In Liebe, Muschelkalk. Barbara Hartlage-Laufenberg

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Название In Liebe, Muschelkalk
Автор произведения Barbara Hartlage-Laufenberg
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783937881782



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schreibt er. Außerdem kämen im Mai durch Vorträge (mit diesem stets von Ringelnatz gebrauchten Begriff sind seine kabarettistischen Auftritte gemeint) Einkünfte von 1.300 Mark dazu. Und Pieper hat wohl auch die Frage nach Kindern gestellt, worauf Ringelnatz ihm klarmacht, daran dächten sie in den ersten Jahren noch nicht. Und der Vater ist schließlich mit der Heirat einverstanden. Also, wann kommt sie denn nun endlich nach München?

      Ringelnatz wird mit Muschelkalk immer ungeduldiger. Schließlich hat er die Stelle bei der Post, den »Simpl« und die Wohnungssuche am Hals. Wäre sie doch endlich da und könnte mithelfen! Ihre Stelle in Godesberg sei das »übelste Hindernis«. Zum Dichten kommt er in diesen Wochen überhaupt nicht. Immerhin hat Kathi Kobus den Vertrag im »Simpl« für den Monat Juni verlängert. Dann geht es um die Ausgestaltung der Hochzeitsfeier. Darüber habe sie noch gar nicht nachgedacht, schreibt Lona. Aber er »denke von früh bis spät daran!«, schreibt Ringelnatz. Sie müsse nun aber wirklich kommen. Als dann der Hochzeitstermin auf den 7. August festgesetzt ist und sie erst am 3. August in München eintreffen will, ist Ringelnatz ziemlich verzweifelt.

      Im »Simpl« sind seine Freunde schon sehr gespannt auf die Frau, die er heiraten will. Hier trägt er allabendlich seine Ballade Seemannstreue vor. Die handelt von einer gestorbenen Matrosenbraut namens Alwine, die der Matrose nach der Beerdigung immer wieder aus- und eingräbt, wobei die fortschreitenden Stadien der Verwesung anschaulich geschildert werden. Das Gedicht wollen die Gäste immer wieder hören, ist es doch so schön eklig und morbide. Aber dann kündigt er eine echte, lebendige Braut an. Und die kommt dann endlich auch. Marietta di Monaco, eine Münchner Kabarettistin, die ebenfalls im »Simpl« auftritt, berichtet: »Wir waren gespannt und warteten. Eines Abends führte er sie uns vor. Eine Weile betrachteten wir sie stumm. Nach einigen zögernden Redewendungen stellten wir fest, daß sie uns gefiele – und flüsterten einander zu: ›Das ist Muschelkalk!‹– Dann bestätigten wir es laut, wie aus einer Kehle, und alle waren damit einverstanden.«

       Die Hochzeitsfeier

      Am 7. August 1920 findet die Hochzeitsfeier bei Margot Fichtner statt, einem schwindsüchtigen Wesen, das gut kochen und offenbar Räumlichkeiten für private Feiern zur Verfügung stellen kann.

      Ringelnatz hat einen kleinen Kreis von Leuten eingeladen. Muschelkalk lernt seine Schwester Ottilie kennen und Fräulein Friedl, wohl die Tochter seiner Vermieterin. Der sympathische Arzt Ernst Levin mit seiner netten rumänischen Frau Annikuzza ist da und Erich Winter, ein Leutnant der Reserve. Gast ist auch Willy Seidel mit Frau, Schriftsteller und viel in der Welt herumgekommen. Er kann ferne Länder packend schildern, was Ringelnatz natürlich gefällt. Ebenso ist der Autor Reinhard Koester gekommen, der ebenfalls seine Frau mitgebracht hat. Er hat im Jahr zuvor einen Roman und zwei Stücke veröffentlicht, die dem literarischen Expressionismus nahestehen. Außerdem ist er Übersetzer von Molière-Komödien und hat sich bestimmt mit Muschelkalk auch auf Französisch unterhalten. Koester hält die Hochzeitsrede und wird ein lebenslanger Freund der beiden. Schließlich ist noch Carl Georg von Maassen da, bibliophil, gebildet, wohlhabend, Edles liebend und die meiste Zeit seines Lebens mit der anerkannten aber unvollendet gebliebenen Herausgabe des Werkes von E. T. A. Hoffmann beschäftigt. Sein Hochzeitsgeschenk ist eine Kaffeemühle, und dazu liefert er auch gleich ein zotiges Gedicht mit. Das mag Muschelkalk bei ihrer problematischen Einstellung zu sexuellen Dingen zu dieser Zeit unangenehm berührt haben, an diesem Abend aber doch nur ganz kurz, denn es strömen so viele neue Eindrücke auf sie ein. Spät kommt noch Kathi Kobus, die Wirtin des »Simpl«, zur Hochzeitsgesellschaft, die weiß, was sie an Ringelnatz hat und sich deswegen bei seiner Feier sehen lassen muss.

      Als Festessen gibt es Suppe, Braten, Fisch, Reis, Schokoladencreme, als Getränke Burgunder, Rheinwein und Schnaps. Von Maassen schreibt leicht überheblich in sein Tagebuch über das Essen, es sei zwar reichlich gewesen, aber wenig gastrophil, so sei zum Beispiel der Fisch zerkocht gewesen. Das hat aber die übrigen Gäste sicher nicht gestört. Man bleibt bis tief in die Nacht zusammen.

      Einen Tag später wird bei Kathi Kobus im »Simpl« gefeiert. Und am 17. August 1920 findet – wegen noch fehlender Papiere verzögert – endlich die standesamtliche Trauung statt, und sie sind jetzt auch offiziell Mann und Frau. Nach dem Standesamt sitzen Lona und Ringelnatz im Wein-Restaurant »Alt-Wien« in der Barer Straße. Dort trägt er ihr das Gedicht vor mit dem langen Titel Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument. Es ist eine Liebeserklärung an seine Frau und endet:

       Das ist nun kein richtiger Scherz.

       Ich bin auch nicht richtig froh.

       Ich habe auch kein richtiges Herz.

       Ich bin nur ein kleiner, unanständiger Schalk.

       Mein richtiges Herz. Das ist anderwärts, irgendwo

       Im Muschelkalk.

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