Das große Sutherland-Kompendium. William Garner Sutherland

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Название Das große Sutherland-Kompendium
Автор произведения William Garner Sutherland
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523333



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die Saugglocke eines Klempners. Diese Funktion sieht in meinen Augen wie ein Mechanismus zum Austausch von Luft aus.

      DER AUGAPFEL

      Kleine Dinge wie Ursprung und Ansatz der extrinsischen Muskeln des Augapfels werden Ihre Fähigkeiten als Osteopath herausfordern. Einer der Muskeln hat seinen Ursprung im Dach der Orbita, ein anderer an ihrem Boden. Die übrigen vier entspringen einer Manschette um das Foramen opticum, mit Ansatzstellen zwischen den Wurzeln der Alae minores et majores des Os sphenoidale. Nn. optici und Aa. ophthalmicae treten durch dieses Foramen in die Kegelspitze der Orbita ein. Die Nerven, welche diese vier Muskeln versorgen, nämlich der dritte und der VI. Hirnnerv, verlaufen durch die Fissura orbitalis superior.

      Die Form dieser Fissur wechselt, wenn sich die Beziehung zwischen den Alae minores et majores des Os sphenoidale während der Inhalation und Exhalation verändert.

      Wäre die Orbita ein Hohlraum mit festen knöchernen Wänden, wo könnte dann dem gesundem Menschenverstand nach eine Anpassung an die zirkulatorische Physiologie des Augapfels, eines vaskulären Organs, stattfinden? Sie sehen in den kegelförmigen Raum und bemerken diese zwei auffallenden Spalten – die Fissurae orbitalis superiores und inferiores. Fragen Sie sich, ob es dort nicht den Beweis für eine Einrichtung gibt, die mechanische Veränderungen aufgrund von Bewegung möglich macht.

      Ich denke an einen Tag zurück, als ich von draußen auf dem Land mit den Worten angerufen wurde: „Unser Sohn hat eine spinale Meningitis.“ Man erzählte mir, der Hausarzt habe gesagt, er wäre sich in der Diagnose nicht sicher, da der Patient kein Fieber habe. Lediglich seine Augäpfel waren nach hinten oben verdreht. Man machte mich mit der Vorgeschichte vertraut: Eine dieser altmodischen Türen, die aus einer oben angebrachten Angel schwingen, war heruntergefallen und hatte den Jungen direkt oberhalb seiner Stirn getroffen. Ich stellte fest, dass das Os frontale beidseitig zurückgedrückt und auf die Alae minores et majores des Os sphenoidale getrieben worden war.

      So entstand in diesem Bereich eine mechanische Blockierung. Es war eine kleine Sache in diesem zarten, komplizierten Mechanismus, die sich leicht korrigieren ließ. Die Augäpfel kehrten in ihre normale Position und zu ihrer normalen Beweglichkeit zurück. Es hört sich einfach an und ist es auch, wenn Sie gut verstehen, was durch diesen Schlag passiert ist. Um das Problem zu beseitigen, bediente ich mich jener Technik, die ich den ‚Kanthaken‘ nenne.46 Wenn Sie bei dieser Technik einen guten Kontakt mit dem Os frontale haben, vergewissern Sie sich, dass Sie zuerst das Os frontale nach oben und weg von sowohl dem großen wie auch kleinen Ala des Os sphenoidale anheben, bevor Sie ihn in seine Ursprungsposition bringen.

      DIE BLUTVERSORGUNG

      Es gibt beim Gesichtsmechanismus und seiner Beziehung zur Schädelbasis eine Menge zu bedenken. Frischen Sie Ihr Wissen über Anatomie in diesem Bereich auf. Achten Sie darauf, welche Nerven durch bestimmte Foramina und Kanäle verlaufen. Folgen Sie dem Verlauf der Nerven bis zur extrinsischen Augenmuskulatur und überlegen Sie, welchen Vorteil die Passage durch den Sinus cavernosus hat.

      Beachten Sie, dass die A. carotis Wände wie alle Arterien besitzt und den Verlauf durch den Sinus cavernosus. Denken Sie an den Schutz der arteriellen Blutversorgung des Gehirns und den unterschiedlichen Verlauf im Vergleich mit dem venösen Blut auf seinem Weg aus dem Schädel.

      Es wird behauptet, dass 95 Prozent des venösen Blutes den Schädel durch die Foramina jugulare verlassen. Jedes Foramen jugulare wird durch die Anatomie und die Artikulation zwischen Pars petrosa des Os temporale und Proc. basilaris des Os occipitale gebildet. Sie haben also ein Foramen vor sich, das mittels einer Gelenkverbindung zweier Knochen gebildet wird. Eine Luxation an dieser Stelle könnte den venösen Blutfluss aus dem gesamten Kopf einschränken. Auch die Plexi choroidei wären davon betroffen. Es liegt eine tiefe Bedeutung darin, dass ein Foramen von zwei Knochen gebildet wird.

      Vergessen Sie auch nicht die Sinus petrosae, sowohl den oberen als auch den unteren. Überlegen Sie, in welcher Beziehung sie zum Sinus cavernosus stehen, dem venösen Hauptkanal der Augen. Eine Restriktion dieses Kanals irgendwo zwischen den Orbitae und den Foramina jugulare, könnte einen Zustand hervorrufen, der ein Glaukom in seiner Entstehung begünstigt. Denken Sie bei Ihrem nächsten Glaukom-Fall daran.

      DER OROPHARYNX UND DIE TUBA AUDITIVA

      Neulich fragte mich jemand wegen Stotterns. Ich erzählte daraufhin dem Arzt über meine Erfahrungen, die ich in einer Klinik für Stotternde gemacht habe. Dort gab es eine therapeutische Übung, bei der die Zunge eingerollt werden sollte, aber manche Menschen waren dazu nicht in der Lage. Nachdem ich das kleine Os palatinum so bearbeitet hatte, dass die Beziehung zwischen dem Ursprung und dem Ansatz des vorderen Stützpfeilers47 verändert wurde, bereitete es ihnen keine weiteren Schwierigkeiten, die Zunge einzurollen.

      Unterhalb der Partes petrosae der Ossa temporalia und des Os sphenoidale gibt es zahlreiche anatomische Details, die man beachten muss. Der Ursprung der beiden folgenden kleinen Muskeln, M. levator veli palatini und M. tensor veli palatini, ist auf Knochen. Der Ansatz liegt im muskulären Gewebe des weichen Gaumens. Von diesem geht ein weiterer Muskel, der vordere Stützpfeiler, hin zur Zunge. Ein weiterer Muskel, der hintere Stützpfeiler,48 verläuft zum Pharynx. Überlegen Sie, wie ein Strainmuster auf den Ursprung und Ansatz jener Muskeln in Verbindung mit dem weichen Gaumen, dem Pharynx und den Tonsillen wirken könnte.

      Denken Sie nun an die Anatomie unterhalb der sphenobasilaren Verbindung. Achten Sie besonders darauf, was passiert, wenn die sphenobasilare Verbindung sich in einer extremen Flexionsposition befindet und beide Ossa temporalia in starker Außenrotation stehen. Sie sehen, wie sämtliches Weichgewebe unter der Schädelbasis nun zusammengedrängt ist.

      Sehen Sie auch das Bild, wie der Proc. basilaris des Os occipitale die Partes petrosae der Ossa temporalia trägt, wenn das Os occipitale auf seiner Anterior-posterior-Achse gedreht wird. Wenn es also auf einer Seite oben und auf der anderen unten steht. Erinnern Sie sich daran, dass, wann immer der Proc. basilaris des Os occipitale auf einer Seite hoch steht, die Pars petrosa auf derselben Seite in Innenrotation geht. Die Pars petrosa auf der tiefer liegenden Seite wird deutlich in Außenrotation stehen. Deshalb kann man aus der Position des Os temporale auf die Stellung des Proc. basilaris schließen. Die Tiefe dieses Bildes ist unermesslich, ob von außen oder innen.

      Die Bildung des chondralen Anteils der Tuba auditiva findet am distalen Ende des knöchernen Bereichs statt. Sowohl der vordere Bereich der Pars petrosa des Os temporale als auch der hintere Bereich der Ala major des Os sphenoidale sind daran beteiligt. Deshalb ist die Beziehung von Os temporale und Os sphenoidale von mechanischer Bedeutung. Der bindegewebige Bereich der Tuba auditiva befindet sich in der Wand des Pharynx und endet in der Fossa von Rosenmüller. Die Öffnung ist gerade oberhalb des weichen Gaumens.

      Wenn die Pars petrosa des Os temporale nach außen rotiert, folgt die Tuba auditiva und ihr Eingang öffnet sich. Dementsprechend können wir feststellen, dass er sich schließt, sobald die Pars petrosa nach innen rotiert. Verstehen Sie, dass das Mittelohr ein luftgefüllter Sinus ist. Wenn die Pars petrosa entgegen der Norm in Außenrotation gehalten und der Ausgang der Ohrtrompete so offengehalten wird, können Sie das Rauschen hören. Sie können es möglicherweise ebenso wie der Patient hören. Andererseits, wenn sie nur teilweise, wie eine Flöte, verdreht wird, kann es zu einem pfeifenden Ton kommen.

      Wird die Pars petrosa in Innenrotation und somit die Öffnung der Tuba auditiva geschlossen gehalten, beklagt sich der Patient über ein Gefühl, als hätte er Watte in den Ohren. Schwimmer und Taucher kommen oft mit solchen Beschwerden zu Ihnen. Sie können sich als Osteopath auf Probleme des Auges, des Ohres, der Nase und des Pharynx spezialisieren, wenn Sie die Funktion der Pars petrosa des Os temporale verstehen.

      Beim Treffen der International Society of Sacro-Iliac Technicians wurde ich gebeten, einen jungen Mann zu behandeln, der im Dunkeln von einem Brett ins Wasser gesprungen war, das nicht so tief war, wie er es erwartet hatte. Er war gegen etwas gestoßen. Seine Hauptbeschwerde war das Gefühl, Watte im Ohr zu haben. Meine Behandlungsdemonstration vor der Gruppe verlief erfolgreich. Der Pars petrosa des Os temporale,