Название | Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III |
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Автор произведения | Erhard Heckmann |
Жанр | Спорт, фитнес |
Серия | |
Издательство | Спорт, фитнес |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961456512 |
1863 erschien in Berlin die erste Ausgabe des „Sporn“, der als Organ der Landes-Vollblutzucht fungierte, und in Frankfurt zeigten sich die beim „Fürstentag“ versammelten deutschen Fürsten nicht kleinlich, als es am Rande ihrer Tagung auch um die Unterstützung des Rennbahn-Baues in Niederrad (1864/65) ging. Vom zweitägigen Eröffnungsmeeting mit Flach- und Hindernisrennen wird berichtet, dass es ein prachtvolles gesellschaftliches Ereignis gewesen sei, das am zweiten Tag noch ein Extra-Bonbon bot: Vor den Augen der vielen Zuschauer und dem über 5.500 Meter führenden Jagdrennen, das „Herrenreitern“ vorbehalten war, inspizierten der Kaiser und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin auf ihren Pferden die Hindernisse höchstpersönlich. Als Sieger wurde der Graf von Westphalen gefeiert, der mit dem damaligen Steepler-Star Effenberg gewann. Zugegen war außerdem der eingeladene Admiral Rous, Steward des Englischen Jockey Clubs, der als „Ehren-Steward“ bei dieser Veranstaltung dafür sorgte, dass die Rennen nach englischen Regeln abliefen.
1865 lud Köln zu einem dreitägigem Meeting ein, dessen Teilnehmer, die jeweils 100 Thaler spendeten, zu Mitbegründern des „Rheinischen Rennvereins wurden, der schnell auf 400 Mitglieder anwuchs und seine Königliche Hoheit, den Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen als Schirmherr gewinnen konnte. Am 13.8.1865 war es dann soweit: Auf einem Infanterie-Exerzierplatz der Mülheimer-Heide wurden, mit Billigung des Militärs, die ersten drei Rennen veranstaltet, in deren Mittelpunkt der „Preis der Stadt Cöln“ und die Steeplechase standen. Der Zuschauerandrang wurde als hoch vermerkt, und anschließend sollen Feuerwerk und Tanz die Gäste noch lange unterhalten haben.
Als sich Berlin zur Hauptstadt des „Norddeutschen Bundes“, entwickelte, waren auch gleichzeitig die Weichen für den deutschen Rennsport gestellt. Der „Sporn“ forderte 1866 allerdings auch energisch dazu auf, dass System, Ordnung und Gemeinsamkeit in das „Jeder-Verein-Für-Sich“ gebracht werden und eine ähnliche richtungweisende Rennsportbehörde gründet werden muss, wie es der Englische Jockey Club war. Diese Idee griff Johann Renard – Züchter, Besitzer und Präsident des Breslauer Rennvereins – auf, und seine Aktivitäten führten zur Gründung des Union- Klubs, der 22 norddeutsche Staaten zusammenschloss. Vorausgegangen war, das der „Berliner Verein für Pferderennen“ 1866 ein neues Gelände suchte, weil der Tempelhofer Exerzierplatz den Ansprüchen nicht mehr genügte, und Heinrich von Treskow sein Vorwerk Hoppegarten an das Norddeutsche Union-Gestüt verpachtet hatte, auf dem ein Jahr später eim Proberenntag über Hindernisse stattfand. Das Ergebnis war positiv, und am 15. Dezember gründeten 36 Mitglieder aus ganz Deutschland den von 1867 bis 1945 in Berlin ansässigen Club, den Fürst zu Hohenlohe-Oettingen anführte, und dessen Generalsekretär zunächst der Chefredakteur des „Sporn“, Fedor Andre, wurde.
Im gleichen Jahr entstand auch die Rennbahn im Leipziger Scheibenholz, während zwölf Monate früher die 1732 gegründete „Preußische Staatsgestütsverwaltung“ beschlossen hatte, die auf die Hauptgestüte Trakhenen und Neustadt/Dosse verteilte Vollblutzucht in Graditz (bei Torgau) zu konzentrieren und den jungen Grafen Georg von Lehndorf zum Landstallmeister zu berufen.
Nachdem im Frühjahr mit den Erdarbeiten begonnen worden war, konnten am 17. Mai 1868 der Preußische König Wilhelm I. und Otto von Bismarck als Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes die neue Rennbahn Hoppegarten mit Hindernisrennen offiziell eröffnen. Die hohen Herren wurden zwar mit einem Viererzug Trakhener abgeholt, doch ein königlicher Empfang war das nicht, denn Hoppegarten hatte noch keinen eigenen Bahnsteig, und der Weg für die Fußgänger zur Rennbahn war eher beschwerlich. Den „Preis von Hoppegarten“ gewann Leutnant von Bülow auf Missunde, und vier Wochen später war auch die Schonzeit für die Grasnarbe der Flachrennbahn vorbei. 1946/47 wurde der Union Club, der während seiner Existenz unglaublich viel geschaffen hatte, im Zuge der Bodenreform enteignet, und danach begann die „volkseigene Zeit der DDR“. Ab 1952 mussten Westberliner zum Besuch der Hoppegartener Rennen eine Sondergenehmigung vorlegen, und der Ausschluss von Privatställen wurde auch erst später wieder gelockert.
1990 organisierte auch der Autor einige deutsch-deutsche Amateur-Rennen in Hoppegarten, Leipzig, und Dresden, und brachte, neben einigen jungen „bundesdeutschen“ Amateuren auch die Ehrenpreise für Trainer, Reiter und Pfleger für die meisten Rennen des Tages mit.
Bei der Saisoneröffnung im März 1990 war das beim deutsch- deutschen Renntag alles wieder vorbei. Gewettet wurde in zwei Währungen, und mit 45.000 Zuschauern kamen wieder so viele Menschen nach Hoppegarten, wie das etwa 1936 beim Großen Preis der Reichshauptstadt der Fall war.
Obwohl die ostdeutschen Pferde in den fünf Rennen 14 Kilo Gewichtsnachlass erhielten, hatten am Ende der Kölner Trainer Trainer Heinz Jentzsch und sein Stalljockey Peter Schiergen vier davon gewonnen. In der Folgezeit zeigte sich, dass der DDR-Generalausgleich aufgrund jahrelang fehlender wirklicher internationaler Vergleiche viel zu hoch geraten war, sodass auch auf diesem Gebiet „Nachbesserung“ nötig war.
1868 wurden auch „Rennkalender“ und Wettreglements publiziert, eine Jährlingsauktion abgehalten und der Trainingsbetrieb zu Hoppegarten gestartet, womit der Union Club ein sehr erfolgreiches erstes Jahr hinter sich gebracht hatte. 1869 gründete Eduard Salomon (von) Oppenheim das Gestüt Schlenderhan, und im ersten Deutschen Derby (Norddeutsches Derby) setzte sich auf dem Horner Moor Ulrich von Oertzens Investment (King of Diamonds) durch. Der Hengst, den Graf Hahn auf seinem Gut Basedow gezogen hatte, und den Reuben Bateman trainierte, musste jedoch unter dem Engländer W. Little erheblichen Startverlust aufholen, ehe sein 29-jähriger Besitzer die 1.400 „Thaler“ Rennpreis beanspruchen konnte.
Während Köln wegen seiner schlechten Bahn und Ställe wieder von der Landkarte verschwand, wurde am 18.1.1873 der „Internationale Club“ in Baden Baden gegründet, den Carl Egon zu Fürstenberg als Präsident anführte, und der seinen Rennsport mit einem Frühjahrsmeeting vom Start brachte. Etwa zur gleichen Zeit standen mehr als 600 Stuten und ca. 170 Hengste in deutschen Zuchtstätten; aus Leipzig kam die Kunde von einem Tribünenumbau, und auch in Hoppegarten standen die Zeichen auf Expansion. Der Weg zum „deutschen Newmarket“, als Rennen wie die Union (2.4000 m), Preis der Diana (2.000 m), Henckel-Rennen (1.600 m) oder der Große Preis von Berlin im Programm standen, war somit beschritten. Wie damals üblich, mussten fast alle großen Rennen mehrfach den Austragungsort wechseln, erlebten mehrfache Distanz- oder auch Namensänderungen, zu denen ganz besonders auch der Bau des Flughafens Tempelhof oder des Olympiastadions im Grunewald und die beiden Weltkriege beitrugen. So wechselte beispielsweise die „Diana“ von Tempelhof über Grunewald nach Hoppegarten, nach einem Gastspiel 1947 zu Düsseldorf weiter nach Mülheim / Ruhr, um nach zwei Jahren Hamburg auf den Grafenberg zurückzukehren. Die Union hatte ähnliche Stationen, kehrte nach Grunewald ein zweites mal nach Hoppegarten zurück und wechselte dreimal die Distanzen wie die Diana, während der Große Preis von Berlin, mehrere Distanz- Orts- und Namenswechsel hinzunehmen hatte, ehe er wieder dort etabliert wurde, wo er 1888 begann, in Berlin-Hoppegarten.
Der Union Club, der im deutschen Rennsport Regie führte, begann das ehemalige Rittergut Dahlwitz zu erwerben und handelte ab 1874 auch als juristische Person. Als solche erließ er u. a. Regeln für Flach-, Hindernisrennen und das Wettgeschäft, führte das Gestütsbuch und gab den Wochenrennkalender heraus. Im folgenden Jahr begann Neuss mit dem Rennsport, und 1876 waren beim ersten siebentägigen Derbymeeting 46 Rennen ausgeschrieben, in denen 232 Pferde um 135.710 Reichsmark antraten.
In Hoppegarten wurde damals fast nur Englisch gesprochen, und die Österreich-Ungarischen Pferde waren fast immer überlegene Ware. Das galt ganz besonders für die in 54 Rennen ungeschlagene Kincsem (1874; Cambuscan), die als Zweijährige zwei Wochen vor dem Derby im Criterium Berlin allen Gegnern überlegen