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war das der Asterus-Sohn Magnat, der 1941 den vierten Derbysieg in Folge für Schlenderhan komplettiert, und der nach Renn- und Zuchtleistungen zu den Größten der deutschen Zucht zählt. In der Zucht kam er, trotz sehr guter Leistungen, jedoch zu keinem Championat, denn er stand im Schatten seines Derbynachfolger Ticino, einem herausragendem Pferd der deutschen Vollblutzucht.

      Die beiden Weltkriege beeinflussten die deutsche Vollblutzucht ganz erheblich, doch waren die Pferde nach dem ersten besser als zuvor, und Vollblüter wie Alchimist, Sturmvogel, Nereide, Ticino, Schwarzgold, Magnat und Athanasius vertraten wohl die beste Zeit des deutschen Rennsports und schlugen die Ausländer in den großen Rennen zu Baden-Baden, Hoppegarten oder München. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als K. H. Wielands Birkhahn 1948 nach dem ostdeutschen Derby zu Hoppegarten auch das zu Hamburg gewann, das erstmals wieder an seinem Stammplatz gelaufen wurde – die Ausnahmen waren 1919 Grunewald; 1943/44 Hoppegarten; 1946 München und ein Jahr später Köln, während es 1945 nicht gelaufen wurde – war nicht viel übriggeblieben, und das Nachkriegspferd reichte zunächst nicht an die Klasse der Pferde zwischen den beiden Kriegen heran.

      1950 begann zwar der Siegeszug der Ticino-Kinder – Niederländer (1947), Neckar (1948), Muskatblüte (1948), Mangon (1949), Naxos (1950), Nizam (1950), Liebesmahl (1950), deren Vollschwester Liebeslied (1953), die, gemeinsam mit der Magnat-Tochter Thila (1954), als die besten Rennstuten der Nachkriegszeit gelten –, Lustige (1952) und Orsini (1954) – doch wanderten auch wieder viele der hochdotierten deutschen Rennen ins Ausland. Allein der Große Preis von Baden wurde zwischen 1958 und 1969, rechnet man den in Deutschland trainierten Engländer Luciano, der belgische Farben trug, hinzu, so war in diesen zwölf Jahren der Zoppenbroicher Kaiserstuhl 1962 das einzige deutsche Pferd, das dieses Rennen gewann, während elf Ausgaben über die Grenze gingen, ehe der von Heinz Jetzsch trainierte Schlenderhaner Derbysieger Alpenkönig 1970 das Blatt wieder wendete.

      Die Antwort der Deutschen war damals zweifach: Offene Rennen reduzieren und die Zucht verbessern. 1978, als von 2.254 Rennen 415 für den jüngsten Jahrgang und 821 die Dreijährigen ansprachen, standen jener mehr als 80 Hengste und etwa 1.900 Stuten zur Verfügung, die Rennbahnen taten ihr Bestes, Preisgeld und Züchterprämien waren hoch und wurden von der Rennwettsteuer auf steigende Totoumsätze gezahlt. Blickt man auf die deutsche Zucht der Nachkriegszeit zurück, dann ist es wohl fair zu sagen, dass Bürgermeister (1944; Herold), Nebelwerfer (1944; Magnat) oder Birkhahn (1945; Alchimist) unter normalen Verhältnissen wahrscheinlich noch wesentlich mehr geleistet hätten, als so kurz nach dem Krieg. Und, wenn auch ein Vergleich der Jahrgänge schwierig ist, so ist sicher richtig, dass Pferde wie Niederländer (1947; Ticino), Neckar (1948; Ticino) und Mangon (1949; Gundomar) den internationalen Anschluss wieder herstellten, und anschließend Orsini (1954; Ticino) das Aushängeschild war.

       Der Alchimistsohn Birkhahn mit seinem Besitzer Karl-Heinz Wieland und Trainer Fritz Reif auf der Heimatbahn in Leipzig (Foto: Siegfried Müller, Leipzig)

      Als Vollblutzucht und Rennsport absolut global wurden und in Deutschland auch neue Gestüte entstanden waren, zeigte sich auch der deutsche Vollblüter, in der Zucht und auf der Rennbahn, international wieder konkurrenzfähig. Und zu ihnen gehörten Pferde wie der auf der Röttgener Dependance Baronrath in Irland aufgezogene Star Appeal, der als Fünfjähriger 1975 Eclipse Stakes und Arc de Triomphe gewann, die Ticino-Enkelin Sterna (Neckar) zur Mutter hatte und Zeitelhacker Farben trug; Athenagoras (1970; Nasram); Marduk (1971; Orsini); Windwurf (1972; Kaiseradler); Surumu (1974; Literat); Nebos (1976; Caro); Königsstuhl (1976 (Dschingis Khan); Orofino (1978; Dschingis Khan); Acatenango (1982; Surumu), Lomitas (1988; Niniski); Monsun (1990; Königsstuhl); Lando (1990; Acatenango); Borgia (1994; Acatenango); Silvano (1996; Lomitas); Paolini (1997; Lando); Boreal (1998; Java Gold); Shirocco (2001; Monsun); Manduro (2002; Monsun); Danedream (2008; Lomitas), die 2011 nach Star Appeal den zweiten „Arc de Triomphe“ für Deutschland gewann und sich zwölf Monate später auch in den „King George VI“ zu Ascot nicht schlagen ließ; Novellist (2009; Monsun), der ebenfalls zu Ascot siegte, oder der Melbourne Cup Sieger von 2014, Protectionist (2010; Monsun), die die deutsche Zucht besonders gut vertraten. Und auch in den letzten drei genannten Pferden, die inzwischen in ausländischem Besitz sind, pulsiert das Blut des großen Erlenhofers Ticino. Danedream erhielt über die Mutter ihres Vaters Lomitas, La Colorada, zwei Ströme: Deren Vater Surumu ist ein Literat-Sohn aus der Ticino-Enkelin Lis, und La Colorados Mutter, La Dorada, hat den Neckarsohn Kronzeuge zum Vater, während bei Novellist die Urgroßmutter Narola als Nebos-Tochter den weiteren Weg zu dessen Großmutter Naxos weist, die den Erlenhofers zum Vater hatte. In der fünften Ahnenreihe erscheint außerdem die aus der Ticinitochter Liebeslied gezogene Lis in beiden Pedigreehälften, und Neckar (Ticino) tritt in der oberen zusätzlich auf. Bei Protectionist verbinden die in der vierten Ahnenreihe stehenden Literat (doppelt) und Nebos.

      Bei 12 dieser genannten 20 deutschen Spitzenpferde steht auch der von Tesio gezogene Italiener und Pharos-Sohn Nearco (1935) im Pedigree, der ein Riese unter Großen war und mit 14 Siegen ungeschlagen abtrat. In sechs Fällen ist es seine direkte Hengstlinie, wobei die Schaltstelle größtenteils sein Enkel, der Kanadier Northern Dancer, ist. Im Falle von Danedream (Prix de l’Arc de Triomphe; King George VI and Queen Elizabeth Stakes) und Novellist, der das Rennen zu Ascot ebenfalls gewann, ist Nearcos direkte Hengstlinie auf der väterlichen und der mütterlichen Seite vertreten. Bei den übrigen Vertretern kommt das Blut von Nearcos über die mütterlichen Seiten.

       Tesios ungeschlagener Nearco, den er 1935 von Lord Derbys Beschäler Pharos zog. Der Enkel des Italieners, Northern Dancer, wurde zum Jahrhundert-Hengst. (Foto Menzendorf; Leihgabe Niedersächsische Sparkassenstiftung und Kreissparkasse Verden im Deutschen Pferdemuseum)

      Richtung Ausland, besonders nach Japan, gingen aber auch schon vorher sehr gute Stuten, denen Danedream, die momentan noch in England im Gestüt steht, um europäische Spitzenbeschäler nutzen zu können, und Novellist als Deckhengst folgten. Protectionist, der „Australier“ wurde, kam nach Beendigung seiner Rennlaufbahn vorerst zurück und versieht seit 2017 seine Vaterpflichten im renommierten Gestüt Röttgen der Mehl-Mülhens-Stiftung. Sehr hohe Preise werden derzeit auch von Interessenten aus Australien oder Hongkong für deutsche Spitzenvollblüter geboten, sodass die wenigen deutschen Gruppe-I-Rennen kaum noch äquivalent mit Startern aus einheimischen Trainingsquartieren besetzt werden können.

      Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist der deutsche Vollblüter international wieder begehrt und mit seinen Spitzenprodukten absolut konkurrenzfähig. Der Rennsport auf den deutschen Bahnen hat es jedoch alles andere als leicht. Mehrere Veranstalter kämpfen ums Überleben, anderen Bahnen droht der Bagger, oder sie haben nur noch weniger als eine Handvoll Termine pro Jahr. Und dort, wo es noch positive Beispiele gibt – Baden, Hannover, Düsseldorf oder Hoppegarten sind Beispiele – ist das größtenteils äußerst stark engagierten „Einzelkämpfern“ zu verdanken.

      Nicht geschafft hat es allerdings der einst in Deutschland blühende Hindernissport, obwohl in der Nachkriegszeit- in der in Karlshorst nur noch die Traber liefen – noch viele Bahnen hervorragende Rennen anboten. Allein Baden-Baden, das heute keine Hindernisrennen mehr anbietet, offerierte eine ganze Palette, darunter den Bäder-Preis, das Haupthürdenrennen der Vierjährigen, das Bandola-Jagdrennen, oder die Traditionsprüfung Altes Badener Jagdrennen. In Bremen wurde u. a. nach dem Zweiten Weltkrieg der Große Preis von Karlshorst über die schweren Sprünge entschieden; Düsseldorf und Frankfurt hatten ihre wichtigsten Steeples als „Große Preise“ im jeweiligen Programm; die „Colonia“ stand im Weidenpescher Park am Tag der „Union“ als hoch dotiertes Rennen über Jagdsprüne an; Krefelds Dujardin-Jagdrennen war die wichtigste Steeplechase für die Dreijährigen; auf Bahnen wie Dortmund, Mülheim oder Hannover waren das Hürdenrennen der Dreijährigen, das Westdeutsche Haupthürdenrennen oder das Hannoversche Jagdrennen bekannte Titel, und in Gelsenkirchen Rennen wie die „Westfalia“ oder das über 6.800 Meter führende „Underberg-Jagdrennen“ zu hause, das damals als längstes Amateurrennen der Welt galt. Und in beiden Prüfungen stand auch der schwere „Horster Sprung“ im Wege.

      Das wichtigste Jagdrennen (4.500