Schroeders Turm. Rex Schulz

Читать онлайн.
Название Schroeders Turm
Автор произведения Rex Schulz
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783960085973



Скачать книгу

Fritsche schaute seinen Vorgesetzten mit großen Augen an.

      „Nichts, womit wir was anfangen könnten! Komm, wir hauen ab!“

      Orion machte kehrt, schüttelte den Kopf und ging in Richtung Ausgang davon. Fritsche folgte ihm mit hängenden Schultern.

      „Ein paar Fasern im Rohrschacht, wo die Lehmann verschwand. Hier gar nichts! Fritsche, ich glaube, wir übersehen was!“

      Sie begaben sich zum Fahrstuhl, um ins Büro zurückzufahren.

      „Die Fasern sind wahrscheinlich von der Arbeitskleidung der Lehmann, das würde uns auch nicht weiterbringen“, stellte Orion mürrisch fest. „Morgen schauen wir uns die Generatorhalle an, in der Melany Mandel verschwunden ist. Und den Duschraum, wo man die Kotze von Maibach gefunden hat – wenn es seine gewesen ist. Die Genanalyse ist immer noch nicht fertig. Also machen wir Feierabend für heute.“

      Orion nickte Fritsche kurz zu und verließ den Fahrstuhl in Richtung seines Quartiers. Fritsche machte sich ebenfalls auf den Weg in sein Zuhause.

      Am nächsten Morgen saß Schroeder schon an seinem Schreibtisch, als Fritsche in das Büro geschossen kam.

      „Morgen, Chef!“

      „Morgen, Fritsche!“, sagte Orion und nippte an seinem Kaffee. „Auch einen?“, fragte er und zeigte Richtung Espressomaschine.

      „Nein danke, Chef.“

      „Na gut.“ Orion trank seine Tasse aus, stellte sie zur Espressomaschine zurück und schaute Fritsche fragend an.

      „Generatorhalle oder Trainingscenter?“

      „Entscheide du, Chef.“

      „Dann fahren wir erst mal nach ganz weit oben und gehen später in die Trainingshalle. Übrigens war die Kotze von Maibach – die Auswertung der Laboranalyse ist heute Morgen gekommen.“

      „Aber das bringt uns wohl auch nicht viel weiter, oder?“

      „Nein, das nicht, aber was soll’s. Komm, lass uns gehen!“

      Orion und Hyroniemus verließen das Büro und begaben sich zum nächsten Fahrstuhl. Um diese Tageszeit herrschte rege Betriebsamkeit. Menschen waren auf dem Weg zur Arbeit, Nachtarbeiter kehrten von ihrer Schicht zurück. Die beiden Ermittler hatten aber Glück und mussten nicht lange warten. Schweigsam fuhren sie nach oben in die letzte Etage, dann ging es mit dem Transportband weiter in Richtung Wartungsaufzug. Dort presste Schroeder seine ID-Marke auf das Tastenfeld und schaltete so den Aufzug frei, denn dieser war nur befugten Personen zugängig. Sie betraten die Kabine und ließen sich zur Generatorhalle bringen, einer weitläufigen Halle, die von einem stetigen Summen erfüllt war. Im hinteren Bereich dieser riesigen Halle war eine Absperrung zu sehen, auf die Orion und Fritsche nun zusteuerten. Dort angekommen knipste Fritsche auf Veranlassung seines Chefs Foto um Foto, während Schroeder einfach nur dastand und den Ort des Verschwindens auf sich wirken ließ.

      „Fertig, Chef“, sagte Fritsche und trat zur Seite.

      Orion beugte sich hinab und ging unter dem Absperrband durch. Er betrachtete die Werkzeugkiste, die wie verloren neben dem Maschinenblock stand, umrundete den Generator mehrere Male, ging wieder zum Werkzeugkasten, sah ihn sich noch mal an und zuckte dann mit den Schultern.

      „Fällt dir irgendwas auf, Fritsche?“

      „Nicht das Geringste, Chef.“

      „Verdammt, irgendwas muss doch zu finden sein! Leute verschwinden doch nicht einfach so, ohne die geringste Spur zu hinterlassen, oder?“

      „Da hast du recht, Chef, ich verstehe das alles auch nicht. Der dritte Tatort und wir finden absolut keinen Hinweis – das ist doch nicht normal!“

      Ratlos schauten die beiden Criminaler sich an.

      „Ich bezweifle, dass wir in dem Duschraum, in dem Maibach verschwand, etwas finden werden, aber wir gehen trotzdem hin. Das Gefühl, etwas Wichtiges zu übersehen, wird bei mir immer größer!“

      Schroeder drehte sich um und ging entschlossen zum Fahrstuhl zurück.

      „Los, Fritsche, dann mal los!“

       Zwischenspiel

      Sören erwachte.

      Erwachte??? Er hatte geschlafen? Wo war er überhaupt? Und warum konnte er nichts sehen und sich nicht bewegen?

      Und wo kam nur dieser Schmerz her? Sein ganzer Körper tat ihm weh und irgendwelches Zeug stecke in ihm drin. Er konnte nicht schlucken, etwas stak in seinem Hals. Und dieses seltsame Ziehen im Schritt – wie ein Saugen.

       Was ist denn hier los?

      Langsam kehrte ein wenig Erinnerung in ihn zurück. Er hatte trainiert und anschließend geduscht. Dann war er gefallen, danach war nichts. Wie war er eigentlich hierhergekommen? Hatte ihn jemand hier hingebracht? Und dann diese beklemmende Stille – nur ein leises Summen im Hintergrund. Er versuchte seine rechte Hand zum Kopf zu führen, aber sie war wie festgeschnallt. Er lag auf dem Rücken, die Arme fixiert, die Beine breit wie auf einem Gynäkologenstuhl. Und ständig dieses widerliche Saugen im Schritt – was machten die bloß mit ihm? Er versuchte sich aufzurichten, doch auch sein Oberkörper war angebunden. Er warf sich hin und her, aber er kam nicht frei.

       Verdammte Scheiße!

      Doch was war das? Er vernahm ein leises Geräusch. Ein Wispern drang an seine Ohren, er konnte jedoch den Sinn der Worte nicht verstehen.

       Worte? Sind das überhaupt Worte oder spielt mir meine Wahrnehmung einen Streich?

      Da überwältigte ihn ein glühender Schmerz. Er bohrte sich in seine linke Hand und schoss durch seinen ganzen Körper. Er fühlte sich, als würde ihm jemand seinen Leib mit glühenden Messern aufschneiden.

      Seine Gedanken fingen wieder an sich zu verwirren. – Was? – Der Nebel in seinem Kopf wurde dichter und dichter – und er dämmerte wieder zurück in allumfassende Dunkelheit.

      Der Raum war erfüllt vom Stimmengewirr der sich quälenden Sportler. Orion und Hyroniemus steuerten auf den Infotresen des Trainingscenters zu. Dort wandte sich Schroeder an die blonde Schönheit, die gelangweilt ihre langen rot lackierten Fingernägel betrachtete.

      „Schroeder, Sicherheitsdienst, wir wollen uns den Duschraum anschauen.“

      „Ja, da hinten links“, zwitscherte das Blondchen und zeigte hinter sich.

      „Danke“, sagte Orion und ging in die angegebene Richtung. Fritsche zwinkerte der Mitarbeiterin zu und folgte Schroeder. Im Duschraum packte Fritsche die Kamera aus und schoss Fotos. Orion stand daneben und betrachte in aller Ruhe den Ort des Verschwindens. Dann suchten beide nach Spuren oder Hinweisen, aber als sie nach einer halben Stunde immer noch nichts gefunden hatten, reichte es Schroeder.

      „Fritsche, Abbruch. Genau wie bei den anderen Tatorten – keine Spuren. Das ist doch langsam zum Schreien! Vier Orte, an denen Menschen verschwunden sind, und es gibt an keinem einzigen den geringsten Hinweis – von dem Erbrochenem hier mal abgesehen.“

      „Ich verstehe das auch nicht, Chef“, sagte Fritsche und ließ die Arme resigniert fallen. Er war ratlos und frustriert, genau wie sein Chef. Wie sollten sie die Verschwundenen finden, wenn es keine Spuren gab? Und irgendwo hier im Turm mussten sie doch sein, denn niemand verließ den Turm freiwillig bei der ganzen Umweltscheiße da draußen.

      „Okay, Fritsche. Wir haben uns die Tatorte angesehen und nichts gefunden. Jetzt sollten wir mal in die Quartiere der Vier gehen, vielleicht finden wir da irgendwas. Eine wie auch immer geartete Verbindung oder Gemeinsamkeit. Dieselbe