Vogelgrippe. Tino Hemmann

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Название Vogelgrippe
Автор произведения Tino Hemmann
Жанр Ужасы и Мистика
Серия
Издательство Ужасы и Мистика
Год выпуска 0
isbn 9783867039611



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unmöglich.

      »Aber wenn …« Kevin schaute Löcher in die Dunkelheit. »Aber wenn sich alle geirrt haben? – Was, wenn die Toten in solche kalten Zimmer gesperrt werden?« Sein Kopf brummte schmerzvoll. »Die Hölle?« – Kevin hatte davon gehört. »Hölle und Feuer gehörten zueinander. In der Hölle ist Feuer. In der Hölle ist Feuer.« Der Junge kratzte sich am Bein. »Ich muss mal.«

      Zeit verging.

      »Ich muss mal«, flüsterte er wieder. »Ganz dringend.«

      Noch mehr Zeit strich dahin. Kevin kletterte vom Bett, klappte den Stuhl auf, setzte sich auf die Schüssel und erleichterte sich. Ein blechernes Geräusch erklang, als der Strahl gegen die Emaille schlug. Der Junge erhob sich, klappte eilig den Stuhl zu und legte sich zurück auf das Bett. Ein paar Minuten später erhob er sich erneut, erfühlte die Umrisse des Stuhles, trug ihn in eine entfernte Ecke des schwarzen Raumes und kletterte wieder ins Bett. Er verschwand unter der Decke. »Es kann nicht sein«, flüsterte Kevin nach langer Zeit, drehte sich auf die Seite und schloss die Augen.

      »Wach auf!« Der Schreck fuhr dem Jungen durch die Glieder. Die Alte stand neben dem Bett. Sie gönnte dem Jungen kein Licht, in der Ölfunzel auf dem Boden zuckte nur eine winzige Flamme. Sie hielt einen Becher in der Hand. Kevins Zunge fuhr über die trockenen Lippen. Er hatte Durst und Hunger und streckte flehend seinen Arm aus.

      »Sag bitte, wenn du etwas willst!«, forderte die Alte barsch.

      »Bitte«, flüsterte der Junge mit sterbender Stimme.

      »Es geht doch. – Trink es aus, ich nehme den Becher wieder mit.«

      Kevin griff nach dem Plastikbecher und trank hastig. Das Zeug war geschmacklich undefinierbar, es war kalt und schmeckte bitter. Im Unterbewusstsein nahm er wahr, dass die Alte Gummihandschuhe trug. »Warum haben Sie mich eingesperrt?«

      »Gib den Becher her und leg dich wieder hin!«

      Kevin war kraftlos, ließ sich auf das Bett fallen, während die Alte das kleine Flämmchen löschte und verschwand. Der Junge hörte ein leises Schaben, als wenn Holz an Beton reiben würde. Immerhin hatte sie ihn dieses Mal nicht berührt. »Sie würde niemals einem Toten dieses Zeug geben …« Kevin flüsterte die Worte. Müdigkeit übermannte ihn.

      Kevin träumte. Ein Weltraumfahrer kam die Treppe hinab, kniete sich neben sein Bett. Hinter dem Visier des Helms waren keine Augen zu sehen. Ein Lichtstrahl, der aus dem Helm drang, blendete den Jungen. Eine Hand, die in einem weißen Handschuh steckte, hielt Kevin fest. Der Kosmonaut öffnete einen silbernen Koffer. Kevin spürte unerträgliche Schmerzen. Das Licht und der Weltraumfahrer verschwanden wieder. Es wurde dunkel.

      Kevin lag wie in Trance. Sein linker Oberarm brannte, als hätte jemand hineingestochen.

      Gedanken schwirrten durch den Kopf.

      Eine Spritze?

      Momente lang versuchte er sich wach zu halten. Alles drehte sich. Die Augen fielen von allein zu. Die Düsterkeit war nicht zu durchdringen. Kein Lichtschein, kein Sonnenstrahl, nur Kälte und Schwärze umgaben den Jungen. Ermattung. Schwindelgefühle. Und die Schmerzen im Arm.

      Stunden waren vergangen, ein Zeitgefühl besaß Kevin nicht mehr. Er befand sich im Halbschlaf, bis ihm ein Klirren in den Ohren lag, das seine Sinne weckte.

      War die Alte wieder zurück? Kevin lag zusammengekrümmt im Bett. Es dauerte Minuten, bis ihm die Gedanken sagten, dass es die eigenen Zähne waren, die das Geräusch verursachten. Er fror und zitterte am ganzen Leib. Schmerzen breiteten sich in seinem Körper aus. Instinktiv suchte der Junge nach der Decke. Kevin schob sich selbst vom Bett, die Füße berührten den Fußboden, er wollte sich erheben, doch die Beine knickten weg. Der Junge verlor das Gleichgewicht und fiel. Auf dem Boden spürte er die schreckliche Kälte heftiger, nahm im Unterbewusstsein wahr, dass er inzwischen unbekleidet war.

      Kevin streckte einen Arm aus, ergriff das Stahlrohr des Bettes, wollte sich hinaufziehen, doch die Kräfte verließen ihn. Er jammerte. Ein leises Schluchzen erklang. Es drehte sich ihm stärker, bis er die Sinne verlor und ohnmächtig neben dem Bett lag.

      »Weg da! Jetzt spring ich!«, rief Matti.

      Kevin sah zu seinem Freund hinauf, der auf dem Sprungbrett stand und sich die Nase zuhielt. Hinter Matti leuchtete die tief stehende Sonne. Wasser spritzte, Matti wirbelte im Bassin herum, direkt neben Kevin, beide mit rot unterlaufenen Augen.

      »Wollt ihr das Grillen übernehmen?« Mattis Vater stand am Beckenrand. »Dann kommt raus und trocknet euch ab!«

      Eilig stiegen die beiden Jungen die kleine Leiter hinauf und rannten zum Grill. Die folgende halbe Stunde gehörte den Bratwürsten und Steaks, heimlich tranken beide aus der Bierflasche, die Mattis Vater zum Löschen bereitgestellt hatte und kicherten.

      Kevin lief durch den Duft der gegrillten Würste das Wasser im Mund zusammen. Matti bemerkte dies. Der Freund nahm eine Bratwurst vom Grill. »Hu, ist die heiß!«, rief er und brach die Wurst in zwei Hälften. Eine davon gab er Kevin, der sie von einer Hand in die andere gleiten ließ und die Finger anpustete.

      Nach dem Abendessen zeigte Matti dem Freund das neue Zelt. Es stand am Waldrand, weitab vom Haus, aber noch auf dem Grundstück der Eltern.

      Kevin war begeistert. »He, willst du hier schlafen? Los, Kevin, es sind Ferien!«, forderte Matti.

      Kevin überlegte einen Moment. »Okay, Matti. Schlimmer kann’s nicht werden. Mama ist so oder so stinksauer auf mich!« Obwohl ihm nicht wohl bei der Sache war.

      Währenddessen telefonierte Mattis Mutter mit der von Kevin. Beide kamen überein, dass Kevin bei seinem Freund übernachten durfte. »Ich bin froh, dass Kevin endlich einen Freund gefunden hat. Viele Kinder gibt es hier ja nicht«, sagte Kevins Mutter.

      Ihr Sohn schlich mit seinem Freund durch den angrenzenden Wald. Es war dunkel und die Geräusche, die der Wald von sich gab, machten die Nachtwanderung zu einem besonderen Erlebnis. Kevin ging vorweg durch das dichte Unterholz. Er drehte sich um, wollte auf seinen Gefährten warten.

      »Matti?« Kevin lauschte. »Matti? – Wo bist du?« Keine Spur von Matti. Bestimmt wollte der Kevin erschrecken!

      »Matti! – Ich seh’ dich!«, rief Kevin, obwohl er Matti nicht sah. Ganz in der Nähe, war ein lautes Knacksen zu hören.

      »Matti, bist du das?« Kevin zitterte. Er bekam keine Antwort. Wieder ein Knirschen.

      »Matti? – Sag was!« Kevin drehte sich einmal um die eigene Achse, Dornen stachen in seine Wade.

      Plötzlich ein Schatten über ihm. Der Weltraumfahrer!

      Ein Schlag traf den Kopf des Jungen, er stürzte bewusstlos ins Unterholz.

      Erschrocken rappelte sich Kevin auf. Er saß im Keller auf dem Lehmboden. Er fror und doch war er nass geschwitzt. Er schlug mit den Armen um sich und wollte die Dunkelheit vertreiben.

      Doch die war stärker und blieb.

      »Guten Morgen. Ich will Kevin abholen.«

      »Guten Morgen, Herr Franke. Die Jungs schlafen noch im Zelt. – Wie spät ist es denn?«

      »Zehn durch. – Wo steht das Zelt? Ich weck die beiden Rabauken.« Kevins Vater warf einen Blick auf das große Grundstück und entdeckte das Zweimannzelt am Waldrand.

      »Er kann mit bei uns Frühstücken!«, rief Mattis Mutter dem hochgewachsenen Mann hinterher. »Oder?«

      »Ja, ja, Frau Semmer, dann müssen wir aber los, ich will ihn mit nach Stadtklaven nehmen, ich habe heut ein Fußballspiel. Wenn Matti Lust hat, kann er auch mitkommen.«

      »Bei der Hitze?« Mattis Mutter warf einen kontrollierenden Blick auf den Terrassentisch. Kurz darauf brachte sie ein weiteres Gedeck. Währenddessen lief Kevins Vater um den Pool herum, trat zögernd auf die braune Wiese und ging zu dem kleinen Zelt, in dem tatsächlich noch Ruhe herrschte. Das Zelt stand mitten in der Sonne.