Название | Explorer ENTHYMESIS |
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Автор произведения | Matthias Falke |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783943795325 |
Und plötzlich waren wir am Eisrand. Wir waren unter dem 85. Breitengrad. Ich hatte eine Eiskappe von mehreren tausend Quadratkilometern durchquert, die innerhalb der letzten dreißig Stunden aus den einzelnen Schlangen-Löchern hervorgequollen war wie Schweiß, der aus Millionen von Poren bricht. Längst hatte ich auch das Gefühl für die Bewegung dieser Vergletscherung verloren, es schien aber, dass ich nicht unerheblich von der Eisdrift profitiert hatte, denn während ich oben nach Süden marschierte, hatte der Ammoniak-Panzer sich selbst um mindestens hundertsechzig Kilometer in dieser Richtung vorgeschoben. Inzwischen schien die Bewegung aber weitgehend zur Ruhe gekommen, denn als ich jetzt von einer siebzig Fuß hohen Klippe wieder auf die blaugrüne Geröllwüste Lu-Aus hinuntersah, konnte ich erkennen, dass sich die Moränenfront allenfalls noch mit Schritt-Tempo vorwärts schob. Ich rastete kurz und ließ Jennifer aufwachen. Wir saßen wie auf den Zinnen einer Burg, einem fahrbaren Wehrturm, der langsam über die Wüste ratterte. Ein paar Meter konnte man ja noch mitnehmen!
»Das Schlimmste haben wir hinter uns.« Warum flüsterte ich? Aber auch sie dämpfte die Stimme und hauchte frühlingshaft in die lokale Kommunikation: »Ich hätte nicht gedacht, dass wir das noch schaffen. Jetzt schlaf’ ich noch ein bisschen. Du machst das schon!«
Na gut, und obwohl mein Körper nur noch aus Schmerzen und mein Blut nur noch aus synthetischen Blockern bestand, kletterte ich eben über die Gletscherfront hinunter, betrat mit dem ermutigenden Gefühl, dass der Felsboden besseren Widerstand bot, die Gesteinsebene aus körnigem Aquamarin, peilte noch einmal kurz in der Landschaft herum – es war so gut wie ausgeschlossen, dass wir direkt auf die ENTHYMESIS treffen würden, aber bis zum Polarkreis waren es noch lumpige 800 Kilometer – und lief dann eben wieder los. Ich erinnerte mich an die langen Märsche in Tibet und wie ich von den dortigen Trägern und Pilgern die Gewohnheit übernommen hatte, monotone Mantras vor mich hinzumurmeln. Aus der Automatik ließ ich mir meditative Musik mit Klangschalen und Tempelglocken vorspielen, dann versenkte ich mich ganz in den Rhythmus meiner flachen Schritte – mit jedem legte ich jetzt immerhin 25 bis 30 Meter zurück, und die Gravitation ließ auch zum Rand der Polhöhe ein wenig nach – und sang mich dann in schlurfende Geistesabwesenheit. Om mani padme hum, Om mani padme hum ... –
Ich hatte alles Zeit- und Raumgefühl verloren und wusste nicht mehr, ob seit dem Eisrand zwei oder zwanzig Stunden vergangen waren. Die Automatik passte auf, dass ich ungefähr die Richtung hielt und nicht stur in die Sonne hineinrannte, die schweigend vor mir vorüberzog. Ab und zu leuchtete ein rotes oder blaues Signal auf, dann musste ich mich darauf konzentrieren, dass die Sonne jetzt auf 30° stand, auf 60°, auf 90° ... Manchmal schwankte der Boden, und aus den Schatten der größeren Felsbrocken schienen sich Gestalten zu lösen und auf mich zuzuspringen. Jennifer wachte auf und unterhielt sich mit mir, aber ihr Flüstern brachte mich aus dem Rhythmus, und indem sie mich aus meiner trotzigen Einsamkeit störte, wurde mir die unendliche Verzweiflung bewusst, in der ich mich dahinquälte. Irgendwann spürte ich, wie mir die Tränen in die ewige Bartlosigkeit hinunterliefen, und ich bat sie, wieder zu schweigen. Aus den Nordlichtern lösten sich bunte Funken und tanzten vor mir auf der taumelnden Ebene. Vorhänge und Schleier aus Purpur und Brokat schlossen sich mir an und begleiteten mich für eine kurze Strecke, dann schoben sich opake Barrieren dazwischen, die mir ein Bein stellen und mir den Sand unter den Füßen wegziehen wollten. Ich strauchelte über sie hinweg und schnauzte die Automatik an. Aber als ich den silberschlanken Scooter sah, der am Pistenrand hielt und aus dem zwei weiße, komisch aussehende Gnome herauspurzelten, fiel ich nicht mehr auf meine Halluzinationen herein, sondern trottete unbeeindruckt weiter. Sie mussten noch einmal einsteigen und uns hinterherfahren, und erst als sie mich in einem längeren Gespräch über die Automatik von ihrer Existenz überzeugt hatten, brachte ich die Kraft auf, stehenzubleiben.
»Und ihr habt immer noch keine Ahnung, welche Prozesse das Zeug an die Oberfläche pressen?«
»Offen gestanden nein. Vermutlich geotektonische Vorgänge, aber wir haben noch kein Modell, das in sich schlüssig wäre.«
»Was dann auch immer noch nichts beweisen würde. Immerhin müssen es Milliarden Kubikkilometer an Ammoniak sein ...«
»Naja, bis jetzt etwa 2,4 Milliarden. Aber die Mächtigkeit nimmt immer noch zu, das Volumen wächst erstaunlich konstant. Übrigens- warum habt ihr eigentlich die optische Kommunikation ausgeschaltet? Was macht ihr denn da. Ich dachte, auf so einem großen Schiff gibt es keine Geheimnisse?«
»Och. Manchmal will man eben trotzdem allein sein«, nuschelte ich noch und ließ die Automatik offline gehen. Jennifer drehte sich herum und schenkte uns nach. Das gedämpfte Licht, das sich in den Kelchen brach, zauberte Sterne und Milchstraßen auf ihren samtigen Bauch. Zwischen ihren jugendlichen Brüsten pulste ein dunkelrotes Nordlicht.
»Fand ich übrigens sehr – verwegen, dass wir den Sonderurlaub sofort genommen haben. Normalerweise wartet man, bis die Expedition abgeschlossen ist. Nicht, dass ich was dagegen hätte ...«
»Normalerweise schickt man auch keine Ionen-Raketen in strahlungsreiche Gebiete. Rogers konnte gar nicht ablehnen, als ich eingereicht habe. Sind auch nur lumpige fünf Tage ...«
»Bis jetzt fand ich’s ganz angenehm.«
»Allerdings«, fügte ich der Vollständigkeit halber noch hinzu. Ich ließ die Hand über ihr rechtes Bein gleiten, das lang ausgestreckt über meiner Brust lag. Sie hob das Knie leicht an, und ich küsste ihren schmalen, fleckenlosen Spann. Dann beugte ich mich herum und versenkte die durstigen Lippen zwischen ihren geöffneten Schenkeln.
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