Erich Glaubmirnix. Gregor Kastner

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Название Erich Glaubmirnix
Автор произведения Gregor Kastner
Жанр Исторические приключения
Серия
Издательство Исторические приключения
Год выпуска 0
isbn 9783961455492



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Sie ganz beruhigt sein“, sagte sie und holte ein Röhrchen nach dem anderen raus und füllte sie mit meinem Lebenssaft.

      „Oh, vier Ampullen mit Blut? Ist aber ’ne ganze Menge, mein Schwesterchen?“

      „Keine Angst! Als weiteren Höhepunkt habe ich hier noch eine schöne Thrombose-Spritze! Und zum Schluss, müssen Sie sich noch ausziehen! Hier haben Sie ein Operationshemd und diese Thrombose-Strümpfe müssen auch angezogen werden! Ich gehe solange raus.“

      Die Schwester verschwand wieder. Aber wenn du denkst, dass das alles war, haste dich gewaltig geirrt.

      Die Schwester kam wieder rein. „Gott sei Dank!“, nicht die Vierundsechzigjährige. Dieses Mal mit einem Tuch und einem Nassrasierer.

      „Legen Sie sich flach hin!“

      Ich tat wie befohlen und Schwester Carola nahm das Hemd hoch und die ganze Männlichkeit lag frei. „Keine Angst, ich rasiere Sie nur!“, und die Klinge machte ihre Arbeit. Es kann nur der Schreck gewesen sein, der die Situation für mich rettete. Ich sah die Schwester an, sie war ja wirklich attraktiv. Normalerweise würde in so einer Situation bei mir alles überkochen. Aber im Moment tat sich nichts. Ich bin mir sicher, dass sie im Anschluss meine Schweißperlen auf der Stirn gesehen hat.

      So ist das nun mal im Krankenhaus: „Was für den einen der blanke Horror ist. Ist für den anderen nur Routine, weiter nichts.“

      Dann ging die Tür wieder auf, und ich wurde in den Operationsaal geschoben.

      Als ich wieder zu mir kam, war ich schon auf dem Weg in mein Zimmer. Dass der Fernseher lief, störte mich nicht im Geringsten. Ich war eh noch schläfrig. Dann hörte ich im Unterbewusstsein ein gleichmäßiges Stöhnen. Da es kein Ende fand, öffnete ich die Augen und sah bei meinem Zimmergenossen eine Ärztin, zusammen mit der Schwester Carola. Kurz darauf hörte das Stöhnen auf.

      „Und wie geht es Ihnen?“, wurde ich im Anschluss von jener Ärztin angesprochen.

      „Mir ist übel! Ich glaub, ich muss brechen!“

      „Kein Problem, hier ist ein Eimer!“

      Schwester Carola griff gleich zu und reichte ihn mir. Ich erholte mich, aber ohne zu erbrechen. Nun kam es zu einem Gespräch mit dem Bettnachbarn. Der erzählte nur von seiner Krankheit und das bis ins kleinste Detail. Ich konnte und wollte es mir nicht anhören, aber ich kam nicht drumherum. Weil das so schrecklich war, will ich es dir nicht zumuten. Deshalb reicht es, wenn ich dir sage, dass er eine offene Wunde am Bauch hatte und er bekam regelmäßig Spritzen gegen seine Schmerzen. Diese hielten zwei Stunden und danach kam das gleichmäßige Stöhnen zurück. Da kannst du dir ja vorstellen, was das für eine Nacht war. Selber Schmerzen, ständig ging das Licht an, die Nachtschwester kam rein, verabreichte ihm eine Spritze und das Licht ging wieder aus. Danach war kurzzeitig Ruhe und wenn du denkst, dass du einschlafen könntest, war das Stöhnen wieder da. Dann ging wieder das Licht an, die Nachtschwester kam rein und alles ging wieder von vorne los. Aber irgendwann wurde es hell und es konnte nicht mehr lange dauern und die schreckliche Nacht war vorbei.

      „Guten Morgen, Herr Löwinger!“

      „Guten Morgen, Schwesterchen!“

      Endlich war Schichtwechsel und die Tagschicht war wieder da. Die Freude war groß, weil Schwester Carola wieder Dienst hatte.

      „Na, wie war die Nacht?“

      „Schwesterchen, fragen Sie lieber nicht. Ich hab die ganze Nacht kein Auge zu gemacht!“

      „So schlimm?“

      „Bin total kaputt!“, und schaute rüber zu meinem Zimmergenossen. Der schien endlich zu schlafen.

      „Alles klar! Ich werde Sie jetzt aufmuntern und das geht gleich mit einer Thrombose-Spritze los! Wohin, wenn ich fragen darf?“

      „Wo Platz ist, immer rein damit!“

      „Also ins Bein“, und Carola stach zu.

      Es dauerte dann auch nicht mehr lange und ich wurde aus dem Bett geschmissen, denn die Betten wurden frisch bezogen. Kurz darauf gab es Frühstück. Glaub mir, es war ein armseliges Frühstück. Maximal was für meine Zahnlücke. Egal, ich ließ es mir schmecken.

      Ich war noch nicht richtig fertig, da kam Carola wieder rein: „Herr Löwinger, ich brauch noch mal Blut von Ihnen. Anordnung vom Chef!“

      Ich machte wie immer meinen linken „Blutabnehme-Arm“ frei und sagte: „Bedienen Sie sich!“

      Die Nadel fuhr wieder rein, verfehlte aber meine Ader.

      „Verdammt, da kommt nix!“

      „Schwesterchen, sie können ja fluchen? Hätte ich nicht gedacht!“

      „Bringen Sie mich jetzt nicht durcheinander, ich muss mich konzentrieren!“

      „Immer noch kein Blut? Nehmen Sie doch den anderen Arm!“

      Aber nein, die Schwestern sind in dieser Hinsicht stur. Einmal gestochen und das Blut muss fließen, egal wie.

      „Schwesterchen, ich hab eine Alternative! Legen Sie mich bitte noch mal an den Tropf und verabreichen Sie mir frisches Blut. Am besten vertrage ich das Blut in Form von Rotwein! Ich nehme auch gleich zwei Flaschen. Der sieht nämlich genauso aus wie Blut und Sie brauchen keine Blutgruppe zu beachten!“

      „Hören Sie auf! Ich kann vor lauter Lachen kein Blut nehmen!“

      Nach einer kurzen Pause wurde ein zweiter Versuch gestartet und siehe da, das Blut strömte. „Na sehen Sie, Herr Löwinger! Der Arzt hat doch noch ein bisschen Blut in Ihnen gelassen.“

      „Ist auch gut so, sonst hätte ich auf den zwei Flaschen Rotwein bestanden!“

      Bei der nachfolgenden Visite durch den Chefarzt wurde festgelegt, dass ich nach Hause darf und mein Zimmernachbar sollte auf die Intensivstation. Ich wünschte ihm alles Glück der Erde. Er konnte es gebrauchen. Nun war die Zeit gekommen und ich musste mich selber wieder anziehen. Am rechten Unterarm sah ich dabei vier Kratzer. Länge der Kratzer circa zehn bis zwanzig Zentimeter. Der Abstand zwischen den einzelnen Spuren verriet mir, dass es Fingernägel gewesen sein mussten. Wer hat solche Fingernägel? Richtig, Frauen! Mein bestes Stück hatte auch gelitten. Es war ein einziger Bluterguss. Der sah wirklich so aus, als wenn man ihn extrem lang gezogen, einen Knoten rein gewürgt und im Anschluss straff zugezogen hätte. „Was war da auf dem Operationstisch passiert?“ Das wird wohl für mich ein ewiges Geheimnis bleiben.

      Als ich gegen Mittag entlassen wurde, gab ich den Schwestern zum Abschied noch zehn Euro in ihre Kaffeekasse und bedankte mich für ihre Freundlichkeit.

      „Sie dürfen zu jeder Zeit wiederkommen!“

      „Lieber nicht!“, war meine Antwort.

      „Haste noch Fragen, Erich?“

      „Ich hab noch einen Tipp für dich. Solltest du mal einen Leistenbruch haben, geh so schnell wie möglich hin und lass dich operieren. Warte nicht so lange wie ich, denn ich hatte auf der rechten Seite einen doppelten Leistenbruch und auf der linken Seite war es der Beginn eines Leistenbruchs.“

      Unwillkürlich fasste sich Erich an seine Leisten und hoffte, dass sie ewig halten.

      „So und nun bin ich wieder dran: Es war Sommer und ich machte Urlaub an der Ostsee. Ich hatte ein schönes Hotel am Strand gebucht und bin gleich im Morgengrauen des nächsten Tages aufgestanden, um den Sonnenaufgang über dem Meer zu erleben. Das Rauschen der Wellen war wie Musik in meinen Ohren und die einzige Unterbrechung dabei waren die Möwen, wenn sie ihr morgendliches Konzert dazu gaben. Aber die Schreie der Möwen harmonierten irgendwie mit dem Rauschen der Wellen …!“

      Erich schaute rüber zu Leo. Er wollte fragen, ob er auch schon mal an der Ostsee war. Da merkte er, dass Leo nicht mehr reagierte. Er war eingeschlafen. Hier sieht man die vielen Jahre Nachtschicht! Es dauerte nicht mehr lange und Erichs Augenlider fingen auch an zu flimmern …

      Erich schreckte hoch und war putzmunter, als er ein