Название | Als Gott dem Unternehmensberater R. begegnete |
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Автор произведения | Petra Stödter |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783941435704 |
Ihr seht, meine Lieben, das Totsein hat auch eine lustige
Seite.
„Entdecke ich hier Rachegelüste?“
„Ja, gönne mir doch diesen kleinen Spaß.“
„Nun ja, wenn es dir Spaß macht und du niemandem erheblichen Schaden dabei zufügst, ist das schon in Ordnung. Auch ich bin für Spaß zu haben. Übertreibe es aber nicht - es ist jetzt genug!“
„Habe schon begriffen.“
„Du lernst schnell - schön für dich!“
„Ich glaube, mit dir kann man Pferde stehlen. Du bist ein richtiger Kumpel.“
„Ich bin, der ich bin. Ich war - Ich bin und Ich werde sein!“
„Oh, jetzt hast du mich aber erschreckt. Das hört sich so förmlich an - so nach Bibelkram und dem Allmächtigen!“
„Rainer, du schaffst wieder eine Distanz zwischen uns. Warum bist du erschrocken?“
„Na ja, ist ja nicht gerade die Regel, mit dem Allmächtigen zu kommunizieren.“
„Aber doch, mein Lieber, das ist die Regel!“
„Für mich nicht, denn ich habe nicht an dich geglaubt. Der ganze religiöse Kram war mir einfach zu suspekt - nicht rational genug. Wer seinen Verstand einsetzt, der kann das einfach nicht glauben.“
„Ach, Rainer, du bringst mich zum Lachen!“
„Schön, dass du auch lachen kannst. Ich dachte immer - vorausgesetzt, dass es dich gibt -, dass du sehr ernst und unnachgiebig bist, dass du keinen Spaß verstehst, dass du eben so eine richtige Spaßbremse bist. Irgendwie hast du so gar nicht in mein Schema gepasst. Ich wollte mit dir nichts zu tun haben.“
„Weil du so von mir gedacht hast, bin ich dir auch so begegnet!“
„Was sagst du da? Das würde ja bedeuten, dass Gott sich nach unseren Vorstellungen richtet. Außerdem bist du mir in meinem Leben gar nicht begegnet. Hättest mich ruhig noch ein wenig in meinem Körper lassen können. Ich wollte noch nicht sterben, das kannst du mir glauben!“
„Mein lieber Rainer, zunächst musst du einmal wissen, dass du ein Teil von mir bist - du bist in mir und ich in dir. Du kannst also gar nicht getrennt von mir sein. Ich war immer da - auch zu deinen Lebzeiten. Aber da du mich abgelehnt hast, war ich in dir tot. Du hast mich durch deinen Unglauben nicht zum Leben erweckt. Ich konnte nichts für dich tun - du warst auf dich allein gestellt. Du lebtest abgelöst von Gott!“
„Ich lebte demnach gefährlich. Also, wenn man nicht an dich glaubt, hat man die ‚Arschkarte‘ gezogen. Ist das so?“
„Du bringst es auf den Punkt! Ich würde es aber anders ausdrücken. Ein Leben mit Gottes Unterstützung ist wesentlich leichter als das Leben im Alleingang.“
„Ist doch egal, wie man es ausdrückt. Wenn man nicht an dich glaubt, ist das Leben - wie du es sagst - unnötig schwer.
Es gibt aber bekanntlich sehr viele Menschen, die hochgradig gläubig waren und trotzdem von dir verlassen wurden. Was hat ihnen ihr fester Glaube letztendlich gebracht? Du hast sie im Stich gelassen. Was denkst du dir nur dabei?“
„Ich werde später darauf zurückkommen.“
„Jetzt weiche nicht aus. Wenn du willst, dass wir miteinander auskommen, dann will ich jetzt eine Antwort.“
„Du bist ungeduldig. Aber wenn du darauf bestehst, will ich es dir einigermaßen verständlich machen!“
„Da bin ich aber gespannt, wie du dich da herausreden willst.“
„Ich brauche mich nicht herauszureden. Es gibt ein Prinzip. Zunächst musst du einmal begreifen, dass Gott nicht wie ein Zauberkünstler oder Superman arbeitet. Was würde dir zum Beispiel die Lösung einer mathematischen Aufgabe bringen, wenn du den Rechenweg nicht verstehen würdest? So hat alles seinen Entwicklungsprozess. In großen Veränderungsprozessen der Menschheit geschehen oftmals Tragödien, die mit Scheitern, Kriegführen, Ungerechtigkeit sowie Mord und Totschlag zu tun haben. Ihr müsst erleben, um zu erkennen. Ihr benötigt Spiegel, die euch drastisch zeigen, was ihr anrichtet, wenn ihr nicht in der Liebe lebt. Nicht in der Liebe leben bedeutet die Abgelöstheit von Gott. Gottlose Führer erschaffen gottlose Gesellschaften, in denen das Böse, das mit unschuldigen Opfern gespeist wird, triumphiert.
„Was würdet ihr lernen, wenn Gott immer eingreifen und euch ständig alle Probleme wegzaubern würde?“
„Jetzt erlaube aber mal, ich rede hier nicht von einfachen Problemchen, sondern von Situationen, in denen unschuldige Menschen geopfert werden. Warum schreitest du hier nicht ein? Warum nur lässt du das zu?“
„Weil die Welt Gott nicht zulässt!
Mein lieber Rainer, auch du hast gottlos und somit nicht in der Liebe gelebt. In deinem grenzenlosen Egoismus hast du viele Existenzen vernichtet. Hast du dich jemals dabei gefragt, welches Leid du damit unter die Menschen gebracht hast? Du hast Lebensgrundlagen zerstört. Das ist ebenso schlimm, als hättest du die Menschen umgebracht, denn du hast sie in die Verzweiflung getrieben.
„Siehst du, jetzt fragst du mich nicht, warum ich das zugelassen und dir nicht Einhalt geboten habe?“
„Autsch, das hat gesessen. Klagst du mich jetzt an?“
„Nein, ich stelle nur fest!“
„Lass uns bitte damit aufhören. Ich kann das alles nicht verstehen und auch nicht ertragen!“
„Ich habe dir ja gesagt, ich werde später darauf eingehen. Um zu verstehen, benötigst du einen Entwicklungsprozess - Schritt für Schritt. Deine Ungeduld aber will immer alles sofort.“
„Ja, ja - schon gut! Jetzt würde ich lieber mal wieder nach meinem Körper sehen.“
*
Habt ihr das alles verstanden? Wahrscheinlich geht es euch wie mir. Ihr seid restlos verwirrt. Es ist schon irgendwie cool und ganz schön abgefahren. Verstehe einer den lieben Gott. Ihr seht, selbst als Toter hat man hart daran zu knacken. Lasst uns jetzt einfach mal entspannen und in die irdische Welt zurückkehren.
Endlich war da ein Spaziergänger mit einem Hund. Mein Gott, ich hätte das Tierchen küssen können, als es meinen zugeschneiten Körper entdeckt hat. Das war eine stolze Leistung für das Hündchen, zumal mein Körper durch die Kälte gut konserviert war und noch nicht stinken konnte.
Jetzt kam aber Leben in das Geschehen: Polizei - Kripo - Leichenwagen, alles zügig - und dann ab die Post auf den Seziertisch zur Feststellung der Todesursache. Auch mein über alles geliebter Porsche wurde jetzt abgeschleppt.
„Oh, das tat weh!“
Totsein ist schon sehr entbehrungsreich. Nie wieder würde ich mit diesem anbetungswürdigen Gefährt durch die Gegend düsen können. Ich glaube, der Porsche war ausnahmslos das Einzige in meinem Leben, das ich wirklich von ganzem Herzen geliebt habe. Für meinen körperlosen Zustand war diese Erkenntnis gelinde ausgedrückt schon recht niederschmetternd, da das andere Bewusstsein alles mitbekam. Es klagte mich zwar nicht an, aber es wies mir den Weg zur Selbsterkenntnis. Das war schon sehr beschämend, zumal ich mir weiterhin die größten Sorgen um einen seelenlosen Gegenstand machte.
„Wer sollte meine ‚Puppenaufreißkiste‘ - wie Werner sich stets über den Porsche belustigt hatte - jetzt bekommen?“, hämmerte es voller Panik in meinem Bewusstsein. Ich war total verwirrt, sollte es aber ganz und gar nicht sein, denn schließlich war ich tot. Ich fragte mich, wo der Zustand des absoluten Friedens war? Mich jedenfalls hatte er nicht erreicht. Dafür plagten mich Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Obwohl ich gestorben war, hatte ich keine Ahnung vom Sinn des Seins. Außer, dass ich irgendwie als Bewusstsein oder Energie weiter existierte, wusste ich nichts. Wozu also diese ganze Prozedur? Ich machte mir weiterhin Sorgen um meine weltlichen