Dunkler Paladin. Cole Brannighan

Читать онлайн.
Название Dunkler Paladin
Автор произведения Cole Brannighan
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783948695378



Скачать книгу

stach zu. Flammen fraßen sich durch den Krummling und verzehrten die dämonische Existenz. Noch bevor der Krummling zu Asche zerfallen war, riss Finn an den Zügeln und schlug einen Angreifer mit der Hüfte seines Reittiers zur Seite. Die magische Gegenwart der Kreaturen zog und zerrte an Finns Mut, um ihn zur Panik und Flucht zu bewegen. Doch er hielt stand und kämpfte weiter.

      Unter seinem Pferd knirschte es, als die Hufe auf die Brust eines Gefallenen drückten. Die Rüstung war so zerkratzt wie das Gesicht, das in Fetzen vom Schädel hing.

      Finn unterdrückte einen Würgereiz. Eine Kralle grapschte nach seinen Stulpenstiefeln und versuchte, ihn vom Pferd zu zerren. Mit einem Daumendruck ließ Finn seine Waffe auf Kurzschwertgröße einschnappen und schlug dem Krummling auf den Schädel, dann blickte er nach vorn.

      Bruder Eferus behauptete sich neben zwei berittenen Leibgardisten gegen die Angreifer. Sie standen abseits der Kutsche des Exarchen, an dessen Tür sich ein Krummling zu schaffen machten.

      Finn trieb sein Reittier an, erreichte ihn und stieß dem Dämon die Lahras in den Nacken. Dann wendete er und wollte Bruder Eferus unterstützen, doch im Bruchteil einer Sekunde vergingen die Angreifer in einem Schwall aus Rauch und Asche.

      »Bei den Verfluchten Sieben, was … «, stammelte Finn.

      Jar Delinweyn sprang vom Pferd und beugte sich über einen Verwundeten.

      »Gut gekämpft! Du siehst ein bisschen blass aus. Hat Waffenmeister Senash dir nichts über die Taktik der Krummlinge vermittelt?«, schnaufte Bruder Eferus.

      Finn wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er sah Jar Delinweyn nach, der in die Kutsche stieg. Seine Männer zogen ihre Kampfgefährten von der Straße.

      »Nein, nicht so ganz.«

      »Sie machen am Anfang Druck, wenn sich das Blatt wendet, verpufft ihr Angriff im Nichts. Seien es die Krummlinge, Urhana, Skarsdämonen, Flüsterlinge oder andere Unnaturen. Senash hat mich gelehrt, dass es die Kultisten sind, die sie beschwören und gegen uns hetzen.«

      »Ich habe keinen von denen gesehen.«

      »Ist auch besser so. Kultisten sind Besessene, Getriebene, die keinen Schmerz kennen und im Namen der Dämonengötter das Antlitz der Jorvenlande besudeln. Hast du in Dämonologie nicht aufgepasst?«

      »Ich … ich habe mich auf die Kampfkunst fixiert«, gestand Finn.

      »Mach dir keine Sorgen. Solange du kämpfen kannst, kannst du auch überleben. Wissen lässt dir keine Körperteile nachwachsen. Wissen bringt dein Herz nicht wieder zum Schlagen.«

      Jar Delinweyn stieg aus der Kutsche, nahm seinen Helm vom Kopf und richtete sich den blonden Pferdeschwanz. In seinem Bart trug er Zöpfe, die ihn als Sieger vieler Zweikämpfe auswiesen. »Wir reiten weiter bis zur Dämmerung. Dann dürften wir auf eine Zollstation treffen, wo wir übernachten werden. Er räusperte sich und spuckte Blut, bevor er weitersprach. »Ich habe noch nie Kampfpriester in der Schlacht erlebt. Ihr habt meinen Respekt. Der Exarch lässt Euch seinen Dank ausrichten und bittet Euch, heute Abend mit ihm zu speisen.«

      »Wir nehmen die Einladung gern an, Jar Delinweyn«, antwortete Eferus.

      »Was ist mit den Gefallenen?«, wollte Finn wissen.

      »Die erhalten ein Kriegerbegräbnis, gleich hier, wo sie tapfer gekämpft haben und gefallen sind.«

      Das Feuer des Kamins wärmte den Besprechungsraum der Stadtgarde, dessen gemauerte Wände mit überkreuzten Speeren, Schilden und Hasenfallen geschmückt waren.

      Zwei Stadtgardisten eilten durch die Tür und trugen das Essen auf.

      Finn schob ein Stück Fasanenbrust zwischen zwei Scheiben Schwarzbrot und liebäugelte mit dem Würzwein. Aber stattdessen entschied er sich für einen Becher Wasser und trat an den Kartentisch, an dem sich Bruder Eferus, Jar Delinweyn und der Exarch unterhielten.

      In seiner amethystfarbenen Magierrobe überstrahlte Gamrion die Umstehenden. Goldranken wuchsen auf dem Stoff, vom Saum über den Fußknöcheln bis zu den Goldaufschlägen an Hals und Ärmeln. Er nahm kurz sein Barrett ab, fasste seinen Haarschopf zusammen und setzte sich die Kopfbedeckung wieder auf.

      »Ich möchte keinen weiteren Überfall riskieren, wählt eine andere Route«, forderte der Exarch im Dialekt der Wranier. Sie hatten eine eigene Form Jorvisch zu sprechen, in der sie Sätzen einen Hauch von Melodie einflößten, als wollten sie einen Singvogel locken. Dazu unterstrichen seine Mandelaugen, die Klarheit und Weisheit vermittelten, seine wranische Herkunft.

      »Mein Exarch mit Verlaub, das war kein Überfall. Dämonen attackieren keine Kutschen in Begleitung zweier Kampfpriester und einer Leibgarde, die das Zinnoberrot der Königstruppen trägt. In Tilayndor nennen wir so etwas einen Hinterhalt. Ich rate Euch, Eure Erkundungsreise abzubrechen.« Nach seiner Ausführung stürzte Jar Delinweyn seinen Würzwein in einem Zug hinunter und wischte sich den Vollbart mit dem Ärmel trocken.

      »Dann sollten wir zurück und dieses Ereignis mit Regent Escheran in Wranis besprechen. Welchen Weg würdet Ihr mir raten, damit wir nicht riskieren, wieder in einen Hinterhalt zu geraten?«

      »Ich würde Euch die Weiterreise über den Seeweg empfehlen. Bis nach Rugand haben wir noch eine halbe Tagesreise, von dort aus könnten wir auf ein Schiff übersetzen, das uns nach Wranis bringt.« Jar fuhr mit einem Finger nach Süden an der Küstenlinie entlang und tippte auf eine orangefarbene Krone, die um eine Dattelpalme prangte.

      Bruder Eferus spülte einen Kanten Schwarzbrot mit Wasser herunter. »Mit Eurer Erlaubnis werden Bruder Finn und ich unseren Großmeister in Helinas über den Dämonenangriff in Kenntnis setzen. Vielleicht sind noch andere Reisende Opfer solcher Angriffe geworden.«

      »Ebensolche Berichte sind der Anlass meiner Reise. Da die Königstruppen im Norden mit den marodierenden Barbarenstämmen beschäftigt sind, hat der König Söldnern den Schutz im Inneren der Jorvenlande übertragen. Allerdings gibt es seit einem Jahr vermehrt Beschwerden, dass die Mietklingen nicht nur wenig taugen, sondern auch selbst zu einer Gefahr werden. Regent Escheran aus Wranis erwartet von mir einen Bericht, den er dem König vortragen möchte. Ich dachte nicht, dass es so schlimm ist, dass sogar eskortierte Reisende angegriffen werden, daher brauche ich Euch an meiner Seite, Bruder Eferus. Wir wissen nicht, was uns auf dem Weg nach Wranis erwartet. Dennoch muss Euer Ordensführer von den Geschehnissen erfahren. Bruder Finn, bestellt Großmeister Raukhar meine Grüße.«

      Finn nahm die Schriftrolle entgegen und sah zum Exarchen auf, der sogar Eferus überragte. »Ich werde Eure Botschaft überbringen.« Sein Kopf nickte, aber sein Herz trauerte um die Gelegenheit, seinen Mut an der Seite seines Ordensbruders beweisen zu dürfen. Andererseits war er froh, dass er nicht mit nach Rugand musste, wo er die schlechten Tage seiner Kindheit durchlebt hatte. Er richtete die Gürtelschnalle aus punziertem Messing an seiner Hose und verließ den Raum.

      .

      Wolkenrudel marmorierten den Himmel und ließen das Orange der Abenddämmerung durch ihre Lücken blitzen. Eine Herbstbrise wirbelte Finns Umhang umher und ließ ihn vor seinem Sichtfeld flattern.

      Er hatte die Handelsstraße nach Helinas erreicht und trabte hinter einem Planwagen her, der sich durch die Furchen arbeitete, die unzählige Handelskarawanen in den Boden gepflügt hatten.

      Finn hoffte, dass er beim Vorbeireiten nicht angesprochen und um einen Segen gebeten wurde, denn darauf hatte er mittlerweile noch weniger Lust als auf Eskorten.

      Während er den Wagen einholte, scherte vor dem Klappergespann ein gepanzerter Reiter in Zinnoberrot aus. Dieser ließ sein Pferd neben den Wagen zurückfallen und ordnete die graumelierten Haare auf seinem Wuschelkopf. Seine Rüstung zierten unzählige Flickstellen. Ohne Zweifel ein Schlachtenveteran.

      Finn sah sich um. Seltsam. War er ohne Geleit? Hatte er eine Mission? Oder wollte ihn sein Herr