Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert

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Название Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts
Автор произведения Katja Brinkert
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957442468



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das Gesicht.

      »Geschäft«, knurrte er. »Ein schönes Geschäft ist das.«

      Charles Blick verfinsterte sich.

      »Du sagst es«, antwortete er. »Es ist das Geschäft, das mein Großvater während der Weltwirtschaftskrise aufgebaut hat, und ich werde sein Imperium so gut weiterführen, wie es mir möglich ist.«

      Albert schnaubte angewidert.

      »Vor 300 Jahren nannte man so etwas Sklaverei«, konterte er.

      »Die Dumare Sergia Corporation ist ein weltweit operierendes Unternehmen und ja, zu unserem Betriebskapital zählen auch Sergia. Wir produzieren mit ihrer Hilfe Lebensmittel, bauen Häuser und treiben die technische Entwicklung weiter voran.

      Wir machen ein zivilisiertes Leben, so wie du es kennst, überhaupt erst möglich.«

      Charles atmete tief durch und versuchte, seinen Ärger hinunter zu schlucken. Es hatte einfach keinen Sinn, mit seinem Schwager darüber zu diskutieren, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente. Albert würde es niemals verstehen und er hatte keine Lust, schon wieder mit ihm zu streiten.

      »Wo ist Luke?«, fragte Charles, um das Thema zu wechseln.

      Albert seufzte.

      »Er ist mit diesen Hoverbike-Typen unterwegs.«

      »Schon wieder?«, fragte Charles, und runzelte die Stirn. »Du musst ihm den Umgang mit diesen Typen verbieten.«

      Albert seufzte erneut.

      »Ich komme nicht mehr an den Jungen ran«, sagte er und ließ den Kopf hängen. »Er lässt sich nichts mehr von mir sagen und ist total verschlossen. Charles, ich mache mir solche Sorgen, dass er auf die schiefe Bahn gerät.«

      »Soll ich mal versuchen mit ihm zu sprechen?«, bot Charles an.

      Albert nickte.

      »Vielleicht hört er ja auf dich, aber ich kann es mir nicht vorstellen«, antwortete er niedergeschlagen.

      Gemeinsam gingen sie zum Esstisch und Albert gab seinem Gast Kartoffeln und Gemüse auf.

      »Fleisch kann ich heute leider nicht bieten«, sagte er und lächelte entschuldigend.

      »Kein Problem, ich versuche sowieso im Moment, meinen Fleischkonsum ein wenig zu reduzieren«, antwortete Charles.

      In diesem Moment fiel die Haustür geräuschvoll ins Schloss.

      »Luke?«, rief Albert.

      »Wer sonst?«, kam eine barsche Antwort aus dem Flur.

      Charles runzelte die Stirn. Das war ganz und gar nicht Lukes Art, mit seinem Vater zu sprechen.

      »Komm, das Essen wird kalt«, sagte Albert so laut, dass Luke ihn im Flur hören konnte.

      Von draußen war ein genervtes Stöhnen zu hören, dann kam Luke um die Ecke geschlurft. Er war ein schlanker, junger Mann mit blonden, kurz geschnittenen Haaren. Seine Gesichtszüge waren sehr fein, fast mädchenhaft, jetzt waren sie jedoch verkniffen und er wirkte älter als seine 18 Jahre.

      »Hallo Luke«, begrüßte Charles seinen Neffen.

      »Hey, Onkel Charly«, sagte Luke, und hob übertrieben lässig eine Hand zum Gruß.

      »Was ist das für eine Jacke?«, fragte Albert seinen Sohn, und deutete auf die nagelneue, schwarze Lederjacke, die Luke trug.

      »Die?«, fragte Luke, und griff mit einer Hand zum Revers, als merke er erst jetzt, dass er überhaupt eine Jacke trug.

      »Ja, diese Jacke«, entgegnete Albert ungeduldig.

      »Die ist cool, oder?«, sagte Luke und grinste.

      »Mir ist egal ob sie cool ist, ich will wissen, wo du sie her hast«, sagte Albert.

      »Ist doch egal«, patzte Luke seinen Vater an.

      »Luke«, sagte Charles nun streng, »ich glaube nicht, dass dieser Ton deinem Vater gegenüber angemessen ist.«

      Luke stöhnte, und verdrehte demonstrativ die Augen.

      »Ich hab die Jacke von Kevin, jetzt zufrieden?«, antwortete er schließlich.

      »Und wo hat Kevin die Jacke her?«, fragte Albert weiter.

      »Ist doch egal«, antwortete Luke erneut, und wandte sich zum Gehen.

      »Luke, wir sind noch nicht fertig«, rief Albert ihm hinterher, aber Luke hatte das Wohnzimmer schon verlassen und die Tür hinter sich zu geknallt.

      Albert ließ den Kopf hängen.

      »Siehst du jetzt, was ich meine?«, fragte er sein Gegenüber unglücklich.

      Charles nickte.

      »Darf ich?«, fragte Charles, und deutete auf die geschlossene Tür.

      »Ich glaube nicht, dass es etwas bringen wird, aber tu dir keinen Zwang an«, antwortete Albert.

      Charles ließ seinen vollen Teller stehen, und ging durch den dunklen Flur zu Lukes geschlossener Zimmertür. Er klopfte kurz, dann öffnete er die Tür einen Spalt breit.

      »Darf ich rein kommen?«, fragte er.

      »Na klar«, antwortete Luke gelangweilt.

      Charles öffnete die Tür ganz und betrat das Zimmer. Luke lag ausgestreckt auf seinem Bett und starrte an die Decke, die Lederjacke lag achtlos zusammengeknüllt auf dem Boden.

      Der Schreibtisch am Fenster quoll über vor Computerteilen, von denen wahrscheinlich mindestens die Hälfte defekt war.

      Auf einem zweiten, kleineren Tisch stand Lukes ganzer Stolz, sein neuer High-Tech Rechner, den er von Charles zu seinem 18. Geburtstag bekommen hatte. Auf den Regalen an den Wänden stapelten sich Bücher über die verschiedensten Programmiersprachen und Anwendungsprogramme. Charles schob den Schreibtischstuhl hinüber zum Bett und setzte sich.

      »Was ist los mit dir, Luke?«, fragte er.

      »Was soll mit mir los sein?«, konterte Luke, ohne seinen Onkel dabei anzusehen.

      »Genau das frage ich dich.«

      »Du fängst schon genauso an wie er«, sagte Luke genervt, und deutete mit dem Kopf in Richtung seiner Zimmertür.

      »Vielleicht macht dein Vater sich einfach Sorgen um dich?«, fragte Charles.

      »Das ist doch Schwachsinn, ich habe alles im Griff«, antwortete Luke, wobei er weiter an die Decke starrte.

      »Sieh mich bitte an, Luke«, sagte Charles.

      Betont angestrengt setzte Luke sich auf und blickte seinen Onkel an.

      »Ich glaube ganz und gar nicht, dass du alles im Griff hast«, sagte Charles.

      Luke verdrehte die Augen.

      »Merkst du nicht, wie du dich verändert hast?«, fragte Charles seinen Neffen.

      »Ja, ich habe mich verändert und ich bin froh darüber. Ich sitze nicht mehr den ganzen Tag vor diesem doofen Computer. Ich habe jetzt Freunde, mit denen ich rumhängen kann«, antwortete Luke gereizt.

      Charles nickte langsam.

      »Wenn du das meinst. Dann hast du wahrscheinlich hierfür keine Verwendung mehr.«

      Mit diesen Worten warf er Luke ein kleines Päckchen zu, kaum größer als eine Streichholzschachtel. Luke fing es geschickt auf.

      »Was ist das?«, fragte er, und zeigte zum ersten Mal an diesem Abend so etwas wie Interesse.

      »Etwas, für das in deinem neuen Leben, mit deinen neuen Freunden, wohl kein Platz mehr ist«, antwortete Charles.

      Dann stand er auf, und ging zur Tür. Bevor er sie öffnete drehte er sich noch einmal um.

      »Falls du doch nicht alles im Griff haben solltest, kannst du mich jederzeit