Das große Sutherland-Kompendium. William Garner Sutherland

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Название Das große Sutherland-Kompendium
Автор произведения William Garner Sutherland
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523333



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Struktur und seinen beiden Hälften, die mechanisch gesehen wie zwei Teile funktionieren, zu unterscheiden. So wie die Einheit aus Ala major und Procc. pterygoidei des Os sphenoidale in Relation zum Corpus sphenoidalis mobil sein kann, ist es klar, dass die Beziehung zu den Ossa frontalia mit paarigen lateralen Strukturen zu vergleichen ist. Eine Wiederholung der Anatomie des Os frontale ist vielleicht bei dieser Unterscheidung nützlich.

      Die Verknöcherung findet innerhalb des membranösen Gewebes statt und beginnt in der siebten intrauterinen Woche, ausgehend von den Tubera frontalia. Bei der Geburt besteht das Os frontale aus zwei Hälften; diese verschmelzen etwa im fünften Lebensjahr an der interfrontalen oder metopischen Sutur. Überreste dieser Sutura bleiben an der Glabella bestehen.43

      Die hinteren Gelenkflächen der Alae majores des Os sphenoidale beginnen mit einem steilen Winkel am Ende der oberen Fläche des Os sphenoidale. Wenn Sie die einzelnen Schädelknochen studieren, achten Sie darauf, an welchen Stellen die Wechsel der Abschrägung in der Sutura auftreten. In der Mitte dieser hinteren Gelenkfläche gibt es einen Wechsel.

      Danach verläuft die Abschrägung in der unteren Hälfte unverändert. In der Mitte befindet sich eine kleine Einbuchtung. Die hintere Gelenkfläche der Alae majores des Os sphenoidale bildet ein Gelenk mit der vorderen Gelenkfläche der Partes squamosae der Ossa temporalia. Diese Einbuchtung im Winkel des Os sphenoidale korrespondiert mit einem entsprechenden Vorsprung am Winkel der Pars squamosa des Os temporale.

      Oberhalb dieses Punktes in der Mitte sind die Alae majores auf Kosten der äußeren Oberfläche, die Partes squamosae hingegen auf Kosten der inneren Oberfläche abgeschrägt. Unterhalb dieses Punktes in der Mitte ist die Abschrägung genau anders herum. Die Bedeutung dieser Charakteristik an den sphenosquamösen Verbindungen sollte genauestens studiert werden.

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      Hier werden die L-förmigen Gelenkflächen für die Verbindung mit dem Os frontale gezeigt. Ebenso ist der Wechsel in der Abschrägung der Sutura zwischen dem Os sphenoidale und der Squama temporalis sichtbar.

      Dieser Kontakt an der Sutura zwischen Os sphenoidale und Os temporale zeigt uns ein mechanisches Prinzip, das schon für sich alleine, ohne Hinweis auf andere Merkmale, eine Anordnung zur gelenkigen Bewegung zwischen den Knochen der Schädelbasis demonstriert. Es war diese interessante Gelenkfläche, die bei mir den ersten Gedanken aufkommen ließ, dass hier die Möglichkeit einer gelenkigen Mobilität am Schädel besteht. Man muss diese kleinsten Details genau studieren, um sich ein mentales Bild zu schaffen, das schließlich zur Diagnose und Behandlung von Strainmustern des membranösen Schädelmechanismus führt.

      DIE OSSA TEMPORALIA

      Die beiden Ossa temporalia sind für die gelenkige Mobilität der Schädelbasis von einzigartiger Bedeutung und kommen deshalb in unseren Studien als Nächstes an die Reihe. Die Betrachtung eines Knochens kann für beide gelten. Die Sutura squamosa erregt zuerst unsere Aufmerksamkeit. Sie ist vom Mittelpunkt der Sutura sphenosquamosa aus auf Kosten der inneren Fläche durchgehend abgeschrägt und verläuft so weiter lateral am Kopf entlang nach hinten, um das Os parietale an der Sutura squamosa zu überlappen.

      Dieser Aufbau weist auf eine Gleitmobilität zwischen der Seite der Ossa parietalia und der Squama temporalis hin, die sich bis zur Incisura parietale und zur Sutura parietomastoidea erstreckt.

      Wenn sich das Os temporale bewegt, trägt die obere Gelenkfläche der Pars mastoidea den hinteren unteren Winkel des Os parietale, den Angulus mastoideus. Dieses parietomastoidale Gelenk hat Wellen oder Rillen, die darauf hindeuten, welche Art von Bewegung hier stattfindet. Sie geben auch einen Hinweis auf die Richtung der Bewegung. Es handelt sich um eine Art schaukelnde Bewegung.

      Geht man um das Os temporale herum weiter nach hinten, ändert sich die Richtung der oberen Gelenkfläche mit einem scharfen Winkel, um die hintere Gelenkfläche als Verbindung mit dem Os occipitale zu bilden.

      Die hintere Gelenkfläche zum Os occipitale hin hat eine Abschrägung nach innen an der Pars mastoidea des Os temporale. Am Proc. jugularis des Os occipitale verläuft die Abschrägung nach außen.

      Hier finden wir Rinnen und Verzahnungen, die ein Fulkrum bilden, damit eine Anpassung an die schaukelnde Bewegung des Os temporale möglich ist.

      Die Ausrichtung der Gelenkfläche der Pars mastoidea des Os temporale und der Gelenkfläche des Os occipitale an der Sutura occipitomastoidea ist ein wichtiger Punkt, den wir gründlich studieren müssen. Am lateralen Anteil des Os occipitale ist der Knochen konkav und die Gelenkfläche ist nach außen gerichtet. Die Pars mastoidea des Os temporale ist entsprechend elliptisch geformt und die Gelenkfläche nach medial gerichtet.

      Am Endpunkt dieses elliptischen Bereichs befindet sich unmittelbar im Anschluss an die Incisura jugularis eine Rinne. Am Proc. basilaris des Os occipitale gibt es einen Fulkrum-Kontakt mit dieser Rinne. Ich bezeichne ihn als Fulkrum aufgrund des mechanischen Dienstes, den die kreuzweise Platzierung der Rinne und des Fulkrum der schaukelnden Bewegung des Os temporale leistet. In meinen frühen Aufzeichnungen nannte ich diesen Bereich und jenen der Sutura lambdoidea eine ‚aus Kardanwelle und Drehzapfen kombinierte mechanische Vorrichtung‘ für die gelenkige Beweglichkeit der Schädelbasis.44

      DIE KNOCHEN DES SCHÄDELDACHES

      Wenn wir das Schädeldach studieren, beobachten wir zuerst die Suturen um die Ossa parietalia herum. Die Verbindung mit den Ossa temporalia an den Squamae und im parietomastoiden Bereich haben wir bereits betrachtet.

      Sehen Sie sich nun die Suturae lambdoideae zwischen dem Os occipitale und den beiden Ossa parietalia an. Sie führen vom oberen Winkel des Squama occipitalis im Lambda-Bereich in einer Kurve nach außen und unten. Zusammen ähneln sie einem Wunschknochen. Die Gelenkfläche am oberen Anteil jeder Sutura lambdoidea ist nach innen hin abgeschrägt, sodass die Squama occipitalis die beiden Ossa parietalia in dieser mittleren Region überlappt. Im unteren Anteil der Sutura lambdoidea findet man die umgekehrte Anordnung. Beobachten Sie sorgfältig, wie diese Wechsel in der Abschrägung dazu dienen, eine gelenkige Beweglichkeit zwischen den Knochen der Schädelbasis zu ermöglichen. Es gibt bei den Knochen dieses Bereichs Variationen. Manchmal ist der interparietale Anteil des Os occipitale ein separater Knochen und öfters gibt es zahlreiche Suturaknochen. Diese Variationen scheinen die Flexibilität noch zu erhöhen.

      Wenn wir die Sutura sagittalis studieren, die beiden Ossa parietalia gemeinsam ist, bekommen wir besondere Hinweise auf eine Bewegung zwischen ihnen. Am Bregma beginnend, dem Treffpunkt von Sutura sagittalis und Sutura coronaris, sind die Zacken fein und eng aneinanderliegend. Dies zieht sich etwa über ein Drittel der Sutura hin. Dann stehen die Zacken vereinzelter und weiter voneinander entfernt. Kommt man schließlich in die Nähe der Lambdanaht im hinteren Drittel, stehen die Zacken sogar noch weiter auseinander. Meiner Meinung nach weist diese Unterschiedlichkeit darauf hin, dass im hinteren Drittel der Sutura sagittalis ein Gebiet von größerer Expansion ermöglicht wird, zusammen mit einer Erweiterung im Bereich der Lambdanaht.

      Die gezackten Gelenkflächen der Sutura coronalis zwischen der Squama frontalis und den beiden Ossa parietalia weisen die gleichen Wechsel in der Abschrägung auf, wie sie an der Sutura lambdoidea zu finden sind. Als Resultat daraus überlappt in der Mitte die Squama frontalis die Ossa parietalia. Die Ossa parietalia dagegen überlappen das Os frontale im lateralen Bereich bis hin zum Angulus sphenoidalis.

      Sie können die Ossa frontalia also so sehen, als ob sie am Bregma von den Ossa parietalia hängen und so ein Scharnier bilden, sodass sie im unteren Bereich nach vorne und hinten schwingen können.

      Diese Tatsache kann in Situationen sehr wichtig sein, in denen eine Krafteinwirkung von außen auf die Stirn das Os frontale an der Sutura coronalis zwischen die Ossa parietalia geschoben hat.

      In einem solchen Fall bewirkt das Os frontale eine gelenkige Fixation der Alae majores des Os sphenoidale. Dieser Zustand begrenzt das normale Bewegungsausmaß der Schädelbasis.

      Wir