Panitzsch. Группа авторов

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Название Panitzsch
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783961451647



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mit dem Rittergut Cunnersdorf. Ein anderes Beispiel ist die Bildung eines gemeinsamen Knaben- und Mädchenfortbildungsschulverbandes mit der Stadt Taucha seit 1923 sowie die Berufsschulpflicht für die Panitzscher Schüler in Taucha. Derartige Zweckverbände waren in der Gemeindeverordnung von 1923 ausdrücklich gefordert worden.

      Enge Kontakte bestanden neben Taucha insbesondere zur benachbarten Gemeinde Althen. Nach verschiedenen Vorabsprachen beschlossen die Panitzscher Gemeindevertreter am 28. September 1932, einer Verwaltungsgemeinschaft zwischen den Gemeinden Panitzsch und Althen grundsätzlich zuzustimmen. Nach Prüfung verschiedener Formalien, insbesondere der Höhe der finanziellen Verbindlichkeiten Althens, übernahm der Panitzscher Bürgermeister Haase in Personalunion die Amtsgeschäfte der damals 490 Einwohner zählenden Nachbargemeinde. Panitzsch bildete nun mit Althen einen zusammengesetzten Standesamtsbezirk. Panitzsch mit Cunnersdorf zählte zu dieser Zeit insgesamt 1.320 Einwohner.

      Zwischen 1934 und 1936 entstanden in Panitzsch neue Häuser in der Querstraße. Die Einwohnerzahl erhöhte sich nochmals um fast 40 Bewohner und lag 1935 bei 1.350 Einwohnern in rund 400 Haushaltungen. Die Gemeinde war Eigentümer von drei Wohngebäuden mit insgesamt 15 Wohnungen. Zu dieser Zeit betrug die Gemeindefläche 2.000 sächsische Acker (rund 1.100 Hektar). Die Ortsstraßen wiesen eine Länge von insgesamt fast 17 Kilometern auf. 1934 betreute die Girokasse in Panitzsch rund 300 Konten mit einer Einlage von über einer Million Reichsmark. In einem Bericht an die Amtshauptmannschaft Leipzig im Juli 1935 kennzeichnete Bürgermeister Haase die Gemeinde Panitzsch mit folgenden Worten: „Sie trägt den Charakter einer Arbeiterwohnsitzgemeinde, hat starken Durchgangsverkehr und wird auch als Ausflugsort von Leipzig aus sehr besucht.“

      Seit den 1920er Jahren gehörten Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der späteren (Vereinigten) Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) als gewählte Vertreter dem Panitzscher Gemeinderat an. Beide Arbeiterparteien hatten Ortsvereine in Panitzsch und leisteten offensichtlich eine erfolgreiche politische Arbeit. Bei den Gemeindeverordnetenwahlen 1923 erhielten die SPD und eine weitere Arbeiterliste über 35 Prozent aller abgegebenen Wählerstimmen und besetzten fünf Sitze im Gemeindeverordnetengremium. Die Stimmenmehrheit erzielte allerdings eine gemeinsame Liste der „Bürgerpartei“, so dass dieser acht Sitze bei den Gemeindeverordneten zustanden. Bei der Reichspräsidentenwahl am 29. März 1925 waren in Panitzsch 734 Personen wahlberechtigt. Bemerkenswert ist, dass für den Kandidaten der KPD, Ernst Thälmann, 46 Personen stimmten, Erich Ludendorff für die Deutschvölkische Freiheitspartei jedoch nur drei Stimmen erhielt. Die Mehrheit der Panitzscher Stimmen fiel allerdings mit Dr. Karl Jarres auf einen Vertreter der rechtskonservativen Deutschnationalen Volkspartei.

      Mitglieder der KPD und der SPD besetzten in der Folgezeit zeitweise sechs oder sieben von insgesamt 13 Gemeindeverordnetensitzen. So saßen 1926 jeweils drei Kommunisten und drei Sozialdemokraten im Gemeinderat, während die „Bürgerpartei“ sieben Sitze inne hatte. In der Wahlperiode zwischen 1926 und 1929 veränderte sich die Zusammensetzung der Gemeindevertreter leicht, da ein KPD-Mitglied in die SPD übergetreten war.

      1927 wählten die Gemeindeverordneten den Schriftgießer Paul Lippmann (SPD) zu ihrem Vorsteher, 1928 zum ersten Stellvertreter. Ab 1928 bekleidete nach Abstimmung der Gemeindeverordneten Bürgermeister Haase das Amt des Gemeindeverordnetenvorstandes in Personalunion selbst. Die beiden Stellvertreter des Vorstandes, der Bankbeamte Otto Prinz und der Gutsbesitzer Paul Polter, gehörten einer bürgerlichen Partei an. 1931 und 1932 wurde Paul Lippmann erneut als 2. Stellvertreter des Gemeindeverordnetenvorstehers gewählt, Otto Prinz blieb 1. Stellvertreter.

       Stimmzettel der Arbeiterparteien zur Gemeindeverordnetenwahl 1923

       Ergebnisse der Gemeindeverordnetenwahlen 1923 bis 1933

Wahldatum Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze)
Bürgerl. Einheitsliste SPD Arbeitervertreter KPD NSDAP
13.01.23 327 (8) 121 (3) 84 (2) --- ---
14.11.26 324 (7) 144 (3) --- 105 (5 ---
17.11.29 378 (8) 194 (4) --- 66 (1) ---
13.11.32 353 (8 bzw. 7) 215 (4) --- 152 (2) ---
01.04.33 --- 222 (3) Andere Parteien --- 429 (7)

      Für das Jahr 1933 entstand eine neue Konstellation bei den Gemeindeverordneten. Der Arbeiter Franz Rudolph (KPD) wurde als Vorsteher der Gemeindeverordneten gewählt, als 1. Stellvertreter Paul Lippmann und der Arbeiter Friedrich Kretzschmar (KPD) als zweiter Stellvertreter. Es ist nicht überliefert, inwieweit die Vertreter der „Bürgerlichen Einheitsliste“ sich dem widersetzen. Obwohl der Gendarmerieposten Engelsdorf am 25. Januar 1933 darauf hinwies, dass Kretzschmar führendes Mitglied der Ortsgruppe der KPD war und bei „Versammlungen hetzerische Reden“ hielt, bestätigte die Amtshauptmannschaft Leipzig zu diesem Zeitpunkt seine Wahl.

      Nach Korrektur der Stimmenauszählung der Wahl vom November 1932 wurde die Wahlliste der Gemeindeverordneten im Januar 1933 berichtigt. Die bürgerliche Einheitsliste verlor eine Stimme an die KPD. Dadurch erhielt mit der Hausfrau Gertrud Peucker erstmals eine Frau überhaupt in Panitzsch ein öffentliches Amt als Gemeindevertreter. Dies sollte allerdings bis nach 1945 so bleiben. Allerdings konnten die KPD-Mitglieder aufgrund der politischen Radikalisierung ihre Ämter nicht mehr ausüben.

      Interessant ist, dass nicht nur während der Zeit der Weimarer Republik, sondern über 1933 hinaus, beim Standesamt Panitzsch eine relativ hohe Zahl von Kirchenaustritten registriert wurde, wie an wenigen Beispielen gezeigt werden soll: 1921=93, 1925=44, 1936=2 und 1939=18 Personen. Dies ist vermutlich mit dem Zuzug von Arbeitern, aber außerdem mit der Zunahme der NSDAP-Mitglieder im Ort allgemein sowie vor allem in der antikirchlichen Politik und Propaganda des NS-Regimes begründet.

      Bis Ende der 1920 Jahre übten Vertreter der bürgerlichen Parteien im Gemeinderat die Stellvertreterfunktion für den Bürgermeister aus. Doch Anfang der 1930er Jahre änderten sich hier ebenfalls die politischen Verhältnisse. Der Schriftgießer Paul Lippmann (SPD) übernahm zeitweise die Funktion des ehrenamtlichen zweiten, später des ersten Stellvertreters. Kurz nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 traten neue Rechtsvorschriften wie die Verordnung über die Neubildung der Gemeindekörperschaften vom 6. April 1933 in Kraft. Im Vorfeld erging am 11. März 1933 eine Mitteilung der Amtshauptmannschaft Leipzig an alle Bürgermeister, in der angedroht wurde, „Gemeindeleitern und ihren Stellvertretern mit marxistischer Weltanschauung die Polizeigewalt