50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss. Alexandra Gruber Carina

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Название 50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss
Автор произведения Alexandra Gruber Carina
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783990404065



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      Taschenlampenführung: November, Jänner und Februar an ausgewählten Samstagen, 18 : 30 Uhr.

      05

      DIE GEISTIGE SCHATZKAMMER DER NATION

      Innere Stadt | Österreichische Nationalbibliothek

      Etwa elf Millionen gesammelte Objekte werden in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. Wer helfen will, diese gigantische Sammlung zu erhalten, kann Buchpate werden.

      Vor mehr als zwei Jahrzehnten wäre die geistige Schatzkammer der Nation fast ein Opfer der Flammen geworden. In der Nacht vom 26. auf den 27. November 1992 brannten die Redoutensäle in der Hofburg ab. Die Spanische Hofreitschule musste evakuiert werden und fast hätte das Feuer auf den Prunksaal der Nationalbibliothek übergegriffen. Die Polizei hatte bereits mehr als 10 000 Bände in Sicherheit gebracht, als gegen 5 Uhr in der Früh die Entwarnung kam: Die Löscharbeiten waren erfolgreich, die Nationalbibliothek gerettet.

      Ein Verlust, der nicht auszudenken gewesen wäre: Die Österreichische Nationalbibliothek archiviert und verwaltet etwa elf Millionen Objekte, Tendenz steigend. Davon sind rund 3,8 Millionen Bücher, der Rest Fotos, Grafiken, Karten, Papyri, Globen und elektronische Dokumente. Uralte kulturelle Schätze wie die ägyptische Papyrussammlung (180 000 Objekte) oder eine byzantinische Handschrift aus dem 6. Jahrhundert werden hier verwahrt, Teile der Sammlung erklärte die UNESCO zum Weltdokumentenerbe. Alles, was je in Österreich erschienen ist oder publiziert wurde, wird hier gesammelt. In der Neuen Burg am Heldenplatz befindet sich die öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliothek, am Josefsplatz gleich um die Ecke der heute als Museum genutzte Prunksaal, die Verwaltung und einige der insgesamt acht Sondersammlungen.

      Jede österreichische Publikation muss in der Österreichischen Nationalbibliothek abgeliefert werden, bis 1918 galt diese Pflicht auch für den Großteil der Monarchie. Sucht man Informationen egal welcher Art über Österreich, findet man sie hier. Wer Hilfe beim Recherchieren braucht, erhält bei einem Arbeitsaufwand unter dreißig Minuten kostenlos Auskunft. Außerdem bietet die Nationalbibliothek Suchstrategie-Schulungen an. Seit vielen Jahren werden auch urheberrechtsfreie Bücher und historische Zeitungen digitalisiert und kostenlos online angeboten.

      Oben: Prunksaal,

      unten links: Heldenplatz,

      unten rechts: Josefsplatz

       Klingonisch-Crashkurse und Grillparzers Arbeitszimmer

      Der Österreichischen Nationalbibliothek untersteht auch eine Reihe von Museen: das Papyrus-, das Globen- und das Esperantomuseum sowie der Prunksaal aus der Barockzeit, der als einer der schönsten Bibliothekssäle der Welt gilt. Unter anderem findet man hier die 15 000 Werke umfassende Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen. Spezialtipp: In der „Langen Nacht der Museen“ bietet das Esperantomuseum Crashkurse in Esperanto und Klingonisch (!) an.

      Das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, das im April 2015 eröffnet wurde, bietet wechselnde und Dauerausstellungen, Lesungen sowie Workshops rund um das Thema österreichische Literatur. Eingerichtet wurde es im Hofkammerarchiv in der Johannesgasse 6, wo einst Nationaldichter Franz Grillparzer seinen Beamtendienst versah. Das Zimmer, in dem er seinen (anscheinend spärlichen) Amtsgeschäften nachging, ist noch im Originalzustand erhalten. Hier schrieb er den berühmten Satz: „12 Uhr Mittag ins Bureau. Keine Arbeit vorgefunden.“

       Kampf gegen Tintenfraß und Holzwurm

      Hillary Clinton, Martin Scorsese und Donna Leon haben es bereits getan: Sie übernahmen die Patenschaft für ein Objekt der Österreichischen Nationalbibliothek. Denn das Restaurieren und Konservieren von zum Teil uralten Büchern, Karten, Handschriften, Globen oder Fotos kostet sehr viel Zeit und Geld. Wer zur Langzeitkonservierung von Sammelbeständen einen Beitrag leisten möchte, kann sich je nach persönlichem Interesse ein Werk aus einer Liste aussuchen und dafür spenden. Scorsese hat sich für die älteste Ansicht von New York aus dem Jahr 1650 entschieden, Hillary Clinton wurde Patin für den Amerika-Band des Atlas Blaeu-Van der Hem. Die Aktion besteht seit 1990 und bis heute konnte die Nationalbibliothek rund 7000 Buchpaten gewinnen. Die Spender erhalten als Dankeschön eine Ehrenurkunde und dem restaurierten Objekt wird ein Exlibris mit dem Namen des Paten beigefügt. Einmal im Jahr sind die Paten beim Empfang der Generaldirektorin eingeladen.

      Österreichische Nationalbibliothek: Josefsplatz 1, 1015 Wien www.onb.ac.at

       Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek:

      Grillparzerhaus, Johannesgasse 6, 1010 Wien

      Oben: Literaturmuseum,

      unten: Hauptlesesaal

      06

      MULTIMEDIALE ZEITREISE IM KLOSTERGEWÖLBE

      Innere Stadt | Time Travel

      Ungefähr zwölf Meter unter der Straße werden in der Wiener Innenstadt 2000 Jahre Stadtgeschichte mit modernsten Mitteln zum Leben erweckt.

      Millionen von Jahren fliegt die Zeitmaschine zurück, bis der gewaltige Tritt eines Dinosauriers uns rasant in das Römerlager Vindobona und dann weiter ins mittelalterliche Wien befördert. Die Schwänze der Tiere streifen unsere Füße. Wir rasen mit ihnen durch den Stephansdom, der gerade erbaut wird, bis zu seinem höchsten Punkt. Der Fahrtwind bläst uns ins Gesicht. Dann Kanonenschüsse, die Sitze zittern von den virtuellen Detonationen. Wir befinden uns im Jahr 1683. Aus der Vogelperspektive sehen wir, wie die Stadt von den Türken belagert wird. Kurz darauf landen wir wieder im Hier und Jetzt. Schade, es hätte ewig so weitergehen können. Keine Frage, das 5D-Kino ist das Highlight der Multimediashow „Time Travel“. Eigentlich gibt es nur eines zu bemängeln: Der Film ist viel zu kurz.

      Ungefähr zwölf Meter unter der Straße im ehemaligen Weinkeller des Salvatorianerklosters St. Michael in der Wiener Innenstadt wird seit dem Sommer 2012 in fünfzig Minuten ein Auszug aus zweitausend Jahren Stadtgeschichte geboten. Dabei geht es hauptsächlich um Animation und Unterhaltung, weniger um historische Präzision. Empfangen werden die Besucher im Gewölbe von sakralem Chorgesang und bekannten österreichischen „Nationalhelden“. Die Figuren auf den Gemälden bewegen sich und können sprechen, wie man es aus Harry Potters Zauberschule kennt. Da mokiert sich Maria Theresia über Sigmund Freuds Raucherei, dort plänkelt Sisi mit Wolfgang Amadeus Mozart.

       Zur Audienz am Habsburgerhof

      Nach den atemberaubenden Spezialeffekten der Kinovorführung laden die bedeutendsten Kaiser der Habsburgermonarchie zur Audienz. Maximilian I., auch bekannt unter dem Beinamen „der letzte Ritter“, Maria Theresia und Franz Joseph I. samt Ehefrau Sisi treten im nächsten Raum als lebensgroße und animierte Puppen vor ihre Untertanen. In zum Teil nasalem Wienerisch tauschen sich die vier Hochwohlgeborenen über habsburgische Siege, Niederlagen, die Heiratspolitik und deren Folgen aus. Maria Theresia bemerkt, „dass sich die Habsburger alle so ähnlich sehen“. Franz Joseph, der ja bekanntlich mit seiner Kusine verheiratet war, nimmt es gelassen: „Ein bisserl Schwund ist halt immer dabei.“

      Die