Schroeders Turm. Rex Schulz

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Название Schroeders Turm
Автор произведения Rex Schulz
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783960085973



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und Fritsche gingen zurück in die Trainingshalle zum Tresen.

      „Ihr könnt die Dusche reinigen lassen und für den normalen Betrieb wieder nutzen, wir sind fertig.“

      Sie begaben sich zurück ins Büro, wo Orion sich erst mal einen leckeren Espresso gönnte. Fritsche ließ sich ein Wasser schmecken, was Orion wie immer verwunderte.

      „Du weißt gar nicht, was dir entgeht“, sagte er zu Fritsche, welcher ihn nur lächelnd anschaute.

      Schroeder setzte sich an den Computer, rief die Daten der Verschollenen ab und druckte sie sich aus.

      „So, dann wollen wir mal. Die Spurenleser haben ja nichts Auffälliges in den Quartieren gefunden, aber vielleicht haben wir beide mehr Glück!“

      Orion schnappte sich die Datenfolie und gemeinsam machten sie sich auf zum Quartier von Allysia Lehmann in die 180. Etage im Block H.

      Beim Wohnraum von Allysia handelte es sich – wie bei allen Singles – um einen kombinierten Wohn- und Schlafraum mit Hygienezelle. Eine Küche gab es nicht, da die Bewohner des Turmes in der Kantine aßen oder in eines der unzähligen Restaurants gingen. Der Raum wirkte aufgeräumt und war zweckmäßig eingerichtet. Ein paar Bilder an den Wänden und mehrere Pflanzen lockerten die ansonsten etwas kühle Atmosphäre des Raumes auf. Auf einem Sideboard standen Fotos von Allysia Lehmann. Fritsche betrachtete sie mit Interesse und nahm eines in die Hand.

      „Hübsch!“, stellte er fest und steckte das Foto ein.

      Dann durchsuchten sie den Raum auf das Genaueste, doch es gab nichts Besonderes im Quartier von Allysia. Keine ausgefallene Kleidung, keine besonderen Gegenstände und auch auf ihrem Homerechner keine außergewöhnlichen Dateien. Nichts, was vielleicht auf ein dunkles Hobby oder seltsame Vorlieben hindeuten würde. Deshalb verließen Orion und Fritsche den Raum nach geraumer Zeit wieder, um zum Quartier von Martha Blumenzweig zu fahren.

      „Die Blumenzweig hat ihr Quartier in der 207., Block A. Ist ziemlich weit weg von hier“, brummte Schroeder missmutig.

      Am Quartier öffnete Schroeder die Tür mit seiner ID-Marke und sie betraten den Raum. Der Grundriss beider Quartiere war identisch, nur zierten hier die Wände Stickereien von Blumen und Tieren.

      „Ah, das Zeug ist wohl aus ihrem Club“, meinte Fritsche und zeigte auf die Bilderrahmen. Wieder unterzogen sie den Raum einer exakten Untersuchung und fanden – nichts! Fritsche schnappte sich abermals ein Foto der Verschwundenen und steckte es zum Bild von Allysia Lehmann.

      „Das wird ja langsam zur Gewohnheit, dass wir nichts finden“, knurrte Schroeder verdrießlich. „Also lass uns gehen, das bringt ja eh nichts. Komm, Fritsche – Abflug!“

      Verstimmt verließen sie die Wohnung und brachen zu den nächsten Quartieren auf. Doch wurden sie weder bei Melany Mandel noch bei Sören Maibach fündig. Maibach hatte eine Trainingsbank und ein paar Hanteln im Zimmer liegen und bei der Mandel hingen noch nicht mal Bilder an der Wand. Fritsche nahm überall Aufnahmen der Verschwundenen mit und legte diese zu den Akten. Vier Verbrechen ohne die geringsten Hinweise und Indizien, das gab’s doch gar nicht.

      Schroeder wurde bei seinem Chef vorstellig und bat ihn, einen Aufruf über TT – Tower Television machen zu dürfen. Wolf fand die Idee ganz brauchbar und so wurde ein paar Tage später die Meldung verbreitet, dass die Turmbewohner sich bei Orion melden sollten, falls sie etwas wussten. Aber es meldete sich keiner, der Brauchbares zu berichten hatte. Und so verlief auch diese Aktion im Sande.

      Es vergingen die Tage und Wochen, ohne dass die beiden Spürnasen in diesem Fall weiterkamen. Zwischenzeitlich kümmerten sie sich deshalb um andere harmlosere Fälle. In der Folge ging auch der Wettbewerb im Turm vorüber – natürlich mit Alex Winter als Gewinner, denn Sören Maibach war ja irgendwie verhindert. Jedoch hatte die ganze Zeit hindurch Schroeder das ungute Gefühl, etwas sehr Wichtiges im Fall der vier Verschwundenen übersehen zu haben. Er nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit sich noch mal intensiv mit diesem Fall zu beschäftigen. Natürlich würde er das mit Fritsche zusammen machen – vier Augen sehen schließlich mehr als zwei. Fritsche hatte ein Auge für Besonderes und das konnten sie gebrauchen, wenn sie die Verschwundenen finden wollten.

       Zwischenspiel

      Der Schmerz holte Melany jäh in die Wirklichkeit zurück. War sie bis eben in einem Land der Albträume gefangen gewesen, hatte dieser plötzliche Schmerz sie in die Realität hereingerissen. Er wütete in ihrem Unterleib, zog, drückte, stach und schien sie von innen aufzuschlitzen.

       Was war das nur? – Und wo bin ich?

      Sie konnte sich nur schwach erinnern. Hatte sie nicht einen Generator repariert? Was war denn bloß danach passiert? Warum konnte sie nichts sehen, sich nicht bewegen? Diesem unbeschreiblichen Schmerz, der in ihr tobte, nichts entgegensetzen. Sie konnte nicht mal schreien, ihr schien irgendwas im Hals zu stecken, das ihre Stimme blockierte.

      Aufhören, bitte aufhören!, flehte sie stumm und versuchte sich aufzurichten. Aber es ging nicht, etwas hielt sie mit Gewalt in ihrer Position fest. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Unterleib aufplatzen und sich jemand von innen herausschneiden. Eine unsagbar böse Kraft stülpte sie um und der Schmerz raubte ihr fast den Verstand.

       Oh Gott, was passiert mit mir?

      Es hörte nicht auf, wütete immer weiter in ihr. Doch urplötzlich war der Schmerz vorbei, als wäre dieses Etwas nun aus ihr heraus ans Tageslicht gekrochen und sie dabei von innen nach außen gedreht worden. Da kam schlagartig der Schmerz zurück, brannte in ihren Eingeweiden wie Feuer und schnitt in ihr Fleisch. Sie merkte noch, wie sie langsam in die Welt der Albträume zurücksank, ihr Geist verwirrte sich und sie fiel und fiel. Doch es war nicht die Welt der Albträume, sondern die Welt der absoluten Schwärze, aus der es kein Zurück mehr gab! Doch das wusste Melany nicht, sie merkte nur, dass der Schmerz weg war, endlich!

      Dann war nur noch Dunkelheit.

      Orion und Fritsche standen im Büro von Schroeder vor einer großen Wand. Sie hatten die Fotos der vier Verschwundenen, Portraits und Ganzkörperaufnahmen, an die Wand gepinnt. Dazu die Bilder der Tatorte. Alles schön geordnet und übersichtlich.

      „So, Fritsche. Schauen wir mal, ob uns nicht doch etwas auffällt.“

      „Jo, Chef.“

      Minutenlang standen die Beiden wie versteinert da und betrachteten in aller Ruhe die Aufnahmen. Ihre Köpfe arbeiteten auf Hochtouren. Da räusperte sich Hyroniemus.

      „Wenn ich mir die Portraits anschaue, kann ich nichts entdecken. Aber auf den Bildern, die die Verschwundenen in voller Größe zeigen, fällt mir auf, dass sie alle eine relativ große Oberweite haben. Na, bis auf Maibach, der ist ja ein Mann.“

      „Stimmt, Fritsche. Das wäre schon mal etwas, was alle gemeinsam haben. Ist zwar eine ziemlich abgefahrene Gemeinsamkeit, aber es ist eine! Schauen wir uns doch mal die Fotos der Tatorte an, vielleicht gibt es da etwas, das wir bis jetzt übersehen haben.“

      Die beiden versenkten sich wieder in den Anblick der Aufnahmen und schwiegen minutenlang. Etwas musste da ja sein!

      Orion kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und fixierte die Fotos auf das Genaueste. Die Spannung schien durch das Büro zu knistern und da fiel es Schroeder wie Schuppen von den Augen. Er schnappte sich einen Marker und ging zur Wand. Foto für Foto ging er durch und malte Kreise um etwas drum herum.

      „Fritsche, ich glaube, das ist es! Das, was wir bis jetzt übersehen haben, etwas, was alle Tatorte gemeinsam haben. Sieh es dir an!“

      „Verdammt, du hast recht, Chef! Überall die Abdeckungen von der Klimaanlage. Hinter der Mangel, unweit der Stelle, an der wir die Fasern im Rohrschacht gefunden haben, in der Nähe des Werkzeugkastens und neben der Kotze von Maibach. Sind die etwa durch die Klimaschächte weg?“

      „Genau.