Schroeders Turm. Rex Schulz

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Название Schroeders Turm
Автор произведения Rex Schulz
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783960085973



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Auf geht’s, Fritsche! Wir ziehen uns Overalls an und treffen uns vor dem Rohrschacht, in dem die Lehmann verschwunden ist. Bis gleich.“

      Sie verließen das Büro und trafen sich umgezogen im Wartungsraum wieder, um den Rohrschacht zu inspizieren. Sie stiegen in den Schacht und krabbelten bis zum Klimadeckel, in dessen Nähe der Scanner von Allysia Lehmann gefunden worden war und die Fasern ihres Arbeitsanzuges. Orion kroch zur Lüftungsklappe und rüttelte daran.

      „Lose“, sagte er und klappte die Abdeckung hoch.

      Er kroch in den Klimaschacht und Fritsche folgte ihm. Sie bewegten sich langsam vorwärts, Abzweigung folgte auf Abzweigung.

      „Die könnten viele Wege genommen haben. Hier gibt es so viele Möglichkeiten – wir können unmöglich das gesamte Klimasystem des Turmes absuchen. Fritsche, wir brauchen eine Idee. Aber eine verdammt gute!“

      Hyroniemus sah Orion an und plötzlich strahlte er über das ganze Gesicht.

      „Chef, ich glaube, ich habe die Lösung für unser Problem! Der Scanner! So ein Scanner, den die Lehmann benutzt hat. Unsere Techniker müssten ihn doch auf die Biodaten der Verschwundenen programmieren können, ihre Gensequenzen sind im System gespeichert. Damit könnten wir dann in dem Klimaschacht das Biomaterial ausfindig machen. Jeder Mensch verliert ständig Haare und Hautschuppen, die zeigen, wo er langgegangen ist, oder?“

      „Fritsche, du bist genial! Das ist es. Komm, lass uns zurück ins Criminallabor gehen und uns solche Scanner anfertigen lassen. Da bekommen die Jungs mal eine anspruchsvolle Aufgabe!“

      Gemeinsam machten Orion und Fritsche sich auf den Rückweg.

      Drei Tage später waren zwei Scanner auf Biomaterial programmiert und Schroeder und Fritsche konnten sich damit auf die Suche nach den Verschwundenen machen.

      Schroeder keuchte. Seit fast einer Dreiviertelstunde krochen sie durch den Klimaschacht. Die Idee von Fritsche hatte sich bewährt. Sie hatten wirklich Biomaterial gefunden und folgten nun dieser Spur. Ohne die Scanner hätten sie den Weg von Allysia Lehmann nie gefunden, denn es ging kreuz und quer durch die stählernen Eingeweide des Turmes, eine Kreuzung auf die andere. Plötzlich hörte die Spur auf. Sie krabbelten ein Stück zurück, um sie wiederzufinden, aber vergebens. Jetzt gab es nur noch zwei Blindschächte hier und einen, den ein Ventilatorrad verschloss, welches auch noch vergittert war.

      „Ende, Fritsche! Hier haben wir wohl die Spur verloren. Aber du hast doch alles auf der Karte markiert!?“

      „Jo, Chef. Hab unseren Weg eingetragen, wir können ihn jederzeit wieder gehen.“

      „Okay, dann mach mal am Ende der Spur eine Markierung, damit wir wissen, wie weit wir waren.“

      Fritsche zog eine Dose Farbe aus seiner Overalltasche und sprühte ein kleines X auf den Boden. Dann steckte er die Dose zurück an seinen Oberschenkel.

      „Fertig!“

      „Dann lass uns zurückkriechen, es warten noch drei Wanderungen auf uns.“

      Sie machten sich auf den Rückweg, um sich den Klimaschacht in der Wäscherei anzusehen.

      Zielstrebig gingen sie auf die Mangel zu und stiegen in den Schacht dahinter ein, setzten die Scanner in Betrieb, suchten nach menschlicher DNS und folgten durch die Gänge dieser Spur. Wieder ging es kreuz und quer durch das Klimasystem und wieder brach die Spur von Martha Blumenzweig plötzlich ab. Sie suchten auch hier die umliegenden Abzweigungen ab, aber die Suche lief ins Leere – die Spur hörte einfach auf.

      „Das gibt es doch gar nicht, schon wieder Ende“, Orion schüttelte ungläubig den Kopf. „Hier ist doch etwas faul! Ich bin gespannt, ob das in den beiden letzten Gängen auch so ist. Du hast den Weg aufgezeichnet, Fritsche?“

      „Ja, hab ich.“

      „Okay, dann lass uns hoch in die Generatorhalle fahren und dort nach der Spur von Melany Mandel suchen!“

      Orion und Hyroniemus begaben sich zum Fahrstuhl, fuhren bis ganz nach oben und wechselten in den Wartungsaufzug. In der Halle mit den Stromgeneratoren begaben sie sich zur Lüftungsklappe, an der man die Werkzeugkiste von Melany Mandel gefunden hatte. Sie stiegen in den Schacht und verfolgten die Spur über eine Stunde. Dann hörte sie einfach auf und mögliche Wege endeten in Sackgassen oder vor riesigen vergitterten Ventilatoren. Frustriert verließen Schroeder und Fritsche den Schacht und begaben sich in den Duschraum des Sportcenters.

      Über zwei Stunden später saßen sie niedergeschlagen in Schroeders Büro. Wie nicht anders zu erwarten gewesen, hatte sich auch die letzte Suche als ein Schlag ins Wasser herausgestellt.

      „Fritsche, die ganze Sache stinkt zum Himmel. Jetzt haben wir endlich etwas gefunden, um die Verschwundenen ausfindig zu machen, wissen sogar, dass sie irgendwie in die Klimaanlage gekommen sind, und dann verliert sich bei allen Vieren einfach so die Spur. – Wir übersehen etwas! Du hast doch unsere Wege aufgezeichnet und die Punkte markiert, an denen die Spuren endeten?“

      „Ja, hab ich alles gemacht, Chef!“

      „Dann setz dich mal an den Computer und trage unsere Wege und die Markierungen in den Bauplan des Turmes ein, mal sehen, ob uns das etwas weiter bringt.“

      Fritsche nahm vor dem Computer Platz und sendete die Daten der Wege durch die Klimaschächte von der ID-Marke in den Bauplan des Turmes. Dann betrachteten die Zwei diese Muster. Die Wege, die sie gegangen oder besser gekrochen waren, verliefen an völlig verschiedenen Orten des Turmes. Sie berührten oder kreuzten sich nicht. Die Orte, an denen die Vier verschwunden waren, lagen weit voneinander entfernt.

      „Fritsche, so kommen wir nicht weiter. Irgendwas muss doch korrelieren, die kriechen doch nicht freiwillig in die Klimaschächte, um gemeinsam an verschiedenen Orten spurlos zu verschwinden. Man löst sich doch nicht einfach in Luft auf, oder?“

      „Stimmt, Chef! Warum verschwinden vier völlig verschiedenartige Personen fast zur gleichen Zeit durch die Klimaanlage des Turmes und verwandeln sich alle vier in Nichts? Ich muss mir das noch mal genauer anschauen, vielleicht gibt es doch etwas Gemeinsames.“

      Zusammen sahen sie sich erneut das Modell des Turmes mit ihren zurückgelegten Wegen an. Minutenlang saßen sie vor dem Bildschirm und grübelten. Die Zeit verging, ohne dass einer der beiden etwas sagte. Plötzlich schrie Orion laut auf.

      „Hah, Fritsche, das ist es. Sieh dir mal die vier Markierungen an, an denen die Spuren endeten.“

      „Ja, aber die sind doch weit auseinander?“

      „Fritsche, du schaust in die Horizontale und da ist nichts. Aber wenn du dir die Vertikale anschaust, was siehst du dann?“

      „Verdammt noch mal, du hast recht, Chef! Wenn man es sich aus dieser Perspektive anschaut, sieht man, dass die vier Endpunkte fast auf einer senkrechten Linie liegen. Aber was soll das denn bitteschön bedeuten? Es ging doch gar kein Weg nach unten, das hätten wir doch gesehen. Man konnte doch nur waagerecht weitergehen, doch da gab es keine Spuren.“

      „Das stimmt. Aber es ist unsere einzige Möglichkeit. Es muss einen Weg senkrecht nach oben oder unten geben, nur haben wir ihn nicht gesehen, vielleicht ist er versteckt. Im Bauplan ist jedenfalls kein senkrechter Schacht verzeichnet. Ich glaube, wir sollten uns morgen noch mal ins Klimasystem begeben und uns die Sache gründlich anschauen. Also dann, bis morgen früh.“

      Fritsche und Orion verließen das Büro und begaben sich zu ihrem wohlverdienten Feierabend.

      Mal schauen, was der morgige Tag für Überraschungen bringt, lächelte Schroeder gedankenverloren.

       Zwischenspiel

      Ein Erdbeben rumorte in ihrem Unterleib. Etwas hämmerte voller Macht in ihr herum, quetschte ihre Organe zusammen, dass ihr der Schmerz fast die Besinnung raubte.

       Besinnung?