Im Kraftstrom des Satan-Seth. Frater Eremor

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Название Im Kraftstrom des Satan-Seth
Автор произведения Frater Eremor
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783944180021



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Revolution und die immer wieder vermutete Verschwörungstheorie, daß es die Illuminaten sind, die alle Fäden der Welt in Händen halten und die scheinbar Mächtigen dieser Erde marionettenhaft agieren lassen, trugen zum Mythos bei. Illuminaten-und Verschwörungsgeschichten finden sich in rauhen Mengen, ernst z.B. bei Jan van Helsing oder nicht ganz so ernst aber besser recherchiert bei R.A. Wilson. Das „Die Welt ist in der Hand der Illuminaten“ –Spiel ist einfach zu amüsant, um es hier ganz auszulassen. Die Zahlen Dreizehn und Dreiunddreißig haben eine besondere Bedeutung in der Freimaurerei. Die Illuminaten waren in dreizehn Grade unterteilt. Das Jahr hat zwölf Monate, die Dreizehn ist der Neubeginn. Die dreizehnte Tarotkarte, „Der Tod“, symbolisiert den Phönix, der aus der Asche aufersteht, Transformation, Wiedergeburt. Betrachten wir nun das amerikanische Staatssiegel, so fällt auf, daß sich das alte äyptische Symbol des Auges in der Pyramide wiederfindet, die Pyramide aus dreizehn Stufen besteht, die Überschrift Annuit Coeptis („Unser Unternehmen ist erfolgreich“) aus dreizehn Buchstaben besteht; auf der Rückseite befindet sich der Phönix, der die Dreizehn symbolisiert. Er hat an jedem Flügel dreizehn Federn, in der rechten Kralle dreizehn Pfeile, in der linken einen Zweig mit dreizehn Blättern. Über ihm steht mit dreizehn Buchstaben geschrieben: E Pluribus Unum, „aus vielen wird eins“. Darüber ein Hexagramm, welches aus dreizehn Pentagrammen besteht, auf der Brust die ursprüngliche Flagge mit dreizehn Streifen.

      Der Schottische Ritus der Freimaurerei besitzt dreiunddreißig Grade, die Pyramide besteht aus dreiunddreißig Steinen. Um gar nicht über die wahren Absichten der weltweiten Verschwörung hinwegzutäuschen, steht im Staatssiegel geschrieben: Novus Ordo Seclorum, die „neue Weltordnung“. Man kann das Spiel bis in alle Ewigkeit weitertreiben, ob man das DEA-Tankstellen Emblem nimmt (zähl’ mal die Streifen) oder das alte ägyptische Siegel auf jeder Kekspackung von Bahlsen, auf dem sich eine Schlange räkelt, oder, oder... Politisch nehme man das Emblem der 1945 in den USA gegründeten UNO; es zeigt einen Globus, der die „Eine-Welt-Politik“ versinnbildlicht, er ist unterteilt in dreiunddreißig Felder (Novus Ordo Seclorum?).

      Links und rechts befinden sich jeweils dreizehn Ähren...o.k., ich unterbreche die unendliche Geschichte an diesem Punkt.

      Aufgrund von Manuskripten aus Deutschland, die er einem Fräulein Sprengel zuschrieb, gründete W.W. Westcott zusammen mit Mathers und Woodman 1888 den magischen Orden Golden Dawn. Jene Manuskripte waren nach Expertisen von Oskar Schlag wahrscheinlich Fälschungen; obwohl nach Scholem durchaus eine freimaurerische Loge in Deutschland existierte, die den Namen Chabrath Zereh Boger Aur, „hermetischer Orden der goldenen Morgenröte“, trug. In der Gründungszeit kamen neue Mitglieder primär aus den Lagern der Rosenkreuzer, Theosophen und Freimaurer. Im Golden Dawn begann auch die magische Karriere Aleister Crowelys. Weitere Mitglieder waren u.a. Alan Bennet, Florence Farr, Literatur-Nobelpreisträger W.B. Yeats, Dracula-Autor Bram Stoker, Gustav Meyrink und A.E. Waite. 1895 oder 1896, hier gehen die Meinungen auseinander, gründeten Carl Kellner und der Theosoph Franz Hartmann den Orientalischen Templer Orden, den O.T.O., der sich in der Tradition der Tempelritter sah. Nach Kellners Tod übernahm Theodor Reuß die Leitung, 1922 schließlich Aleister Crowley.

      1904 empfing dieser das Liber Al vel Legis in Kairo, das Buch des Gesetztes für das Äon des Horus. Der O.T.O. akzeptierte als erste große Körperschaft das Gesetz von Thelema. Leiter des deutschen O.T.O.-Zweiges war übrigens zeitweise der Theosoph und Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner.

      Schnitt. 1917 trafen Gernot von der Societas Templi Marcioni, der „Erbengemeinschaft der Tempelritter“, der Okkultist Freiherr von Sebottendorf und andere in Wien zusammen.

      Im Neuen Testament, Matthäus 21, 43, spricht Jesus zu den Juden: „Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem anderen Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte hervorbringt“ (das Gleichnis von den bösen Weingärtnern). Der vollständige Urtext dazu befand sich vorgeblich im Archiv der Societas Templi Marcioni. Die Versammelten waren sich einig, daß Jesus nur die Germanen mit dem anderen Volk gemeint haben könne, auch Sebottendorf war sich nun sicher, daß das in den Jahrhunderte alten Templeroffenbarungen prophezeite Lichtreich auf deutschem Boden errichtet werden mußte, und daß die Juden die ewigen Bösewichte seien. Und – schwupp – war ein neuer Mülleimer angelegt; so wie im Mittelalter die Hexen für Unwetter und krankes Vieh verantwortlich gemacht wurden, wurden jetzt die Juden an allen Übeln der Welt schuldig. 1918 formierte sich in Bad Aibling die Thule-Gesellschaft, die daran glaubte, daß ein neuer Messias, der „dritte Sargon“, Deutschland zu Ruhm und einer neuen arischen Kultur verhelfen sollte.

      In der Thule-Gesellschaft wurde der ideologische Unterbau des dritten Reiches vorbereitet. Einige Mitglieder der Thule-Gesellschaft, die sich jedoch nicht immer ganz grün waren: Guido von List, Jörg Lanz von Liebenfels, Adolf Hitler, Rudolf Hess, Hermann Göring, Heinrich Himmler, Alfred Rosenberg, Dietrich Eckart, Bernhard Stempfle, Rudolf Steiner, Theo Morell. Der Thule-Gruß war „Heil und Sieg“ (Hagal- und Sig-Rune), im Wappen prangte das Hakenkreuz.

      Himmler und sein „Rasputin“ Karl Maria Wiligut führten die Ordensidee in andere Richtung im inneren Kreis des SS-Ordens weiter. Ausbildungslager und Mittelpunkt der Welt sollte die Wewelsburg bei Büren sein. Hier unterhielt Himmler (der schon mal Offiziere von der Front zurückbeorderte, um ihnen den Rat zu geben, die Feinde zu hypnotisieren; ob die Offiziere höflich oder ehrlich reagiert haben, ist nicht bekannt) nach dem Vorbild der Tafelrunde von König Artus, die Tafelrunde der Elite-SS, bestehend aus zwölf „Rittern“ (Himmler war die Nummer dreizehn). Der Saal mit der zwölfarmigen Swastika mit den Sig-Runen, in dem diese Schwafelrunde sich traf, ist nach wie vor zu besichtigen. Ebenso eine Etage tiefer das Ritualgewölbe, die sogenannte Valhalla. Zwölf Podeste stehen in dem Raum für die Wappenschilde der SS-Elite-Rittersleut‘. In der Mitte sollte wahrscheinlich ein „ewiges Feuer“ brennen.

      Michael Aquino, Doktor der Philosophie und der Politikwissenschaft, ehemals zweiter Mann in der Church of Satan und Gründer des Temple of Set, der in den 60er und 70er Jahren Offizier und Spezialist für psychologische Kriegsführung der US-Streitkräfte war und 1981 als Oberstleutnant mit höchster Geheimhaltungsstufe als Europa-Berater beim amerikanischen Generalstab fungierte, las in den 80er Jahren eine satanische Messe in der Valhalla, das „Wewelsburg Working“.

      Ein paar Schritte weiter findet sich der Ottenshof. Heute befindet sich ein Restaurant in den Räumlichkeiten. Der Gast sitzt auf Holzbänken, in die Widderköpfe, Hakenkreuze, SS-Runen und Totenköpfe geschnitzt wurden. Die Spuren der Vergangenheit sind allgegenwärtig.

      Der verquere Kult-Cocktail des SS-Ordens übte gerade auf Aquino, LaVey & Co. eine große Anziehungskraft aus, was jedoch (für uns Deutsche nicht immer leicht nachvollziehbar) eher in die Kategorie „Hobby“ fallen dürfte und nicht unbedingt politischen Standpunkt ausmacht.

      Satanismus, wie ich ihn verstehe, hat mit Faschismus nichts zu tun, der in strengem Gegensatz zum individuellen „aus sich selbst heraus sein“, dem klassischen NON SERVIAM („niemals dienen“) und dem Alterius non sit, qui suus esse potest („Niemand sei eines anderen, der für sich selbst sein kann“) steht. Ich verweise auf die Ausarbeitungen des Psychoanalytikers Erich Fromm („Die Furcht vor der Freiheit“, Frankfurt 1966). Es ist gefährlich, von den Nazis mißbrauchte Symbole (z.B. die Runen. Als ich einem Pressemann gegenüber erwähnte, daß „Hagalaz“ eine Rune sei, sagte er: „Ah, Nazis und so.“) und durch das Regime belastete Orte zu meiden, nur um nicht in eine Schublade mit diesen Despoten gesteckt zu werden. Ansonsten besteht die Gefahr, daß sich unmerklich aber kontinuierlich eine neue Müllhalde bildet, um die jedermann einen riesigen Bogen macht, um nur nicht vor anderen oder vor sich selbst in die Nähe nationalsozialistischen Gedankengutes gerückt zu werden. Der Schatten, der über uns schwebt, wird als unmenschlich beschimpft, um ihn schließlich auf die Müllhalde zu werfen. Nur, um sich nicht wirklich damit auseinandersetzen zu müssen und eventuell zu der Erkenntnis zu kommen, daß dieser Schatten ausgesprochen menschlich ist und daß es besser wäre, sich mit seinem Herrschaftsbereich in uns zu konfrontieren, als ihn in die Bio-Tonne zu stecken. Denn derlei unbeachteter Müll tendiert dazu, wie wir bereits gesehen haben, eine Faszination und damit eine Eigendynamik zu entwickeln.

      Wenn man bedenkt, daß nach dem Krieg z.B. Interpol von ehemaligen SS-Offizieren geleitet wurde und auch im Aufbau unseres bundesdeutschen Geheimdienstes