      »Was ist passiert?«, fragte Charles nun fordernder.

      Dann ertönte wieder die Stimme des Officers.

      »Wir haben Ihren Neffen heute Nacht mit einigen anderen Jugendlichen aufgegriffen, als sie versucht haben, in ein Elektronik-Geschäft einzubrechen.«

      Charles saß wie versteinert auf der Kante seines Bettes.

      »Mr. Dumare?«, fragte der Officer als Charles nicht antwortete.

      »Ich komme so schnell ich kann«, antwortete Charles tonlos, dann legte er ohne ein weiteres Wort auf.

      So schnell wie heute Nacht war er noch nie in seine Kleider gesprungen. Innerhalb von nicht einmal zwei Minuten saß er bereits in seinem Wagen, und raste durch die menschenleeren Straßen ins benachbarte Cleveland. Eine viertel Stunde später hatte er das Polizeirevier erreicht. Er parkte seinen Wagen vor der Wache und eilte in das hell erleuchtete Gebäude. Am Empfangstresen des Reviers saß eine Polizistin mittleren Alters über ein Datapad gebeugt und diktierte dem Gerät einen Bericht.

      »Guten Morgen, mein Name ist Dumare«, sagte Charles.

      Die Polizistin blickte auf.

      »Oh, Mr. Dumare. Officer Falk erwartet Sie bereits. Gehen Sie bitte den Gang entlang, zweite Tür rechts.«

      Mit diesen Worten deutete sie auf einen kahlen Korridor zu ihrer Rechten. Charles nickte kurz und folgte der Beschreibung. Er machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, sondern öffnete direkt die Bürotür. Am Schreibtisch ihm gegenüber saß ein hakennasiger Mann Mitte fünfzig, mit schütterem, grauem Haar. Als Charles den Raum betrat, blickte dieser überrascht auf.

      »Charles Dumare.«

      »Ah, Mr. Dumare«, antwortete Officer Falk.

      Er erhob sich von seinem Stuhl und streckte Charles seine Hand entgegen.

      »Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Es ist mir eine Ehre, Sie persönlich kennen zu lernen.«

      »Wo ist mein Neffe?«, fragte Charles, ohne die ausgestreckte Hand zu ergreifen.

      »Wir haben ihn mit den anderen Jugendlichen vorübergehend in einer unserer Arrestzellen untergebracht«, erklärte Officer Falk.

      »Und was genau ist vorgefallen? Sie sagten etwas von einem Einbruch?«, fragte Charles weiter.

      »Ja«, bestätigte der Polizist. »Drei der Jugendlichen hatten bereits die Hintertür des Ladens aufgebrochen, zwei weitere standen Schmiere. Ihren Neffen haben wir vor dem Geschäft aufgegriffen, er hat ganz offensichtlich dort Wache gestanden.«

      »Officer Falk, ich bin davon überzeugt, dass mein Neffe rein zufällig während dieses Einbruchs an besagtem Laden vorbei kam«, sagte Charles nun betont freundlich.

      »Aber er hat seine Schuld bereits zugegeben«, konterte der Polizist.

      »Wie gesagt, ich bin überzeugt, mein Neffe hat mit der ganzen Sache nichts zu tun«, beharrte Charles lächelnd.

      »Mr. Dumare«, protestierte der Polizist, doch Charles unterbrach ihn.

      »Ich denke es ist das Beste, wenn ich die Angelegenheit mit Ihrem Vorgesetzten weiter bespreche.«

      »Chief Hillard ist zu Hause«, antwortete der Officer.

      »Dann rufen Sie ihn bitte an, und teilen Sie ihm mit, dass ich ihn unverzüglich zu sprechen wünsche.«

      »Aber …«, stammelte der Polizist, doch Charles unterbrach ihn erneut.

      »Unverzüglich, Officer Falk«, wiederholte er.

      Dann setzte er sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch des Officers, schlug die Beine übereinander, und faltete die Hände in seinem Schoß. Überfahren von dieser Bestimmtheit, griff der Polizist zu seinem Telefon und wählte die Nummer seines Vorgesetzten. Er brauchte nicht lange, um seinen Chief davon zu überzeugen, umgehend aufs Revier zu kommen. Es genügte, den Namen Dumare zu erwähnen.

      Charles musste etwa zwanzig Minuten warten, bis der Leiter des Polizeireviers eintraf. Der Chief war ein drahtiger Mann Ende vierzig, mit streng zurückgekämmten, dunkelbraunen Haaren und buschigen Augenbrauen. Er reichte Charles die Hand. Diesmal ergriff Charles sie.

      »Wirklich eine unangenehme Sache, Sir«, sagte der Chief.

      »Eine unangenehme Sache, die wir sicherlich aus der Welt schaffen können«, antwortete Charles lächelnd, und zog seine Geldbörse aus der Tasche.

      »Sir?«, fragte der Chief vorsichtig.

      »Ich bin überzeugt die Polizei von Cleveland ist jederzeit dankbar für die Unterstützung eines braven Bürgers«, fuhr Charles fort.

      »Mr. Dumare, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Sie einen Straftäter bei uns freikaufen können«, mischte Officer Falk sich in das Gespräch.

      Charles lächelte weiter betont freundlich.

      »Officer Falk, ich bin mir sicher, Sie haben noch anderweitig zu tun«, sagte der Chief zu seinem Officer, und blickte ihn warnend an.

      »Aber Sir«, empörte Falk sich weiter.

      »Officer, bitte lassen Sie uns alleine, ich möchte mir in Ruhe die Argumente von Mr. Dumare anhören«, sagte der Chief.

      Officer Falk biss die Zähne zusammen.

      »Vielleicht können Sie sich in der Zwischenzeit nützlich machen und den Neffen von Mr. Dumare nach vorne bringen.«

      Falk knirschte mit den Zähnen.

      »Ja, Chief«, knurrte er.

      Dann drehte er sich um und verließ stampfend das Büro.

      Nachdem