Die Kolonie Tongalen. Chris Vandoni

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Название Die Kolonie Tongalen
Автор произведения Chris Vandoni
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783939043652



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beschleunigte der fremde Gleiter, schoss nach vorn und versuchte, sich vor ihnen einzuordnen. Ihr Taxigleiter führte sofort eine scharfe Bremsung aus, um einen möglichen Zusammenstoß zu verhindern, was dem Fremden ermöglichte, sich auf Bodennähe abzusenken.

      Christopher und Michelle starrten sprachlos aus dem Frontfenster und hielten den Atem an. »Und was nun?«, fragte Michelle.

      »Ich verstehe auch nicht, was das soll. Ich hatte damit gerechnet, dass er uns anhält.«

      »Da!«, rief Michelle. »Ein Polizeigleiter!« Michelle zeigte mit dem Finger begeistert nach vorn.

      Auch der fremde Gleiter schien die Polizei bemerkt zu haben, denn erhob sich plötzlich in die Luft, drehte ab und verschwand am Himmel. Der Polizeigleiter flog über sie hinweg und verfolgte ihn. Erleichtert lehnten sie sich in ihren Sitzen zurück und atmeten einmal kräftig durch.

      Kurz darauf verließen sie den Taxigleiter und begaben sich durch das mit einer Geschäftspassage, bestehend aus Einkaufsläden, Restaurants und Bars, ausgestatteten Oberdeck in die Abfertigungshalle. Nachdem sie sich beim Check-In identifiziert hatten, gelangten sie in eine weitere Geschäftspassage.

      Als sie die Bar betraten, in der sie sich mit Ernest und Eric treffen wollten, stand urplötzlich Mark vor ihnen. Völlig verdutzt ließen sie sich an die Theke führen, wo er ihnen einen Drink spendierte.

      »Was machst du denn hier?«, fragte Christopher zutiefst erstaunt.

      »Ich wollte mich von euch verabschieden, aber Ernest und Eric sind noch nicht da.«

      »Woher kennst du unsere Abflugzeit?«

      »Kann man doch nachschauen. Wird alles bei der Raumflugkontrolle registriert. Zudem weiß ich, dass dies Ernests Lieblingsbar ist und er sich bisher noch vor jedem Flug hier einen Drink genehmigt hat.«

      Michelle betrachtete Mark abfällig und unterließ es, mit ihm zu sprechen. Dann richtete Mark seinen Blick auf sie und sagte: »Wie ich sehe, habt ihr euch kennengelernt.«

      »Das war kurz, nachdem du dich mit ihr in der Hotelbar getroffen hattest«, erwiderte Christopher und hielt Marks Blick stand, in der Hoffnung, in seinen Augen eine Regung erkennen zu können.

      Aber Marks Miene blieb weiter übertrieben freundlich, als stünde der Hochadel höchstpersönlich vor ihm. »Michelle und ich haben uns im Pharmakonzern kennengelernt, von dem ich den Auftrag für euch erhalten habe. Aber das weißt du bestimmt schon.«

      »Ja, sie hat es mir erzählt«, antwortete Christopher spröde. »Sie hat mir auch gesagt, dass du ihr gedroht hast.« Wieder ließ er Mark nicht aus den Augen und wartete gespannt auf seine Reaktion.

      Dieser lächelte jedoch gelassen, sah zuerst Michelle und dann Christopher an. »Gedroht ist etwas übertrieben. Ich habe ihr lediglich klar gemacht, dass sie mit niemandem darüber reden und auch keine Nachforschungen anstellen darf. Sie ist anscheinend unfreiwillig Zeugin einer vertraulichen Unterhaltung geworden.«

      Michelles kühler Blick, mit dem sie Mark ununterbrochen anstarrte, hätte beinahe eine neue Eiszeit heraufbeschworen.

      »Aber ich finde es sehr erfreulich, dass ihr euch getroffen habt«, fuhr Mark nach einer Weile mit derselben Nonchalance fort. »Ich finde es auch sehr gut, dass sie euch auf eurem Flug begleitet.«

      »Wer hat gesagt, dass ich mitfliege?« Michelles schroffer Ton hätte die soeben entstandenen Eiszapfen in tausend Stücke zersplittern lassen.

      »Es sind vier Personen für euren Flug angemeldet«, antwortete Mark lächelnd.

      »Dann hat Ernest dich also bereits nachgemeldet«, folgerte Christopher und sah zu Michelle.

      »Genau. Diese Daten kann man ebenfalls öffentlich einsehen.« Wieder lächelte Mark. Es schien, als hätte er sich einen Suppenlöffel quer in den Mund gesteckt. Für Christophers Begriffe lächelte Mark seit ihrem Eintreffen in der Bar etwas zu viel.

      Dann standen wie aus dem Nichts plötzlich Ernest und Eric neben ihnen.

      »Da schau einer an.« Ernest lachte herzhaft und klopfte Mark mit der flachen Hand auf die Schulter. »Er ist wieder aufgetaucht. Ich habe mehrmals versucht, dich zu erreichen, landete aber immer wieder bei der reizenden Stimme deines Anrufbeantworters.«

      »Ich war verhindert.« Der Suppenlöffel in Marks Mund verwandelte sich in einen Teelöffel und verschwand dann gänzlich. Er schien verunsichert. »Aber ich hätte mich auf jeden Fall noch bei dir gemeldet. Zudem wollte ich mich doch von euch verabschieden.«

      »Gibt es irgendetwas, was du uns noch mitteilen wolltest?«

      »Eigentlich nicht.« Mark hatte sein Lächeln wiedergefunden. »Nur dass ich euch einen erfolgreichen und angenehmen Flug wünsche. Meldet euch bei mir, wenn ihr zurück seid.«

      »Das werden wir auf jeden Fall.«

      Nachdem sich alle noch einen Drink genehmigt hatten, gab Mark Henderson zum Abschied allen die Hand und schüttelte sie. Michelle verweigerte ihm den Händedruck und wandte sich wortlos von ihm ab.

      Wenig später übergaben sie ihr Gepäck einem dafür vorgesehenen Förderband und erhielten von einem Automaten programmierte Hoverboards, die sie zum richtigen Gate bringen sollten. Sie stellten sich drauf, hielten sich am Griff fest und schwebten durch einen langen Gang zur Plattform einer automatisch gesteuerten Gleiterbahn. Die vorderste von einer ganzen Reihe Fahrkabinen öffnete sich, und sie stiegen ein. Sie bot etwa einem Dutzend Personen Platz.

      Die Fahrt zu ihrem Raumgleiter dauerte ein paar Minuten. Man spürte nicht die geringsten Erschütterungen. Nur der Andruck aufgrund der Beschleunigung vermittelte den Eindruck, dass sich die Kabine vorwärts bewegte.

      Mit einem ebenfalls spürbaren Bremsmanöver hielt sie wenig später an. Nachdem sie ausgestiegen waren, schwebten sie durch ein letztes Kontrollportal, in dem sie gescannt wurden. Der Vorgang dauerte nur kurz. Danach ging es weiter durch ein schmales Fingerdock, welches sie zum Einstieg ihres Raumgleiters brachte.

      Als sie im Eingangsraum ihres Schiffs standen, stach ihnen der Geruch von Reinigungsmitteln in die Nase.

      »Ach herrje«, brummte Ernest. »Es dauert wie gewöhnlich eine Weile, bis sich dieser Gestank verflüchtigt.«

      »Ich könnte eine Pfeife rauchen«, schlug Eric vor.

      »Kommt gar nicht in Frage!«, protestierte Christopher.

      »War nur ein nicht ernst gemeinter Vorschlag«, erwiderte Eric grinsend, der Christophers Reaktion kannte. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich deswegen fast in die Haare gerieten. Aber außer in seiner Kabine hatte Eric bisher nirgends im Raumgleiter geraucht.

      »Christopher, du könntest Mickie herumführen und ihr das Schiff zeigen«, schlug Ernest vor, »während ich den Start vorbereite.«

      »Einverstanden.«

      Christopher führte sie in den Aufenthaltsraum und in die Bordküche, zeigte ihr die sanitären Einrichtungen und das Vorratslager, welches sich im Unterdeck befand.

      Danach gingen sie in den hinteren Bereich des Gleiters, wo er ihr zeigte, wer welche Kabine bewohnte. Die vorderste gehörte Ernest. Gleich gegenüber wohnte Eric. Etwas weiter den Gang entlang gab es noch zwei Kabinen, von denen Christopher die linke bewohnte. Die rechte war unbewohnt und für Gäste gedacht.

      Christopher öffnete die Tür und führte Michelle hinein.

      »Ich hoffe, sie gefällt dir.« Er beobachtete sie von der Seite und kam nicht umhin festzustellen, wie gut aussehend sie war.

      Sie stellte ihre Tasche auf den Boden, sah sich um und lächelte.

      »Und wie es mir gefällt. Wenn ich darf, werde ich mich hier häuslich einrichten.«

      »Nur zu.« Christopher breitete seine Arme aus.

      Anschließend führte er sie ans Ende des Ganges, wo sich der Toilettenraum mit einer Dusche befand.

      »Wir