Название | Als Gott dem Unternehmensberater R. begegnete |
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Автор произведения | Petra Stödter |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783941435704 |
Meine Botschaft kam nicht an. Werner war vollkommen durcheinander.
Nun, dann musste er jetzt da durch. Ich konnte es nicht ändern.
So langsam hatte ich auch die Nase voll von dieser Feier. Eigentlich interessierte es mich absolut nicht mehr, was die Leute über mich sagten oder dachten. Es fiel mir schon wesentlich leichter, alles hinter mir zu lassen.
„Nun, das hört sich gut an - er macht Fortschritte“, werdet ihr jetzt denken. Aber für einen Jenseitigen sieht das alles ein wenig anders aus. Hier kann man keine Zukunftspläne schmieden und keinen neuen Weg beschreiten. Hier ist nichts, aber auch wieder alles.
Jedenfalls befand ich mich derzeit im Nichts und ich suchte das Alles.
Haltet mich nicht für verrückt. Besser kann ich es euch momentan nicht erklären. Das Nichts nahm ich als Seinsform ohne jegliche Bedürfnisse wahr. Aber ich empfand diesen Zustand nicht als Frieden oder gar Glückseligkeit, sondern eher als unerträgliche Langeweile ohne Hoffnung auf ein wenig Abwechslung. Einfach öde, das könnt ihr mir glauben.
„Rainer, was ist denn jetzt so öde an deinem jetzigen Zustand?“
Das andere Bewusstsein meldete sich wieder.
„Das fragst du noch? Was bitte soll ich jetzt tun?“
„Sei doch nicht so ungeduldig, mein Sohn. Vertraue mir!“
„Ach, lass mich doch in Ruhe. Warum hast du mich nicht noch ein wenig leben lassen? Ich habe mein Leben wirklich genossen, und jetzt hänge ich hier ab und weiß nicht, wie es mit mir weitergeht.“
„Ich verstehe dich!“
„Na, das ist ja mal was!“
„Geduld ist nicht gerade deine Stärke. Aber das lernst du schon noch. Nun sage mir erst einmal, was du an deinem Leben derart wunderbar empfunden hast, dass du es so sehr vermisst?“
„Nun, ich war beruflich ziemlich erfolgreich. Ich hatte genügend Geld, um mir alle Annehmlichkeiten des Lebens zu ermöglichen. Gut, ich gebe zu, dass ich sehr wenig Zeit hatte, um etwas für mich zu tun.“
„Um etwas für dich zu tun?“
„Ja, ich hatte nicht viel Freizeit, um mein Leben ausgiebig zu genießen. Aber ich war zufrieden - meine Arbeit füllte mich aus!“
„Ich nehme bei all deinen Aussagen immer nur die pure Ichbezogenheit wahr. Hast du jemals versucht, Licht in die Welt zu bringen?“
„Licht in die Welt bringen? Was meinst du damit?“
„Rainer, Rainer, du bist wahrlich ein harter Brocken. Nun gut, dann werde ich mich deutlicher ausdrücken. Hast du in deinem Leben auch einmal an andere gedacht? Hast du vielleicht einmal völlig selbstlos ohne Berechnung für irgendjemanden ein Opfer gebracht?“
„Nein, das habe ich nicht. Andere Menschen waren mir egal. Ich hatte eine schlechte Meinung von ihnen. Du hast es doch auf meiner Beerdigung gesehen, wie sie sind - heuchlerisch, gierig und berechnend, völlig auf sich selbst ausgerichtet und wenig liebenswert!“
„Empfindest du dich anders, mein Sohn?“
„Nein, ich bin nicht besser als sie. Jetzt kannst du mich verurteilen - ist mir auch egal!“
„Warum sollte ich?“
„Nun, weil ich ein so schlechter Typ bin!“
„Bitte, Rainer, beruhige dich. Ich bin nicht der, der anklagt und richtet. Ich bin der, der versteht - der hilft - der liebt. Ich will, dass du mich kennen lernst, damit du verstehst!“
„Du liebst mich trotzdem?“
„Ja, ich liebe dich trotzdem. Ich nehme dich an - so wie du bist und ich helfe dir, dich weiterzuentwickeln. Hierbei geschehen manchmal Dinge, die du zunächst negativ einstufst, weil sie dir unangenehm sind. Du siehst keinen Sinn darin - kein Fortkommen, sondern eher eine Blockade, eine Strafe. Aber glaube mir, sie sind wichtig für deinen Entwicklungsprozess.
„Dann ist mein viel zu frühes Ableben also wichtig für meinen Entwicklungsprozess?“
„Auf geistiger Ebene - ja!“
„Ich war also zu nichts mehr nütze in der materiellen Welt.“
„So würde ich es nicht sagen. Alles hat nun einmal seine Zeit in der vergänglichen materiellen Welt. Dass dein Herz versagte, hast du dir allerdings selbst zuzuschreiben. Es war deine eigene Dummheit, die dich aus dem Leben gerissen hat.“
„Aber du hättest mein Herz wieder zum Schlagen bringen können!“
„Es hat mich niemand darum gebeten!“
„Was sagst du da? Hätte dich jemand darum gebeten, dann hättest du mir geholfen?“
„Ja - schon möglich, wenn dich jemand sehr gebraucht hätte!“
„Ich glaube das nicht - ich bin empört!“
„Du hast deinem Leben selbst ein Ende gesetzt, weil du mit deinem alternden Körper nicht klargekommen bist. Du wolltest die ewige Jugend. Warum hast du nicht innegehalten, als dir die Luft ausging? Deine Eitelkeit hat dich so weit getrieben, dass du dein Herz überfordert hast. Meine warnende Stimme konntest du nicht hören, weil du nicht an mich geglaubt hast. Es war deine Entscheidung. Was hätte ich tun sollen?“
„Aber du hättest mich doch wieder ins Leben zurückbringen können, als es geschehen war. So eine Art Wunder - das wäre es doch gewesen!“
„Niemand hat dich wirklich gebraucht!“
„Also, das sagte ich doch, ich war zu nichts mehr nütze!“
„Ich sage dir, dein Tod war ganz einfach die natürliche Konsequenz deiner Leichtsinnigkeit. Nimm es bitte so an. Es gibt keinen Weg in dein Leben zurück. Du weißt, dass ich nicht wie ein Zauberkünstler arbeite.“
„Nun, das erwarte ich auch nicht, nachdem ich meine sterbliche Hülle im Sarg gesehen habe. Dieser Anblick hat mir schon einen gehörigen Schreck eingejagt.“
„Du siehst, Rainer, man darf der Materie nicht zu viel Bedeutung beimessen. Sie ist vergänglich. In diesem Bewusstsein solltet ihr Menschen eigentlich leben, damit ihr wirklich jede Sekunde voll auskostet. Aber ihr sträubt euch gegen den Prozess des Alterns und stemmt euch somit gegen den Fluss des Lebens. Wer gegen den Strom schwimmt, macht es sich unnötig schwer. Derjenige muss ständig gegen das Ertrinken ankämpfen. Wer sich aber mit dem Strom treiben lässt, der wird getragen.
Jetzt, mein lieber Rainer, existierst du als wahres Ich - als Bewusstsein ohne jegliche Bindung an einen Körper. Dieser hat ausgedient und löst sich auf.“
„Demnach ist er also austauschbar? Ist das richtig? Könnte ich dann bitte jetzt sofort einen neuen Körper bekommen?“
„So weit sind wir noch nicht. Du bist mal wieder viel zu ungeduldig!“
„Das verstehe ich nicht. Hier vergeude ich doch nur die Zeit. Mit einem neuen Körper könnte ich wieder von Nutzen sein. Ich will dann auch ein wenig anders leben - das verspreche ich dir. Jetzt weiß ich, wie man es besser machen kann.“
„Rainer, Rainer, du bringst mich mal wieder zum Lachen. Hier gibt es keine Zeit. Begreife, dass du in der Schule des Geistes in der ersten Klasse sitzt - und hier haben wir erst angefangen. Du hast gerade die Einschulung hinter dich gebracht.“
„Es freut mich, dass ich dir so viel Spaß bereite. Wenigstens als Hofnarr scheine ich mich zu eignen. Aber sage mir, hört das eigentlich niemals auf mit der Lernerei?“
„Nein, niemals!“
„Das sind ja schöne Aussichten!“
*
Leute, ich sage euch, ich begriff zu diesem Zeitpunkt noch sehr wenig und sehnte mich nach meinem Leben zurück. Das