50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss. Alexandra Gruber Carina

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Название 50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss
Автор произведения Alexandra Gruber Carina
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783990404065



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reguläre, öffentliche Führung klärt über den eigentlichen Zweck des Parlaments, die Konsensfindung und die Verabschiedung von Gesetzen, auf. Hier lernt der Besucher alles über National- und Bundesrat und erfährt, wie Gesetze zustande kommen. Außerdem gibt es amüsante Geschichten über Schreiduelle und Tintenfass-Schlachten zur Zeit des Vielvölkerstaates. Den Besuch in den Sitzungssälen kann man nutzen, um sich selbst ans Rednerpult zu stellen oder sich kurz auf den Platz seines „Lieblingspolitikers“ zu setzen.

      Die Architekturführung zeigt die Welt des Architekten Hansen sowie die Geschichte der Ringstraße und verrät manches über die griechische Mythologie. Auf der Rampe vor dem Parlament sind etwa klassische Geschichtsschreiber verewigt, die Attika ist geprägt von sechzig Marmorstatuen berühmter Männer aus dem Altertum und im Inneren des Hauses erstaunt den Besucher ein Tempel mit 24 Säulen. Man erfährt aber auch einiges über die Bautätigkeit – wo Hansen sein Büro hatte, warum die Fassade des Parlaments nicht wie geplant bunt bemalt wurde – und kann über den damaligen Reichstagspräsidenten schmunzeln: Die von Hansen entworfenen Götterstatuen sollten den klassischen Vorbildern entsprechend nackt sein, mussten aber 1886 auf Wunsch des Reichstagspräsidenten mit Weinlaub „bedeckt“ werden. Erst 1906 wurden sie wieder „ausgezogen“.

      In der Ornamentik des Parlaments spielten Frauen als Allegorien von Anfang an eine wichtige Rolle: Ihre Figuren versinnbildlichen Tugenden wie Weisheit und Wahrheit oder die Kronländer des Vielvölkerstaates. Real mitzureden haben Frauen im Parlament aber erst seit 1919 – und der Weg, bis eine Frau Nationalratspräsidentin wurde, war lang und steinig. Die Geschichte der Frauen in Parlament und Parlamentarismus zeichnet die Führung „Frauen im Parlament“ nach.

      Kunstinteressierten werden bei den Spezialführungen schließlich die sonst versperrten Türen zum Pressezentrum und den Ausschusslokalen geöffnet. Hier tagen normalerweise Nationalratsmitglieder, beraten am grünen Tisch über Gesetzesentwürfe, diskutieren mit Experten und arbeiten Begutachtungsrückmeldungen in die Gesetze ein. Doch jedes Jahr hängen Kuratoren auch moderne Kunst in den historischen Räumen auf. An Samstagen führen sie angemeldete Besucher durch die spannenden Ausstellungen in sonst öffentlich nicht zugänglichen Räumen und Gängen.

       Plenarsitzungen

      Zu Zeiten, an denen Nationalrat oder Bundesrat tagen, kann man hingegen den verbalen Schlagabtausch zwischen den Rednern, die oft schwierige Konsensfindung und die Abstimmungen über Gesetze hautnah miterleben. Weil die Abläufe für Laien oftmals kompliziert und unverständlich sind, stehen den Besuchern zwei Parlamentsmitarbeiter zur Verfügung, die die Vorgänge erklären – inklusive Anekdoten über die Redner.

      Wer einen Politiker persönlich treffen will, kann sich einen Termin geben lassen. Vor jeder Nationalratssitzung empfangen die Volksvertreter Bürger im Abgeordneten-Sprechzimmer. Während des Gesprächs empfiehlt sich ein verstohlener Blick an die Wände. Hansen musste sparen und hat deshalb die Räume anstatt mit echtem Marmor in der aufwendigen, heute kaum noch verwendeten marmorimitierenden Stucco-lustro-Technik ausmalen lassen.

       Im Keller

      Im kühlen Keller des Parlaments lädt das frei zugängliche Besucherzentrum zu einer interaktiven Entdeckungsreise durch das Haus ein. Auf einer großen Multimediawand werden Parlamentssitzungen übertragen und Kurzfilme gezeigt, die über den Gesetzgebungsprozess und die Geschichte Österreichs seit der Revolution 1848 informieren. An vier Stationen erfährt der Bürger auch, welche Rolle er selbst in den demokratischen Prozessen einnehmen kann.

      Jene, die es ganz genau wissen wollen, finden schließlich in der frei zugänglichen Parlamentsbibliothek zusätzliche Unterlagen. In einem gemütlichen Lesesaal liegen nicht nur alle aktuellen Zeitungen auf, sondern auch sämtliche parlamentarischen Materialien seit 1848.

      Parlament: Dr.-Karl-Renner-Ring 3, 1017 Wien. www.parlament.gv.at

      Gerne stellt das Team vom Besucherservice individuelle Führungen zu Spezialthemen zusammen. Anmeldung zu Spezialführungen an Samstagen via E-Mail.

      Anfragen: [email protected]; Benützung der Bibliothek: [email protected], www.parlament.gv.at/​bibliothek

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      HINTER DEN KULISSEN

      Innere Stadt | Naturhistorisches Museum

      Rund 30 Millionen Objekte beherbergt das Naturhistorische Museum Wien. Nur ein Teil davon ist ausgestellt. Und nur an einigen wenigen Tagen öffnen sich die Türen zum Dach, in die Präparationswerkstatt sowie in den Tiefspeicher und ermöglichen Ausblicke über die Stadt sowie Einblicke in das Gedächtnis des Museums.

      Die Wiener staunten nicht schlecht, als Skelette von Elefanten und Giraffen über die Ringstraße gebracht und mit Flaschenzügen ins fast fertig gebaute Naturhistorische Museum gehoben wurden. Die vielen Sammlungen zahlreicher Mitglieder der Kaiserfamilie mussten von den diversen Aufbewahrungsorten herangeschafft werden. Bereits die Sammlung von Franz I. Stephan (1708 – 1765) umfasste Mitte des 18. Jahrhunderts rund 30 000 Objekte. Als die damals größte Naturaliensammlung von Italien nach Wien gebracht wurde, verpflichtete er den ehemaligen Besitzer Johann Ritter von Baillou als Direktor des neu gegründeten Hof-Naturalien-Cabinets, welches das Herzstück des späteren Naturhistorischen Museums Wien werden sollte.

      Weitere Stücke kamen durch Expeditionen dazu: Nikolaus Joseph von Jacquin bereiste im Auftrag von Franz I. Stephan von 1754 bis 1759 Westindien und brachte Pflanzen für die kaiserlichen Gärten mit. Außerdem sandte er über sechzig Kisten voller Mineralien und Metalle, darunter auch das erste Platin, sowie lebende Tiere und Pflanzen wie Ananas, Kaktus und Zuckerrohr nach Wien. Als Kaiser Franz I. (1768 – 1835) seine Tochter Maria Leopoldine mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro verheiratete, schickte er auch zwei Expeditionsschiffe mit nach Brasilien. Wissenschafter, Landschaftsmaler und Tierpräparatoren sollten nicht nur das Land erforschen, sondern auch Tiere und Pflanzen sammeln. Der Tierpräparator Johann Natterer blieb achtzehn Jahre lang in Südamerika und sandte bis 1835 unzählige bis dahin in der Monarchie unbekannte Tier- und Pflanzenarten nach Wien. Er packte sogar seinen erbrochenen und danach konservierten Eingeweidewurm mit in die Kisten ein. Zu den Objekten kamen in den folgenden Jahrzehnten noch Einzeller, eine „Mördermuschel“, Dinosaurierskelette, Haie, Mammutknochen, Säbelzahntiger und zahllose Mineralien dazu.

      Heute umfasst die Sammlung im Naturhistorischen Museum rund 30 Millionen Objekte. Auf 8700 Quadratmetern in 39 Schausälen auf zwei Stockwerken wird die Entstehung des Universums bis in die heutige Zeit in oft überraschender Weise präsentiert. Im Mikrotheater sind etwa Wasserflöhe und Insektenlarven die Leinwandstars. Ihr Filmset ist der Objektivtisch eines Mikroskops. Mittels angeschlossener Videokameras wird ihr Leben auf eine Großleinwand projiziert. Als Erzähler fungieren Biologen, die das oft etwas seltsam anmutende Verhalten der Ministars erklären. Nach der Show können sich die Theaterbesucher selbst am Mikroskop versuchen.

      Von der Welt der winzigen Tiere bis zum Ende der Galaxie sind es im Haus nur wenige Schritte. Im Digitalen Planetarium reisen Zuschauer von Wien bis zum Mond, beobachten Planeten, fliegen in der virtuellen Reise weiter zu entfernten Nebeln und Exoplaneten, statten Venus und Mars einen kurzen Besuch ab, bis sie wieder nach Wien zurückkehren. Souvenirs kann man von der Reise zwar nicht mitnehmen, dafür bietet das Museum die größte Meteoritenschausammlung der Welt.

       Hinter den Kulissen

      Nur