Das große Sutherland-Kompendium. William Garner Sutherland

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Название Das große Sutherland-Kompendium
Автор произведения William Garner Sutherland
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523333



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von der tieferen linken Seite des Os occipitale, der diagonal gegenüberliegenden Seite also, oder vielleicht vom linken dorsalflektierten Fuß aus. Der diagnostische Rebound ist spezifisch. Sie brauchen nicht einmal das Bewegungsmuster an der sphenobasilaren Verbindung zu testen. Die Tide wird Ihnen alles erzählen. Es ist unheimlich; deshalb habe ich gezögert, davon zu sprechen. Doch ‚Probieren geht über Studieren‘. Überraschungen dieser Art sind mir öfter begegnet. Sie müssen auch Ihnen begegnen, um Ihnen zu zeigen, dass sie wahr sind. Hier lernen Sie etwas, was Sie noch nicht kennen. Wenn Sie die Potency der Tide draußen an einer Felsküste betrachten, können Sie sich fragen, was sie tut. Sie wäscht die Felsküste aus. Sie können jene Tide dazu benutzen, Strains zu reduzieren und Diagnosen zu stellen.

      Ich möchte die Arbeit mit der Tide anhand der Fallstudie eines 15-jährigen Jungen veranschaulichen, der von sachkundigen Ärzten sechsmal behandelt worden war. Als ich ihn mithilfe der Tide untersuchte, um eine Diagnose zu stellen, spürte ich keinerlei Rebound. Stattdessen gab es eine schöne weiche Bewegung der Tide, die sich ohne Rebound in den Bereich des Strains hineinbewegte. Dies war mir zunächst ein Rätsel. Dann wurde mir klar, dass man dieses Prinzip nutzen kann, um festzustellen, ob die Behandlung anschlägt. Die andere Qualität der Reaktion zeigt, dass im Bereich des Strains eine Veränderung eingetreten ist.

      Wie lenke ich die Tide? Dies ist sogar noch unheimlicher. Sie würden erwarten, dass dieser Fluss unmittelbar zu einem Punkt strömt, aber das tut er nicht. Ich werde Ihnen nicht sagen, wie sie dorthin gelangt, da ich es selbst nicht weiß; aber sie kommt dort an. Sie scheint direkt durch das Gehirn und durch alles andere hindurchzugehen.

      Anders ausgedrückt, Sie dirigieren die Tide von einem Punkt des Schädels aus und von dort geht sie geradewegs zu einem anderen Punkt. Wie kommt sie dorthin?

      Die Tide wird sanft durch die Berührung mit einem Finger dirigiert. Von einem Ort auf der Stirn können Sie sie hinüber in den okzipitalen Bereich leiten, vom linken Stirnbereich zur rechten Seite der Squama occipitalis. Sie können sie von zwei Richtungen hinunter zum sphenobasilaren Bereich schicken. Sie können die Tide vom linken Tuber des Os parietale hinunter zur rechten Sutura okzipitomastoidea leiten; oder Sie können sie vom rechten parietalen Bereich, nahe dem hinteren Teil der Sutura sagittalis, hinunter zur linken petrobasilaren Gelenkverbindung lenken.

      Noch etwas Merkwürdiges ist vorgekommen: Während man den kranialen membranösen Gelenkmechanismus ausbalanciert, kann sich eine andere Person ein Stück weit entfernt hinsetzen und die Tide zu einem Fuß dirigieren, ohne diesen zu berühren. Ich weiß, das klingt fantastisch, aber ich erzähle Ihnen diese Tatsachen aus eigener Erfahrung. Ich habe zudem Berichte von anderen gehört, die es ausprobiert haben.

      Eine Kompression des vierten Ventrikels lenkt die Tide, nicht wahr? Es geht darum, die Fluktuation auf jenes kurze rhythmische Intervall herunterzubringen. Ich habe schon etwas über diese Flüssigkeit gesagt, diese INTELLIGENTE Flüssigkeit. Denken Sie daran. Etwas, das die Nervenzellen mit dem ATEM DES LEBENS ernährt. Eine Transmutation durch den ATEM DES LEBENS, der die Nervenfasern entlangläuft, hinunter zu jenen ‚feineren Substanzen, die sich in der Lymphe befinden‘.

      Es kommt zu einer Umwandlung des Giftes in den Lymphknoten, bevor die Lymphe wieder in das Blutgefäßsystem, in die V. subclavia, ausgeschüttet wird. Das passiert, wenn Sie den vierten Ventrikel komprimieren. Probieren Sie diese Behandlungsweise in Fällen mit vergrößerten Lymphknoten aus. Beobachten Sie diese Umwandlung, die sich in den Lymphknoten vollzieht. Auch dabei handelt es sich auch um ein Lenken der Tide.

      Wo befindet sich diese Zerebrospinale Flüssigkeit? Gibt es sie nur in meinem Körper? Nein. Sie befindet sich im Körper eines jeden von uns. Es gibt ein ganzes Meer von Zerebrospinaler Flüssigkeit in diesem Raum. Hier ist eine Flüssigkeit innerhalb einer Flüssigkeit. Dort ist eine Flüssigkeit innerhalb einer Flüssigkeit. Der ATEM DES LEBENS befindet sich in jedem. Sie wissen doch etwas über Kurzwellen? Sie verlaufen von einem Pol zu einem anderen. Sie dringen geradewegs durch einen Menschen hindurch. Sie haben das vielleicht mit Kurzwellengeräten ausprobiert, indem Sie sich genau dazwischen gestellt haben. Sie berühren gar nichts. Sie können aber spüren, wie dieser Strom geradewegs durch Sie hindurchgeht, nicht wahr? Kurzwellen? Es gibt Kurzwellen zwischen zwei Kontakten, wenn man die Tide lenkt. Während Sie den Geschäften Ihres täglichen Lebens nachgehen, gibt es einen Ursprung der Tidenbewegung – das heißt, sie geht von einem Individuum zum anderen. Sagen wir, vom positiven Pol zum negativen und so weiter.

      Möglichkeiten, wo sind sie? In Dr. Stills Wissenschaft der Osteopathie. Es gab einige Dinge, die Dr. Still wusste, aber er zögerte, darüber zu sprechen. Bevor der Same gesät werden konnte, musste erst der Boden vorbereitet werden. Und doch hat Dr. Still die Saat für das Kraniale Konzept gepflanzt und sie begann sogar schon zu keimen, noch bevor er das aktive Erdenleben verließ.

      Vielleicht haben Sie schon einige Erfahrungen damit gemacht bei Ihren Mobilitätstests, der Tide einen ‚Anstoß‘ zu geben. Sie sind der Tide gefolgt. Eines Tages wird Ihnen ein Kopf in die Hände kommen, der anders reagieren wird. Er wird sich richtig von Ihnen wegdrehen. Sie können spüren, wie sich diese sphenobasilare Verbindung in eine andere Position dreht, beispielsweise in Sidebending/Rotation. Sie werden nicht in der Lage sein, dies aufzuhalten. Der Mechanismus dreht sich als Ganzes richtig von Ihnen weg. Wer oder was macht das? Die Tide.

      BEHANDLUNG

      Die Themen Diagnose und Behandlung werden in diesem Kapitel zusammen erörtert, da Dr. Sutherland sie als untrennbar betrachtete. In dieser Behandlungsmethode beginnt der Behandlungsprozess nach einer einleitenden Diagnostik. Sobald der Mechanismus des Patienten auf den Behandlungskontakt anspricht und sich zu verändern beginnt, kann eine neue Diagnose gestellt werden.

      Die Technik der Osteopathie besteht in einer intelligenten Anwendung des taktilen Empfindens und der propriozeptiven Sinne, mit denen wir das relevante Problem im Körper des Patienten aufspüren. Es ist unmöglich, die für ein erfolgreiches Arbeiten in diesem Bereich nötigen Diagnose- und Behandlungsfähigkeiten durch das Beobachten der Manipulationen eines anderen Kollegen zu erreichen.

      Der Osteopath ist ein Behandler, der denkt, nicht einer, der herumprobiert. Aus diesem Grund kann die Behandlungstechnik nicht durch das Vorführen einer Reihe von Manipulationen gelehrt werden. Der Student kann diese Fähigkeiten erlernen, indem er direkt neben einem Lehrer oder einer Lehrerin arbeitet. Eine Unterweisung von Hand zu Hand ist dann möglich, wenn die lebenden Gewebe genau studiert und sanft, aber mit Nachdruck, auf wissenschaftliche Art und Weise in normale Beziehungen geleitet werden. Feinfühligkeit ist sowohl für die Behandlung als auch für die Diagnose essenziell. Der Behandler muss ein Gefühl für die verschiedenen Mechanismen der Patienten bekommen und ein Verständnis für das Normale, um vergleichen zu können.

      Es gibt viele Arten, osteopathische Behandlungen durchzuführen, seit Osteopathie das erste Mal von Dr. Still gelehrt wurde. Es haben sich Vorgehensweisen eingeschlichen, die nicht so sorgfältig durchdacht sind wie andere Behandlungsweisen. Einige davon werden Manipulation anstatt Technik genannt. Da gibt es einen Unterschied.

      Welchen? Einige Ärzte lassen den Patienten sich auf die Behandlungsbank legen, ergreifen mithilfe des frontookzipitalen Kontakts seinen Kopf, drehen ihn herum und ziehen einmal kräftig daran. Hat das etwas mit Wissenschaft zu tun? Dr. Still sagte, dass er seine Studenten lehrte, zu denken, bevor sie handelten.

      Wenn Sie den Mechanismus nicht kennen, bevor Sie eine Diagnose stellen und einen Behandlungsplan aufstellen, praktizieren Sie keine Osteopathie. Halten Sie inne, um über den möglichen Strain nachzudenken, den Sie vielleicht auf jene ligamentären Gewebe ausüben, die Gelenke zusammenhalten und ein normales Bewegungsausmaß erlauben.

      Ich möchte die Wichtigkeit der Anwendung des manuellen Kontakts betonen und hier insbesondere bei jenen Techniken, die mit dem lebendigen menschlichen Schädel zu tun haben. Wenn Sie bei einer Technik versuchen, mit Ihrem Daumen am Os temporale zu schieben oder mit den Fingern am Schädeldach herumzudrücken, wissen Sie nicht, wozu diese klugen, fühlenden, sehenden, wissenden Muskeln in der Lage sind. Seien Sie sich der möglichen Kräfte bewusst, die Sie damit in die Mechanismen des Patienten einbringen können. Machen Sie sich klar, was Sie vorhaben und