Fünf ungleiche Reiter. Jannis B. Ihrig

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Название Fünf ungleiche Reiter
Автор произведения Jannis B. Ihrig
Жанр Любовное фэнтези
Серия
Издательство Любовное фэнтези
Год выпуска 0
isbn 9783954882724



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lächelte noch mehr und befahl schließlich: „Gehe nun an deinen Posten zurück.“ Der Soldat verbeugte sich abermals und eilte weg. Der König drehte sich wieder um und fragte schließlich: „Wo waren wir stehen geblieben?“ Eine Gestalt trat aus dem Schatten: Es war einer der schwarzen Ritter. „Bei dem Edelstein.“ Der Schattenelf lächelte wieder und nahm einem Beutel von seinem Gürtel und warf ihn dem Ritter zu. Dieser öffnete ihn und nahm einen großen Hämatit, schwarz wie die Nacht, heraus. „Danke, er wird uns bei unseren Forschungen sehr behilflich sein“, sagte der schwarze Ritter noch, dann verschwand er in den Schatten und verließ den Saal. Der König zuckte nur mit den Schultern. Daran war er schon gewöhnt. Wichtiger ist, dass er nun Herrscher von Erlin war.

      Langsam zog sich die metallene Fläche weg und ließ zum ersten Mal seit drei Tagen wieder Sonnenlicht auf Erlin durch. Schließlich verschwand die Fläche und mit ihr die schwarzen Ritter. Zurück blieb eine von den Schattenelfen besetzte Stadt.

      Irgendwo im Osten des Sumpfes

      Abend des dritten Tages nach dem Fall von Erlin

      Janok saß allein in seiner einfachen Stoffkleidung an seinem Lagerfeuer und döste im Schein des roten Mondes, der in dieser Nacht schien, vor sich hin. Der Tag hatte sich gelohnt: Er hatte nicht nur dem kleinen Elf das Leben gerettet, sondern auch wertvolle Sumpfschmetterlingsseide an sich bringen können. Janok, der einsame Ork, konnte wirklich zufrieden sein. Er nahm eines seiner Schwerter und begann es zu schleifen. Als er fertig war, wollte er sich sein zweites vornehmen … da vernahmen seine grünen, spitzen Ohren mehrere leise Geräusche. Sie klangen wie Schritte. Janok war von Natur aus neugierig, weshalb er aufstand und den Geräuschen nachging. Er nutzte dabei jeden Stein und jedes Gebüsch als Deckung, um nicht zu früh bemerkt zu werden, und kam so langsam dem Ursprung der rätselhaften Geräusche näher. Der Ork kroch einen Hügel hoch und konnte nun sehen, wer diese Geräusche verursachte. Direkt in einer Senke vor ihm waren sechs Schattenelfen, die in dunkle Lederrüstungen gekleidet und mit Schwert und Schild ausgerüstet waren. Sie umkreisten ein großes, braunes Ei, das noch an der Unterseite glühte und in einem Krater lag. Ein Schattenelf, der auf seine verbrannten Hände pustete, jammerte: „Warum habt Ihr mich nicht gewarnt? Ich habe mir die Hände verbrannt.“ Ein weiterer, der im Gegensatz zu den anderen eine schwarze Rüstung und ein zweihändiges Schwert trug, schrie ihn genervt an: „Klappe, Soldat. Hören Sie auf zu jammern und denken Sie lieber nach, wie wir es zum General bringen können!“ Bevor der Schattenelf mit den verbrannten Händen oder einer der anderen vier antworten konnte, knackte es plötzlich. Alle Augen, auch die von Janok, richteten sich auf das Ei. Es war von Rissen übersät. Es knackte noch ein letztes Mal laut, dann brach das Ei auf und gab ein sonderbares Wesen frei. Es schien ein Mischling zweier Tiere zu sein: Das Hinterteil ähnelte dem eines Tieres, dem man Janoks Meinung nach Löwe nannte. Der vordere Teil schien von einem Weißkopfseeadler zu stammen. Es hatte kleine, aber prächtige Flügel mit braunen Federn. Janok hatte zwar schon einen Adler und die Zeichnung von einem Löwen gesehen, doch so ein Tier war ihm völlig unbekannt. Dank des roten Mondes war es hell genug, sodass Janok sehen konnte, wie der Schattenelf in der Rüstung, der wohl der Anführer der Gruppe war, lächelte und mit heimtückischer Stimme sagte: „Oh, es ist geschlüpft. Ihr kennt die Anweisungen für diese Situation.“ Die Untergebenen nickten allesamt und zückten ihre Schwerter. Das frisch geschlüpfte Wesen schien die Gefahr zu spüren, kreischte ängstlich und versuchte zu fliehen. Ein Schattenelf stürzte sich darauf, doch die Klinge seines Schwertes rammte sich in die Erde. Dem Wesen gelang es, den Hügel schnell hoch zu krabbeln. Es versuchte zu fliegen, doch seine Flügel waren noch zu verklebt. Die Schattenelfen waren zuerst verwirrt, doch dann rannten sie hinterher und holten auf. Als Janok sah, wie die Schattenelfen das arme Wesen den Hügel hinauf hetzten, hatte er seine Entscheidung getroffen. Als das Wesen Janoks Position fast erreicht hatte, stemmte er sich mit einem Brüllen auf. Das Wesen erstarrte und blickte ihn mit seinen großen Augen entsetzt an. „Keine Angst, ich werde dich beschützen“, sagte Janok, um das Wesen zu beruhigen. Das Wesen schien es verstanden zu haben und versteckte sich hinter Janoks Beinen. Die Schattenelfen blieben stehen und starrten den Ork an. Der Anführer drohte schließlich: „Aus dem Weg, Grünhaut. Sonst stirbst du!“ Janok blieb unbeeindruckt und spottete: „Komm nur her, Rotauge.“ Die Schattenelfen wollten sich alle auf ihn stürzen, doch der Anführer schrie: „Zurück, der gehört mir.“ Der Schattenelf sprang in die Luft und holte im Flug mit dem Schwert aus. Doch als die Klinge hinuntersauste, war der Ork nicht mehr dar. Er war zur Seite ausgewichen und nutze nun die Hilflosigkeit des Elfen aus, denn die Klinge war im Erdreich versunken. Der Elf erkannte die Gefahr, ließ den Griff los und sprang über die beiden Stiche des Orks hinüber. Janok guckte verdutzt nach oben und bekam die Füße des Elfen ins Gesicht. „Na, schmeckt es dir, Ork?“, fragte der Elf gehässig, als er sein Schwert heraus zog. Statt zu antworten, fiel Janok in markerschütterndes Gebrüll. Der Schattenelf, selbst er konnte sich der Angst einflößenden Wirkung eines Orkschreis nicht entziehen, erstarrte. Janok nutzte dies aus und schlug dem Elfen ins Gesicht. Die Nase brach und die Lippen platzten auf. Der Schattenelf flog ganze fünf Meter weit zurück, überschlug sich im Flug und landete dann unglaublicherweise wieder auf den Beinen. Janok, der sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, konnte nur staunen und auch die Untergebenen des Schattenelfen gaben überrascht ein „WOW!“ von sich. Dem Schattenelf war die Siegessicherheit verloren gegangen, an ihre Stelle trat kalte Wut. Mit Kampfgebrüll, das sich fast mit dem von Janok messen konnte, stürzte er sich mit seinem Zweihänder auf den Ork und schlug in Raserei auf ihn ein. Der Ork hatte Mühe, die Schläge mit seinen zwei Schwertern abzuwehren. Er setzte all sein Können ein, doch er konnte keine Zeit für einen Gegenschlag gewinnen. Da passierte es: Das Schwert des Schattenelfen durchbrach die Verteidigung und durchschnitt von oben das Fleisch der rechten Schulter des Orks. Nur dank der Härte von Orkknochen wurde der Arm nicht abgetrennt. Während Janok ungläubig auf seine Schulter starrte, lachte der Schattenelf wie verrückt in seinem Blutrausch. Aber er lachte nicht mehr lange: Plötzlich packte ihn eine grüne, riesige Hand am Hals. Janok hob ihn hoch und starrte ihn hasserfüllt und rasend an. Dann drückte er zu. Das Genick des Elfen brach sofort. Janok ließ los und der Schattenelf fiel tot zu Boden. Doch Janoks Wut war noch nicht verraucht, sie kochte sogar noch mehr. Mit einem weltenerschütternden Gebrüll, das locker das erste übertraf, raste er auf die restlichen fünf Schattenelfen zu. Die waren noch von dem Tod ihres Anführers geschockt, sodass Janok mühelos zwei an den Hälsen packen und deren Köpfe zusammenschlagen konnte. Es knackte zweimal laut und Hirnmasse spritzte. Die drei, die nun noch übrig waren, verloren komplett den Mut und flohen. Der Ork verfolgte sie nicht, denn er hatte inzwischen seine Wut verbraucht. Er guckte ihnen nur verächtlich hinterher und sagte schließlich: „Es gibt nichts Besseres als einen ordentlichen Kampf.“ Er wollte zurück zu seinem Lager gehen, als er bemerkte, dass das Schwert des Anführers noch in seiner Schulter steckte. Er zog es heraus, spuckte auf seine Wunde und wollte nun endlich den Rückweg antreten, als er sich plötzlich immer schwerer und schwächer fühlte. Er hatte keine Kraft mehr und stürzte zu Boden. In ihm keimte ein Verdacht auf und er blickte auf die Klinge des herausgezogenen Schwertes. Sein Blut, das an der Klinge klebte, war grün. „Gift …“, röchelte Janok noch, bevor alles um ihn herum schwarz wurde.

      Die Große Einöde

      Morgen des vierten Tages nach dem Fall von Erlin

      Schimascha fluchte. Und wie. Sie hatte geplant, im Nordosten aus dem Dschungel herauszukommen. Doch die Einöde vor ihr belehrte sie eines Besseren. „Kein Zweifel, das ist die Große Einöde. Wie konnte ich mich nur so verlaufen?“

      „Vielleicht hast du keinen Orientierungssinn?“ Schimascha sprang, wie von einer Pisakmücke gestochen, erschreckt auf und sah sich um. „Wer spricht da?“

      „Ich!“ Schimascha war noch verwirrter. „Zeig dich, damit ich dich sehen kann.“ Dann hatte sie einen Geistesblitz. Sie hob das Ei auf Augenhöhe und fragte: „Du steckst da drin, richtig?“ Sie spürte eine zustimmende Bewegung im Ei: „Ja, und ich bin dein zukünftiger Kampfgefährte.“

      „Was meinst du damit?“, wollte Schimascha wissen, doch das Ei