Название | Entenbärbel |
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Автор произведения | Hella Scholz |
Жанр | Учебная литература |
Серия | |
Издательство | Учебная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957446473 |
Meint doch Norbert zu ihr: „Jetzt halt doch mal stille.“ Sagt sie doch zu ihm: „Also eins will ich dir aber mal sagen, du bist zwar jetzt mein Schwager, aber mein Papa biste nicht.“
Große Mutti Blanka wurde immer, besonders wenn es dringend war, von der Tochter mit dem langgezogenen schrillen Schlachtruf gerufen: „Mutijeeeeeeh!“
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Die Tochter hat immer bei kleinster Verletzung ganz laut geheult und „Hilfe, Hilfe“ gerufen.
Vati Ernst, dem es bei dem vielen besorgten Hinrennen doch einmal zu viel wird, kommt gerannt mit dem Ruf: „Tatü tata, da kommt doch gleich die Feuerwehr!“
Sie ganz verächtlich zu ihm „Blödmann“ und hat das Schreien nachhaltig vergessen.
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Hella 1. oder 2. Klasse. Es wird gefragt, was man denn alles im Konsum kaufen kann.
Sie kennt den Dorfkonsum und meldet sich immer wieder, ihr fällt Zucker, Mehl, Brot, Milch, Eier – alles ein, nur sie wird nicht aufgerufen. Erst als alles ausverkauft ist, da kommt sie dran und ihr fällt nun nichts mehr ein. Da meint sie einfach: „Eine Hella.“
Es wird milde darüber hinweg gegangen. Vielleicht ergeht hinter ihrem Rücken der Rat an ihre Eltern, es mit den Jungen Sanitätern zu probieren zu Aufklärungszwecken.
Junger Sanitäterkurs bei der Dorfhebamme und ich nun dabei.
Heute ist Aufklärung angesagt und die Leiterin erzählt erst einen Witz, wo eine Frau und ein Mann fremdgehen und der Mann der Frau kommt früher nach Hause, erwischt die beiden und hackt mit dem Beil dazwischen, ruft dann den Notdienst an und bestellt ein Pflaster für den Herrn und einen Korkenzieher für die Dame. Alles lacht, ich auch pro Forma, verstanden habe ich ihn erst später.
Dann erzählt sie, dass bei unseren Muttis doch immer so kleine Pillen auf dem Nachtschrank liegen, die zur Verhütung wären und wir haben es doch bestimmt schon mal bemerkt und uns gewundert.
Ich ganz überzeugt „Bei meiner Mutti aber nicht.“
„Aber Hella, deine Mutti ist doch operiert, die kann keine Kinder mehr bekommen.“
Ich dann ganz empört nach Hause und meine Mutti zur Rede gestellt, warum sie mir nicht davon erzählt hat, das muss man doch als Tochter wissen.
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Badetag in Mölkau:
Nach Einheizen des Badeofens ist für die ganze Familie wöchentlicher Badetag.
Die Jüngste durfte die Erste sein.
Dies ist ein kleiner Trost vor den selbstgestrickten kratzenden Strümpfen, die man dann hinterher zum Anziehen hatte.
Kind Hella also in Badewanne, Oma auf Toilettensitz zur Unterhaltung mit im Bad.
Heute gibt es mal keine Geschichten von früher, die man sonst auch immer gerne hörte, heute wird sie gebeten, mal wieder die Tauchzeit zu zählen.
Hella will sie heute veralbern und hat heimlich den Schnorchel mit in die Badewanne genommen.
Oma zählt laut die Minuten: 1 … 2 … 5 … 8 … 10 …
Es wird langsam langweilig und Hella taucht enttäuscht auf und fragt sie verärgert: „Sag mal, merkst denn du nicht, dass man solange gar nicht tauchen kann?“
Meint Oma „Ach so, ich dachte, du bist heute besonders gut.“
Hella ganz entsetzt „Da kann man ja ‚abgluckern‘ bei dir und du merkst es nicht mal.“
Spätestens da wusste sie, dass ihre Oma medizinisch nicht sehr bewandert war, sie selber war ja immerhin schon bei den Jungen Sanitätern.
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Hella so 8. Klasse, erste Verabredung mit ihrem Schulfreund.
Er will sie besuchen und mit ihr Federball spielen.
Sie ganz aufgeregt und kann es vor Schüchternheit zu Hause gar nichts erzählen.
Es ist ja ein Rendezvous sozusagen, das erste, und auch noch mit einem so tollen Jungen, der sogar Schlagzeug spielt.
Es klingelt und sie tut erstaunt, täuscht Geschäftigkeit vor und Oma öffnet das Fenster, Hella tut überrascht über den Besuch, nun kann sie ja schlecht noch zugeben, doch von der Verabredung gewusst zu haben. Oma fragt, ob sie der Weile mit ihm spielen soll und ist begeistert, da sie eine ganz leidenschaftliche Federballspielerin ist. So spielen Oma und Schulfreund eine ganze Weile und Hella schämt sich immer mehr und weiß nicht wie sie hinzustoßen soll, ohne das die Verabredung, von der sie doch ihrer Oma nichts erzählt hat, zur Sprache kommt und tut gar nichts, bleibt im Haus. Nach einer Stunde Federballspielen mit der Oma geht der Schulfreund wieder, leicht irritiert.
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Der erste Kuss ging gründlich schief. Sie war Küchenmädchen im Ferienlager mit zwei anderen schon fortgeschrittenen Mädchen und im Waschraum küssten sich die Beiden schon mit ihren Verehrern. Sie fand den ihren recht aufdringlich, wich aus und immer weiter, rückwärts und fiel in die Duschwanne, das war’s.
Sie erfuhr es dann trotzdem und ein Jahr später konnte sie diese Kenntnisse an ebendiesem Ort schon weitergeben.
Das kam so, man hatte im Speisesaal den Abwasch zu machen und neben dem Saal ging es zum großen Jungenszimmer, die die Küchenmädchen tagelang beobachteten, verehrten, ihnen Blümchen mitbrachten, Liebesbriefchen schrieben …
Später standen sie dann Schlange – also in Dreierreihe – nach getaner Arbeit, bei der sie natürlich auch helfen mussten und bekamen Unterricht.
Die Erzieher bemerkten aber mit Missfallen, dass die Jungs nun gar keine Augen mehr für die große Mädchengruppe hatten und diese beim wöchentlichen Ferienlagertanz auch nicht aufforderten. Das hatte wiederum zur glücklichen Folge, dass die Küchenmädchen nunmehr an diesen Nachmittagen immer frei bekamen, um zur Dorfdisko wie die Großen gehen zu können. Dort lernten sie dann noch etwas mehr.
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Hella möchte mit Jugendfreund zur Disko in die Stadt. Die Eltern kennen sich von Arbeit.
Ihr Vater verbietet es ihr (sicher steckt die Mutter dahinter). Mölkauer Disko muss doch reichen, aber in der Großstadt schon zum Tanz ist noch zu früh, meint er.
Der junge Mann lässt über seine Mutter dem Technischen Direktor ausrichten „Er wäre ja so ein Pascha.“ Dieser sagt: „Und wenn ich auch ein Pascha bin, zur Stadtdisko geht meine Tochter noch nicht.“
Dafür durfte sie dann aber bei ihrer Freundin im Ort, aber immerhin schon außer Haus, zwar ohne Freund, der hatte das Interesse verloren, feiern.
Das war doch was, also sie hatte die Erlaubnis und feierte nun mit der Familie ihrer Freundin und deren Nachbarn. Zur Sicherheit wurde aber der Rostocker Schwager kurz nach Mitternacht zur Abholung geschickt, damit sie den Weg gut finde.
Also kam dieser halb eins bei der Feier an. Die Nachbarn der Familie stammten von der Küste, wie der Schwager. Das war natürlich eine Freude und erst einmal wurde von der See geschwärmt und Platt geschnackt und geschwärmt und immer spät und immer später wurde es und dann war es Hella, die den Heimweg anmahnen musste.
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Ein Treffen mit Urlaubsbekanntschaft am Leipziger Hauptbahnhof, wo er ihr, den sie in Schierke im Harz beim Familienurlaub mit großer Schwester und Oma kennenlernte und mit ihm ihr Tischtennisspielen perfektionierte. Er war überhaupt ein sehr sportlicher Typ, der gerne lachte und sie zum Lachen bringen konnte. Was gefiel er ihr doch gut und sie ihm wohl auch, denn er wollte sie seinem Papa vorstellen, der aus Eilenburg extra zu dem Treffen in die „Mitropa“ kam. Sie lief von der Endstelle des Busses zum Hauptbahnhof, hatte vor Aufregung einen Schirm vergessen und wurde klitschnass und traute sich so nicht so in das Restaurant und sah durch die kleinen Bullaugenfenster die Beiden sitzen am Tisch, schämte sich,