Hacke, Spitze, Tor. Группа авторов

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Название Hacke, Spitze, Tor
Автор произведения Группа авторов
Жанр Учебная литература
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Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783865069061



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in der Mannschaft mitspielen durften. Der SC Weststadt hatte schließlich eine eigene Mädchenmannschaft. Doch Susanns Vater war dafür eingetreten, den besten Spielerinnen eine Chance im Team der Jungs zu geben.

      Susann und ihre Freundin Martina spielten deshalb seit diesem Jahr in der Jungenmannschaft. Susann schoss zwar nicht mehr ganz so viele Tore wie in der Mädchen-Liga, war jedoch zusammen mit Achim trotzdem die beste Torschützin. Martina war Torhüterin. Sie warf sich mutig jedem Ball entgegen und riskierte in brenzligen Momenten Kopf und Kragen.

      Am Ende des Trainings versammelte Norbert die Mannschaft, um wie gewohnt mit ihnen das nächste Spiel zu besprechen. Norbert war Stürmer in der Herrenelf des SCW.

      „Am Samstag gegen Neuendorf. Das wird ein schweres Spiel“, sagte er. Susann unterbrach den Trainer: „Mein Vater sagt, dass wir kämpfen müssen und uns auch mal trauen sollen, hart zu spielen.“

      Norbert mochte die lebhafte Susann, doch als Trainer konnte er sich nicht einfach dazwischenreden lassen. „Du bist jetzt mal still“, sagte er. „Dein Vater ist nicht der Trainer. Wie ihr spielt, das bestimme nur ich. Wenn wir gegen Neuendorf verlieren, ist das gar keine Schande. Die meisten sind älter als ihr. Ihr sollt euer Bestes geben und fair spielen. Das ist mir wichtig.“

      „Aber wenn wir Meister werden wollen, müssen wir uns etwas einfallen lassen“, rief nun Kevin dazwischen. „Könnten wir nicht am Freitag ein Sondertraining ansetzen?“

      „Für ein Sondertraining habe ich keine Zeit. Und es ist auch nicht nötig“, meinte Norbert. „Wenn wir verlieren, sind wir immerhin Zweiter, und das ist eine tolle Leistung, finde ich.“

      Als sie umgezogen waren, trommelte Kevin die Mannschaft noch einmal zusammen. „Am Freitagabend treffen wir uns auf dem Turnplatz der Schule zum Sondertraining“, erklärte er. „Susanns Paps hat früher in der Oberliga gespielt. Sie fragt ihn, ob er kommt und uns ein paar Tricks verrät.“

      „Aber ist der Norbert nicht sauer, wenn er das mitbekommt?“, warf Olaf ein.

      „Darauf können wir keine Rücksicht nehmen“, erwiderte Susann. „Ihr merkt ja, dass er vor den Neuendorfer Deppen Angst hat. Dabei ist im Fußball alles möglich, sagt mein Papa. Man muss halt mal dem Gegner gegen das Schienbein treten.“

      Nicht alle fanden, dass Susanns Vater recht hatte, aber alle versprachen, zum Sondertraining zu kommen.

      ***

      Der Tag des großen Spiels war da. Es waren mehr Zuschauer als sonst auf dem Sportplatz. Der Fußballverband hatte einen erfahrenen Schiedsrichter geschickt. Zudem stand ein älterer Mann am Spielfeldrand, der am Ende des Spiels den Meister ehren sollte. Zwischen dem FCN und dem SCW musste heute die Entscheidung fallen.

      Susanns Vater unterhielt sich mit dem Mann, der den Meisterwimpel in der Hand hielt. Dann winkte er Susann und Kevin noch einmal zu sich und sagte: „Denkt daran, was ich euch am Freitag erklärt habe. Schärft es den anderen ein: Keinen Ball verloren geben. Wenn es sein muss, mal ein Foul riskieren. Damit verschafft ihr euch beim Gegner Respekt.“

      Norbert warf Susanns Vater einen unfreundlichen Blick zu, weil dieser sich einmischte. Der aber grinste ihn einfach an. Susann und Kevin erhielten einen aufmunternden Klaps und liefen zurück aufs Feld.

      Anpfiff. Die Neuendorfer legten los wie die Feuerwehr. Besonders Bastian Holzer wollte es dem „Weiberverein“, wie er den SCW verächtlich nannte, zeigen. Schon der erste Angriff führte zu einem Tor für den FCN. Bastian tänzelte durch die Reihen der Weststädter. Die Verteidiger wurden ausgespielt. Martina warf sich dem bulligen Angreifer zwar noch entgegen, aber Bastian zirkelte den Ball an ihr vorbei ins Tor. 0 : 1. Das tat weh.

      Und es kam noch schlimmer. Gleich nach dem Anspiel verlor Achim den Ball an Theo Kranzler, der genau so ein Kraftpaket wie Bastian war. Der tankte sich gleich an zwei, drei Weststädtern vorbei und passte den Ball zu Bastian. Dieser setzte sich wieder gegen mehrere SC-Verteidiger durch. Diesmal schoss er von der Strafraumgrenze. Martina kam zwar noch mit den Fingerspitzen an den Ball, konnte den Treffer jedoch nicht verhindern. 0 : 2.

      Als Bastian zur Mittellinie zurücklief, grinste er Kevin frech an. Kevin spuckte wütend auf den Boden. Der Schiedsrichter hob mahnend den Zeigefinger.

      „Denk an Deutschland gegen Ungarn“, sagte Susann. „Jetzt geht’s erst richtig los.“

      Diesmal übernahm sie nach dem Anspiel den Ball. Was Bastian konnte, beherrschte sie auch. Sie umspielte die Gegner so flink, als wären es Slalomstangen, und näherte sich dem gegnerischen Strafraum. Eigentlich wollte sie selbst aufs Tor schießen, aber im letzten Moment sah sie, dass Achim sich freigelaufen hatte. Sie schob das Leder zu ihm rüber, und Achim nutzte geschickt die Chance. Ein knallharter Schuss. Nur noch 1 : 2.

      „Siehst du.“ Susann stupste Kevin an. „Und jetzt pass mal auf, wie wir den Bastian in die Knie zwingen.“

      Der Stürmer des FCN versuchte gerade, den Sololauf, der zum ersten Tor geführt hatte, zu wiederholen. Er setzte seine Schnelligkeit und seine Körperkraft gegen die schmächtigen Verteidiger des SCW ein. Den angreifenden Olaf drängte er dabei einfach zur Seite. Diesmal war Susann jedoch nach hinten geeilt, um in der Abwehr auszuhelfen. Sie fiel nicht auf die Körpertäuschung von Bastian herein. Als er an ihr vorbei wollte, hielt sie dagegen und traf Ball und Schienbein des Gegners. Mit einem Schmerzensschrei ging Bastian zu Boden. Alles erwartete einen Foulpfiff, aber der Schiedsrichter ließ weiterspielen. „Kein Foul. Ball gespielt!“, rief er.

      Susann leitete einen schnellen Gegenangriff ein. Die Spieler des FCN wurden durch die unvermutet heftige Gegenwehr der Weststädter kalt erwischt. Achim nutzte die Steilvorlage von Susann. Er lief frei auf den Torwart zu und umspielte ihn. 2 : 2-Ausgleich. Alles war wieder offen.

      Als sich beide Mannschaften wieder zum Anspiel aufstellten, humpelte Bastian immer noch.

      „Na warte, das setzt Rache“, zischte er Susann zu, als sie das nächste Mal um den Ball kämpften.

      „Versuch es doch, Schwachkopf“, gab Susann zurück. Wieder blieb sie im Zweikampf Siegerin. Bastian war jetzt um einiges vorsichtiger. Er hatte Angst um seine Knöchel. Als ihm Susann allerdings mit dem Ball entwischen wollte, stellte er ihr mit gestrecktem Bein nach. Susann spürte nur sanft Bastians Fußspitze, ließ sich jedoch bei der Berührung fallen und blieb ausgestreckt auf dem Rasen liegen. Der Schiedsrichter pfiff sofort Foul.

      Susann lag mit geschlossenen Augen auf dem Bauch und atmete tief durch. Bastians Fuß hatte sie nur gestreift. Doch sie vernahm freudig, wie der Schiedsrichter sagte: „Nummer 9. Noch so ein Foul, und du marschierst vom Platz.“ Langsam stand sie auf und hinkte bei den ersten Schritten noch ein wenig.

      Bis zur Halbzeit blieb es beim 2 : 2. Der FCN war zwar meist im Angriff, doch die Weststädter hielten tapfer dagegen. In der Pause lobte Norbert seine Mannschaft, ermahnte sie aber, fair zu spielen. Susann flüsterte Kevin zu: „Wir müssen unbedingt das dritte Tor machen. Das geht nicht, wenn die Neuendorfer dauernd angreifen. Wir müssen den Bastian ausschalten.“

      Zu Beginn der zweiten Halbzeit griff der FCN gleich wieder mächtig an. Bastian dribbelte durch die Reihen des SCW. In der Nähe des Strafraums stoppte ihn Susan erneut unsanft. Diesmal traf sie gar nicht den Ball, sondern nur das Schienbein des Gegners. Mit einem Schmerzensausruf ging der große Kerl zu Boden. Am Spielfeldrand stritten sich nun der FCN-Trainer und Susanns Vater lautstark.

      „Platzverweis“, forderten die Neuendorfer, aber Susann schaute den Schiedsrichter wie ein unschuldiges Lämmchen an. „War keine Absicht“, stellte der Unparteiische fest.

      Susann beugte sich über den am Boden liegenden Bastian, als wolle sie sich bei ihm entschuldigen. Dabei raunte sie ihm ins Ohr: „Weichei.“

      Das war zu viel. Bastian versuchte wütend, ihr einen Fußtritt zu verpassen. Der Schiedsrichter bemerkte es natürlich: Platzverweis für Bastian. Halb heulend, halb schimpfend humpelte der Mittelstürmer des FCN vom Platz. Der SCW spielte nun in Überzahl.

      Aber auch gegen zehn Neuendorfer wollte