Italien - Gefangen in Land und Liebe. Alexander Frey

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Название Italien - Gefangen in Land und Liebe
Автор произведения Alexander Frey
Жанр Исторические любовные романы
Серия
Издательство Исторические любовные романы
Год выпуска 0
isbn 9783954882502



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Mit zunehmender Entfernung wurde es zwar etwas ruhiger, dafür setzten die englischen Moskito-Bomber jetzt Leuchtbomben ein, flogen die Straßen ab und belegten uns mit Splitterbomben und Maschinen-Gewehr-Garben.

      „Nicht mal bei Nacht hat man Ruhe!“ fluchte Brandner.

      Schon im nächsten Moment lagen wir auch schon im Graben und suchten nach Deckung vor den Bombensplittern.

      Die Flugzeugbesatzungen lösten sich scheinbar ab und so wurden wir die ganze Nacht von den schnellen „Holzbombern“, wie wir sie nannten, verfolgt. Dies Flugzeuge waren tatsächlich aus Holz bebaut.

      Plötzlich stoppte der Verband an einer Straßengabelung. Maschinengewehrfeuer fegte über unsere Köpfe.

      „Spinnt da einer oder was ist los“, schrie jemand neben mir. Wir warfen uns in eine Mulde dicht an einem Bach, den wir gerade überquert hatten.

      Stimmengewirr, der Leutnant schrie.

      „Panzerfäuste nach vorne!“

      Wieder starkes Maschinen-Gewehr-Feuer. Die Kugeln rasten über unsere Köpfe hinweg.

      Ich versuchte zu scherzen: „Jetzt wird es gemütlich, meine Herren.

      Macht Euch auf was gefasst.“

      Die Panzerfäuste flogen in Richtung Panzer. Ein starker Feuerblitz, glühendes Metall wirbelte durch die Nacht wie ein Feuerwerkskörper. Ein dumpfer Knall und der erste Panzer, der vorne die Straße versperrt hatte, war das Opfer der ersten Panzerfaust.

      „Junge, hast Du das gesehen?“ rief ich Fischer zu. „Das war Maßarbeit. Der Kerl hat was los.“

      „Ja, damit hat er uns zum Durchbruch aus diesem Kessel verholfen.“

      Nochmals ein Feuerblitz, ein Knall und ein zweiter Panzer war außer Gefecht. Der dritte warf seinen Motor an und zog sich im Eiltempo zurück.

      „Wieder mal Glück gehabt“, bemerkte Brandner.

      Und so ging es weiter, vorbei an den abgeschossenen Panzern, die noch in Flammen standen und bestialisch nach verbranntem Fleisch stanken. Ein paar Pferde lagen daneben, sie waren die ersten Opfer der Maschinen-Gewehr-Salven gewesen.

      „Wie sieht es mit einem Pferdebeefsteak aus?“ rief jemand.

      „Wer will nochmal? Hier fehlt ja schon etwas, da hat sich schon einer eins herausgeschnitten.“

      „Hör endlich mit Deinem saftigen Steak auf. Mir läuft schon das Wasser im Munde zusammen“, rief ich zurück.

      In einem Bauernhaus machten wir Halt. Hier befanden sich schon einige Panzergrenadiere und tranken Kaffee. Kurz vorher hatten sie ihr fabrikneues Kettenfahrzeug außer Betrieb gesetzt. Ein Zeichen der Zeit, jetzt hatten sie keinen Sprit mehr und mussten wie wir als Fußsoldaten weiter.

      Der Haufen wurde mit der Zeit immer größer. Die Straßen waren mit zurückflutenden Truppenteilen übersät. Die Jagdbomber erlangten mit ihren ständigen Angriffen reiche Beute. Die brennenden Fahrzeuge gaben uns eine Richtung an, in der wir marschieren mussten. Gegen Mittag schliefen wir, zutiefst erschöpft, in einer Scheune ein. Beim Erwachen stellte ich fest, dass man mir meine Pistole, eine 9 mm Beretta, gestohlen hatte. Aber wir hatten keine Zeit, uns lange damit aufzuhalten oder auszuruhen.

      „Obergefreiter Kohen und Sie Brock“, richtete sich der Leutnant an uns, „Sie sichern diese Brücke und folgen erst, wenn die Panzer die Brücke erreicht haben. Hier sind zwei Panzerfäuste und viel Glück.“

      Der Verein marschierte weiter, ohne uns.

      „Wo sollen wir uns denn hier verstecken?“ fragte mich Fritz.

      „Ein verdammt blöder Einfall von dem Herrn Leutnant. Hat der nicht alle Tassen im Schrank?“

      „Das sieht ihm ähnlich“, schimpfte ich. „Keine blasse Ahnung von Panzer-Bekämpfung. Der kann uns aber gewaltig.“

      Das Gelände ist topfeben, wie man es nur in der Po-Ebene findet. Der Bach vor uns und die Brücke waren nicht besonders groß. Der einzige Schutz war das Gras, das auf dem Deich wuchs, ganze fünf Zentimeter hoch.

      Ein unmögliches Unternehmen. Allein mit der Panzerfaust. Selbst wenn wir jeder einen einzelnen Panzer abschießen könnten, so würden uns die nachfolgenden unweigerlich überrollen oder mit ihren Geschützen erwischen. An Rückzug wäre dann nicht mehr zu denken. Die Situation war aussichtslos.

      Etwa eine Stunde lagen wir da. Nichts rührte sich. Nur die Herren von der anderen Feldpostnummer flogen über unseren Köpfen dahin.

      „Hoffentlich entdecken die uns nicht“, sagte Fritz, „sonst machen die uns zur Schnecke.“

      „Da sieh“, rief er im nächsten Moment, „da am Haus kommen sie zum Vorschein.“

      Etwa 300 Meter entfernt tauchten drei Panzer auf.

      „Was haben die denn vorne alles drauf, kannst Du das erkennen?“

      rief ich.

      „Ja, das sind dicke Holzbalken und der andere hat Strohballen aufgespießt.“

      „Gibt es denn das? Ich glaube, die haben was gelernt. Die haben gemerkt, dass die Panzerfaust dann keine Wirkung mehr hat.“

      „Toll, die gefallen mir“, begeisterte sich Fritz richtig. „Aber was sollen wir dann noch hier?“

      „Einen Flammenwerfer müssten wir haben, dann würde ich den Burschen schon den Arsch warm machen“, gab ich zurück.

      „Das wäre eine Idee, aber die sind beim Tross und der wird kurz vor Bozen sein.“

      „Da ist nichts zu machen.“

      „Aussichtslos“, gab ich zu. „Komm, wir hauen ab, sonst können wir uns später überhaupt nicht mehr absetzen.“

      Hinter uns flaches Gelände und nur wenig Bäume, die uns nicht einmal den notdürftigsten Schutz boten. Trotzdem mussten wir versuchen, unsere Einheit zu erreichen.

      Die Tiefflieger heizten uns mächtig ein. Den Rest besorgte die Artillerie. Wegen der starken Fliegereinsätze konnten wir nur unter den wenigen Bäumen und Weinreben laufen. Die Angreifer schossen sogar auf einzelne Personen. So war am Tage die Straße wie ausgestorben. Fahrzeuge waren überhaupt nicht mehr zu sehen, da diese sofort abgeschossen wurden.

      Zum Essen kamen wir nicht. Wir liefen nur noch. Die Socken waren feucht und klebrig. Dadurch scheuerten wir uns die Füße auf. Sie schmerzten und brannten wie Feuer.

      An einem Bach machten wir kurz Halt, wuschen uns die Käsemauken, rissen die Verbandspäckchen auf, um sie mit Binden zu umwickeln. Mir war sauelend. Zum Glück war Fritz ein munterer Kerl. Immer wieder versuchte er, mich aufzuheitern. Er war ein kleiner Bursche, aber pfiffig. Der richtige Halt in so einer Situation.

      „Komm, Junge, nur noch ein paar Schritte“, sagte er. „Schließlich wollen wir ja nicht wie Hannibal über die Alpen. Oder stell Dir vor, wir sollten wie Napoleon zu Fuß bis nach Moskau. Da haben es unsere Kameraden heute doch schon besser.“

      „Das wird sie auch nicht trösten“, erwiderte ich nicht gerade freundlich.

      „Dann nicht“, sagte Fritz. „Aber bis zum Po schaffen wir es noch allemal, der liegt ja nicht gerade am Arsch der Welt. Also komm, nur keine Müdigkeit vortäuschen. Suche Deine Knochen zusammen, wir marschieren.“

      Er hatte natürlich Recht. Wir mussten einfach weiter. So schwer es uns auch fiel. Wir liefen, so gut wir konnten, immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Das war schon ein wahres Kunststück in dieser verödeten Landschaft. Jede Mulde, jeder Strauch und hohe Grasbüschel dienten als Deckung. Wir waren vielleicht eine gute halbe Stunde gelaufen, als wir ungefähr fünfzig bis hundert Meter rechts von uns, hinter ein paar Weinreben, Bewegung bemerkten.

      „Hinhauen“, rief Fritz mir im Flüsterton zu. Blitzartig ließen wir uns flach auf den Boden fallen und blieben für einen Moment wie erstarrt liegen.

      „Verdammter