Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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Название Wörterbuch alttestamentlicher Motive
Автор произведения Группа авторов
Жанр Религия: прочее
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Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783534724758



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und in Ägypten geläufig waren und von den Autoren der Texte zitiert wurden. Diese Motive sind in die Bilder und Geschichten derjenigen Traditionsgemeinschaften übernommen worden, die die alttestamentlichen Texte gelesen haben. Die abendländisch-christliche Kultur ist eine dieser Traditionsgemeinschaften und steht in den Artikeln als Bezugsrahmen für die Motive meist im Vordergrund, während die Wirkungsgeschichte in der jüdischen oder auch islamischen Tradition weniger konstant verfolgt wird. Hinter dieser unterschiedlichen Beachtung der Traditionen steht nicht so sehr eine bewusste Entscheidung für diese oder gegen jene Tradition, sondern der Umstand, dass die meisten Autoren der Artikel christliche Theologen sind, denen die „europäische Mehrheitskultur“, besonders in ihrer deutschsprachigen Ausprägung, vertrauter ist als die eventuell abweichenden Spuren, die die Motive in den Traditionen des europäischen Judentums hinterlassen haben. In den meisten Fällen wird man allerdings davon ausgehen können, dass die Hauptlinien der Wirkungsgeschichte biblischer Motive den beiden Unterbereichen europäischer Kultur – dem christlichen und dem jüdischen Zweig – gemeinsam waren, während die islamische Kultur zwar die europäische Geistesgeschichte im Mittelalter, besonders bis zum 13. Jahrhundert, ganz entscheidend beeinflusst hat, danach aber bis in das 20. Jahrhundert in Europa nur am Rande gegenwärtig war, somit keinen starken Einfluss mehr ausübte.

      Aus dem Gesagten dürfte deutlich sein, dass Motive zwar Basiselemente des Erzählens sind, dass es ihnen jedoch keineswegs an Komplexität fehlen muss. Besonders trifft das dann zu, wenn Motive in verschiedenen Zusammenhängen und über einen längeren Zeitraum hinweg in den biblischen Texten und darüber hinaus Verwendung fanden.

      3 Informationen zum Alten Testament

      Das Alte Testament (AT) – alternative Bezeichnungen sind „Das Erste Testament“ oder „Die Hebräische Bibel“ – ist eine Sammlung von Schriften, die im Vorderen Orient, im „Heiligen Land“, im Gebiet des heutigen Israel, des Westjordanlandes und Jordaniens, aber auch der Staaten Libanon, Syrien, Iran und Irak, entstanden sind. Die Ausdehnung der antiken Staaten Israel und Juda entsprach jedoch zu keinem Zeitpunkt dem damit beschriebenen geographischen Raum, vielmehr wurden einige Schriften deutlich in der Diasporasituation des babylonischen Exils verfasst. Ein großer Teil der Schriften des AT entstand nach dem politischen Untergang des antiken „Israel“ in Gestalt der beiden antiken Staaten Israel („Nordreich“ mit der Hauptstadt Samaria) und Juda („Südreich“ mit der Hauptstadt Jerusalem).

      Was den genauen Zeitraum der Entstehung der einzelnen Schriften des AT angeht, so herrscht hierüber in der Forschung zum Teil große Uneinigkeit. Dennoch ist es möglich und auch sinnvoll, ein paar Eckdaten der Geschichte und Literaturgeschichte Israels zu nennen, die die historische Einordnung der Texte und damit auch deren Verständnis erleichtern. Von Bedeutung sind dabei sowohl die historischen Fakten, die aus schriftlichen Quellen und archäologischen Forschungsergebnissen gewonnen wurden, als auch die Darstellung der Geschichte durch die biblischen Texte selber. Ebenso kann man für die historische Einordnung der Texte in eine „Literaturgeschichte des AT“ einen Grundkonsens ausmachen und beschreiben. Beides soll im Folgenden versucht werden.

      3.1 Literatur

      Über einen weiten Zeitraum der Rezeptionsgeschichte wurden die alttestamentlichen Texte als göttlich inspirierte Werke verstanden, die überwiegend jenen Personen als Autoren zugeschrieben wurden, von denen sie handeln oder denen sie in der Überschrift des jeweiligen Werkes zugeschrieben wurden. Insbesondere galten die ersten fünf Bücher – genannt die „Tora“, der „Pentateuch“ bzw. die „Fünf Bücher Mose“ – als Werk des Mose. Die Prophetenbücher wurden durchgängig als Werk des jeweiligen Propheten angesehen. Diese Sicht wurde bereits im Talmud vertreten und von jüdischen, christlichen und auch islamischen Theologen geteilt, obwohl die Texte selbst teilweise handfeste Argumente gegen diese Autorschaft liefern: Am Ende der Tora wird der Tod des Mose berichtet. Das Buch Jesaja berichtet über Ereignisse, die so weit auseinander liegen, dass sie nicht in ein Menschenleben passen können. Die Tradition (Babylonischer Talmud, Traktat Baba batra 14b–15a) schrieb im Fall der Tora den Schluss des Werkes Josua, dem Nachfolger des Mose, zu (der nach derselben Tradition auch als Verfasser des Buches Josua gilt). Die große Zeitspanne, die das Jesajabuch überblickt, erklärte man mit der prophetischen Fähigkeit des Jesaja, in die Zukunft zu schauen. Jüdische Gelehrte des Mittelalters, wie Ibn Ezra (1089–1164) und Raschi (1040–1105), entdeckten bei ihrer akribischen Lektüre zwar eine ganze Reihe von Schwierigkeiten innerhalb der Texte, nahmen diese jedoch nicht zum Anlass, die vorausgesetzte Autorschaft zu hinterfragen. Erst Baruch Spinoza (1632–1677) wagte diesen Schritt (ROFÉ 2009, 162–176). Als Wendepunkt in der Auslegungsgeschichte der Texte des AT gilt eine Arbeit Jean Astrucs (1684–1766), dessen Deutung der unterschiedlichen Gottesbezeichnungen in den beiden Schöpfungsberichten (Gen 1–2,4a und 2,4b–3) als Geburtsstunde der historisch-kritischen Exegese des Ersten Testaments gilt. Mit diesem Einschnitt wendete sich die alttestamentliche Exegese von der Voraussetzung ab, die vorliegenden Texte seien jeweils das Produkt nur eines Autors. Vielmehr wird heute stets zumindest die Möglichkeit einer komplexen Textentstehung, die mehrere Autoren am Text beteiligt sieht, erwogen. Im Gefolge der Entdeckung Jean Astrucs bildete sich eine Vorstellung von der Entstehung des Pentateuchs heraus, die z.B. von Julius Wellhausen (1844–1918) formuliert wurde und schließlich als „Neuere Urkundenhypothese“ für ein paar Jahrzehnte eine Basistheorie der Auslegung der Texte des Pentateuch darstellte. Nach dieser Theorie in ihrer klassischen Form hat der Pentateuch vier Hauptquellen: Die „jahwistische“ Quelle (J) ist nach dieser Theorie etwa 1000 v. Chr. zu Beginn des antiken Staates Israel unter Salomo entstanden. Kurz darauf sei die „elohistische“ Quelle (E) entstanden. Das Deuteronomium, die Quelle „D“ wurde in Anlehnung an 2 Kön 22 als in der späten Königszeit entstanden gedacht. Die „priesterschriftliche“ Quelle (P), schloss in dieser Sicht einen literarischen Entwicklungsprozess ab, indem sie die anderen Quellen des Pentateuchs im babylonischen Exil in ein Gesamtwerk, nämlich den Pentateuch, integrierte. Zusammen mit dem „Deuteronomistischen Geschichtswerk“ (DtrG), den Büchern Josua bis 2. Könige – im jüdischen Kanon als „Vordere Propheten“ bezeichnet – bildet der Pentateuch eine durchlaufende Erzählung, die von der Erschaffung der Welt bis zum Untergang des Staates Juda mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels und dem Beginn des „babylonischen Exils“ reicht. In der Exegese unserer Tage ist die Grundannahme der historisch-kritischen Exegese, die Komplexität der Entstehungsgeschichte der Texte, unstrittig, doch wird von den ursprünglich angenommenen Quellen nur die „priesterschriftliche“ (P) noch relativ einmütig als Quelle – mit der traditionellen zeitlichen Einordnung – eingeschätzt. Auch die Sonderstellung des Buches Deuteronomium gegenüber den anderen Büchern und Quellen des Pentateuchs ist weitgehend unstrittig. Bei den übrigen „Quellenschriften“ der „Neueren Urkundenhypothese“ herrscht Uneinigkeit darüber, wann sie entstanden sind, welchen Umfang sie haben und ob sie überhaupt existieren.

      Ähnlich wie bei den Texten des Pentateuchs ist auch bei den übrigen Texten des AT die Einheitlichkeit in Frage gestellt worden. Dabei sind die wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf den Kanonteil der Propheten – die „Hinteren Propheten“ des jüdischen Kanons, die Bücher Jesaja bis Maleachi – zwar in ihren Grundlinien weitgehend unstrittig, nicht jedoch in den Details. Das Buch Jesaja enthält drei große Werke: die in ihrem Kern dem Propheten Jesaja zugeschriebenen Kapitel Jes 1–39, das Werk eines anonymen Propheten der frühen Perserzeit, genannt „Deuterojesaja“ (DtrJes), in Jes 40–55 und schließlich den Abschnitt Jes 56–66, in der Exegese „Tritojesaja“ (TrJes) genannt, eine Sammlung, deren Entstehen mit der Schlussredaktion des gesamten Jesajabuches in enger Beziehung steht. Auch die Endgestalt des Zwölfprophetenbuches – „Dodekapropheton“, die Bücher Hosea bis Maleachi – verdankt sich einem komplizierten literarischen Prozess, dessen Spuren in den einzelnen Prophetenschriften gesehen werden. In der Schrift Sacharja werden in analoger Weise zum Jesajabuch drei Teilbereiche unterschieden: (Proto-)Sacharja (Sach 1–8), Deuterosacharja (Sach 9–13; DtrSach) und Tritosacharja (Sach 14; TrSach). Große Teile des Kanonteils „Propheten“ gelten in ihrer Endgestalt als frühestens nachexilische Texte. Der Anspruch auf zumindest einen vorexilischen Kern wird bei den Schriften (Proto-)Jesaja, Hosea, Amos, Micha und in geringerem Maße auch bei Jeremia erhoben. Literaturgeschichtlich bedeutet das: Die große Zeit