Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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IV D 3, IV D 4

      IV E,IV E 5

      Einsatznachrichtenführer

      Pol.Rat Pommerening

      IV-GSt. IV A 1 d (5 Reserve)

       Aus:BAB, R 58/214

      1 Gemeint ist Oleksandr Sevrjuk (1893–1941), ehemals Mitglied der ukrainischen Rada u. einer der ukrainischen Verhandlungsführer in Brest-Litowsk 1917. War 1938 Gesandter der UNR (Ukrainska Narodnja Respublika/Ukrainische Volksrepublik) in Berlin bei der ukrainischen „Vertrauensstelle“ (de facto Verwaltungsinstitution für Emigranten unter Aufsicht der Gestapo wie unter Hinzuziehung des AA) u. diente sich den deutschen Behörden an. Sevrjuk blickte auf das Leben eines politischen Abenteurers zurück, der zwischen Bolschewiki u. Nationalisten hin-und hergeschwankt war, u. somit über keine Hausmacht oder politische Heimat verfügte. Es gelang ihm aber seine Exilkontakte, u.a. zu Leibbrandt, zu vertiefen, als die Karpatho-Ukraine 1938 ins politische Blickfeld des Dritten Reiches geriet. Nach dem überfall auf die UdSSR versuchte er nunmehr seinen Einfluß auch in der Heimat wiederzuerlangen; vgl. Golczewski: Deutsche und Ukrainer 1914–1939, S. 182–192, 764–778, 826f.

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 23. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]

      40 Ausfertigungen, 30. Ausfertigung

      Ereignismeldung UdSSR Nr. 31

      I) Politische Übersicht:

      a) Im Reich: Es liegen keine Meldungen vor.

      b) Generalgouvernement:

      Der Kommandeur der Sipo und des SD für den Distrikt Warschau meldet: Trotz bestehenden Verbotes kehren täglich Angehörige fremder Volksgruppen (Russen und Ukrainer) nach den ehemaligen polnischen Ostgebieten zurück. Die Leiter der Komitees weisen zwar ständig darauf hin, daß das Überschreiten der Grenze verboten sei. Der Übertritt geschieht jedoch immer ohne Kenntnis, und sie erfahren davon immer erst zu spät. Von seiten der Führung der Komitees wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß diese illegalen Rückwanderer für die deutsche Verwaltung verloren gehen.

      c) Jugoslawien:

      Der Chef der Einsatzgruppe Belgrad meldet: Am 19.7.41 wurden bei einem Streifendienst in der Nähe von Sopot (40 km von Belgrad entfernt) 5 serbische Gendarmen sowie ein Gemeindevorsteher durch unbekannte Täter erschossen. In der Nacht vom 21. zum 22.7.41 hat eine Bande von 80 Personen mit 6 Maschinengewehren den Ort Kamenica (20 km von Valjevo entfernt) überfallen. 5 serbische Gendarmeriebeamte, der Kommandant und sämtliche Behördenorgane wurden als Geiseln verschleppt. Nach der Explosion in Belgrad am 20.7.41 wurden bei einer Durchsuchung 30 kg Nitroglycerin sowie 100 kg kommunistisches Propagandamaterial, daneben eine Pistole und ein Gewehr mit 100 Schuß Munition gefunden. Es ist der kroatischen Polizei gelungen, in Sibenik, Moravice eine kommunistische Terrorbande auszuheben. Vorgefundenes Material deutet auf eine Zusammenarbeit zwischen Serben und Kommunisten hin. Das bei den kommunistischen Bombenanschlägen in Norddalmatien vorgefundene Sprengmaterial stammt aus Triest. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, daß die Serben in den von den Italienern besetzten Gebieten Dalmatiens ausserordentlich freie Hand haben. Kroatischerseits wird dies als ein weiterer Erpressungsversuch durch die Italiener angesehen.

      II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

      Einsatzgruppe A: Standort Nowoselje.

      Einsatzgruppenchef meldet, daß mit Panzergruppe 4 und Heeresgruppe Nord genaue Vereinbarungen über den Einsatz in Petersburg getroffen wurden. Die sicherheitspolizeiliche Arbeit und die Sicherung der Stadt ist ebenfalls bereits genau befohlen und die Panzergruppe 4 hiervon verständigt.

      Einsatzgruppe B: Standort Borissow.

      1) Sonderkommando 7a, Standort Witebsk, meldet: Die Stadt Polozk war systematisch angezündet. Alle Partei-und Verwaltungsbauten restlos ausgebrannt, Bevölkerung kaum vorhanden. EK ging daher nach Witebsk1 weiter. Witebsk noch mehr als Minsk zerstört und zwar ausschließlich durch Brandstiftung der Russen. NKWD-Gebäude und sonstige Verwaltungsbauten völlig ausgebrannt. Lediglich das Parteigebäude war erhalten. Sehr wenige Materialien vorhanden, das zwecks Sichtung zusammengetragen wurde. Der für Witebsk bestimmte Weißruthene zieht im Einvernehmen mit Stadtkommandant weißruthenische Verwaltung auf. Ernährungslage der Stadt sehr schwierig, da Bauern aus der Umgebung nicht liefern. Sie nehmen kein russisches, sondern nur deutsches Geld oder machen Tauschgeschäfte. Elektrizitätswerk zerstört, wenige Brunnen, Industrie, vor allem Textilindustrie, völlig vernichtet. Ein Textilwerk beschäftigte bisher 15000 Personen. Von den bisherigen 170000 Einwohnern waren 50 bis 60000 Juden. Vorherrschende Sprache russisch, nicht weißruthenisch. In dem Landbezirk Witebsk haben Russen Vernichtungsgruppen eingesetzt, die lebenswichtige Betriebe und ganze Städte systematisch vernichten. Diese Vernichtungstrupps sind 10 bis 15 Mann stark und arbeiten mit Komsomolangehörigen zusammen. Bevölkerung hat z. T. Selbstschutz versucht, konnte sich aber nicht durchsetzen, zumal auch Gefängnisse und Irrenhäuser geöffnet wurden. Leiter des Gebietes Witebsk und beauftragter Sowjet war der in der Liste des RSHA genannte Strulow. Er ist flüchtig. Fahndung eingeleitet. Kurz vor Räumung Witebsk durch die Sowjets wurde ein größter Teil der leitenden Persönlichkeiten der Industrie wie auch Arbeiter mittels Eisenbahn nach anderen Gegenden verschickt. Es hat den Anschein, daß die Sowjets alle Industriearbeiter im Wolgagebiet zusammenziehen, um dort eine Industrie aufzubauen bezw. die vorhandene Industrie durch Facharbeiter zu verstärken. Bei Witebsk ist eine russische Kuriermaschine mit äusserst wertvollem Material notgelandet. Es wurde u.a. eine Geheimanweisung des Juden Mechlis, Leiter der politischen Organisation der Roten Armee, über die Bildung von Partisanentruppen gefunden. Weiter ist Stalin’s Sohn aus erster Ehe beim AOK 4 in Gefangenschaft geraten. Er war Oberleutnant der Panzerwaffe. Über militärische Dinge hat er sich bisher nicht geäussert, sondern nur über politische und wirtschaftspolitische Fragen sowie einige interessante Einzelheiten aus dem Leben seines Vaters.2

      2) Sonderkommando 7b, Standort Orscha, meldet: Vorauskommando nach Mogilew unterwegs. Bobruisk, Borissow und Loschnicza wurden überholt. In Loschnicza und Umgegend Bevölkerung positive Haltung. In Borissow hatten die Funktionäre einen ungeheuren Druck auf die Bevölkerung ausgeübt. Juden waren hier verhältnismäßig ohne Einfluß.

      3) Vorkommando Moskau steht noch in Tolotschino. Die Auskämmung des Kessels Orscha und etwa 30 km östlich Smolensk wird etwa 8 bis 10 Tage in Anspruch nehmen. Die Panzer erhalten Munition und Brennstoff nur durch Flugzeuge. Die Wege nach Smolensk sind nach wie vor stark gefährdet und für schwere Fahrzeuge unbefahrbar.

      4) Einsatzkommando 8, Standort Borissow, meldet: Das rückwärtige Heeresgebiet legt seine Ostgrenze bis zur Beresina vor. Teiltrupps des EK sind in Minsk, Sluzk, Bobruisk und, sobald Feindlage es gestattet, auch in Mosyr und Retschiza.

      5) Einsatzkommando 9, Standort Wilejka, hat Befehl, nach Wilejka und Molodecno vorzuziehen, um den Bezirk Wilejka sicherheitspolizeilich zu bearbeiten. Ein Nachkommando wird in Wilna zurückbleiben, bis Ablösung durch ein Kommando der Gruppe Stahlecker erfolgt.3

      Stimmung und Lage in den besetzten Gebieten: Die politischen Möglichkeiten in den baltischen Staaten, im weißruthenischen Raum und der Ukraine sowie im Kaukasus sind wesentlich bessere als im weiteren Osten und für politische Absichten seitens des Reiches aufnahmefähig. Es ist daher zweckmäßig, die Volkstumsbestrebungen nicht nur dieser Gebiete zu unterstützen, sondern auch bei Antreffen weiterer Völkerschaften diese in ihren Nationalbestrebungen zur Aufspaltung des russischen Einheitsgefühles zu unterstützen. Bei dem Vormarsch in das eigentlich großrussische Gebiet wären propagandistisch nicht mehr Fragen der äusseren Politik, sondern der inneren Politik und Wirtschaft anzuschneiden. Praktisch geschehe dies in der Zuteilung von 1–2 Hektar Land für eigenen Gebrauch an die Bauern, die Aufhebung der Kollektivierung der Viehbestände und ihre Überstellung an die Kolchosbauern sowie vor allen in der Zusage, daß in späterer Zeit die Kolchose ganz aufgelöst würde.4 Wichtig wäre auch die Versorgung im kleinsten