Über Tremulationen. Emanuel Swedenborg

Читать онлайн.
Название Über Tremulationen
Автор произведения Emanuel Swedenborg
Жанр Журналы
Серия
Издательство Журналы
Год выпуска 0
isbn 9783941523388



Скачать книгу

aus anderen Sprachen wie dem Lateinischen, Französischen, Deutschen und sogar dem Englischen entlieh. Das Original dieser Arbeit ist reichlich damit bestückt. Der Autor selbst erkannte sehr bald die Ineffizienz der damaligen schwedischen Sprache als Mittel zum Ausdruck wissenschaftlichen Gedankengutes. Folglich griff er in all seinen späteren Schriften wieder auf das alles dominierende Latein zurück.

      Dem Leser sei es überlassen den eigentlichen Wert der vorliegenden Arbeit zu beurteilen. Wir wollen lediglich einen Beitrag leisten: um der geschichtliche Bedeutung willen, zum richtigen Verständnis Swedenborgs wachsenden Geistes, sowie zu den Anfängen dieser großartigen Thesen über die natürliche Wahrheit, die später in seinen wissenschaftlichen und philosophischen Werken immer weiter perfektioniert wurden. Der Autor verfasste diese Abhandlung im Alter von 31 Jahren. Sie bezeichnet die erste seiner anatomischen bzw. physiologischen Schriften und zugleich den eindeutigen Abschluss der ersten Periode seiner Schaffenszeit als Autor und Wissenschaftler. Während jener Periode, beginnend im Jahre 1709, schrieb Swedenborg nicht weniger als 20 unterschiedliche Abhandlungen, mehr oder weniger alle in schwedischer Sprache, von denen er einige selbst veröffentlichte. Und obwohl alle in der ein oder anderen Form noch erhalten sind, erschien bisher nichts davon in englischer Sprache.9

      Für sich allein betrachtet haben nicht alle diese herausragende Bedeutung. Dennoch sind sie unverzichtbar für ein genaues Verständnis von Swedenborgs Vorbereitung in Bezug auf die ihn erwartende einzigartige und gewaltige Mission.

      Er begann seine literarische Karriere als Kommentator der Klassiker, um anschließend als begabter lateinischer Poet in Erscheinung zu treten. Polyhymnia für ernstere Gedankenspiele aufgebend, vertiefte er sich nun in Mineralogie, Geologie, Astronomie, Mathematik und Physik. In all diesen Gebieten verfasste er viele kleine interessante und anregende Arbeiten. Zur gleichen Zeit veröffentlichte er sein Daedalus Hyperboreus, ein Fachjournal für Mathematik, Mechanik und andere technische Wissenschaften. In der sechsten und letzten Ausgabe dieses Journals, geschrieben Anfang 1717, jedoch nicht vor Oktober 1718 erschienen, finden wir einen Artikel über Tremulationen. Diesen haben wir als Einleitung der vorliegenden Arbeit hinzugefügt, stellt es doch den Entwurf und Vorläufer des erweiterten Werkes dar. Man möge es als das letzte Werk Swedenborgs Jugend betrachten.

      Es scheint, als habe er nun erneut seine Studien und Arbeiten aufgenommen, jedoch in sorgfältigerer und systematischerer Art und Weise und mit ausgereifteren Ergebnissen. Die Physiologie erst einmal ruhen lassend, wandte er sich wieder metallurgischen, geologischen und astronomischen Fragen zu. 1720 schreibt er Lesser Principia, 1721 Chemia, 1722 Opera philosophica et mineralia, ferro etc. und 1734 Principia, Regnum Subterraneum sowie Prodromus philosophiae ratiocinantis de infinito.

      Nachdem Swedenborg sich auf diese Weise ein zweites Mal durch all die Grundlagenwissenschaften gearbeitet hatte, setzte er 1735 seine Studien des menschlichen Körpers fort, den er treffenderweise als den ‚Tempel aller Wissenschaften‘ bezeichnete. Die großen Arbeiten De cerebro, Oeconomia regnum animalis, Psychologia rationalis, Organes generationis, Regnum animalis und andere folgen nun Schlag auf Schlag. Durch all diese großartigen Werke philosophischer Wissenschaft zieht sich ein grundlegender roter Faden, der bereits in der vorliegenden Arbeit gelegt wurde. Selbst in seinen letzten theologischen Schriften findet man Spuren der Prinzipien und Argumente, die erstmals in der vorliegenden kleinen Abhandlung präsentiert wurden.

      C. Th. Odhner

      Huntington Valley, PA

      15. Februar, 1899

      [Aus Daedalus Hyperboreus, Nr. VI, Oktober 1718]

      ARGUMENTE, DIE ZEIGEN, DASS UNSERE KRAFT HAUPTSÄCHLICH AUS KLEINSTEN VIBRATIONEN, RESPEKTIVE TREMULATIONEN, BESTEHT.

      Von Assessor Eman. Swedberg10

      Bevor etwas Unbekanntem oder Ungewöhnlichem Glauben geschenkt werden kann, ist es notwendig einige feste und unbestreitbare Regeln festzulegen, gemäß denen die Theorie zu überprüfen ist.

      DIE ERSTE REGEL DER TREMULATIONEN

       Jedwedes von fester oder harter Natur, wie Holz, Stein, Fels, Metall etc., unterliegt großen Tremulationen selbst durch die kleinste Berührung.

      Dieses leuchtet ein bei Häusern und Städten: Häuser und Straßen erzittern und vibrieren, sobald ein Fuhrwerk vorbei fährt; ein ganzer Fels wird erschüttert durch einen Hammerschlag.

      Eine Glocke vibriert und erzeugt sogar einen Ton allein durch die Berührung einer kleinen Nadel; eine Person am Ende einer langen Latte oder eines Mastes scheint zu wissen, was eine Person am anderen Ende schreibt oder zeichnet. Bei Masten, die auf die Länge von einer Meile miteinander verbunden werden, oder beim Gestänge einer Zugmaschine ist ein Schlag von einem Ende zum anderen wahrnehmbar. Berührt man nur das eine Ende eines Streichinstruments, die Vibration würde sofort an das andere Ende übertragen werden. Ein Kanonenschuss, ein Erdrutsch oder ein unterirdischer Einsturz kann zwanzig bis dreißig Meilen im Umkreis gehört werden und Häuser und Städte zum Beben bringen. So schließen wir daraus, dass eine kleine Ursache große Vibrationen zur Folge haben kann.

      DIE ZWEITE REGEL

       Eine gespannte Membran ist das beste Medium für Tremulationen.

      Es ist allgemein bekannt, dass eine membranöse Saite das beste Medium für Töne, sprich Tremulationen, ist. Als Membran bezeichnet man etwas, was ganz oberflächig liegt bzw. die Oberfläche einer festen Substanz. Diese Oberfläche nimmt die Tremulationen auf bevor sie im Körper selbst empfangen werden. Ein Körper, bedeckt mit kontinuierlichen Membranen und Oberflächen, wie etwa bei den Quadratflächen eines Würfels.

      DIE DRITTE REGEL

       Neben der Membran sind hart-elastische Körper die besten Medien für Tremulationen; weiche Körper sind weniger geeignet.

      Die sprödesten und härtesten Metalle, wie Eisen und Stahl oder Kupfer und Zinn, erzeugen einen klingenden Ton. Leichter formbare Metalle, wie Gold und Blei, geben einen schwächeren Ton von sich ab. Weiche Substanzen wie Sand, Lehm oder Federn klingen überhaupt nicht.

      DIE VIERTE REGEL

       Die Tremulationen einer Saite verursachen dieselben Vibrationen in einer anderen Saite; eine Membran beeinflusst eine andere Membran auf ähnliche Weise, vorausgesetzt, beide sind gleich gestimmt.

      Wird die Saite einer Laute berührt, erzeugt dies eine Vibration in einer anderen Saite, die im gleichen Ton gestimmt ist. Ein äußerer Laut erzeugt oft eine Vibration im ganzen Musikinstrument. So wie auch ein ganzer Pfeifensatz durch den Ton einer einzigen Orgelpfeife in Vibration gerät, vorausgesetzt, sie ist im gleichen Ton gestimmt. Ebenso kann Glas durch den eigenen Ton zerspringen.

      DIE FÜNFTE REGEL

       Tremulationen der Luft erzeugen Ringe und Kreise und sind von allen Seiten rund um das Zentrum der Bewegung hörbar; vorausgesetzt, es wird nicht die ganze Masse bewegt.

      Wenn man einen Stein ins Wasser wirft, entstehen rundherum Ringe. So verhält es sich auch mit der Luft. Ein Schrei ist von allen Seiten her hörbar.

      DIE SECHSTE REGEL

       Je schwerer die Atmosphäre, umso langsamer ist die Tremulation. Je leichter die Luft, umso schneller ist die Bewegung.

      Der Wellenkreis im Wasser bewegt sich langsam fort. Jener in der Luft wandert schneller. In den feinsten Lüften, welche wir Äther nennen, ist die Fortbewegung noch schneller. In der solaren Substanz wandert er augenblicklich von der Sonne zu uns. In der feinsten Atmosphäre gibt es möglicherweise überhaupt keine Zeiteinheit mehr, die mit der Undulation korrespondiert.

      DIE SIEBTE REGEL

       Eine Tremulation behindert keine andere, simultan ablaufende Tremulation.

      Dies kann man am besten im Wasser beobachten, wo zehn bis zwanzig Kreise sich ausbreiten, einer um den anderen,