Über Tremulationen. Emanuel Swedenborg

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Название Über Tremulationen
Автор произведения Emanuel Swedenborg
Жанр Журналы
Серия
Издательство Журналы
Год выпуска 0
isbn 9783941523388



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bewogen haben, Swedenborgs kleines Meisterwerk in deutscher Sprache zu veröffentlichen.

      Christian Hartmann

      Pähl, Mai 2013

      Emanuel Swedenborgs Abhandlung, die nun zum ersten Mal in englischer Sprache erscheint, wurde ursprünglich zum Ende des Jahres 1719 geschrieben. Dies geht aus einer Äußerung hervor, die der Autor in einem Brief vom 3. November 1719 an seinen Schwager, Dr. Eric Benzelius, Bibliothekar der Universität von Upsala, machte.

      Ich habe auch eine kleine Anatomie über unsere Lebenskräfte geschrieben, welche, wie ich behaupte, aus Tremulationen bestehen. Zu diesem Zweck habe ich mich sorgfältig mit der Anatomie der Nerven und Membranen vertraut gemacht. Somit konnte ich beweisen, welch eine Harmonie zwischen ihnen und der interessanten Geometrie der Tremulationen besteht.

       Diese und viele andere Ideen stimmen überein mit denen von Baglivius. (Giorgio Baglivi, ein Schüler Malphigis, Professor in Rom). Vorgestern reichte ich sie am Royal Medical College ein. 3

      Aus den damaligen Sitzungsprotokollen des Sundhets Collegium in Stockholm geht hervor, dass diese Arbeit Swedenborgs ordnungsgemäß empfangen und angemeldet wurde. Man beschloss, dass alle Mitglieder der Reihe nach die Abhandlung lesen und diesbezüglich Stellung nehmen sollten. Im Laufe dieses Prozesses scheint das Manuskript verschwunden zu sein. Es gibt weder einen weiteren Eintrag in den Sitzungsprotokollen der Behörde, noch ist eine Abschrift in der Bibliothek des Royal Medical College, Stockholm, erhalten geblieben. Swedenborg selbst behielt nur den ersten Grobentwurf, welcher ebenfalls verschwand. Allerdings fertigte er davon eine Kopie der Kapitel I-VI und XIII an, die glücklicherweise erhalten ist. Die Kopie umfasst alles, was vom Originalwerk noch vorhanden ist und nach dessen Vorlage die vorliegende Übersetzung angefertigt wurde.

      Einige Zitate aus Swedenborgs Korrespondenz mit Benzelius geben uns einen Einblick in die Geschichte dieser zweiten Kopie sowie in den Inhalt seiner Arbeit.

      Stockholm, Mitte Januar, 1720

      Mit der letzten Post schicke ich Ihnen meine neuesten literarischen Bemühungen. Sollten diese sowie die folgenden Ihre Zustimmung finden, würde mich das sehr freuen. Es ist gewiss richtig, das Baglivius als erster diese Theorie entwickelte, Descartes sich ihrer annahm und später auch Borellus. Allerdings hat noch niemand bisher Beweise hierzu erbracht, geschweige denn den Sachverhalt voll und ganz behandelt. Auch wenn ich das Thema bzw. die Theorie an sich gerne anderen überlasse, so erhebe ich doch den Anspruch, meine Beweise als neu und als meine eigenen zu bezeichnen. Ich muss allerdings gestehen, im Nachhinein festgestellt zu haben, dass ein erheblicher Teil dessen was ich entdeckte, zeitgleich mit Baglivius geschah; welch ein anregender Gedanke. Beispielsweise was ich über die Funktion der Meningen zu sagen habe.

       Das Ganze wird einen großen Raum einnehmen und sieben bis acht Wochen brauchen, selbst wenn ich Ihnen zweimal wöchentlich Teile davon schicke. Die hiesigen Ärzte wollen das Thema erörtern und äußerten sich bisher positiv. 4

      Stockholm, 24. Februar 1720

      Ich beende nun meinen Artikel und sende Ihnen Kapitel XIII, damit es nicht in Bezug auf die exakte Bedeutung zu Streitigkeiten (unter den Professoren in Upsala) kommt. Es wäre sehr wünschenswert, in Hinblick auf die möglicherweise aufkommenden Einwände, den Dingen besondere Beachtung entgegenzubringen, die dazu beitragen die Themen in ein richtiges Licht für mich zu setzen. Meiner Meinung nach sollten solche Einwände vorgebracht werden, die mir in einem gewissen Maße behilflich sind zu erkennen, ob ich auf dem richtigen oder falschen Weg bin. Sich lediglich vieles über den ‚animal spirit‘ vorzustellen und nur die Dinge in Bezug auf ihre Chemie und Funktion, jedoch nichts, was ihre Geometrie betrifft, anzuerkennen, scheint mir eine schwache Kritik.

      So lege ich es als Grundprinzip fest, dass Tremulationen in der membraneigenen Flüssigkeit beginnen. Um sich ausbreiten zu können, bedarf es einer gewissen Spannung zwischen den Membranen und den harten Strukturen, aber auch mit den Blutgefäßen, so dass sich letztlich alle lymphatischen Gefäße oder jene der Nervenflüssigkeit in schlüssiger Verbindung befinden. Wie jede andere Flüssigkeit übertragen sie augenblicklich einen Druck auf die Umgebung, und folglich kommunizieren sie eine vibrierende Bewegung an die Membranen und die Knochen, so dass nahezu der gesamte Körper in einen Zustand subtiler Kovibration gebracht wird, welche eine Wahrnehmung verursacht.

       Ich gehe davon aus, dass die Herren Akademiker so vernünftig sind, ihre kindlichen Vorurteile beiseite zu schieben und die Argumente gegeneinander abzuwägen, um zu sehen, welches am ehesten zutrifft. 5

      29. Februar 1720

       Ich schicke Ihnen hier die Fortsetzung des vorangehenden Teils und wünsche mir sehr, dass es die Zustimmung der sich mit diesem Thema befassenden Gelehrten findet. Da ich jedoch diesbezüglich meine Zweifel habe, werde ich einige Zeit vergehen lassen, um zu hören, welche Bedenken möglicherweise erhoben werden.

      Falls jemand eine gegenteilige Meinung unterhält, nützen auch die besten Argumente nichts. Jemand mit vorgefassten Meinungen ist meist total blind. Dennoch, zu Ihrem Wohle und im Dienste des Volkes, werde ich aus ganzem Herzen hinterlassen, was verlangt wird. Vorsicht muss geboten sein, um nicht aufgrund neuer Entdeckungen oder bisher unbekannter Argumentationen den Bannfluch der Gelehrten auf sich zu ziehen. Das nächste Kapitel enthält meines Erachtens bessere und einleuchtende Beweise bezüglich unserer Sinne und Sinneswahrnehmungen. Weitere Notizen, die jedoch noch nicht ausgearbeitet sind, betreffen den Mechanismus unserer Leidenschaft und die Bewegung unserer Sinne, insofern sie sich von den Strukturen der Nerven und der Membranen ableiten lassen.

       Hinzu kommen einige unbekannte Eigenschaften kleinster Verzweigungen der Arterien und Venen, die der fortlaufenden Bewegung dienen. Insofern dies jedoch zur Begründung weiteres Nachdenken und anatomische Untersuchung erfordert, hebe ich es mir für eine spätere Gelegenheit auf … Alles, was ich Ihnen bisher geschickt habe, ist eine Abschrift des ersten Entwurfes. Sollten sich in Bezug auf die Orthographie einige Fehler eingeschlichen haben, bitte ich es den Umständen zuzuschreiben, da eine exakte Kopie nicht existiert. 6

      Brunsbo, 2. April 1720

       Seit meiner Abreise aus Stockholm, hatte ich weder die Zeit, Ihnen die Fortsetzung der anatomischen Schriften zu schicken, noch kann ich es von hier aus, da ich den ersten Entwurf nicht mit mir führe und ich nicht alles gut genug erinnern kann. Bei nächster Gelegenheit werde ich dir Weiteres übermitteln. 7

      Brunsbo, 2. Mai 1720

       Es wäre meine höchste Freude, meine anatomischen Studien hier fortsetzen zu können. Den ersten Entwurf ließ ich in Starbo. Es bereitet mir Kopfschmerzen, die unterschiedlichen Fäden die bereits tief obducta alius generis cogitationibus (was heißt, behandelt von Gedanken unterschiedlichster Art) nachzujagen. Dennoch, es soll getan werden, sobald sich die Gelegenheit bietet. 8

      Dies ist der letzte Hinweis Swedenborgs auf die kleine Arbeit Über Tremulationen. Die gewünschte Gelegenheit bot sich nicht mehr und folglich erhielt Benzelius keine weitere Fortsetzung. Die Kopie der Kapitel I-VI und XIII gelangte anschließend nach Linköping, als Benzelius 1731 in der dortigen Diözese zum Bischof ernannt wurde. Hier verblieb sie bis zum heutigen Tag zusammen mit all seinen anderen Papieren konserviert in der Bibliothek der Kathedrale.

      1869 beschaffte sich Dr. R.L. Tafel eine photolithographische Kopie des Manuskriptes, welche die Seiten 132 - 180 der ersten Ausgabe von Swedenborgs Manuskript beinhaltet.

      Wie schon vom Autor erwähnt, entstammte die Kopie dem ersten Grobentwurf, was gewisse ungehobelte Sätze und andere rohe Ausdrucksweisen erklärt, die selbst dem englischen Leser auffallen. Die Originalsprache ist sehr eigentümlich, sowohl in der Orthographie und der Syntax als auch im Vokabular. Schwedisch zu Beginn des 18. Jahrhunderts war anders als das moderne Schwedisch, etwa wie Tyndales oder Coverdales im Vergleich zum heutigen Englisch. Swedenborg war einer der ersten, der es wagte, seine wissenschaftlichen Thesen in Schwedisch zu verfassen.