Die Kolonie Tongalen. Chris Vandoni

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Название Die Kolonie Tongalen
Автор произведения Chris Vandoni
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783939043652



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Erfolg verzeichnen können. Darin hatte er geschickt Fiktives mit Realem kombiniert und Grenzen derart verwischt, dass der Leser nicht mehr genau feststellen konnte, was Fantasie war und was nicht.

      Erneut versank Ernest in die Erinnerungen der damaligen Geschehnisse.

      Der Raumgleiter, der damals nur von einer kleinen Crew besetzt war und vom Autopiloten gesteuert wurde, verließ plötzlich ungeplant den Hyperraum. Ernest war der einzige gewesen, der es bemerkt hatte, da der Rest der Crew schlief.

      Im großen Panoramafenster erblickte er eine leuchtende Kugel. Mangels Perspektive war es ihm unmöglich, ihre Größe zu bestimmen. Dies war aber nicht nötig. Denn als sie sich näherte und irgendwann das gesamte Panoramafenster ausfüllte, wusste er, sie war riesengroß. Da ihre Hülle transparent war, konnte er sogar ins Innere sehen. Sie schien in Äquatorhöhe in zwei Hälften unterteilt zu sein. In der oberen konnte er dunkelblaue, skurrile Gebilde erkennen, die in hellem Licht erstrahlten, während die untere Hälfte komplett von dunkelblauer Farbe ausgefüllt war. Eine Quelle dieses Lichts konnte er nicht erkennen. Es war, als würde die gesamte obere Hülle selbst leuchten.

      Kurz darauf begann das Szenario, das sein zukünftiges Leben entscheidend prägen sollte.

      Vor dem großen Panoramafenster erschienen winzig kleine Lichtpunkte, die zuerst langsam, dann immer schneller auf ihn zuschossen. Die anfängliche Furcht wich schnell einer Faszination, als er merkte, dass die Lichter ihm keinen Schaden zufügten. Zudem verspürte er eine gewisse Vertrautheit, die sich noch verstärkte, als die Lichtpunkte ihn immer mehr einhüllten. Ein Rausch des Glücksgefühls überkam ihn, und er ließ sich treiben. Er verlor jegliches Zeitgefühl, jegliche Orientierung. Als er vor lauter Lichtpunkten nichts anderes mehr erkennen konnte, schloss er die Augen, aber die Punkte blieben weiterhin sichtbar.

      Er fühlte sich glücklich und frei.

      Plötzlich verschwanden die Lichtpunkte. Er wurde sich wieder seines Körpers gewahr, hatte den Eindruck, irgendwo zu stehen, spürte Wärme auf seiner Haut. Als er die Augen öffnete, hielt er sofort die Hand schützend davor, um sie vor dem gleißenden Licht zu schützen. Er brauchte einen Moment, um sich daran zu gewöhnen.

      Seine Füße ruhten auf einer dunklen, mattblauen Fläche. Sie gehörte zu einer unförmigen Plattform, die auf glitzerndem Wasser schwamm. Es gab unzählige solcher Plattformen, die alle mit schmalen, unregelmäßig gebogenen Stegen miteinander verbunden waren. Die Ränder der Plattformen wurden von sanften Wellen überspült.

      Ernest blickte in die Ferne und erkannte skurrile, unterschiedlich geformte Türme in derselben Farbe wie die Plattformen. Überhaupt gab es außer dem gleißenden Licht, das von oben kam, und dem Wasser keine andere Farbe als dieses matte Dunkelblau. Am Firmament konnte er keine sichtbare Lichtquelle erkennen, keine Sonne oder etwas Ähnliches. Der gesamte Himmel, wenn es denn einer war, bestand aus Licht, welches diese eigenartige Welt mit einer strahlenden Helligkeit überflutete. Außer dem leisen Plätschern des Wassers herrschte absolute Stille.

      Was war das für ein Ort?

      Wie war er hierhergekommen?

      Außer ihm war nichts und niemand hierher geholt worden. Kein Gleiter, keine seiner Mitreisenden und keinerlei Material. Auch nicht, was er am Körper getragen hatte.

      Aus den Augenwinkeln konnte er plötzlich eine Bewegung ausmachen. Sofort wandte er seinen Blick in diese Richtung und erspähte von Weitem eine Gestalt, die sich über Plattformen und Stegen auf ihn zubewegte. Er kniff die Augen zusammen, versuchte ein klareres Bild zu erhalten, wartete gespannt und erkannte bald darauf einen nackten Jungen mit schwarzem, mittellangem Haar.

      Wenig später stand er Ernest gegenüber und sah ihm vertrauensvoll in die Augen. Ernest kannte ihn nicht, konnte sich nicht vorstellen, wer das war. Trotzdem wurde er den Eindruck einer großen Vertrautheit nicht los.

      »Hallo Ernest.« Die Stimme eines gewöhnlichen Jungen, freundlich, nichts Bedrohliches.

      »Wer bist du?«

      »Nenn mich Ahen.«

      »Wo bin ich hier?«

      »An einem zeitlosen Ort.«

      Ernest sah den Jungen verwirrt an. Etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass er auf weitere Fragen keine Antworten erhalten würde.

      »Ich muss dir eine Botschaft übermitteln«, sprach der Junge weiter.

      »Mir? Eine Botschaft? Warum gerade mir?«

      »Diese Botschaft musst du in dir tragen und mit niemandem darüber sprechen.«

      »Worin besteht dann der Sinn dieser Botschaft?«

      »Wenn die richtige Zeit gekommen ist, wirst du den Sinn erkennen. Dann sollst du darüber reden, sie an andere Menschen weitergeben.«

      »Wie weiß ich, wann es soweit ist?«

      »Du wirst es merken.«

      »Wie lautet die Botschaft?«

      »Eine große Gefahr geht von deinem Heimatplaneten aus. Sie bedroht das gesamte Universum.«

      »Was für eine Gefahr?«

      Der Junge antwortete nicht, sah ihm nur in die Augen.

      »Verstehe. Du kannst mir nicht auf alles antworten. Aber wie kann ich etwas gegen die Bedrohung tun?«

      »Du wirst den Zeitpunkt erkennen, wann du diese Botschaft den Menschen mitteilen musst.«

      »Wann wird das sein?«

      Keine Antwort.

      »Vielleicht lebe ich nicht lange genug, bis dieser Zeitpunkt eintritt.«

      »Du wirst lange genug leben.«

      Wieder starrte Ernest den Jungen verwirrt an.

      Plötzlich streckte Ahen seinen Arm aus und zeigte mit dem Finger auf einen der skurrilen Türme. »Schau.«

      Ernests Blick folgte dem Finger. Sofort sah er, was der Junge ihm zeigen wollte. Der Turm veränderte fortwährend seine Form.

      »Was ist das? Ein Lebewesen?«

      »Es ist dasselbe wie das, worauf du stehst.«

      Sofort blickte Ernest nach unten auf die Plattform, dann zum Rand, der nach wie vor von Wellen überspült wurde. Auch dieser veränderte ständig seine Form, zwar nur minimal, aber doch deutlich erkennbar.

      »Lebt dieses Material etwa?«

      »Nein, aber es ist von Leben erfüllt.«

      »Aber das ist doch …«

      »… ein Widerspruch, wolltest du sagen.« Ahen bückte sich, legte seine flache Hand auf die Oberfläche der Plattform und wartete einen Moment.

      Ernest starrte gebannt hinunter und sah, wie die Hand des Jungen bis etwa zur Hälfte in dem mattblauen Material versank, als würde es schmelzen. Dann hob er die Hand und hielt Ernest die Innenfläche entgegen. Sie war übersät mit einem feinen, blauen Pulver, das sich auf der Haut zu bewegen schien.

      »Was ist das?«

      »Leben. Behalte es gut in Erinnerung.«

      Bevor Ernest seiner erneuten Verwirrung Luft verschaffen konnte, begann es um ihn herum zu flimmern. Erneut wurde er von Lichtpunkten eingehüllt, bis er von der Umgebung, dem hellleuchtenden Firmament, den skurrilen Türmen, den Plattformen und von Ahen nichts mehr sehen konnte.

      Im nächsten Augenblick stand er im Gleiter vor dem großen Panoramafenster, als wäre nichts geschehen. Draußen schwebte die leuchtende Kugel, die sich langsam entfernte und wenig später aus seinem Blickfeld entschwand.

      Der Gleiter tauchte wieder in den Hyperraum ein und setzte den Rückflug ungehindert fort.

      Weitere zweieinhalb Wochen später wurden die Überlichttriebwerke vom System automatisch abgeschaltet. Das Schiff verließ den Hyperraum. Auf dem Ortungsschirm war eine